Hazel blickte zufrieden auf ihren Wäschehaufen und verschränkte die Arme vor der Brust. Den halben Morgen hatte sie damit zugebracht, sich um den Haushalt zu kümmern. Ihre Eltern saßen auf dem Sofa und sahen fern. Wehmütig bedachte sie die beiden 'Heute haben sie einen guten Tag', ging es ihr durch den Kopf. Zumindest solange, bis die Sucht die beiden wieder für sich vereinnahmen würde, doch hoffte sie natürlich, dass es bis dahin noch ein wenig dauern würde. „Was seht ihr euch da an?“, fragte sie die beiden, als sie ins Wohnzimmer
kam. „Nachrichten. Setz dich.“ Ihre Mutter klopfte auf einen freien Platz neben sich, auf dem sich die 16-Jährige lächelnd niederließ. Wenn sie ehrlich war, konnte sie sich gar nicht mehr daran erinnern, wann sie so unbefangen Zeit mit den Beiden verbracht hatte. Sie einfach eine Familie sein konnten. So blickte sie auf den Fernseher. Es ging gerade um einen Brand in einem Trailerpark. Eine junge Reporterin stand vor den Überresten eines Trailers. „Bisher können wir noch nichts genaueres sagen. Das Opfer, Raphael Waters befindet sich noch immer im Krankenhaus. Wir informieren sie
natürlich, sobald wir neue Informationen haben. Das war Iris Valentine für Channel 5.“ Hazel versteifte sich. Raphael. Jemand hatte seinen Trailer angezündet? Ehe sie sich versah, war sie aufgestanden. „Ist alles gut Schätzchen?“ „Ja Dad. Mir ist nur gerade eingefallen, dass ich noch etwas erledigen muss.“ Sie umarmte ihre Eltern und gab jedem der beiden einen Kuss auf die Wange. „Es sind noch Maccaroni in der Mikrowelle. Wir sehen uns später. Ich hab euch lieb.“ Der Weg zum Jugendzentrum dauerte von der Wohnung ihrer Eltern nicht lange.
Innerhalb einer guten viertel Stunde schritt sie bereits die Stufen zu der Etage hinauf, auf der sich Rennels Büro befand. Dort traf sie auf Drew, der gerade aus dem Zimmer kam. Sie lächelte und umarmte ihn zur Begrüßung. „Ist er da?“ Tanner schüttelte den Kopf und löste sich von ihr. „Er meinte, er müsse was erledigen.“ Natürlich fiel ihm sofort auf, dass etwas mit dem Mädchen nicht stimmte. „Was ist los?“ „Ich habe gerade die Nachrichten gesehen“, begann sie und setzte ein ernstes Gesicht auf. Langsam zog sie ihn zur Seite, so dass sie in Ruhe und unter
sich miteinander sprechen konnten. „Jemand hat den Trailer von Raphael abgefackelt.“ Drew erschrak. Er hatte wohl noch nichts davon mitbekommen. „Fuck...Was meinst du? Wer könnte so etwas tun?“ „Keine Ahnung.“ Er dachte einen Moment lang nach. „Denkst du, Joseph...?“ Sie schüttelte unsicher den Kopf. „Ich weiß nicht.“ Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er etwas damit zu tun haben sollte. Allerdings wirkte Drew etwas skeptischer. „Schon komisch, dass er genau jetzt die
Stadt verlässt oder?“ Ein berechtigter Zweifel. Allerdings sollten sie keine voreiligen Schlüssel ziehen. Es war noch zu früh, um genaueres zu sagen. „Das kann auch Zufall sein. Sprechen wir keine wüsten Beschuldigungen aus“, meinte Hazel und ließ sich auf einer Bank nieder. „Immerhin sprechen wir hier von Joseph.“ „Ich weiß. Hast du schon mit Collin gesprochen?“ Sie schüttelte den Kopf. Da er kein Handy besaß, musste sie persönlich zu ihm gehen. „Noch nicht, aber ich wollte zu ihm
gehen. Kommst du mit?“ „Ich kann leider nicht. Ich muss ins Krankenhaus. Paulina geht es nicht gut.“ Davon hatte er gar nichts erzählt. Sie wusste, dass seine Schwester sehr krank war. Wenn sie im Krankenhaus musste, dann standen die Zeichen sicherlich nicht gut. „Dann geh. Ich komme mit Collin nach, sobald ich kann.“ Damit umarmten sich die beiden. Hazel durfte keine Zeit verlieren. Je eher Collin davon wusste, desto besser. Unterdessen saß Leland im großen Besprechungsraum der Anstalt und runzelte die Stirn. Fast alle aus dem
Kollegium waren zu dieser wichtigen Sitzung gekommen, um die neusten Erkenntnisse zusammen zu tragen. Wie immer saßen Heidenreich, Rivers und Studwick zusammen mit Norman und Vincent an einer Ecke des Raumes hinter einem langen Tisch. Er und die anderen saßen auf Stühlen im Raum verteilt. Gerade war er dabei ihnen von den Geschehnissen im Krankenhaus zu berichten. „Mehr habe ich leider nicht aus Palmer herausbekommen.“ Langsam legte er die Hände auf die Knie und musterte das Gremium. „Allerdings stützt seine Aussage meine Theorie, was die Fähigkeiten dieser
Gruppe angeht. Außerdem hat Palmer gesagt, ein Mädchen wäre dabei gewesen.“ Das war die einzige Spur die sie hatten. Nicht gerade viel, aber es war zumindest ein kleiner Schritt in die richtige Richtung. Arnold verzog das Gesicht. „Damit können wir nichts anfangen.“ Toll. Ein Schwarzmaler wie er im Buche stand. Blöder Sack. Rivers jedoch schien nicht der Auffassung zu sein. „Nicht ganz.“ Damit griff er in seine Jacke und holte dort ein Notizbuch hervor. Leland sah ihn neugierig an. „Was ist das?“, wollte Hickins natürlich sofort
wissen. „Das ist Raphael Waters Notizbuch. Das ist der Mann, dessen Trailer gestern Abend angezündet wurde.“ Perplexes Flüstern ging durch die Reihen des Personals. Leland stand auf und stützte sich auf seinen Gehstock. „Und wie zum Geier sind sie an das Buch gekommen?“ Er wusste zwar, dass Rivers Direktor des FBI war, aber von einem Notizbuch hörte er zum ersten Mal. „Ich habe es vorher sicherstellen lassen. Darin befinden sich die Namen von Waters Kunden.“ Er reichte Akerman das Notizbuch. „Sie können die Liste abarbeiten. Wenn
wir Glück haben, dann befindet sich der Na,e desjenigen suchen in diesen Seiten.“ Leland öffnete das Buch. Viele Namen. Das bedeutete eine Menge Arbeit. Allerdings war ihm die Sache nicht ganz geheuer. Hatte Rivers etwa auch angeordnet, den Trailer in Brand zu stecken? Edward schaltete sich ein. „Wir sollten auch ins Krankenhaus gehen und Waters befragen. Vielleicht weiß er noch etwas. Es wäre zumindest einen Versuch wert.“ Rivers nickte zufrieden. „Das erledigen Griffs und Miller. Akerman und Styles? Sie kümmern sich um die Namen auf der Liste und suchen
diese Leute auf.“ Akerman nickte. Mehr brauchte er nicht. Besser sie machten sich sofort an die Arbeit. „Und was sollen Ethan und ich machen?“, wollte Dwight wissen. Leland grinste. Der Junge war wirklich engagiert. Kaum eine Woche in der Anstalt und schon wollte er hoch hinaus. Ein interessanter Junge. „Ganz langsam Mr. Hickins“, begann Rivers. „Sie sind noch neu. Sie werden hierbleiben und sich mit Dr. Rain um die Patienten der Anstalt kümmern.“ Er erhob sich langsam von seinem Stuhl. „Das wäre alles. Sie dürfen
gehen.“ Nach und nach verließen sie den Raum, bis nur noch Rivers, Studwick und Heidenreich übrig waren. Norman Hammond stand noch einen Moment lang im Türrahmen, ehe er ebenfalls ging. Sofort ergriff Heidenreich das Wort. „Wie sind sie an das Buch gekommen Nathaniel? Finden sie es nicht auch merkwürdig, dass der Trailer angezündet wurde, nachdem das Buch in ihren Besitz gelandet ist?“ Natürlich kam es nicht unerwartet, dass sie darauf zu sprechen kam. Er zeigte sich jedoch vollkommen unberührt von ihren Worten. Sie hatte ja immer
irgendwas, über das sie sich beschweren musste. Ein Einwand ihrerseits war nichts neues. „Ich habe meine Fühler beim FBI ausgestreckt. Mein Kontaktmann hat das Buch besorgt und gleichzeitig dafür gesorgt, dass alle übrigen Beweise für das FBI unbrauchbar gemacht haben.“ Er war vollkommen ruhig. Er konnte deutlich erkennen, dass diese Erklärung Roberta keinesfalls zufriedenstellte. Nein. Wut zeigte sich in den Augen der alten Dame. „Heißt das sie haben diesen Angriff angeordnet?!“ Nun schaltete sich auch Studwick ein. „Vergessen Sie nicht, dass wir in erster
Linie diese Anstalt beschützen müssen Roberta.“ Er sprach mit einem Ton in der Stimme, der keinerlei Widerstand ihrerseits duldete. „Alles andere spielt keine Rolle. Sie haben richtig gehandelt Nathaniel. Allerdings bleibt noch die Frage offen, was sie wegen dem Besitzer des Trailers unternehmen wollen. Immerhin könnte er dem FBI immer noch helfen. Er ist ein Sicherheitsrisiko.“ Rivers nickte sofort und steckte die Hände in die Hosentaschen. „Dessen bin ich mir bewusst. Ich werde die notwendigen Schritte in die Wege leiten. Sein sie
unbesorgt.“ „Das nächste Mal kommen sie zu uns und klären uns über ihre Vorhaben auf und übergehen uns nicht einfach.“ Er lächelte. „Glauben sie mir Roberta, wenn ich ihnen sage, dass es besser ist, wenn sie nicht über alles Bescheid wissen.“ Vor dem Büro hatte sich Ethan mit Dwight, Edward und Leland versammelt. Das war eine interessante Sitzung. Doch bedeutete das, dass sie noch eine Menge Arbeit vor sich hatten. „Sein sie vorsichtig Leland. Wenn derjenige, der hinter den Juwelenräubern steckt wirklich auf der Liste steht, dann
kann es gefährlich werden, wenn sie ihm zu Nahe kommen.“ Akerman nickte nur und klopfte Edward auf die Schulter. „Dafür habe ich ja mein Schutzschild dabei.“ „Sehr witzig“, erklärte Edward und verdrückte die Augen. Akerman konnte einem schon auf die Nerven gehen, wenn er es wollte. „Ethan hat Recht. Wer auch immer dahintersteckt, ist sich nicht zu fein sich die Hände schmutzig zu machen.“ Wenn Akerman Angst oder Besorgnis verspürte, dann ließ er sich davon nichts anmerken. Er blieb vollkommen ruhig und musterte seinen
Kollegen. „Alles andere wäre ja auch viel zu langweilig.“ Er setzte sich in Bewegung. „Lass uns sehen, was wir herausfinden können. Ethan? Wir sehen uns.“ Wenig später waren die beiden um die Ecke gebogen und hatten Dwight und Rain alleine zurückgelassen. Der Afroamerikaner legte den Kopf schief und sah zu Boden. „Ich wünschte wir könnten helfen“, entkam es ihm langsam. „Diese Gruppe. Was denken sie darüber Ethan?“ Eine berechtigte Frage. Ethan zuckte mit den
Schultern. „Ich denke es ist so, wie Akerman sagte: Wir müssen davon ausgehen, dass es sich um Leute mit Fähigkeiten handelt, die diese Überfälle verursachen.“ Hickins verzog das Gesicht. „Und wie wollen wir dem beikommen? Die lassen sich doch bestimmt nicht einfach so gefangennehmen.“ Natürlich nicht. Allerdings war das nicht ihre Aufgabe, sich darum zu kümmern. Man konnte sich auf Styles und Akerman verlassen. Sie würden schon wissen, was sie taten. „Für den Moment müssen wir vor allem Ruhe bewahren. Es bringt nichts, wenn wir uns den Kopf darüber zerbrechen.
Leland und Edward erledigen ihre Arbeit, und wir erledigen unsere.“ Dwight nickte knapp. „Okay. Und was machen wir jetzt?“ „Das Wetter ist heute ganz gut. Ich hatte gedacht, dass wir Katharina, Holly und Naiomi nehmen und mit ihnen ein wenig nach draußen gehen. Etwas Abwechslung kann ihnen nicht schaden.“ Es war eine Weile her, dass er mit den Mädchen vor die Tür gegangen war. Sie mussten mal wieder raus. Das war klar. Dwight schien darüber ein wenig verunsichert. „Dürfen wir das denn?“ „Natürlich. Es geht darum, dass die Patienten wieder Kontakt zur Außenwelt
pflegen. Das ist ein wichtiger Prozess“, antwortete Rain und schritt langsam neben ihm durch den Korridor. Es war klar, dass Dwight am Anfang noch viele Fragen stellte. Er musste sich ja erst einmal mit den Gepflogenheiten der Anstalt genauer vertraut machen. „Okay. Ich denke ja nicht, dass was passiert oder?“ Immerhin tragen ja alle diese Armbänder, die ihre Kräfte unterdrücken.“ „Exakt. Allerdings dürfen wir nicht all zu lange fortbleiben. Wenn sie zulange von der Anstalt weg sind, versagen die Armbänder ihren Dienst.“ Irritiert sah Dwight ihn an. „Wieso das
denn?“ „Das hat alles mit der Kammer zu tun“, erklärte Ethan. „Das erkläre ich ihnen später in Ruhe. Jetzt konzentrieren wir uns erst einmal auf unseren Spaziergang.“ „Stinkt das!“ Mia rümpfte die Nase und warf die verdorbene Bananenschale in den rostigen Eimer. Einmal in der Woche räumten Collin unter der Brücke ein wenig auf. Ruhig blieb er stehen und warf einen Blick auf ihr Werk. In der Nähe war Ethel, die wie immer ihren Kinderwagen vor sich hinschob. Dabei summte sie leise eine Melodie vor sich
hin. „Sie macht mir ein wenig Sorgen“, erklärte Mia und betrachtete die alte Frau mit sorgenvollem Blick. Collin legte den Kopf schief. „Ihr geht es gut. Du weißt doch wie sie ist. Manchmal hat sie gute Tage, und dann eben auch nicht so gute.“ Besonders heute wirkte sie sehr verloren. Er wusste nicht viel über sie. Sie war schon hier gewesen, als er neu dazugekommen war. Auch Oliver wusste nicht viel über die sonderbare Dame. Sie fragten aber auch nicht, sondern ließen sie einfach so sein wie sie war. Manchmal konnte er sie allerdings nachts weinen hören. Was auch immer in ihrem
Leben schiefgelaufen war. Es hatte sie gezeichnet. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das wohl sein muss“, meinte Mia langsam, ehe sie sich ihm zuwandte. Sanft fasste sie ihn am Arm. „Warum spielst du nicht etwas auf der Gitarre für sie? Vielleicht muntert sie das ja auf.“ „Erstmal müssen wir hier Klarschiff machen“, erklärte Mears und kratzte sich am Hinterkopf. „Nur weil wir obdachlos sind, heißt das noch nicht, dass wir in unserem eigenen Müll leben müssen.“ Der Platz unter der Brücke war ein heruntergekommener Berg aus Müll, als
er damals hergekommen war. Niemand der anderen hatte sich darüber gestört. Die Leute waren froh, dass sie wenigstens einen Ort hatten, an dem sie leben konnten. Ganz gleich welchen Eindruck er machte. Allerdings war er der Meinung, dass sie sich ihre Umgebung etwas wohnlicher gestalten könnten. Daher hatte er mit dem wöchentlichen Aufräumen begonnen und wann immer die anderen konnten, halfen sie ihm dabei. „Du bist wirklich toll. Weißt du das eigentlich?“ Da war er wieder. Dieser Blick in ihren Augen. Collin war es immer ein wenig
unangenehm, wenn sie ihn so ansah. „Ohne dich wären wir aufgeschmissen“, fügte sie hinzu und warf eine leere Bierdose in den Eimer. Collin errötete leicht und schüttelte den Kopf. „Ach was. Ich tue einfach nur das, was ich kann. Mehr nicht.“ Sie boxte ihn gegen die Schulter. „Stell dich nicht so unter den Scheffel!“ Sie hörten Schritte. Beide Teenager wandten sich um und erblickten Oliver, der von der Straße aus auf sie zu kam. In den Händen hielt er ein wenig Bargeld, dass er wohl beim Betteln gesammelt hatte. „Sie hat Recht Collin“, begann der alte Mann und legte ihm eine Hand auf die
Schulter. „Wenn du nicht gewesen wärst, dann wären wir an manchen Tagen sicher nicht über die Runden gekommen. Wir haben dir viel zu verdanken.“ Er umarmte die beiden. „Wir sind eine Familie. Da hilft man sich gegenseitig.“ Oliver nickte. „Das ist richtig. Du bist wirklich ein guter Junge Collin. Wir können uns glücklich schätzen, dass wir dich haben.“ „Danke Oliver.“ Mia strahle ihn über beide Ohren an. Sie hatte ihr 'Ich habs dir ja gesagt' Gesicht aufgesetzt und verschränkte die Arme vor der
Brust. „Siehst du. Was hab ich gesagt?“ Er verzog das Gesicht. „Ist ja gut.“ Als er sie so sah, musste er wieder daran denken, warum sie eigentlich hier war. Die blauen Flecken die ihre Haut zierten. Das schüchterne, das sie manchmal an sich hatte. „Was ist eigentlich mit dir?“ „Was meinst du?“ Fragend legte sie den Kopf schief. Er wusste nicht genau, wie er damit anfangen sollte, aber es war wichtig dass das mal zu sprechen kam. „Du willst doch nicht für immer hierbleiben
oder?“ Irritiert sah sie ihn an, ehe sie beklommen den Kopf senkte. „Im Moment fühle ich mich hier ganz wohl.“ Dann wanderte Wut in ihre Züge. „Ich gehe bestimmt nicht wieder nach Hause! Meine Eltern können mir gestohlen bleiben!“ Das hatte er sich schon fast gedacht. Eines Abends hatte sie ihm davon erzählt. Ihre Eltern waren beide Erfolgsmenschen. Mia konnte den Ansprüchen nicht genügen und wurde zur Strafe von ihnen verprügelt. Eine unmenschliche Art das eigene Kind zu
behandeln. „Eltern können manchmal anstrengend sein, aber sei froh dass du sie hast. Sie haben ihre Fehler, aber irgendwann sind sie nicht mehr da.“ Das verschwommene Bild zweier Erwachsener, die mit ihm lachten und spielten tänzelte vor seinem geistigen Auge. „Collin. Du weißt, dass das nicht so einfach ist!“ Er legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Ich will damit nur sagen, dass du die Hoffnung nicht einfach aufgeben sollst. Die Dinge wenden sich irgendwann wieder zum Guten.“ Mia schüttelte lächelnd den
Kopf. „Ich wünschte ich hätte deine Zuversicht.“ „Was das angeht ist er schon cool, oder?“ Die drei wandten sich um. Hazel stand vor ihnen und betrachtete ihren Freund mit einem warmen Augen auf dem Gesicht. Dann umarmte sie ihn. Collin war etwas irritiert, denn er hatte nicht mit ihr gerechnet. „Was machst du hier?“ Sie tippte ihn mit den Fingern gegen die Stirn. „Ich besuche meinen Freund. Darf ich das nicht?“ Er hob beschwichtigend die
Hände. „Doch. Natürlich. Ich habe nur nicht damit gerechnet. Eine schöne Überraschung Haze!“ Sie grinste. „Na geht doch.“ Daraufhin wandte sie sich den anderen beiden zu. „Lasst ihr uns kurz allein?“ „Aber klar.“ Wenig später waren die beiden allein. Hazel nahm ihn bei den Händen. Sorge wanderte in ihre Züge. „Was ist los?“ Sie senkte den Blick. „Es geht um Raphael. Sein Trailer wurde gestern Abend abgefackelt. Er ist im
Krankenhaus.“ Was? Das Herz rutschte dem jungen Mann in die Hose. „Scheiße.“ „Drew denkt, dass Joseph vielleicht etwas damit zu tun hat, aber das glaube ich nicht. Da ist er einfach nicht der Typ für.“ Collin nickte. „Das ist richtig. Wo ist Drew jetzt?“ Noch mehr Kummer schien sie zu überfluten. Man konnte ihr ansehen, wenn etwas nicht stimme und jetzt gerade wirkte es so, als befände man sich beinahe in einer aussichtslosen Lage. „Deshalb bin ich gekommen. Er braucht uns. Seine Schwester musste ins
Krankenhaus!“ Er zögerte keine Sekunde. „Dann verlieren wir keine Zeit.“ Es schien eine Ewigkeit zu dauern, bis Joseph das kleine Lagerhaus erreichte, dass er gemietet hatte. Dort verstaute er meistens Dinge, die er nicht mehr brauchte. In diesem Fall, sollte es einer anderen Sache dienlich sein. Langsam verließ der Rothaarige seinen Wagen und trat zum Kofferraum, in dem eine gefesselte Person lag. Er hatte ihm einen Sack über das Gesicht gezogen. „Los. Raus!“ Er hievte den Mann aus dem Wagen. Sofort stürzte er zu Boden. Joseph
spuckte auf ihn und hievte ihn wieder nach oben. „Los beweg dich.“ Im Innern stand ein Stuhl, an den er die Person fesselte. Den Rucksack den er mit hatte warf er in eine Ecke. Etwas im Innern schepperte geräuschvoll. Langsam baute sich Rennel vor seinem Opfer auf und zog ihm den Sack vom Kopf. Max brauchte einen Moment lang, um sich an das Licht zu gewöhnen. Als er Joseph erblickte, fixierte er diesen wütend. „Was soll die Scheiße?! Binde mich sofort los!“ Der Angesprochene senkte den Blick einen Moment, ehe er den Sack zu Boden
warf. „Das wäre ich nicht tun. Du kannst froh sein, dass du dich noch bewegen kannst. Normalerweise wärst du dazu nicht mehr in der Lage, aber ich wollte nicht, dass du das beste verpasst.“ Max grinste finster. „Soll mir das Angst machen? Dass ich nicht lache! Binde mich doch los! Dann sehen wir wie groß dein Maul noch ist!“ Die Antwort war ein Schlag mit der Faust ins Gesicht. „Nein. Du hast genug Schaden angerichtet.“ Der Gefesselte überlegte einen Moment, ehe es ihm wie Schuppen von den Augen
fiel.
„Ach. Darum geht es also. Du erledigst die Drecksarbeit für den Jungen oder?“
Rennel hob seinen Rucksack wieder auf und stellte ihn auf einem alten vermoderten Tisch ab, der in der Ecke stand.
„Er ist nicht einfach nur ein Junge.“
Er hatte gefunden was er suchte. Langsam betrachtete er den kleinen Brenner in der Hand, ehe er diesen entzündete. Dann wandte er sich wieder Max zu.
„Er gehört zur Familie.“