Jenseits der Bewertung ist alles einfach.
Einfach so, wie es ist - jetzt.
Wann sonst?
Das lässt sich einfach schreiben. Doch wie sieht es aus im Alltag? Wie war es gestern, vorgestern, letztes Jahr?
Die Bewertung legt sich ständig über das, was gerade geschieht. Zu selten lasse ich das, was ist, was gerade geschieht, unbefleckt von einer Bewertung.
Wobei mir völlig bewusst ist, dass meine Bewertung an dem Geschehen nichts ändert.
Einzig meine Stimmungen verändern sich dadurch.
Statt diese Bewertung für mich zu nutzen
um meine Stimmung angenehm zu gestalten, geschieht zu oft das Gegenteil.
-Die Person sollte sich nicht so verhalten, wie sie sich schon verhalten hat.
-Es sollte nicht so kalt oder so heiß sein, wie es gerade ist.
-Es sollte früher oder schon später sein.
Sehr intelligent ist diese Art wahrzunehmen, zu leben, nicht.
All dies ist mir bewusst.
Und doch gerade im Umgang mit meinen Mitmenschen schleicht sich die
Bewertung, raffiniert und unbemerkt, heran und legt sich über das Geschehen, als würde es ihr gehören.
Sie blendet mit einer gespielten Allmacht und einer aufgeblasenen Gewissheit.
Aber nach und nach, komme ich ihr immer schneller auf die Schliche. Manchmal entdecke ich sie sofort nachdem sie den Entschluss fasste, sich zu formen.
Das ist sehr wirkungsvoll!
Wie von Zauberhand wird sie zögerlich und schwach,
wenn ich sie frage (mich frage) mit welchem Recht und auf welcher Basis diese Bewertung gedacht, oder ausgesprochen wird.
Vor mir steht eine Karte mit dem Text:
„ Nichts ist entspannender, als das anzunehmen, was kommt.“
Das bedeutet harte Arbeit, denn so leicht lässt sich das nicht umsetzen.
Ein sehr weiser Mensch hat mir einmal in einer schwierigen Lebensphase den Rat gegeben:
„Keine Gegenwehr.“
Er meinte jede Gegenwehr stärkt den Angreifer.
Das muss man erst mal aushalten.
Aber es war ein guter Rat.
Diese Aussage führt mich zu dem Gedanken, dass Angreifer Kraft aus der Verteidigung gewinnen?!
Da muss ich nochmal drüber nachdenken.
Da erscheint der Gedanke: „ Muss ich mir alles bieten lassen?“
Sicher nicht! Aber sich verteidigen scheint etwas anderes zu als zu sich zu stehen.
Zu sich stehen, heißt, ich bin so wie ich bin.
Ich handle, wie ich eben handle, ich kann es nicht wissen im Voraus. Da dieses ICH BIN völlig frei ist, wenn es dies sein darf!
Es sind die unangepassten, unberechenbaren Menschen, die ihre Mitmenschen immer wieder ins Staunen bringen. Sie sind nicht sehr beliebt, aber oft sehr überzeugend.
Mit großen Augen schauen die Normalos auf sie, können nicht fassen, dass man sich so verhalten/benehmen kann. Lassen ihre zig Bewertungen los und schauen sich ihre Bewunderung über die Freiheit dieser Menschen nicht an.
Was bleibt zu tun?
Vielleicht immer wieder sich selbst hinterfragen, warum man denkt was man denkt, warum man etwas verteidigt, warum man sich etwas nicht traut zu
sagen, warum man manchmal nicht einfach den Mund hält und die Dinge sein lässt, wie sie eben sind.
JA sagt, zum dem, wie sich das Leben gerade entfaltet auch, wenn man am liebsten NEIN sagen möchte.