SPASS AN (DER) FREUD
"Spannenlanger Hansl,
nudeldicke Dirn!
Geh'ma in den Gartn,
schüttel ma die Birn.
Schüttelst Du die großn,
schüttl ich die klein.
Wenn as Sackerl voll is,
geh'ma wieda heim!"
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Der Hans drückt das Lieserl an sich was das Zeug hält und flüstert ihr ins Ohr: "Meinst net, 's wär Zeit zum Birnen schütteln?"
"Was jetzt, mitten in der Nacht?", fragt das Lieserl mit glänzenden Augen.
Und schon drehn sich die beiden wieder zur Polka. "Eins, zwei, eins, zwei .... "
Der Abend ist perfekt. Kirtag, die "Musi spüit", Ende September, eine laue Luft wie mitten im Sommer, und der Vollmond dreht sich über den Himmel, als ob er tanzen möcht wie die Leut da unten..
Der spannenlange Hahnsel in der Krachledernen vom Hans freut sich über eine gute Aussicht, auch wenn der Laden noch zu ist, und dem Lieserl pumpert das Herz in ihrem mehr als wohlgeformten Leib, während ihr der ausladende Busen förmlich aus dem spitzenbesetzten Ausschnitt ihres Festtagsdirndls hüpft.
Der Tanz ist aus, der Hansl drückt seinem Lieserl verwegen einen dicken Schmatz aufs linke Wangerl und einen zweiten übermütig auf das verführerische Dekolleté.
"Ja spinnst denn du, vor alle Leut!", zischt die Liesl, gibt dem Hansl einen Schubs und rennt auf und davon in die Nacht hinaus, über die taufeuchte Wiesn und weiter in den Obstgarten vom Nachbarn. Der Hansl hinterher "wia da Närrsche".
Jetzt haben endgültig alle bemerkt, was sich da "so ganz heimlich" abspielt. Die Festgäste grinsen sich eins.
"Des is aber auch a küssige Luft heut!", denkt sich die Mutter, schaut ihrem Lieserl wehmütig nach und drückt ihrem Franzl die Hand verdächtig fest um die Hüften. Der alte Opa nimmt ein paar kräftige Züge aus seinem Bierglas und der glücklose Seppl lässt wehmütig seinen Blick über die Reihe der Mädchen schweifen. Ein selbstvergessener Zucker entringt sich seinem Unterleib. Erschrocken und verschämt senkt er den Blick und vertieft sich in seinen Rotwein, wenn's für ihn schon sonst nix zum Vertiefen gibt.
Unter einem großen Birnbaum erwischt der Hans das Lieserl am Schürzenbandl, die Masche geht auf und der verdutzte Hans steht da mit der Schürze in der Hand. Liesl dreht sich um. "Gibst die Schürze wieder her!", fordert sie mit drohendem Unterton, aber ihr Gesicht lacht wie eine Sonnenblume, der ein ganzer Schwarm Bienen um die Nase fliegt.
Der Hansl hält die Schürze wie ein Torero sein rotes Tuch. "Wennst die Schürze willst, dann musst schon herkommen!" fordert er hinterlistig. "Da kannst lang warten!" gibt sie ihm patzig zurück und wiegt verführerisch ihre schürzenlosen Hüften. Durch den Schlitz im Rock vom Dirndl, der normalerweise von der Schürze bedeckt ist, blitzt die weiße Unterwäsche.
Hansl geht zum Angriff über. Liesl weicht im letzen Moment aus und der arme Hansl fliegt der Länge nach auf den Boden. Jetzt muss die Liesl ihn natürlich trösten. Sie kniet sich über ihn, dreht ihn herum und schaut ihm schuldbewußt in die Augen.
"Wart nur, du nudeldicke Dirn du, dir wer' ich's schon zeign!", scherzt er und knuddelt sie an der Taille, dort, wo das süße Fleisch so richtig schön in die Breite quillt. Eine große, saftige Birn hat er sich da aufgelesen. "Was nudeldick? Wo is denn da die dicke Nudel, ha?", feixt übermütig lachend die pralle Dirn. "Drin!", sagt lakonisch der Hansl und auf einmal ist es eine ganze Weile mucksmäuschenstill. Und dann gehn sie an die Arbeit, die beiden, da wird geschüttelt, was das Zeug hält. Der unverschämte Mond am Himmel kriegt Stielaugen, aber just in dem Moment schiebt sich eine tugendhafte, kleine, weiße Wolke dazwischen.
"Jetz is as Sackerl aba voll", seufzt die Liesl irgendwann zufrieden und der Hans lässt leicht erschöpft den Kopf auf ihre Schulter sinken. "Wirklich voll? Randvoll?", flüstert er ihr ins Ohr und ist noch nicht so ganz überzeugt. "Geh ma wieder heim!", meint er auffordernd. "Da könna ma fleißig weita übm mit 'm Birnen-Schütteln und mit'm Sackerl füllen! So gründlich, as vasprich i dia, bis was Kleins drinnan waxt. Meinst net?"
Und Liesl hat offenbar gar nichts dagegen einzuwenden. Ganz zahm nimmt sie ihn an der Hand und folgt ihm ins Haus. Schließlich sind die beiden seit zwei Wochen verheiratet und können es im Grunde gar nicht mehr erwarten, so ein kleines, süßes "Birndal" in Händen zu halten.
Und wenn's erst mal so weit ist, dann werden sie dem kleinen Balg wie Generationen von Eltern davor, mit völlig unschuldigen Kinderliedchen und ach wie braven Märlein die Zeit versüßen.
© Gerlinde File