KAPITEL 1
Heute ist Sonntag, der 13.08.2006, der letzte Tag meiner Schulferien und morgen wird ein ganz spezieller Tag für mich werden. Morgen komme ich nämlich in die Schule! Das freut mich sehr. Das einzige Problem, für das es noch keine Lösung gab, war meine Kleidung. Mir ist es wichtig schön angezogen zu sein. Alle müssen mich schön finden. Mama ist froh, dass ich mich jetzt für etwas Bestimmtes entscheiden konnte. Zum Glück für meine Mama. Dann kann sie diese Kleider auf meinen pinken Schemel legen, damit ich sie morgen anziehen
kann. schrieb ich vor exakt 12 Jahren in mein erstes Tagebuch. Natürlich nicht fehlerfrei aber auch nicht komplett falsch. Somit begann ich mit dem Schreiben - mit einfachen, kurzen Tagebucheinträgen. Auf diese werde ich mich auch während dem restlichen Bericht stützen. Kommen wir zurück zum Schemel. Bis jetzt weißt du nämlich nur von meinem pinken Schemel, vom Rest aber gar nichts. Wie wäre es, wenn ich dir erst mal beschreibe, wie es in meinem Zimmer aussieht? Das findest du sicher spannend. Also: In meinem Zimmer liegt ein riesiger blau-weiss-pinker Teppich, welcher fast so groß ist wie mein Zimmer. Die Grösse des Teppichs durfte
ich selber aussuchen und ich habe extra diesen Teppich genommen, weil er der flauschigste und farbigste von allen war. Man kann super auf ihm liegen und glaub es oder nicht, er gibt sogar im Winter schön warm! Weiter gehts mit meinem Zimmerrundgang: Im Zimmer findest du abgesehen vom Teppich noch einen himmelblauen Kleiderschrank mit Schiebetüren, eine hellgrüne Holzkiste, in der ich meine Spielsachen aufbewahre (heute steht dieser auf dem Dachboden), ein braunes Bücherregal aus Eichenholz, ein kuscheliges Prinzessinnenbett mit zwei pinken Kissen und meinem Riesenteddy und einen roten, von Papa angemalten Schreibtisch. An diesem
schreibe ich bis heute noch meine Hausaufgaben. Ein Vorteil dieses Schreibtisches ist, dass er direkt vor dem Fenster steht. Ich habe ihn von Anfang an dort hin platziert haben wollen, denn so hatte ich einen guten Ausblich auf meinen Garten vor dem Haus und sah zudem, wann Mali zum Gartentor hineinkam. Mali ist meine beste Freundin und wohnte im Nachbarshaus rechts von uns. Wohnte? Wohnt sie denn jetzt nicht mehr da? Nein tut sie nicht. Sie ist aber nicht weggezogen; jedenfalls nicht freiwillig. Aber dazu kommen wir noch später. Kennengelernt habe ich Mali im Kindergarten. Wir haben uns sofort super verstanden und viel miteinander gespielt.
Mit der Zeit, als unsere Eltern sich besser kennengelernt hatten und sich sozusagen ‚angefreundet hatten, konnten wir immer mehr zusammen unternehmen. In diesen Sommerferien sind wir sogar 3 Tage miteinander zelten gegangen, was Mali und ich sehr toll fanden. Unsere Eltern lagen dann meist im Liegestuhl am See, während dem wir unsere Zeit mit ameisenzählen oder baden verbrachten. Wir schmiedeten sogar schon unsere erste gemeine Tat für den ersten Schultag, obwohl der noch wochenlang vor uns lag. Wir setzten eben auf Planung und Organisation. Du willst sicher wissen, was für einen Plan wir uns ausgedacht haben. Ich erzähle ihn dir,
schliesslich ist das Ganze ja auch schon eine Ewigkeit her: Wir wollten Malis Plastikschlange im Pult unserer Lehrerin verstecken. Wenn sie dann die Schublade aufmacht und die Schlange findet, wird sie sich erst mal so richtig erschrecken und dann schreiend aus dem Klassenzimmer rennen und den Herr Hausmeister holen. Das wird ein Spass! Und auch wenn ich genau wusste, dass ich dafür einen riesigen Ärger bekommen könnte, wollte ich es trotzdem tun.
Jäh wurde ich aus meinem Gedankengang gerissen als Mama mich darum bat ins Badezimmer zu gehen und meine Zähne zu putzen. Das ist etwas, dass ich damals
schon ganz alleine machen durfte, denn laut meinen Eltern können grosse Mädchen ihre Zähne selber putzen. Also machte ich mich auf den Weg ins Badezimmer und stibitzte im Vorbeigehen einen Sugus, welcher auf der Ablage lag. Im Badezimmer angekommen, nahm ich meine orange Zahnbürste zur Hand und drückte ein bisschen von Papas Zahnpasta drauf, da mir die meine nicht schmeckte. Papas Zahnpasta riecht so lecker nach Pfefferminz, dass man sie einfach benutzen musste während dem meine irgendwie nach nichts schmeckte. Nun musste ich die Zähne so lange putzen, bis das Kätzchen auf dem Spülbecken zu
miauen begann. Es handelte sich dabei nicht um eine echte Katze, sondern um einen Wecker in Katzenform. Dieses Kätzchen hatte einen roten Knopf in der Mitte des Rückens auf den man drückt, wenn man die Zahnbürste in den Mund nimmt. Nach drei Minuten begann sie dann immer zu miauen, damit ich wusste, dass ich meine Zähne nun genug geputzt hatte. Vorausgesetzt ich putzte in diesen drei Minuten auch wirklich meine Zähne.. Es ist auch schon vorgekommen, dass ich in dieser Zeit mit Mamas Lippenbalsam gespielt habe oder Papas Rasierklingen ausgeräumt und mich dabei geschnitten hab. Da hatten meine Eltern keine Freude und einmal habe ich
dafür auch ‚Schimpfis bekommen. Seitdem mache ich das ja nicht mehr aber Mamas rosa Lippenbalsam finde ich immer noch total faszinierend. Gut, dass die Wecker-Katze angefangen hat zu miauen, denn langsam begann mich die Zahnpasta im Mund zu brennen. Ich legte die Zahnbürste in den Zahnbecher und ging in mein Zimmer. Mama und Papa waren zu meiner Überraschung schon in meinem Zimmer und sassen lächelnd auf meinem Bett. Papa war mit dem Geschichtenerzählen dran.
Den Titel der Geschichte konnte ich sogar lesen und verdrehte die Augen.
Oh nein Papa nicht schon wieder Ritter Blaubart!
,,Warum denn nicht? Hat Mama dir diese Geschichte schon mal vorgelesen?
Ich nickte eifrig und ging zu meinem Bücherregal.
Ja, die Geschichte hat sie mir vor einer Woche vorgelesen. Der schlimme Blaubart hat alle seine zwölf Frauen getötet und wollte dann auch noch die dreizehnte Frau umbringen als diese die Leichen gefunden hat. Zum Glück sind ihre Brüder schnell gekommen und haben sie gerettet sonst...
Du hast recht. Er ist keine nette Märchenfigur, unterbrach mich mein Vater und fragte mich, was er mir denn sonst vorlesen solle. Als ich ihm ‚Ali Baba und die vierzig Räuber vorschlug
verdrehte er seinerseits die Augen und wollte mir die Geschichte mit der Begründung, dass ich diese Geschichte ja schon auswendig könne nicht vorlesen. Stattdessen stand er auf und verliess kurz mein Zimmer. Als er zurückkam, hatte er ein dickes rotes Buch unter dem Arm und meine Mama hatte es sich mit einer Näharbeit am Boden bequem gemacht.
Schau mal Mara, eigentlich wollte ich dir dieses Buch erst zu deinem siebten Geburtstag schenken. Aber da du alle Bücher aus deinem Regal schon mindestens zwei Mal durchgelesen hast, schenke ich es dir jetzt. In diesem Buch hat es eine grosse Sammlung von Märchen aus aller Welt drin. Sie werden
dir sicher gefallen. Wenn du willst, kann ich dir die erste Geschichte dieses Buches vorlesen.
Da sagte ich natürlich nicht nein aber den Titel wollte ich schon noch selber lesen. ‚Der Rattenfänger von Hameln hiess die Geschichte, die mein Vater mir da vorlas. Entschuldige, ich muss mich korrigieren. Es handelt sich bei dieser Erzählung nicht um ein Märchen, sondern um eine Sage nach den Gebrüdern Grimm.
Es war einmal vor langer Zeit...., begann mein Vater dann zu lesen.
Laut meiner Erinnerung habe ich die Geschichte aber nicht ganz fertig gehört. Heute kenne ich natürlich das Ende
dieser bekannten Sage aber an diesem Tag war ich wahrscheinlich einfach zu müde um die ganze Geschichte fertig zu hören. Das letzte an das ich mich damals erinnern konnte war, das der Rattenfänger seinen Lohn fürs Ratteneinsammeln haben wollte, diesen aber nicht bekam.
In dieser Nacht passierte etwas sehr komisches. Ich wachte nämlich mitten in der Nacht auf; etwas, dass mir sonst nur sehr selten passiert. Mein Fenster stand sperrangelweit offen. ‚,Hat Mama es vor dem Zubettgehen vergessen zu schliessen? Brr, wie kalt dieser nächtliche Wind war. Jetzt muss ich aber schnell aufstehen und das Fenster
zumachen, bevor es noch zuknallt. Ich schloss das Fenster und kippe es, dass noch ein bisschen Luft reinwehen konnte. Bevor ich mich wieder dem Bett zuwandte erhaschte ich einen Blick auf den Nachthimmel. Keine einzige Wolke bedeckte den Himmel, alle Sterne waren gut sichtbar und der Vollmond erhellte den Garten. Ich konnte die Tomatenstauden und den Brombeerstrauch, welche ich gemeinsam mit Mali angepflanzt hatte gut erkennen. Sie hatte übrigens auch die gleichen bei sich im Garten stehen. Zufrieden drehte ich mich vom Fenster weg und wollte wieder ins Bett liegen, als ich wie angewurzelt stehen blieb. Jemand sass
nämlich auf meinem Bett. Jemand, den ich nicht kannte. Eine junge Frau mit einem langen weissen Kleid und rotbraunen langen Haaren... Und sie lächelte mich an! ,,Ob ich wohl zu ihr hinkann?, dachte ich in diesem Moment. Da begann sie schon zu sprechen.
,,Habe ich dich erschreckt Mara?
,,Schon ein bisschen. Wer bist du und was machst du auf meinem Bett? Bist du echt? Ich streckte meine Hand aus, um sie zu berühren und sie ergriff meine Hand.
,,Ja ich bin echt aber nur du kannst mich sehen und hören. Wer ich bin verrate ich dir nicht, denn das wirst du bald selbst herausfinden. Lass dir aber eins gesagt
sein: Ich bin nicht in böser Absicht hier, sondern um dir zu helfen und dich zu warnen.
,,Zu warnen? Vor was denn? Wird mir was passieren? Bist du mein Schutzengel?
,,Nein, das bin ich nicht aber ich stehe dir näher als du denkst. Vor etwas warnen kann ich dich nur dann, wenn auch etwas ansteht vorher nicht. Sag mal, wie geht es eigentlich deinen Eltern? Und Mali?
,,Kennst du die etwa auch? fragte ich erfreut. ,,Ihnen geht es sehr gut. Ich glaube, Mali ist genauso gespannt auf morgen wie ich. Hoffentlich vergisst sie
ihre Gummischlange nicht.
,,Ihre Gummischlange? Was habt ihr denn damit vor? fragte mich die Gestalt.
,,Wir wollen sie der Lehrerin in den Pult legen. antwortete ich wahrheitsgemäss.
Da runzelte die Gestalt ihre Stirn und erklärte mir, dass sie es keine gute Idee findet, dass wir unsere Lehrerin derart erschrecken wollen. Schon gar nicht am ersten Schultag. Sie schaute mich erst dann wieder lächelnd an, als ich die Idee brauchte, ihr einen Wasserballon anzuschmeissen. Bei 35°C sind die Kleider ja schnell wieder trockenbegründete ich meinen Plan. Da nickte die Gestalt zufrieden und strich
mir sanft über den Kopf.
,,Gute Idee. Spass haben soll man ja und an einer Wasserschlacht gibt es nichts auszusetzten. Bei 35°C erst recht nicht. antwortete sie.
,,Finde ich auch. Dann sage ich das Mali morgen, sie wird die Idee sicher auch gut finden.
,,Es freut mich, dass du eingesehen hast, dass die Gummischlange keine so gute Idee war. Dann brauche ich jetzt auch nicht mehr misstrauisch zu sein.
Sie begann in ihrer Rocktasche zu kramen. Als sie fündig würde zog sie dieses Etwas aus der Rocktasche und legte es mir in die Hand.
,,Was ist das?
,,Das ist eine Goldkette mit einem violetten Edelstein dran. Sie wird dich beschützen, wo auch immer du hingehst. Und falls du mal Hilfe brauchen solltest, dann kannst du mich mit dieser Kette rufen.
,,Helfen? Heisst das du kommst dann und machst meine Hausaufgaben? Abgefahren! freute ich mich und wollte zu einem kleinen Freudentanz ansetzen als sie mich zurückhielt.
,,Nein, solche Sachen mache ich nicht für dich. Das musst du schon selber tun. Ich kann dir nur Ratschläge geben, mehr nicht. Umsetzen musst du sie selber.
,,In Ordnung, schade. Wie soll ich dir denn mit dieser Kette rufen?
,,Probiere es selbst herauszufinden. Wenn du wirklich Hilfe benötigst wirst du es dann schon wissen. Du bist nämlich schlau genug.
Mit diesem Worten wandte sich die Gestalt zum gehen. Bevor sie aber die Schlafzimmertür öffnete drehte sie sich nochmals um.
,,Pass gut auf die Kette auf. Wenn du sie um den Hals trägst, wird sie ihre Kraft entfalten können. Aber gib Acht! Kein Mensch ausser dir darf sie besitzen oder anziehen, das bringt Unglück.
,,Wieso denn das? fragte ich leicht verängstigt.
Bei dieser Frage riss die Gestalt ihre Augen weit auf, rannte auf mich zu,
packte mich am Schlafittchen und schüttelte mich heftig durch.
,,Unheil, Unheil nähert sich dann. Der schwarze, böse Geist der Unmut wird aus seinem Erdloch auferstehen und dich mitnehmen an einen Ort des Leidens ohne Wiederkehr. Die Fröhlichkeit wird er aus dir raussaugen wie er es auch bei mir getan hat, also lass es ja nicht dazu kommen!
Ein grelles weisses Licht erhellte mein ganzes Zimmer, als sie ihre kräftigen Finger um meinen Hals legte und begann meinen Kehle zuzudrücken. Verzweifelt versuchte ich ihre Hände von meinem Hals wegzukriegen aber ich schaffte es nicht. Ich merkte, wie mein Körper den
Kampf gegen die kräftigen Finger dieser jungen, hübschen Frau mit den rotbraunen Haaren aufgab und wie meine Lider schwer wurden..
Abrupt wachte ich auf und setzte mich zitternd in meinem Bett auf. Was war denn das für ein Traum? Alpträume hatte ich ja schon einige aber dieser wirkte so echt, dass ich wirklich meinte, dass nun mein letztes Stündchen geschlagen hat. Meine Augen suchten nach der Nachttischlampe, welche ich hastig anknipste. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es bereits 06:32h war. Einen kurzen Moment überlegte ich mir ob es nun besser sei aufzustehen oder noch ein
paar Minuten zu schlafen bis der Wecker schellt. Ich entschied mich für die erste Option, da die zweite nach diesem Alptraum nicht mehr in Frage kam. Mit wackeligen Beinen stand ich von meinem Bett auf, nahm meine Kleider vom Schemel und zog sie an. Als ich zur Türe hinauswollte, fiel mein Blick auf mein Nachttisch. Irgendetwas habe ich dort nämlich glänzen sehen. In meinem Kopf begann sich alles zu drehen. Das ist doch nicht etwa die Kette, die mir die Traumgestalt dagelassen hat, oder doch?
KAPITEL 2
Rasch lief ich zu meinem Nachttisch und tatsächlich lag da diese goldene Kette mit dem violetten Edelstein drauf. Für einen Moment war ich sprachlos und total verwirrt. War diese junge Frau wirklich in meinem Zimmer gewesen? Sie muss ja fast hier gewesen sein. Wie soll denn sonst die Kette hierher gekommen sein? Aber hä? Wie kommt sie denn durch die doppelt abgeriegelte Tür? Tausend Fragen jagten mir durch den Kopf und so stand ich noch einige Zeit in
Gedanken versunken vor dem Nachttisch und starrte diese Kette an. Plötzlich hörte ich, wie jemand den Flur entlang gelaufen kam. Schnell versteckte ich die Kette in meiner Pobackentasche. Puh, gerade noch rechtzeitig, denn schon kam Mama zur Tür hinein.
Guten Morgen Maus. Schon so früh auf? Lass mich raten, du kannst es kaum erwarten in die Schule zu gehen nicht wahr?
Ich nickte und versuchte, einen möglichst ruhigen Eindruck zu hinterlassen, was mir anscheinend ziemlich gut gelang, denn meine Mutter machte auf dem Absatz kehrt und verschwand in Richtung Küche. Ich
fragte mich, ob es nicht gescheiter gewesen wäre wenn sie sich erst mal ihre Haare kämmen gegangen wäre. Denn mit ihren weit abstehenden Haaren sah sie, verzeih mir bitte den Ausdruck, wie eine Vogelscheuche aus. Generell legte sie sehr grossen Wert auf ihr Aussehen aber an diesem Tag schien sie wichtigeres zu tun zu haben als ihre Haare zu frisieren.
,,Papa, stell dir mal vor! Ich war gerade bei Mara im Zimmer und wollte sie aufwecken. Da stand sie doch hellwach und angezogen vor mir...
Meine Mutter nannte meinen Vater immer Papa und auch mein Vater nannte sie nie beim richtigen Namen sondern lediglich Mama. Da ist so eine Angewohnheit,
auch ich musste mich erst daran gewöhnen. Schlimm finde ich das aber nicht. Und das meine Mama immer gleich zu meinem Papa rennt um ihm meine positiven Taten zu vermelden ist typisch Mama, denn immer wenn ich in ihren Augen etwas ausserordentlich tolles gemacht habe, dann sagt sie es immer gleich Papa. Dann schauten sie sich triumphierend an und lächelten zufrieden. ,,Generell finde ich es toll, dass sie sich ab mir freuen aber manchmal kann es auch ziemlich nervig sein. schrieb ich damals kurz in mein Tagebuch und als ich diese Zeile niedergeschrieben hatte, beeilte ich mich in die Küche zu kommen, denn ich wollte
unbedingt noch einen Brezel kriegen, bevor Papa sie alle ass. Er hatte am Morgen immer einen Riesenhunger und konnte locker drei bis vier Brezel alleine verdrücken. Ein richtiger Vielfrass war er und es wunderte mich sehr, dass er nicht ebenso dick war wie Maude, die Tante von Mali. Die war damals so dick, dass sie zwei Stühle zum sitzen brauchte. An einem Tag war sie mit Mali bei uns zu Besuch und hat meinen Lieblingsstuhl, den ich extra für sie geopfert hatte, kaputtgemacht. Dabei hat sie ja gar nichts Schlimmes gemacht, sie hat sich nur draufgesetzt. KNACK hat es dann gemacht und der Stuhl brach unter ihr zusammen. Mali hat sich vor lachen
fast nicht mehr beruhigen und Maude war das Ganze schrecklich peinlich. Sie wollte mir sogar einen neuen Stuhl kaufen, doch ich lehnte ab mit der Bedingung, dass sie ab diesem Tag mindestens drei Mal die Woche mit uns joggen kommen musste. Ich meinte mit Papa, Mali und mir und sie willigte ein. Ein halbes Jahr kam sie dann mit uns joggen, dann verringerte sie ihr Training um einen Tag und joggte nur noch zweimal die Woche. ,,Ganz mit dem Joggen will ich nicht aufhören, sonst werde ich nämlich wieder dick., pflegte sie zu sagen und damit hatte sie gar nicht so unrecht. Inzwischen sah sie nämlich sehr sportlich und muskulös aus, man
erkannte sie fast nicht wieder. Und es war schön zu wissen, dass sie sich auch weiterhin um ihre Gesundheit kümmern wollte. Als ich dann in die Küche kam hatte es zum Glück noch vier Brezel in der Brotkiste. Sofort nahm ich mir einen und biss hinein.
,,Wow Mama, du hast süsse Brezel gemacht! Die schmecken echt lecker, danke! Ich drückte ihr einen grossen Kuss auf die Wange. ,,Ist doch kein Problem Maus, schliesslich ist doch heute dein erster Schultag. Da probiere ich gerne mal was neues aus. antwortete meine Mutter gut gelaunt und legte mir einen der restlichen Brezel in meine Znünibox. Auch legte sie mir einen
schönen roten Apfel nebendran. Beim Gedanken an diesen Apfel, lief mir das Wasser im Mund zusammen. Doch als ich auf den Brezel in meiner Hand blickte, griff ich zum Messer und strich mir dick Feigenmarmelade drauf. Die mochte ich nämlich am liebsten. In der Zwischenzeit schmollte mein, dass wir vor lauter Maras erstem Schultag seinen ersten Arbeitstag im Pharmakonzern R. vergessen hatten. Er hatte dort eine Arbeitsstelle als Wissenschaftler angenommen. Das erinnerte mich daran, dass ich ihm genau zu diesem Anlass ein kleines Geschenk gebastelt habe und dass ich ihm dieses noch geben sollte, denn ich mochte es nicht, ihn so schmollen zu
sehen. Ich lief zur Spülmaschine und holte das Geschenk heraus. Es handelte sich um einen Schlüsselanhänger aus Holz, den ich selbst gebastelt hatte. In der Mitte des hatte ich ein Foto von uns allen reingeklebt. Tolle Idee oder? So hatte er nicht nur einen neuen Schlüsselanhänger, sondern auch ein kleines Andenken an uns, wenn er auf der Arbeit war. Das ich das gleiche Geschenk übrigens auch noch für Mama hatte hielt ich noch geheim, denn ihr erster Arbeitstag war erst in einem Monat. ,,Danke für dieses tolle Geschenk Mara. Jetzt habe ich euch immer bei mir, wenn ich auf der Arbeit bin. Ich hänge es sofort an mein Schlüsselbund. Hast du
von diesem Geschenk gewusst Mama? fragte mein Vater gerührt. Meine Mutter schüttelte den Kopf und antwortete, dass sie nichts von der Überraschung gewusst hatte.
,,Sag mal Mara wandte sie sich dann an mich ,,wo hast du eigentlich diese Kette her, die du da um den Hals trägst?
Ich zuckte unwillkürlich zusammen, denn mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet.
,,Die Kette? Ach ja, die habe ich von Tante Layla bekommen, sie hat sie bei sich aussortiert. schwindelte ich. Mama runzelte die Stirn ,,Wirklich? Ich kann mich nicht daran erinnern, dass sie je so eine Kette besass. ,,Also mir hat sie
gesagt, dass sie sie schon lange nicht mehr angehabt hat und nicht mehr braucht. ,,Das ist denn nett von ihr. Hast du dich auch artig für dieses Geschenk bedankt? ,,Ja Mama, das habe ich. Erinnerst du dich an die Zeichnung die ich ihr vor drei Monaten geschickt habe. Das war mein Dankeschön. ,,Diese mit den roten Sonnenblumen? Stimmt, diese Zeichnung ist dir echt gelungen. Ausserdem steht dir die Kette echt gut findest du nicht auch Papa? Er nickte bestätigend. ,,Pass nur gut auf sie auf und verlier sie nicht. Sie ist sehr wertvoll. Ich nickte mit dem Kopf und blickte weg. Schlechtes Gewissen keimte in mir auf. Das war das erste Mal, dass
ich meine Eltern angelogen habe. Aber hätten sie mir die Geschichte mir der Traumgestalt abgenommen? Wohl kaum. Ich hatte als fast keine andere Wahl, als ein bisschen zu flunkern. Ich wusste, dass das was ich getan hatte nicht gut war und fühlte mich auch entsprechend schuldig. Stell DIR mal vor, das Ganze wäre DIR passiert. Hättest du nicht gleich gehandelt wie ich? Zum Glück hatte ich nicht lange Zeit um darüber nachzudenken, denn an der Tür hat es geklingelt. Freudestrahlend rannte ich zur Türe und wollte sie öffnen, doch mein Vater hielt mich zurück und musste mich einmal mehr ermahnen, dass ich die Türe ohne erwachsene Begleitung nicht
öffnen sollte, da man ja nie weiss wer vor der Türe steht. Ich verdrehte die Augen. ,,Aber Papa, ich weiss doch, wer vor der Türe steht. maulte ich. Doch mein Papa liess nicht mit sich reden. Zudem hat er es überhaupt nicht gerne wenn ich anfange zu maulen. Als Papa endlich die Türe geöffnet hatte fielen Mali und ich uns freudig in die Arme. Wir hatten uns zwar erst am Abend zuvor noch gesehen und miteinander gespielt aber es kam uns vor, wie wen wir uns schon eine Ewigkeit nicht mehr gesehen hätten. Irgendwie logisch, denn wir waren beide Einzelkinder, das heisst wir hatten niemanden, mit dem wir stundenlang spielen und plaudern
konnten. Umso grösser war die Bindung zwischen mir und ihr, man könnte fast sagen wie liebten uns wie Geschwister. Viele Leute, die uns nicht kannten meinten auch, dass wir Geschwister seinen und wir fanden das immer sehr lustig.
,,Hallo Mara. Wollen wir gleich los?
,,Klar! Ich hole noch schnell meinen Schulsack und dann kann es losgehen.
So schnell ich konnte rannte ich in mein Zimmer. Auf keinen Fall wollte ich sie warten lassen. Kurz darauf war ich wieder da.
,,So, da bin ich wieder. Wir können gehen. Tschau Mama und Papa bis um 12!
Gemeinsam verliessen wir meinen Garten und kurz drauf beobachteten die Nachbarn, wie wir Hand in Hand die Wohnstrasse entlang schlenderten und danach die steilen Stufen hinaufstiegen. Es war extrem anstrengend so viele Stufen zu steigen, selbst heute gerate ich immer aus der Puste. Seit einer Ewigkeit habe ich mir vorgenommen mal zu zählen wie viele es sind, aber irgendwie bin ich noch nie dazu gekommen. Als wir endlich oben angekommen waren mussten Mali und ich erst mal eine kleine Pause einlegen. Obwohl wir diesen Weg in den Sommerferien immer und immer wieder gelaufen waren, haben wir die Puste nach diesem Anstieg verloren. Wahrscheinlich
aus dem Grund, dass wir die Treppen viel zu schnell gestiegen sind. Weiter ging es den Berg hinauf, vorbei an Einfamilienhäusern, die genau wie unser Haus einen schönen Vorgarten hatten, vorbei an den vielen Bäumen, die am Trottoirrand angepflanzt waren und vorbei an den vielen verschiedenen Autos, die auf der anderen Seite parkiert waren. Kurz darauf kamen wir zum Schlangenwald und mit Respekt starrte ich in die Baumwipfel hoch über mir in den Himmel ragten. Jetzt meldete sich auch Mali: ,,Mara, hast du schon bemerkt, dass der Boden ganz anders ist als letzte Woche? Es stimmte. Letzte Woche hat hier noch Hobelspähne
gelegen und an jenem Tag lag Kies. Ich war der Meinung, dass der Kiesbelag viel bequemer zum drüberlaufen war. Da war Mali aber anderer Meinung. ,,Also ich finde das blöd wieso mussten sie ausgerechnet jetzt den Bodenbelag ändern? Jetzt habe ich sicher die ganze Schuhsohle voll Steinchen... nörgelte sie, für mehr reichte es ihr nicht, denn bevor sie weiternörgeln konnte ergriff ich ihre Hand, rannte durch den Schlangenwald und zog sie hinter mir her. ,,Sag mal, warum rennen wir eigentlich? schnaufte sie. ,, Es ist 07:50h, wir sind extrem knapp dran. Wir müssen uns beeilen. keuchte ich nur und zog sie weiter. Ein fremder Wanderer hätte wahrscheinlich
gedacht, dass wir aus Angst vor Schlangen so schnell durch den Wald sausen aber ich kann dich beruhigen. Falls DU eines Tages mal durch den Schlangenwald gehen willst, brauchst du keine Angst zu haben. Hier gibt es nämlich keine Schlagen. Den Namen bekam der Schlagenwald aufgrund seiner Form. Er biegt sich nämlich wie eine Schlange wenn man ihn auf der Stadtkarte anschaut. Dank unseres Schlussspurts standen wir um 07:58h auf dem zweiten von sechs Pausenplätzen die unsere Schule hatte. Wundert dich das? Dann muss ich dir wohl zuerst beschreiben, wie unser Schulhaus ausgesehen hat. Dann kannst du dir
sicher ein besseres Bild davon machen. Unsere schule bestand nicht nur aus einem einzigen grossen Gebäude und einem Pausenplatz drum herum wie man sich das sonst gewöhnt ist, sondern aus sechs kleinen, länglichen Trakten, welche an einem Ende miteinander verbunden waren. In jedem dieser sechs Trakte befanden sich vier Klassenzimmer, wobei jede Schulstufe ihren eigenen Trakt besass. Die ersten Klassen waren im ersten Trakt untergebracht, die zweiten Klassen im zweiten Trakt und so weiter. In den zwei letzten Trakten befanden sich die Werk- und Gestaltungsräume, die Musikzimmer und eine grosse Aula fürs Stufensingen
und die Elternabende. Alle Räume waren hell, Licht brauchte es nur im Winter. Die Sonne konnte gut durch die riesigen Fenster durchscheinen und somit hatten wir immer genug Licht. Ich fand das super, denn ich mochte es, wenn die Sonne den Raum erhellte und meine Mitschüler dadurch gute Laune bekamen. Am liebsten wollte ich schon ins Klassenzimmer rein, um mir einen Fensterplatz für Mali und mich zu reservieren aber das ging nicht, da die Lehrerin den Schlüssel bei sich hatte und nicht im Klassenzimmer war, sondern neben dem blauen, runden Sprudelbrunnen mitten auf dem Pausenplatz stand. Als wir unsere
Lehrerin begrüsst und ihr die Hand gegeben hatten setzten wir uns ein bisschen abseits der anderen hin. ,, Heute scheint Frau B. gut drauf zu sein, findest du nicht? Das tat sie in der Tat. ,,Warum meinst du? flüsterte ich zurück. ,,Sag bloss nicht, dass du unseren Plan vergessen hast. Mali zog die Augenbrauen hoch als ob sie es nicht glauben könnte. Dann zog sie die Gummischlange hervor. ,,Klingelts? Sie grinste schadenfroh. Ich grinste nicht zurück, denn die Erinnerung an den gestrigen Traum liess mein Blut in den Adern gefrieren. ,,Mali, ich glaube wir sollten das nicht tun. Lass uns doch ein paar Wasserballone füllen und eine
Wasserschlacht machen. Malis Blick verfinsterte sich. ,,Hä wieso denn das? Was hast du denn jetzt plötzlich gegen die Schlange? ,,Nichts, ich will Frau B. einfach nicht am ersten Schultag erschrecken verstehst du? Für solche Spässe gibt es den 1.April. Ich möchte nicht, dass sie schon am ersten Tag sauer auf uns wird, du etwa ? In diesem Moment erblickte ich ein grelles weisses Licht hinter dem Kastanienbaum auf dem Pausenplatz. Als ich genauer hinschaute erblickte ich die Gestalt aus dem Traum vom Tag davor. Die junge Frau, immer noch in weissem Kleid stand neben der Kastanie. Mit freundlichem Blick schaute sie mich an und nickte lächelnd. Voller
Schreck zuckte ich zusammen und packte Mali am Arm. ,,Sch-schau mal zur Kastanie dort.. si-siehst du das? stotterte ich. Mali drehte sich um und schaute in die von mir angegebene Richtung aber just in diesem Moment ist die junge Frau wie von Zauberhand verschwunden. ,,Mara, ich sehe nichts. Was ist denn dort? ,,Ach nichts, ich glaube ich habe mir grad was eingebildet. Also machen wir jetzt das mit den Ballonen? wechselte ich das Thema. ,,Klar bin dabei antwortete mir Mali, die gerade ein bisschen irritiert über meine schreckhafte Reaktion war. Nachdem wir im Detail besprochen hatten wer wann wie die Ballone auffüllt klatschen wir
uns ab und setzten uns zu unseren Schulkameraden, die sich im Halbkreis um Frau B. versammelt hatten und ihr gespannt zuhörten. ,,Guten Morgen liebe Klasse. Als erstes möchte ich euch alle herzlich am Hecklischulhaus willkommen heissen. Ich bin Frau B. und das hier ist Frau F. Sie deutete auf eine etwas ältere Dame mit schulterlangen grauen Haaren und einem runden Gesicht. Sie hatte grüne Augen und ein sympathisches Lächeln um ihre Lippen. Ich mochte sie auf Anhieb. Sie hatte etwas grossmütterliches aber gleichzeitig auch etwas strenges. Das gefiel mir sehr an ihr. ,, Wir zwei sind für die nächsten vier Jahre eure Klassenlehrerinnen. Darauf
freuen wir uns schon sehr. Jetzt, da Frau B. grad so nah bei uns stand konnte ich sie klarer sehen. Sie war ungefähr so gross wie mein Papa und somit ziemlich gross für eine Frau. Sie hatte braune, schöne Haare, die ihr bis fast runter zum Bauch reichten. Trotzdem trug sie sie offen und das gefiel mir sehr an ihr. Lediglich eine schwarze Sonnenbrille, vermutlich Ray Ban hielten ihre Haare aus ihrem spitz nach unten verlaufenden Gesicht. Sie trug eine marinblaue Jeanshose, welche am rechten Knie ein Loch hatte und ein violettes T-Shirt von Guess. Eigentlich war sie eine hübsche aber sie war ziemlich kurvig. Ich blickte in die Runde. Keines der Gesichter kam
mir auch nur im Entferntesten bekannt vor. Speziell war, dass es in meiner Klasse nur sehr wenige Mädchen gab. Insgesamt waren wir 18 Kinder und nur 6 davon, ich inklusive, waren weiblich. Der ganze Rest bestand aus Jungs. Ob das wohl gut kommt? Aus meinem Augenwinkel bemerkte ich, wie ich von einem blonden, dünnen Mädchen von oben bis unten gemustert wurde. Als sie bemerkte, dass ich sie auch anschaute, blickte sie schnell weg. ,,Was will sie wohl? dachte ich. ,,Habe ich mein T-Shirt richtig herum an? Habe ich Bananenfüsse? Nein, hatte ich nicht. Es war alles in bester Ordnung. Ich kam zu dem Schluss, dass sie einfach neugierig
war und mich kennenlernen wollte. Anders konnte ich mir ihr Gegaffe auch nicht erklären. Aber oh Gott, wie nervös mich das machte. Ich kann es nicht ausstehen, wenn man mich so angafft. Gegen neue Begegnungen hatte ich nie etwas, ich war ein sehr offener Mensch und bin es auch heute noch aber dann kann man mich ja ansprechen anstatt mich nur anzuschauen. Schliesslich bin ich kein Austellungsstück. Ich habe fremde Leute nie angestarrt, entweder ich sprach sie an, wenn ich etwas von ihnen wollte oder liess sie zu Frieden. Das wurde mir so beigebracht und das fand ich gut so. ,,Kommen wir nun zu der Vorstellungsrunde. Es wäre schön, wenn
jeder von euch sich kurz mit seinem Namen vorstellen und uns sein Lieblingshobby nennen würde. So können wir uns gleich ein bisschen kennenlernen. Möchtest du vielleicht grad beginnen? Das blonde, dünne Mädchen strich sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und begann zu erzählen. ,,Mein Name ist Maxime und ich bin 7 Jahre alt. Meine Hobbies sind Eiskunstlaufen, reiten und Badminton spielen. Manchmal spiele ich auch mit meinem Gameboy wenn ich meine Hund Bello ausgeführt habe. ,,Bello? Was für ein doofer Name für einen Hund! kicherte da das rothaarige Mädchen, dass mir direkt gegenüber sass. Maxime
senkte den Kopf und wusste offenbar nicht so recht wo sie hinschauen sollte. Da griff Frau B. ein: ,,Was soll denn das Mia, wir lachen doch nicht über andere. Das ist etwas, dass ich gar nicht mag. Ich möchte, dass du dich sofort bei Maxime entschuldigst. So etwas möchte ich nicht, da werde ich sehr böse. ,,Ist ja gut, ich hab es ja nicht böse gemeint, murmelte Mia und drehte sich zu Maxime. ,,Es tut mir leid, ich wollte nicht über den Namen deines Hundes lachen. ,,Schon gut, antwortete Maxime gleichgültig, zuckte mit den Schultern und drehte sich von Mia weg. Irgendwie tat mir Maxime leid, denn ich merkte, dass ihr das Ganze ganz und gar nicht egal war. Sie wollte
es nur nicht an die grosse Glocke hängen obwohl sie das zurecht hätte tun können. Aus der heutigen Sicht bin ich froh, dass sie so gehandelt hat, denn sonst wäre der ganze ruiniert gewesen und die gute Stimmung wäre dahin gewesen. Ich erhaschte einen Seitenblick auf Mali und merkte, dass der Vorfall sie auch beschäftigte. Als Mali merkte, dass ich sie angeschaut habe nahm sie wortlos meine Hand und hielt sie für eine Weile fest. Einige Mitschüler bemerkten es und schauten uns stirnrunzelnd an. In diesem Moment war mir das aber egal. Die Müdigkeit hatte mich voll im Griff, das lag wahrscheinlich an der warmen Luft und am plätschern des Brunnens. ,,So,
und bevor uns unsere zwei Kuschelbären einschlafen, wollt ihr euch nicht auch noch vorstellen? fragte mich Frau F. grinsend. Mali und ich schauten uns kurz an, dann begann Mali mit erzählen.
,,Mein Name ist Mali und ich bin 7 Jahre alt. Ich jogge sehr gerne und spiele Tischtennis. Ab und zu spiele ich auch XBOX aber nur dann, wenn Mara auch mitspielt.
,,Ihr seid doch nicht etwa Geschwister? fragte uns Frau B.
,,Aber nein, sie ist meine beste Freundin. Das ist alles.
,,Ach so ist das! lachte Frau B. ,,Da hattet ihr aber Glück, dass ihr in die gleiche Klasse gekommen seid. So und
nun zu dir. Sie deutete auf mich.
,,Wie ihr schon gehört habt heisse ich Mara. Auch ich jogge gerne. Aber im Gegensatz zu Mali hasse ich Tischtennis, da singe ich lieber oder schreibe meine Erlebnisse in mein Tagebuch.
Beide Lehrerinnen schauten mich erstaunt an. Danach tauschten sie einen kurzen Blick aus. ,,Du kannst schon schreiben? fragte mich Frau F. ,,Das ist denn super! Hast du was zum zeigen dabei?
,,Ja, mein Tagebuch aber das ist streng geheim. Keiner darf es lesen. ,,In Ordnung. Ich bin immer neugierig wenn mir jemand sagt, dass er schreibt. Du kannst mir jederzeit mal einen Text zum
lesen geben. ,,Mach ich Frau M. versprach ich ihr. Die anderen schauten mich erstaunt an. Was, das Mädchen mit den rotbraunen Haaren kann schon schreiben und ist erst sechs? Kann das sein?
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Schreib mir was!