wir sind meister der welt
An einen meiner Geburtstage kann ich mich ganz besonders erinnern, obwohl das noch nicht mal ein runder war. Es war mein Geburtstag im Jahre 1990.
Abends feierten wir im Garten eine zünftige Grillparty. Mit Brodwürschd, Steaks und Bier. Es kam jetzt nicht so oft vor, dass wir im Garten feierten. Und unsere Nachbarn damals waren, wie soll ich es sagen, etwas eigen. So der Typ der nichts verpassen darf, was da so geschieht.
Also kamen wir auf die Idee, die leeren
Bierflaschen in Reih und Glied an unserer Hauswand aufzustellen, so dass sie mitzählen konnten, was getrunken wurde.
Ein Gesprächsthema war natürlich die WM. An diesem Abend war Finale und Deutschland spielte gegen Argentinien.
Ich meine, ein WM Finale mit deutscher Beteiligung an einem Geburtstag hat man ja auch nicht alle Jahre.
Es gab natürlich heftige Diskussionen, da Argentinien ja schon eine ziemlich starke Mannschaft war und einige meiner Gäste das Vorankommen der Deutschen eher dem Glück zu schrieben.
Mir war es aber auf alle Fälle auch recht, wenn ich den Vizetitel und der
stand ja definitiv fest, feiern konnte.
Endlich war es soweit und wir verlegten die Party ins Haus, zu jeder Menge Knapper Zeugs, das auch bitter nötig war.
Es war ein spannendes Spiel und wir haben unsere Jungs natürlich lautstark angefeuert. Jede verpasste Torchance unserer Mannschaft wurde mit einem lauten „Ohhh!“ kommentiert, während wir die verpassten Torchancen der Gegner bejubelten.
Kurz vor Schluss dann das entscheidende Tor der deutschen Mannschaft. Der Jubel kannte keine Grenzen. Aber noch waren ein paar Minuten zu spielen. Nur kein Gegentor mehr. Nur keine Verlängerung.
Das halten die doch gar nicht aus.
Als der erlösende Schlusspfiff kam, war der Teufel los. Sowohl im Stadion, als auch bei uns.
Ich kann mich noch daran erinnern, wie Franz Beckenbauer einsam über den heiligen Rasen schritt und den Jubel genoss.
Auch draußen vor unserem Haus war einiges los. Die ersten Hupkonzerte und immer wieder gingen jubelnde Menschen mit Deutschlandfahnen vorbei.
Mir kam der Gedanke, dass ich ja auch so eine Fahne im Schrank hatte, tat dies Kund und schon war es beschlossenen Sache, sich unters Volk zu mischen.
Wie es schien, pilgerten die Leite Richtung
Innenstadt. Aber schon bald merkten wir, dass der Busbahnhof das Ziel war, der soziale Brennpunkt der Stadt, an dem sich schon eine beachtliche Menschenmenge versammelt hatte.
Immer wieder rollten hupende Autos, mit jubelnden Fans vorbei, die natürlich von der Versammlung am Busbahnhof dementsprechend begrüßt wurden.
Auf einmal setzte sich der ganze Tross in Bewegung. Mir ist es heute noch ein Phänomen, warum. Die Zugrichtung ging Richtung Ellinger Tor und vorbei am Bahnhof. Langsam dämmerte uns unser neues Ziel. In der Augsburgerstraße gab es damals eine Disko.
Die gleiche Vermutung hatte
wahrscheinlich auch die Polizei, die mit einem VW Bus und Blaulicht an uns vorbeizog und schließlich quer auf der Augsburgersrtraße parkte.
Heutzutage undenkbar, dass sich so eine Menge in Feierlaune von einem Polizeibus und vier Streifenbeamten aufhalten lassen würde, aber damals war das noch so.
Der Tross machte Kehrt und hatte anscheinend den Marktplatz als neues Ziel anviesiert.
Aber uns reichte eigentlich die Feierei. Einige von uns musste Montag früh ja wieder raus, arbeiten. Ich hatte das Glück, dass ich am nächsten Tag Spätschicht hatte. Also gingen wir noch
in eine Bar, die etwas abseits von Trubel war und ließen den Abend bei einem kleinen Absacker aus klingen.