Humor & Satire
Der Spion

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"Der Spion"
Veröffentlicht am 02. September 2018, 18 Seiten
Kategorie Humor & Satire
http://www.mystorys.de

Über den Autor:

Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten. Hoffentlich glückt es. Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren. Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert. Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.
Der Spion

Der Spion

Vorbemerkung

Heute ist das Thema Überwachung in aller Munde.

In dieser kleinen Geschichte erreicht dies den ganz normalen Alltag.

Gute Unterhaltung!


(wieder eingestellt: 28.12.2018)







Copyright: G.v.Tetzeli

Cover: G.v.Tetzeli

Der Spion

Das gemeinsame Leben zwischen mir und meiner Holden lief eigentlich in geordneten Bahnen ab. Sie ermunterte mich zu meinem Hobby, dem Schreiben, weil ich dann in ihrem Haushalt nicht so viel Unfug anstellen konnte. Ich hingegen unterstützte sie bei ihrer Kochkunst, probierte und fraß alles auf.

Da ich es noch nie erlebt hatte, dass mir die Speisen nicht mundeten, gab unsere altgediente Personenwaage eines Tages den Geist auf. Ich glaube, dass irgendeine Feder geplatzt, oder gebrochen war. Die Waage blieb auf null. Ich hatte der besseren Hälfte eine ganze Zeit lang verschwiegen, dass das Gerät kaputt war und erzählte von kleineren

Erfolgen hinsichtlich meines Gewichts. Aber irgendwann kam es doch auf, dass ich nur recht erfinderisch war. „Damit ist jetzt Schluss“, verkündete meine Holde. Ich wurde blass. Am nächsten Tag wurde eine neue elektronische Waage angeschafft. Sie war ekelerregend genau. Täglich musste ich mich der deprimierenden Prüfung unterziehen. Ich hatte alles versucht. Ich stützte ein wenig am Waschbecken, versuchte es mit Verlagerungen, aber das Biest ließ sich nicht übertölpeln. Meine Holde setzte auf die Diät.

Nach einem köstlichen Salatblatt zum Abendbrot, legten wir uns Schlafen. In der Nacht schlich ich in die Küche und plünderte

den Kühlschrank. Ein paar Scheibchen Salami, die echt Ungarische, ein winziges Stückchen Käse, ungefähr 343 g, und ich ergänzte mit dem Rest Sahnetorte. Am nächsten Morgen wurde mein Einbruch bemerkt.

„So geht das nicht weiter“, stellte meine Holde fest. Auch diesmal erschrak ich nicht umsonst.

Sie hatte ein Babyphone besorgt. Die Station befand sich vor dem Kühlschrank, das mobile Empfangsteil hatte die fürsorgliche Mutter. „Ich möchte auch einmal eine Nacht beruhigt durchschlafen können“, maulte sie, „ohne dass ich dauernd prüfen muss, ob Du nicht fremd gehst.“ „Ich würde niemals…“ „Geschenkt!“ „fremd gehen.“

„Du weißt schon, wie ich das meinte“, erklärte sie streng. In der nächsten Nacht testete ich die Technik und schlich in die Küche. Die Ausrede hatte ich schon vorher ausbaldowert. Tatsächlich schrie das vermaledeite Empfangsteil im Schlafzimmer auf und meine Holde raste herbei.

„Was ist denn? Ich habe nur den tropfenden Wasserhahn abgedreht.“

„Der Hahn kommt jetzt in die Heia, sonst wird noch etwas ganz Anderes abgestellt.“ Dieses Babyphone war ein echter Killer!


Ich musste ihm Herr werden. Das Sendeteil wurde von einer Batterie versorgt, weil meine Holde ganz richtig vermutet hatte, dass ich

einfach den Stecker hätte ziehen können. Jedoch könnte ich heimlich den Akku entfernen. Das wäre doch ein Kinderspiel, dachte ich. Ich musste nur warten, bis sie Einkaufen ging. Sie hatte mir vorher noch mit diabolischem Grinsen wissen lassen, dass dieses Babyphone eine Reichweite von fünf Kilometer hätte und ich wusste dass der Supermarkt nicht weit genug entfernt war. Es gab da nämlich ein weiteres, mobiles Empfangsteil, das sie immer mitnahm.

Mein Angriff auf die Stromversorgung scheiterte, weil da eine gewisse Dame das Akku-Fach verplombt hatte.

Dieses Scheißding wurde zu einem echten Problem.

Andererseits betrachtete ich dies auch als

Herausforderung. Als die bessere Hälfte mit übervollem Einkaufskorb heimkehrte, lief mir das Wasser im Munde zusammen. Eine Unzahl an Köstlichkeiten wurde im Kühl-Safe verstaut, sogar Schokolade. Es war zum Verzweifeln.

„Du kriegst schon, aber brav zugeteilt.“ Sie hatte den Humor einer hungrigen Hyäne, so hungrig, wie ich.


Am nächsten Tag suchte ich ein Elektronik Fachgeschäft auf.

„Wie kann ich ein Babyphone überwinden.“ „Ausschalten, oder kein Baby anschaffen.“ Witzbold! Ich erklärte mein schreckliches, grausiges Schicksal. Der Mann hatte Verständnis, zumal sein Körper auch

Gravitationsbenachteiligungen aufwies.

„Ich denke, man müsste den Funk beeinflussen, oder unterbrechen.“

Ich war aufmerksam.

„Haben sie eigentlich nie den Gedanken gehabt in der Nacht das Empfangsteil im Schlafzimmer zu entfernen“, fragte er. Natürlich hatte ich Naheliegendes nicht übersehen. Es war nur so, dass die bessere Hälfte einen sehr leichten Schlaf hatte. Wenn sich eine Fliege hinter dem Knie kratzte, dann war sie schon hellwach.

Es blieb also nur die elektronische Variante. Der gewichtige Leidensgenosse vom Fach, der sich glücklich schätzte ein Single zu sein, und ich rangen um eine Lösung.

„Es gibt kleine Störsender“, raunte er mir zu,

„aber die sind in Deutschland verboten.“

Mist!

„Sie können nur selber, sozusagen illegal, einen zusammen basteln."

Im Endeffekt war ich auf mich alleine gestellt. Jede Nacht machte ich Überstunden im Keller. Im Internet suchte ich nach Bauplänen, Anleitungen. Besorgt hatte ich mir den Grundbaukasten „Der kleine Elektroniker“ und kaufte winzige Teile dazu, wie gewisse Kondensatoren und Spezielle, kleine Platinen. Nach fünf Wochen war es geschafft.

Ich erinnere mich genau, es war der Freitag, der dreizehnte, als ich mit meinem Handgerät auf unerlaubte Pirsch ging. Ich hatte den

Störsender Babykill benannt. Also hatte ich den Potentiometer von Babykill voll aufgedreht und eroberte den Kühlschrank. Kein Alarm! Ich war raffiniert.

Von der angebrochenen Schokolade nur ein Stückchen, nur einen Teil der Kuchenschnitte. So verfuhr ich auch bei allen anderen Köstlichkeiten. Leise schlich ich zurück. Natürlich war meine Holde fast wach.

„Ich war nur schnell auf dem Örtchen“, flüsterte ich und sie schlief weiter.

Es hatte nicht gebrüllt, nichts ausgelöst und ich fühlte mich als Tausendsassa.


Es war nicht nur Übermut, sondern einzig die Verführung, dass ich diesem Kühlschranksafe ein Schnippchen schlagen konnte, dass ich

am Vormittag schon wieder tätig wurde.

Sie war nämlich unterwegs, einkaufen.

Als sie zurück kam, stellte sie die Beute auf den Küchentisch und begann den Kühlschrank zu befüllen. Sie hatte wohl nichts bemerkt.

„Ich muss Dir etwas erzählen“, japste sie. „Es ging drunter und drüber.“

Ich war etwas zerstreut, weil ich überlegte, ob Babykill im Keller hinter den Pflaumen-Kompott-Gläsern gut genug aufgehoben war. Ich nickte trotzdem interessiert.

„Ein echtes Chaos“, fuhr sie fort.

„An den Kassen stimmte etwas nicht, die Überwachungskameras im ganzen Laden waren irgendwie verpixelt.“

Ich ruckte hoch und hatte einen

furchtbaren Verdacht.

„Ja, das erzählte mir Frau Wakuscheid, weil die den Techniker von der Firma kennt. Und außerdem war der Empfang der Handys Scheiße. Wohlgemerkt aller Handys, mein Guter! Keiner konnte brabbeln und die Schickse vor mir fluchte, weil ihr Spiel auf dem Smartphone eingefroren war. Einige Autofahrer erkundigten sich nach dem Weg, weil ihr Navi Blödsinn anzeigte. Ich habe dich übrigens auch nicht anrufen können. Na, mir kann es egal sein“, flötete sie. „das Babyphone hätte sicherlich Laut gegeben. Bei Babys haben die besondere Sicherheitsrichtlinien gegen Ausfall eingebaut. „Sicherlich“, vibrierte ich.


Es klingelte an der Türe.

Draußen standen zwei Herren. Einer hatte einen riesigen Apparat mit einem Schultergurt umgehängt.

„Entschuldigen sie bitte“, begann der Eine, "aber wir vermuten, dass sich in dieser Gegend ein Störsender befindet.“

„Ein Stör.. was?“

„Wir müssen ihre Wohnung scannen, wir vermuten Agententätigkeit.“

„Wir sind hier in Deutschland geboren.“ „Guter Mann, es sind nicht immer die Ausländer. Wenn sie wüssten, wie viele Deutsche von zersetzenden Elementen rekrutiert werden, da würden sie sich wundern.“

Mit dem Hinweis auf „Gefahr im Verzug“, traten sie ein. Auch der Keller wurde mit dem ominösen Gerät untersucht. Zum Glück war Babykill seiner Antenne beraubt. Die schlummerte in Pfirsichmarmelade mit dem Einkochdatum von vor einem Jahr. Anscheinend hinderte die Gläserwand aus konfitüre das Aufspüren des Gerätes selbst. Auch das echte Babyphone wollten sie untersuchen. Da winkte meine Holde verächtlich ab. Das Ding hat gerade 3 Tage funktioniert, dann habe ich es erneut getestet und es hatte den Geist aufgegeben.


Herrgott, wochenlang umsonst nachts im Keller geschuftet!vor lauter arbeiten war teilweise gar nicht zum Essen gekommen.

Die Herren zogen wieder ab.

Am nächsten Tag überantwortete ich Babykill dem nahe gelegenen Teich. Ich war wie ein Spion unterwegs gewesen. Dauernd hatte ich mich umgeschaut. Das Teil, nach dem James Bond gesucht hatte, war nun in den tiefen Fluten ein für allemal zerstört.

Und genau an diesem Tag gab mir meine Holde ein Küsschen.

„Du hast in den letzten Wochen so abgenommen, dass das Babyphone sowieso überflüssig geworden war. Dass es gar nicht funktionierte, war egal. Man nennt das Placebo Effekt.“

Irgendwie fühlte ich mich schlank und etwas belämmert.

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welpenweste
Ich versuche mit guten Geschichten zu unterhalten.
Hoffentlich glückt es.
Ich bin Jahrgang 1958, in München geboren.
Seit meiner Kindheit schreibe ich, habe aber nie eine Profession daraus gemacht. Meine zarten Versuche mal eine meiner Geschichten bei einem Verlag zu veröffentlichen sind gescheitert.

Hier gibt es eine Auswahl von Kurzgeschichten aller Art. Sie sind in ihrer Kürze dem Internet und e-pub Medium angepasst.

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baesta Da hätte sie doch leieber eine "Alexa" kaufen sollen.
Mit schmunzeln gelesen.
LG Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
Annabel Mit einem Lächeln gelesen. Super. Hab einen schönen Abend
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Das kommt davon, wenn man die Herzallerliebste "überlisten"
will ... grins*. Sooo einfach geht das nicht.
Herrlich geschrieben, unterhaltsam zu lesen.
Liebe Grüße und einen schönen Tag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Lieben Dank für Deine Lesezeit! Freut mich, dass ich Dich gut unterhalten konnte.
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
GertraudW 
Aber immer doch lieber Günter.
Ein recht ♥liches Dankeschön für die Talerchen.
Liebe Grüße und einen schönen Nachmittag
Gertraud
Vor langer Zeit - Antworten
Loraine Schmunzel-Kilo-Überlist-Geschichte...mit Schoko-Effekt..Mann weiß sich zu helfen...grins...Gefällt mir. Gute Idee.
LG Loraine
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Freut mich sehr, dass ich Dich unterhalten konnte!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
pepe50 Vielen Dank, Günter, für die unterhaltsame Schmunzelgeschite und es könnte gut sein, dass es einigen so ergeht, wie es mir ergangen ist. Zunächst wollte ich nur mal kurz reinlesen aber ich konnte nicht aufhören, weil ich wissen wollte, wie es weiter ging und es hat sich gelohnt.
Nun frage ich mich, ob Du das erfunden oder wirklich so erlebt hast? - LG Fred
Vor langer Zeit - Antworten
welpenweste Es ist halt eine nette Story.
Mit meinem Gewicht von 95 Kilo und 1.92 Körpergröße kann ich mich gerade noch zurecht finden. Etwas weniger würde mir schon gefallen, aber wie gesagt, der Kühlschrank (unbewacht!) :-)
Danke für's Lesen!
Günter
Vor langer Zeit - Antworten
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