"Guten Morgen Detroit. Es ist 5 Uhr an diesem Donnerstag Morgen und der Regen scheint auch diesen Morgen unsere Stadt fest in seinem Griff zu haben. Trotzdem hoffen wir von Radio D natürlich, dass sie ihren Tag genießen und das beste daraus machen.“ Mit einem Ruck hatte sich Leland aufgesetzt. Schlaftrunken streckte er die Glieder und sah sich im Schlafzimmer seines kleinen Apartments um. Der erste Griff ging wie immer zu seinem Gehstock, bevor er in den Küchenbereich humpelte, wo er sich einen Kaffee aufsetzte. Sein Schädel dröhnte. Erst um
1 Uhr hatte er Schlaf gefunden, doch das war für ihn nichts neues. In den letzten Jahren hatte er sich daran gewöhnt, nicht mehr lange zu schlafen. Vor allem konnte man ihn jederzeit anrufen, wenn es einen Notfall im Sanatorium gab, oder er im Außeneinsatz gebraucht wurde. Besonders im Moment, da sie alle Hände mit dieser Gruppe von Juwelendieben zu tun hatten, war er ziemlich oft unterwegs. Sechs Überfälle in zwei Monaten. Mindestens einer dieser Räuber besaß eine Fähigkeit. Das war sicher. Anders ließ sich die Paralyse nicht erklären, mit dem Leute vom Sicherheitsdienst, oder Verkäufer in die Knie gezwungen worden waren. Ein
kleiner Anhaltspunkt der viele Spekulationen zuließ. Leland war der Ansicht, dass vermutlich jeder in dieser Gruppe eine spezielle Fähigkeit besaß, die sie bei den Überfällen einsetzten. Doch noch war es zu früh, um das mit Sicherheit sagen zu können. Deshalb traf er sich an diesem Morgen relativ früh mit Ed, Fred und Arnold am Juweliergeschäft, das zuletzt überfallen wurde. Leland hatte sich mit dem Taxi fahren lassen und hievte sich nun langsam aus dem Wagen, ehe er dem Fahrer sein Geld reichte. Der zählte die Scheine ab, zischte etwas von wegen 'Geizhals' und brauste wieder davon.
Akerman war der Erste am Juwelier und warf einen Blick auf das Gebäude. Der Laden war vollkommen heile geblieben, wenn man von den zerstörten Vitrinen absah. Das FBI hatte den Tatort schnell wieder freigegeben, wobei sie natürlich alle wichtigen Beweise mitgenommen hatten. Dazu gehörte auch ein Safe, den er gestern Abend noch gesehen hatte. Leider hatte ihm die Zeit gefehlt ihn zu überprüfen, denn die Agents hatten ihr bestes gegeben, ihn vom Inneren des Ladens fernzuhalten. Was das anging konnte man auch nicht mit ihnen reden. Besonders nicht mit dieser Foster, die immer herumlief wie ein aufgeblasener Flamingo. Eine seltsame Frau, aber das
sollte ihn im Augenblick nicht weiter kümmern. Langsam schritt er an der Verkaufstheke entlang, wobei die Scherben auf dem Boden unter seinen Schritten knirschten. Von draußen konnte er hören wie ein weiterer Wagen vorfuhr. Edward war gekommen und er sah im Gegensatz zu Leland deutlich ausgeruhter aus. Der 44-Jährige hob die Hand und winkte seinem Partner zu, als dieser den Laden betrat. „Es ist mir immer wieder ein Rätsel, wie du es schaffst als erster anzufangen.“ Er kam einen Schritt näher und lehnte sich an die Theke, ehe er sich in die Hosentasche griff und ein paar
Kaugummis daraus hervorholte, von denen er Leland eines reichte. „Hier. Das kaschiert den Bourbon.“ „Was würde ich nur ohne dich machen Eddie?“ Akerman grinste und schob sich das Kaugummi in den Mund. Ed zuckte nur mit den Schultern. „Hast du schon was von Arnie und Fred gehört? Ich dachte die sollten uns heute helfen.“ „Die müssten unterwegs sein. Du weißt doch wie das bei denen ist. Fred muss erstmal von Mammi geweckt werden und Arnold braucht mindestens eine halbe Stunde, bis er seinen fetten Wanst aus dem Bett gehievt
hat.“ „Ist das so ja?“ Die beiden Männer wandten sich um als Arnold und der Junge durch die Tür des Juweliers traten. Wie immer trug Griffs eines seiner karierten Hemden und eine Mütze unter dem Regenmantel. Fred klappte gerade den Regenschirm ein und rümpfte die Nase. „Was ist das für ein Gestank? Riecht beinahe so, als hätte jemand Pfefferminz in Whiskey eingekocht.“ Akerman setzte ein unschuldiges Gesicht auf und trat an die beiden heran. Es war nicht so, dass er die beiden nicht leiden konnte, aber sie gehörten nicht nach hier
draußen. Sie waren Mitglied im Sicherheitsdienst von Willow Creek und wurden in Notfällen für den Außeneinsatz abgestellt. Ihnen fehlte einfach die Erfahrung. „Guten Morgen“, kam es von Ed, der beiden Männern zur Begrüßung die Hand schüttelte. „Wir sind auch gerade erst gekommen. Ihr habt also nichts verpasst. Wie ihr allerdings seht hat das FBI ganz schön viel mitgenommen. Ich glaube nicht, dass wir hier was finden.“ „Und was machen wir dann hier? Sollten wir nicht lieber Leute befragen?“, kam es von Fred. Leland musterte ihn. „Immer langsam mit den jungen Pferden
Freddie. Wir müssen zumindest ausschließen, dass es hier Beweise gibt die man übersehen hat. Danach fahren wir ins Krankenhaus und befragen den Juwelier. Alles zu seiner Zeit.“ Er strich mit dem Finger über eine Glasvitrine. „Wie läuft's mit Rita?“ „Sehr witzig.“ Arnold lachte nur. „Bis es dazu kommt ist eher die Hölle zugefroren. Dem Jungen fehlt einfach der Mumm.“ Damit schlug er Fred auf den Rücken, wobei der junge Mann ein wenig einknickte und ächzte. „Ich nehme meinen Job eben Ernst. Ich
habe für so etwas keine Zeit und ehrlich gesagt ist mir im Moment auch gar nicht nach einer Beziehung.“ „Das sagen alle, die keine Chance bei den Frauen haben.“ „Ach leck mich doch Leland.“ „Gerne doch. Also gut. Sehen wir mal, ob wir hier etwas finden. Je schneller wir hier fertig sind, desto eher können wir ins Krankenhaus fahren!“ Episode II – Gambling „Guten Morgen Katharina? Wie geht es dir heute?“ Die Blondine nickte fröhlich. „Gut. Ich habe geschlafen wie ein
Stein.“ Ethan nickte zufrieden. Die erste Station auf dem Tagesprogramm war ein Gespräch mit der A-Patientin, das er zusammen mit Dwight in ihrem Zimmer führte. Der Afroamerikaner stand an der Wand gelehnt und lauschte in Ruhe den beiden, denn er wollte den Arzt nicht unnötig stören. „Und wie geht es mit der Malerei voran? Du hast große Fortschritte gemacht. Deine Arbeiten werden immer besser.“ „Danke Ethan. Es läuft ganz gut. Samantha wollte mir sogar ein Bild abkaufen.“ Samantha war eine der Ärzte, die ebenfalls in der Anstalt arbeiteten. Rain
nickte anerkennend. Es war gut, wenn das Mädchen in ihren Fähigkeiten bestärkt wurde. Das half ihr dabei sich selbst zu stabilisieren. Mittlerweile konnte man sie gar nicht mehr mit dem Mädchen vergleichen, das sie war, als er sie damals hierher gebracht hatte. Seitdem schien eine Ewigkeit vergangen zu sein. „Das ist toll. Wenn das Wetter wieder besser ist, dann gehen wir neue Farbe für dich kaufen. Na wie klingt das?“ „Das klingt super. Du bist wirklich der beste Ethan!“ Sie umarmte ihn für einen Moment. Dwight beobachtete die Situation. Zwischen den beiden bestand eine tiefe
Verbindung. Das ging über das einfache Verhältnis zwischen Arzt und Patienten hinaus. Sie verband etwas viel tieferes. Gemeinsame Erfahrungen. Freundschaft. Sicher. In den meisten Einrichtungen war die Beziehung sehr oberflächlich, aber Willow Creek konnte man auch nicht mit jeder X-Beliebigen Einrichtung vergleichen. Hier tickten die Uhr anders. Allerdings war ihm das nur willkommen, denn er wollte sein Leben nicht mit einem dieser langweiligen Jobs verbringen, in denen man keinen Spaß hatte. Nein. Hier war es nicht so. Er würde zwar noch etwas Zeit brauchen, bis er sich eingelebt hatte, aber er war sich sicher, dass er hier eine Menge
lernen konnte. „Sie ist wirklich etwas besonderes“, erklärte er, als die beiden Männer das Zimmer verlassen hatten und über den Flur des Traktes liefen. Ethan nickte und schob sich seine Brille zurecht. „Es war ein hartes Stück Arbeit bis dahin Dwight. Allerdings ist es schön zu sehen, dass sie sich so positiv entwickelt hat.“ Eine Spur von Trauer konnte sich aus diesem Satz heraushören lassen. Hickins musste wieder daran denken, was Ethan über seinen Mentor gesagt hatte. Die ganze Zeit schon brannte die Frage nach dem Verbleib dieses Mannes in seinem Innern.Dieses mal konnte er der
Versuchung allerdings nicht widerstehen, danach zu fragen. Natürlich konnte er nicht einfach so mit der Tür ins Haus fallen. Er musste anders an die Sache herangehen. „Wie war das eigentlich, als sie sie damals gefunden hatten?“ Rain hielt einen Moment lang Inne. Dwight wusste sofort, dass er einen wunden Punkt getroffen hatte. „Entschuldigung. Ich hätte nicht fragen sollen.“ „Schon gut. Sie sind jetzt ein Teil von Willow Creek, da ist es natürlich wichtig, dass sie auch über die Patienten Bescheid wissen, mit denen sie zusammenarbeiten. Kommen sie. Gehen
wir an einen ruhigeren Ort.“ Sie begaben sich in Ethans Büro. Der Arzt schloss die Tür hinter sich und zündete sich eine Zigarette an, ehe er sich auf seinem Stuhl niederließ. Dwight nahm ebenfalls Platz und faltete die Hände ineinander. Einen Moment lang herrschte eine unangenehme Stille zwischen den beiden Männern. Hatte er eigentlich schon das Recht, Ethan danach zu fragen? Sein Gegenüber sah ihn kurz an und ergriff dann das Wort. „Nun. Wo fange ich am Besten an? Das war vor etwa 3 Jahren. Damals habe ich mit Frederik Brown, meinem Partner vermehrt im Außendienst gearbeitet. Es
war unsere Aufgabe Menschen mit besonderen Fähigkeiten aufzuspüren. Dann mussten wir entscheiden, ob es besser für sie war, wenn sie nach Willow Creek kommen oder nicht.“ Dwight nickte. „Und woran machen sie das fest?“ „In erster Linie daran, wie gut die jeweilige Person mit ihren Kräften umgehen kann, und ob sie eine Gefahr für sich und andere darstellt. Bei Katharina war es etwas kompliziert, da sich ihre Fähigkeit erst spät entwickelt hatte. Fred und ich wurden auf sie aufmerksam, nachdem in ihrer Schule in Ann Arbor drei Schüler enthauptet worden waren. Sie wurde von ihren
Eltern zu Hause gehalten und geschlagen. Wir wussten, dass wir intervenieren mussten. Allerdings war Katharina schon sehr von ihrem Hass auf die Menschen zerfressen. Bei unserem aufeinandertreffen wurde Fred getötet. Katharina wurde in die Kammer gebracht und ihr Gedächtnis so verändert, dass sie sich nicht mehr daran erinnern konnte. Das ist eigentlich die grobe Geschichte.“ Er setzte seine Brille ab und rieb sich die Augen. Dwight überkam Unbehagen. Es war nicht seine Absicht gewesen Ethan so Nahe zu treten. „Und Fred war ihr Mentor?“ „Ja. Nach seinem Tod hat seine Familie sehr darunter gelitten. Seine Frau hat
sich umgebracht. Seine Tochter lebt in einer Nervenheilanstalt.“ Er machte eine kurze Pause und zog an seiner Zigarette. „Wissen sie Dwight. Menschen mit Fähigkeiten sind nicht automatisch böse. Daran glaube ich nicht. Sie werden durch ihr Umfeld zu dem gemacht was sie sind. So war es auch bei Katharina. Sie hatte bis dahin wenig Liebe erfahren und eigentlich nur den Schmerz gekannt. Es war nicht verwunderlich, dass sie sich so entwickelt hat. Daher bin ich sehr froh, dass sie sich so positiv entwickelt hat.“ „Danke dass sie mir das erzählt haben Ethan. Entschuldigen sie, wenn ich ihnen zu Nahe getreten bin. Es hatte mich
einfach nur interessiert.“ Rain winkte ab. „Schon in Ordnung. Das macht nichts. Wie gesagt: Es ist wichtig, dass sie über die verschiedenen Patienten Bescheid wissen. Machen sie sich also keine Vorwürfe.“ Er stand wieder von seinem Stuhl auf und zog seinen Arztkittel zurecht. „Kommen Sie. Wir haben noch viel zu tun.“ „Wenn du willst, dann können wir uns heute einen schönen Abend bei mir machen. Ich koche dir dein Lieblingsessen und wir schauen uns einen Film an. Was hältst du
davon?“ „Das ist eine gute Idee. Bis heute Abend. Ich liebe dich.“ Dirk legte auf und legte das Handy auf die Armatur des Wagens. Es war wichtig, dass er wieder mehr Zeit mit Penelope verbrachte. Ein Abendessen würde die Wogen glätten. Da war er sich sicher. So atmete er ruhig aus, während Nikolai den Wagen am Trailerpark vorfuhr. „Nimmst du Ellie mit?“, kam es frotzelnd von dem Russen, worauf Peterson ihm nur einen bösen Blick zuwarf. Sein Partner grinste süffisant und fuhr sich durch das grauschwarze Haar. „Schon gut. War nur ein Witz. Komm. Schauen wir mal, was dieser Kerl uns
sagen kann.“ Mittlerweile hatte das FBI damit angefangen den Van zu untersuchen. Bisher hatten sie allerdings noch keine Spur gefunden, wehshalb Dirk und Nikolai damit beauftragt worden waren die hiesigen Autoschieber unter die Lupe zu nehmen. Raphael war die erste Adresse auf ihrer Liste. Wann immer es ein krummes Ding in der Stadt gab, war er irgendwie darin verstrickt. Es war nur logisch, dass sie ihn als erstes besuchten. „Was meinst du? Ist dieser Kerl der Richtige?“ Dirk zuckte mit den Schultern. „Kann ich nicht sagen, aber irgendwo
müssen wir anfangen. Komm. Sagen wir mal Hallo.“ Sie verließen den Wagen und durchschritten den Trailerpark. Nikolai sah sich interessiert um. Irgendwie schien ihn dieser heruntergekommene Ort zu faszinieren. Dirk betrachtete ihn musternd. „Du siehst aus, als würdest du dir einen Platz aussuchen.“ „Es erinnert mich an meine Heimat. Menschen die unbefangen miteinander Leben. Egal ob arm oder reich. Ein Stadtbursche wie du kann das nicht verstehen.“ Er lächelte. Dirk wusste nicht viel über Worth. Was seine Vergangenheit anging,
hielt sich der Russe meistens bedeckt. Es war aber auch nicht an ihm nachzuforschen. Wichtig war, dass die beiden als Team funktionierten und effektiv arbeiten konnten. Alles andere war Nebensache. Sie erreichten den Raphaels Trailer. Der Afroamerikaner war gerade dabei die Blumen in seinem Vorgarten zu gießen, als er die beiden Agents erblickte. Dirk war der erste der das Wort ergriff. „Mr. Waters? Agent Peterson und Agent Worth vom FBI. Wir würden ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Haben sie einen Moment?“ Der Angesprochene stellte die Gießkanne
ab und nickte. „Natürlich. Ich freue mich immer, wenn ich dem Gesetz zur Seite stehen kann meine Herren. Was kann ich für euch tun?“ „Sie haben doch sicher von den Juwelendieben gehört, die in letzter Zeit in der Stadt aktiv sind.“ Raphael zuckte mit den Schultern. „Was weiß ich schon? Hier in der Stadt laufen eine Menge krumme Dinge Agent. Da verliert man gerne mal den Überblick.“ War ja klar. Schon jetzt war ihm dieser Typ unsympathisch. Er wollte gerade etwas entgegnen, als Niko ihn zurückzog und selbst das Wort
ergriff. „Ich entschuldige mich für meinen Partner. Sie wissen ja wie das ist. Manche von uns sind mit ihrem Job verheiratet und vergessen gerne mal ihre Manieren. Schönen Trailer haben Sie hier. Da steckt sicher eine Menge Arbeit drin.“ Sein Gegenüber nickte und warf einen Blick auf seinen Trailer. „Ja. Das Baby hat mich viel Zeit gekostet, aber ich bin froh, dass ich sie investiert habe.“ „Darf ich ihn mir mal ansehen? Von innen sieht er wahrscheinlich noch viel eindrucksvoller aus.“ Raphael schien einen Moment lang zu
überlegen, ehe er nickte. „Sicher. Kommen Sie.“ Damit schritt er voran. Dirk wollte ihm folgen, doch Niko hielt ihn zurück. „Lass das mal die großen Jungs machen.“ Bevor Peterson noch etwas sagen konnte, waren die beiden im Innern des Trailers verschwunden. Eine viertel Stunde später kam Niko wieder aus dem Trailer. Raphael stand an der Tür und lächelte. Anscheinend hatten sich die beiden gut unterhalten. „Wie gesagt. Kommen sie heute Abend nochmal vorbei. Dann werfen wir einen Blick auf meine Bücher. Mögen sie
Whiskey?“ „Unbedingt. Dann bist heute Abend.“ Raphael schloss die Tür hinter sich. Dirk betrachtete seinen Partner, der über beide Ohren grinste. „Hör auf so blöd zu gaffen und sag mir lieber, was du herausgefunden hast.“ „Aber klar doch. Unser guter Mr. Waters verkauft öfters Fahrzeuge an besondere Kunden. Darunter ist vielleicht auch unser Van. Er führt penibel Buch über seine Käufer. Meint, dass ihm das hilft den Überblick zu behalten.“ Das war doch schon mal ein guter Anhaltspunkt. „Und konntest du einen Blick darauf
werfen?“ „Niet. Er wollte es heraussuchen. Ich schaue es mir heute Abend an.“ „Du hättest mich nicht hier draußen lassen sollen. Das ist unprofessionell.“ Der Russe legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Manchmal muss man anders vorgehen als im Lehrbuch. Aber das wirst du auch noch lernen.“ Damit schritten die Beiden wieder zu ihrem Wagen. Manchmal konnte Niko ein Arsch sein, aber in diesem Fall hatte er gute Arbeit geleistet. Vielleicht konnte dieser Raphael sie wirklich auf die Spur dieser Juwelendiebe bringen. Einen Versuch war es wert.
Joseph rieb sich die Augen. Nach und nach hatte er die Jugendlichen in sein Büro bestellt, um mit ihm über die neusten Gegebenheiten zu sprechen. Nun standen Hazel, Drew und Collin vor seinem Schreibtisch. Die Nervosität war ihnen deutlich anzusehen. „Bisher hat das FBI wohl noch nichts gefunden, und es wird wohl auch nicht dazu kommen. Ich habe mit Raphael gesprochen. Ihr müsst euch keine Sorgen machen. Wir haben die Situation vollkommen unter Kontrolle.“ Sogleich wirkten die drei ein wenig entspannter. Hazel schmiegte sich an
Collin, während Drew das Wort an Joseph richtete. „Trotzdem müssen wir aufpassen. Ich glaube nicht dass es so schlau wäre in der nächsten Zeit ein Ding zu drehen. Am Ende bringt uns das noch in den Knast.“ „Ich weiß, dass ihr Angst habt, aber es dauert nicht mehr lange. Ich habe alles einmal durchgerechnet. Wir müssen noch ein oder zwei Aufträge drehen. Dann haben wir genug Geld und ich kann euch alle auszahlen. Dann könnt ihr eurer Wege gehen und müsst wieder darüber sprechen.“ Das verstärkte wieder die allgemeine Unruhe.
„Ich weiß nicht Joe. Ist das wirklich eine gute Idee?“, wollte Hazel wissen. Er konnte die Sorge des Mädchens verstehen. Sie alle hatten ihre Gründe dafür ihn zu unterstützen. Da war es normal, dass sie sich fürchteten. So erhob sich Rennel langsam und schritt auf die drei Jugendlichen zu, ehe er sie umarmte. „Das wird schon alles. Wir müssen einfach nur ein wenig Vertrauen haben.“ Nach dem Gespräch hatten sie sich wieder zerstreut. Hazel saß mit Collin auf einer Treppe im Eingangsbereich des Jugendzentrums und starrte
Gedankenverloren auf den Fußboden vor sich. „Ich verstehe nicht, wie er so ruhig bleiben kann.“ „Du weißt doch wie er ist. Joe kann eben kein Wässerchen trüben. Er findet immer eine Lösung. Auch dieses Mal. Wir müssen an ihn glauben. Das ist wichtig.“ Sie schmiegte sich an ihn. Sie war wirklich froh dass sie Collin hatte. Er strahlte etwas aus, was sie ungemein beruhigte. Sich richtig konnte sie das gar nicht in Worte fassen. „Wenn das hier alles vorbei ist – Ich meine, wenn ich Mom und Dad in den Entzug gebracht habe und es ihnen wieder gut geht, dann möchte ich, dass
wir ein echtes Paar werden. Du könntest bei mir wohnen.“ Collin musste Lächeln. Er streichelte ihr durch die Haare. „Sind wir nicht schon ein paar?“ „Du weißt wie ich das meine Dummie. Wir könnten dann zusammen aufs College gehen, wie wir es vorhatten. Zusammen mit Drew. Ich finde es wichtig, dass wir drei uns nicht aus den Augen verlieren.“ Er nickte. „Da hast du Recht. Sei unbesorgt. Es wird der Tag kommen, an dem wir das alles hinter uns lassen und neu anfangen können.“ „Ich hoffe das ist
bald.“ Er küsste sie auf die Stirn. „Sei unbesorgt. Es wird alles gut.“ Leichter Nieselregen prasselte auf ihn nieder, als Drew auf die Straße trat. Das Gespräch mit Joseph hatte ihn nachdenklich gestimmt. Für ihn zählte, dass er seiner Schwester und seiner Mutter helfen konnte. Wenn er dafür noch einmal stehlen musste, dann würde er nicht davor zurückschrecken. Auch wenn er Angst hatte, war es wichtiger, dass er sich um seine Familie kümmerte. Was er selbst dabei dachte, oder wie er sich fühlte, waren reine Nebensache. So war er ein paar Schritte gegangen, ehe er
eine Bewegung vor sich wahr nahm. Er konnte gar nicht reagieren, da hatte ihn die Faust mitten ins Gesicht getroffen. Der Junge taumelte zurück und hielt sich die Nase. Ein weiterer Schlag traf ihn und er ging zu Boden. Vorbeikommende Passanten schrien entsetzt auf. „Du denkst wohl, du bist der King hm? Denkst wohl, du könntest dich aufspielen und mir sagen was ich zu tun habe hm?“ Drew hob langsam den Kopf. Es war Max. Angetrunken und aufbrausend wie ein Gewitter Sturm. Voller Abscheu bedachte er den Jungen, der vor ihm auf dem Boden kauerte und zu ihm aufsah. Mittlerweile waren auch Jugendliche aus dem Jugendzentrum gekommen und
hatten die Situation beobachtet. „Das reicht!“ Es war Joseph, der sich schützend vor Drew stellte. „Such dir jemanden in deiner Größe!“ Max fixierte den Mann mit einem raubtierartigen Ausdruck auf den Lippen. „Wer bist du denn hm?“ Er sah zu Drew. „Bist du so eine feige Sau, dass du andere für dich kämpfen lässt?“ Mittlerweile waren auch Collin und Hazel bei Drew angekommen. Während Hazel ihm auf die Beine half, war Collin neben Joseph getreten. Auch andere Jugendliche hatten sich dazugestellt. Max betrachtete die Situation einen
Moment lang. „Ach was solls. Du wirst schon sehen Junge. Deine Freunde können dich nicht ewig beschützen!“ Sie brachten ihn wieder in Josephs Büro. Während Hazel die Wunden desinfizierte sah sich Joseph den Jungen genauer an und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es wird eine Zeit dauern, bis das alles verheilt ist, aber dann bist du wieder in Ordnung. Es ist nichts gebrochen. Gottseidank.“ Drew nickte. Er fühlte sich miserabel. Nicht nur, dass Max ihn verprügelt hatte, nein. Andere mussten für ihn einstehen. Was für ein Mist. Er war nicht einmal in
der Lage auf sich selbst aufzupassen. Wie sollte er dann Sweet P. Und seine Mutter beschützen? „Wer war dieser Kerl?“, wollte Joseph direkt wissen. „Ach. Er ist ein Niemand. Ein Freier meiner Mutter mit Besitzansprüchen. Einfach nur ein Arschloch. Ich komme mit ihm klar.“ „Das hat man gesehen. Hör zu Junge. Wenn du in Schwierigkeiten steckst, dann brauchst du nur etwas zu sagen. Wir sind eine Familie klar? Ich lasse nicht zu, dass euch jemand etwas tut.“ Joseph klang sehr ernst. Drew bedachte ihn. Manchmal konnte er etwas ruppig sein, aber in Momenten wie diesen zeigte
sich seine weiche Seite. Er war ihr Beschützer und würde auf sie achten, komme was wolle.
Eileen gähnte und warf einen Blick auf die Akten. Im Büro war es ruhig. Die meisten ihrer Kollegen waren gerade dabei Nachforschungen bezüglich des Juwelenraubes anzustellen. Sie brachte ihre Arbeit mit Papierkram zu. Einer musste es ja machen. Allerdings fühlte sie sich dadurch nur noch müder, als es ohnehin schon der Fall war. Der Fall lag ihnen allen in den Knochen. Wenigstens gab es nach Nikolais Entdeckung des Vans ein wenig Hoffnung. Zwar waren die Forensiker und Analysten noch mit
dem Wagen beschäftigt, doch währenddessen waren ihre Kollegen schon auf dem Weg um den Verkäufer zu finden. Sie hatte ein Gutes Gefühl, dass es dieses Mal gut laufen würde. "Brauchst du Hilfe?" Ihr Vater stellte ihr eine Kaffeetasse hin und betrachtete sie. Auch er wirkte leicht müde, aber das war wohl seinem Alter geschuldet. Sie nickte und nahm einen Schluck aus der Tasse. Was für ein Wohlgefühl. Das hatte sie jetzt gebraucht. "Danke Dad. Ich gehe gerade nur die Unterlagen durch. Hast du schon was von Niko und Dirk gehört?" Sal schüttelte den Kopf und zog einen
Stuhl heran, auf dem er sich niederließ. "Ich weiß nur, dass sie heute früh recht zeitig aufgebrochen sind, um den Verkäufer des Vans zu finden. Sie melden sich schon, wenn sie etwas gefunden haben." "Ich hoffe es. So langsam habe ich es satt zu warten." Er lächelte nur. "Du musst entspannter an die Sache herangehen. So ein großer Fall lässt sich eben nicht von heute auf Morgen lösen. Es gibt noch viel zu tun. Wenigstens können wir sagen, dass wir ein gutes Stück vorangekommen sind." "Das ist wahr, aber trotzdem stört es mich. Ich meine, wir können eigentlich
nichts tun, außer darauf zu warten, dass sie irgendwann erneut zu schlagen und einen Fehler machen. Das gefällt mir nicht." Es war nicht nur ihr Stolz. Nein. Es ging auch darum die Bürger der Stadt zu beschützen. Die Bevölkerung war unruhig. Masrani tat zwar sein bestes um die Situation unter Kontrolle zu halten, aber es war nur eine Frage der Zeit, bis ihnen diese Geschichte um die Ohren flog. "Ich weiß. Du bist wie ich, als ich in deinem Alter war. Engagiert und zielstrebig. Das sind gute Eigenschaften, aber du darfst dich selbst nicht
vergessen." "Ja Dad. Ich versuche es. Manchmal ist es nicht so einfach." Sie seufzte. Natürlich wollte er sie nur etwas aufmuntern. Dafür war sie ihm auch dankbar, aber manchmal hatte sie einfach das Gefühl, als würde sie geradewegs auf eine Wand zulaufen. Es war schwer zu beschreiben. Sie wusste nur, dass ihr dieses Gefühl nicht gefiel und sie es am liebsten wie Morgentau einfach abschütteln würde. "Ich wollte mich bei dir entschuldigen", kam es plötzlich von ihrem Vater, woraufhin sie ihn irritiert ansah. "Es steht mir nicht zu, dich wegen deiner
Beziehung zu kritisieren. Du bist erwachsen und triffst deine eigenen Entscheidungen. Ich will einfach nur nicht, dass du verletzt wirst. Das ist alles." Sie lächelte. Er konnte manchmal etwas verbohrt sein, aber er hatte ein sanftmütiges Herz. Dafür liebte sie ihn. "Schon okay Dad. Ich kann dich ja auch verstehen. Du willst mich nur beschützen." "Ich möchte einfach nur wissen, ob diese Sache mit Dirk wirklich etwas ernstes ist. Ich meine, diese Affaire. Das ist kompliziert und kann Menschen Schaden zufügen. Das darfst du bei all dem nicht
vergessen." Sie biss sich auf die Lippen. Ja. Dirk war mit Penelope zusammen. Da war eigentlich keinen Platz für Eileen. Es war nie ihr Plan gewesen. Am Ende war es einfach passiert und ehe sie sich versah, war daraus mehr geworden, als nur ein einfacher Flirt am Arbeitsplatz. "Ich weiß nicht Daddy. Ich kann es dir nicht sagen. Dirk gibt mir einfach ein gutes Gefühl. Sicher. Penelope hat das alles nicht verdient, aber...ach keine Ahnung. Es ist schwer zu erklären." Er umarmte sie. "Tu einfach das richtige. Das ist wichtig. Ich will dass du glücklich
bist." Die Tür zum Büro öffnete sich erneut und Dirk schritt zusammen mit Niko auf sie zu. Der Russe hatte ein selbstgefälliges Grinsen auf den Lippen. Eileen betrachtete ihn skeptisch. "Was gibts da so doof zu Grinsen?" "Nun. Ihr könnt mir später danken, aber ich habe den Fall so gut wie im Alleingang gelöst." Das zog die Aufmerksamkeit der beiden auf sich. "Was meinst du damit?", wollte Sal direkt wissen. Hatten sie tatsächlich etwas herausgefunden? "Wir waren bei Raphael Waters", erklärte
Dirk. "Niko hat ihn ein wenig bearbeitet. Wie es scheint war er derjenige, der den Van verkauft hat. Er führt Buch über seine Käufer. Nikolai hat heute Abend eine Verabredung mit ihm um sich diese Bücher genauer anzusehen." Ohne zu wissen was sie tat war Eileen aufgesprungen und hatte den Russen umarmt. Er erwiderte die Umarmung. "Nicht so stürmisch. Ein einfaches Dankeschön hätte es auch getan. Ich weiß, dass ich großartig bin. Ihr werdet schon sehen – Bald haben wir diese Typen hinter Schloss und Riegel gebracht." „Immer langsam mit den jungen Pferden“, warf Sal ein und verschränkte
die Arme vor der Brust. „Erst wenn wir wirklich einen Namen haben, gibt es einen Grund zu Feiern. Trotzdem war das verdammt gute Arbeit. Von euch beiden.“ Inzwischen hatten Leland und seine Kollegen das Krankenhaus erreicht, in dem der Juwelier lag. Kevin Palmer. Ein Mann Mitte 40 der mit seinem Geschäft bisher sehr Erfolgreich war. Zwar wussten Sie noch nicht, in welchem Zustand er sich befand, doch war er ihre heißeste Spur. So befanden sich die vier Männer mittlerweile im Fahrstuhl, der
sie auf die richtige Station bringen würde. Leland tippte nachdenklich mit den Fingern auf dem Griff seines Gehstocks herum, während Arnie und Fred nachdenkliche Blicke austauschten. „Und du meinst, dass wir etwas aus diesem Typen herausbekommen? Die Leute die wir bisher befragt haben konnten sich an nichts erinnern. Was macht dich so sicher, dass es dieses mal anders ist?“ „Nichts Eddie, aber irgendwo müssen wir weitermachen. Wir können ja schlecht herumstehen und Taschenbillard spielen oder?“ Es stimmte. Bisher hatten sie jeden Juwelier oder Sicherheitsmann befragt,
der in den Fall verwickelt worden war. Keiner hatte ihnen helfen können. Entweder erinnerten sie sich an nichts, oder erzählten die wildesten Geschichten. „Was denkst du Akerman?“, wollte Griffs schließlich wissen. „Ich habe schon mit Hammond darüber gesprochen. Ich denke, dass mindestens 3 Leute mit Fähigkeiten dabei sind. Einer, der die Leute paralysiert, einer der die Safes öffnet als wären sie aus Pudding und einer der die Elektronik lahmlegt. Dazu kommen noch die Geschichten der Mitarbeiter, die an den Tatorten gesehen wurden und fest behaupten, sie wären es nicht
gewesen.“ Ein kleines Rätsel, das es zu lösen galt. Vielleicht eine mentale Fähigkeit? Nein. Das würde anders aussehen. Es wollte ihm momentan noch nicht einfallen. Es gab noch zu viele ungeklärte Fragen, die sie lösen mussten, bevor sie eine stichhaltige Theorie aufstellen konnten. „Das klingt ganz schön krass wenn du mich fragst“, erklärte Fred, wobei Leland nur grinste. „Du weißt doch: In unserem Beruf steht Krass auf der Tagesordnung ganz oben.“ Schließlich erreichten sie die Station auf der Palmer lag. Während Arnold sie eintrug begab sich Leland mit Edward
und Fred in das Zimmer des Patienten. Kevin lag da und schlief. Seine Werte wirkten normal. Als sie sich ihm nährten öffnete er langsam die Augen und musterte sie. Schwach hob er den Kopf. „Wer?“, krächzte er. Leland hob die Braue. Die Paralyse wirkte immer noch nach. Was für eine erstaunliche Fähigkeit. Dass sie solange brauchte um abzuklingen zeigte nur, dass der jeweilige Träger sie bestens beherrschte. „Entschuldigen sie die Störung Mr. Palmer. Ich weiß, dass sie sich erholen müssen, aber wir würden ihnen gerne ein paar Fragen stellen. Mein Name ist Smithers. Das sind meine Kollegen. Können sie sich an etwas
erinnern?“ Der Grauhaarige starrte ihn mit leerem Blick an, ehe er den Kopf schwach schüttelte. „Zu...schnell...“ Leland nickte. So etwas hatte er schon erwartet, aber das kümmerte ihn nicht. „Ed? Ziehst du die Vorhänge zu?“ Sein Kollege sah ihn skeptisch an. Mittlerweile war auch Arnold zu ihnen gestoßen. „Bist du sicher? Er wirkt ziemlich schwach. Meinst du er hält das aus?“ „Er muss. Andererseits war dieser Besuch nichts weiter, als ein Schuss in den Ofen.“ Edward machte sich nun daran die
Vorhänge des Zimmers zuzuziehen und die Tür zuschließen. Währenddessen nährte sich Akerman Palmer und sah ihn ruhig an. „Haben sie keine Angst. Das ist eine Entspannungsmethode. Ich werde ihnen helfen zur Ruhe zu kommen, damit sie sich erinnern können. In Ordnung?“ Sein Gegenüber dachte einen Moment lang darüber nach, ehe er nickte. Damit lehnte Akerman seinen Gehstock an das Bett des Patienten und legte sein Jackett ab. Dann krempelte er die Ärmel seines Hemdes hoch. Die Anwesenden betrachteten ihn. „Was hat er vor?“, kam es nur von Fred. Stimmte ja. Er hatte ihn noch nie in
Aktion erlebt. „Sieh zu Freddie.“ Damit legte er dem Patienten die Finger an die Schläfen und begann langsam sie zu massieren, während er die Augen schloss. Palmer schien sich mit einem Mal zu entspannen. „Lauschen Sie nur dem klang meiner Stimme Kevin. Seien sie ganz ruhig. Alles ist friedlich. Können sie mich hören?“ Er nickte. „Gut. Gehen wir. Gehen wir zurück zu ihrem Juweliergeschäft. Stellen sie sich vor, sie stehen am Tresen. Draußen regnet es. Was tun sie?“ Einen Moment lang herrschte Totenstille
im Raum, ehe Palmer das Wort ergriff. „Ich überprüfe die Tageseinnahmen.“ Auf einmal klang seine Stimme vollkommen normal. Er wirkte total entspannt. Überrascht sah Fred auf die Situation. „Was macht er?“ „Shht“, zischte Arnold nur und schüttelte den Kopf, was den Jungen bedeuten sollte, den Mund zu halten. Sicher. Er hatte so etwas noch nie gesehen. Daher war es nicht verwunderlich, dass er neugierig war, aber im Moment benötigten sie absolute Ruhe, damit Leland in Ruhe arbeiten konnte. „Sie überprüfen die Tageseinnahmen. Sehr gut. Was passiert
dann?“ „Das Licht geht aus. Der ganze Strom ist weg.“ Er wirkte nervös. Je tiefer Leland grub, desto schwieriger wurde es. Bei den anderen Opfern war er gar nicht erst soweit gekommen. „Bleiben sie bei mir Kevin. Was passiert dann?“ „Ich...ich...Stimmen...ein Mädchen...ich.“ Die Geräte begannen zu piepen. Er musste aufhören. „Alles ist gut Kevin. Kehren sie hierher zurück und öffnen sie die Augen.“ Damit zog er sich von ihm zurück. Sogleich stürmte eine Schwester ins
Patientenzimmer und sah verwirrt zwischen den Männern hin und her. „Was tun sie denn? Der Patient muss sich ausruhen! Gehen sie jetzt bitte!“ Fünf Minuten Später saßen sie im Flur der Station. Leland warf sich wieder sein Jackett über und rieb sich die Stirn. Fred war noch immer irritiert von dem, was gerade passiert war. „Was war das? Ich meine, ihr alle wusstet davon? Leland hat eine Fähigkeit?!“ Akerman nickte grinsend und musterte den Knaben. „Das hast du gut erkannt Freddie, aber wie du siehst bin ich nicht gefährlich.
Ich werde dich schon nicht beißen.“ Etwas nachdenkliches wanderte in seine Züge. Er hatte nicht viel aus Palmer herausbekommen, aber immerhin schon mehr, als sie zu Anfangs wussten. „Ein Mädchen...“, entfuhr es ihm langsam. „Was hast du gesagt Leland?“, wollte Edward direkt wissen. Akerman hob den Kopf und sah seinen Kollegen an. „Er sagte etwas von einem Mädchen, das er gehört hat.“ Er sagte nicht Frau. Nein. Er war ganz eindeutig was das Anging. Keine Erwachsene. Was bedeutete das für den Rest? Das Ganze hatte nur neue Fragen aufgeworfen. Langsam erhob er sich und
sah seine Kollegen an. „Ich muss mal eben telefonieren. Geht schon mal zum Wagen.“ Er holte sein Handy hervor. Es war höchste Zeit Hammond Bericht zu erstatten. „Ja? Mr. Akerman? Haben sie etwas herausgefunden?“ Hammond klang gehetzt. Wahrscheinlich hielt ihn das Gremium derzeit ganz schön auf Trab. Ein wenig tat der alte Mann ihm leid, weshalb es ihn natürlich um so mehr freute, dass er ihm gute Nachrichten überbringen konnte. „In der Tat. Wir waren bei Mr. Palmer. Dem Besitzer des Juweliers, der zuletzt
überfallen wurde. Ich habe ihn befragt und er konnte mir eine nützliche Information geben. Er sagte, der Strom sei abrupt ausgefallen. Das stützt meine Theorie dass in der Gruppe jemand ist, der Elektronik manipulieren kann.“ „Das ist großartig. Das ist zumindest ein Anhaltspunkt.“ Leland hielt einen Moment lang inne. „Das ist noch nicht alles Sir. Da gibt es noch mehr.“ „Was denn?“ „Palmer erzählte von einem Mädchen, dass er ganz klar herausgehört hat. Ein Mitglied der Gruppe ist weiblich. Das bedeutet, wenn wir herausfinden, wer als möglicher Verdächtiger in Frage kommt,
werden wir sie sicher bald finden und damit auch die anderen Mitglieder dieser Gruppe.“ Einen Moment lang herrschte einfach nur Stille zwischen den beiden. Hammond schien seine Stimme zu suchen. „Gut. Sehr gut. Ich werde dem Gremium davon berichten und eine Sitzung einberufen. Das war wirklich gute Arbeit Akerman.“ Norman legte auf und sah zu Nathan. Der Direktor des FBI und gleichzeitig Mitglied des Gremiums betrachtete ihn kurz. Hammond hatte sich gerade mit ihm und Vincent unterhalten, als Lelands Anruf eingegangen war.
„Und? Was hat er herausgefunden?“ „Akerman sagt, dass er von Palmer erfahren hat, dass sich offenbar ein Mädchen in der Gruppe befindet. Außerdem konnte er bestätigen, dass wahrscheinlich jemand innerhalb der Gruppe Elektronik manipulieren kann.“ Rivers wirkte sehr zufrieden. „Das sind gute Nachrichten. Ich werde mich mit dem FBI in Verbindung setzen und in Erfahrung bringen, was sie in Erfahrung bringen können. Wenn alles gut läuft, dann sind wir wirklich einen guten Schritt vorangekommen Norman. Nicht schlecht. Wirklich nicht schlecht.“ Der Anstaltsleiter lächelte zufrieden.
Was das anging, konnte er sich wirklich auf seine Leute verlassen. Leland und die anderen leisteten gute Arbeit. Erst schien es wirklich so, als würde ihnen die Lage das Genick brechen, doch einmal mehr hatten seine Leute bewiesen, dass sie fähig bei dem waren, was sie taten. „Danke Sir.“ „Nun gut. Ich werde mich um die weiteren Angelegenheiten kümmern und ihnen später Bericht erstatten. Das wäre dann alles.“ Gegen Abend fuhr Nikolai erneut zum Trailerpark, um mit Raphael die Bücher durchzusehen. Mittlerweile war es dunkel geworden und die Lichter des
Parks tauchten die Nacht in ein sanftes Glühen. Zufrieden parkte er seinen Wagen am Eingang des Trailerparks, wobei ihm auffiel, dass die Bewohner ziemlich unruhig wirkten. Skepsis wanderte in seine Züge, so wie eine düstere Vorahnung. Schnell hatte der Russe den Wagen verlassen und eilte in schnellen Schritten durch den Park. An Raphaels Trailer angekommen musste er mit Entsetzen feststellen das dieser in Flammen stand, während die Bewohner damit beschäftigt waren das Feuer zu löschen. „Scheiße!“ Nikolai verlor keine Zeit, sondern trat die Tür des Trailers ein. Die Hitze schlug
ihm entgegen. „Waters?! Hören sie mich?“ Ein Husten war zu hören. Raphael lag gekrümmt auf dem Boden. Sofort legte Worth ihm einen Arm um und schaffte ihn aus dem Trailer. Der Afroamerikaner stürzte zu Boden und übergab sich. Er hatte sich schwere Verbrennungen zugezogen. „Der Krankenwagen und die Feuerwehr sind schon unterwegs“, erklärte einer der Bewohner. Worth beugte sich zu Raphael herunter. „Was ist passiert?“ Der Angesprochene brauchte einen Moment lang, um sich wieder zu
beruhigen. „Ich weiß nicht. Jemand...jemand hat geklopft. Ich dachte sie wären es. Ehe ich mich versah, wurde ich niedergeschlagen.“ Fassungslos sahen die beiden Männer auf den Trailer. Die Bücher...Die Beweise. Das Feuer vernichtete alles, was ihnen geholfen hätte, in dem Fall weiter voran zu kommen. „Mr. Rivers. Es ist ein Umschlag für sie gekommen.“ Nathan wandte sich seiner Sekretärin zu und nahm den Umschlag entgegen und verabschiedete seine Bedienstete wieder. Dann öffnete er den Umschlag und holte
langsam ein Notizbuch hervor, dass mit einem Datum beschriftet war. Zufrieden grinste er. „Dirk. Ich warte seit zwei Stunden. Wo bist du denn? Ich dachte wir wollten den Abend zusammen verbringen?“ Penelope saß mittlerweile im Wohnzimmer und hatte eine halbe Flasche Wein geleert. Dirk war nicht zu seiner Verabredung erschienen und antwortete auch nicht auf ihre Nachrichten. Was war da los? „Augenblick.“ Eileen erhob sich als es an ihrer Tür klopfte und öffnete. Es war Dirk der im
Türrahmen stand. Einen Moment lang betrachtete sie ihn, ehe sie ihn nach drinnen ließ und die Tür hinter sich schloss.
„Noch einen.“
Mittlerweile hatte Max seinen sechsten Kurzen hinter sich. Wie immer befand er sich in seiner Stammkneipe und ertränkte seinen Zorn. Dieser Drew war ihm wirklich ein Dorn im Auge. Plötzlich nahm er eine Bewegung im Augenwinkel war. Der Neuankömmling ließ sich neben ihm nieder. Max grinste.
„Machen sie direkt zwei draus.“