Supermarkt
Wieder einer dieser Tage, an denen man endlos lange in der Schlange der Zahlungswilligen an der Supermarktkasse verweilt. Einige stehen, den Oberkörper auf gestützt, gelangweilt an ihrem Einkaufswagen. Wird das noch mal was, meint jemand aus der Reihe, eine andere Stimme fragt, gibt es nur eine Kasse? Quengelnde Kinder greifen in die Regale entlang des Kassenganges und versuchen ihre Mutter dazu zu bewegen das ein oder andere zu kaufen.
Endlich geht es einige Schritte vorwärts. Die Alte, die nun an der Kasse steht, kann wohl kaum sehr lange brauchen,
schließlich hat sie nur eine Tüte Mandarinen. Die von den losen, die Aromatischen ohne Kerne. Umständlich holt sie ihr Portemonnaie hervor, ihren Stock nicht aus der zitternden Hand gebend. Weihnachtsmusik dudelt aus dem Lautsprecher, übertönt vom Angebot des Tages.
Die Kassiererin schiebt mit geübter Hand die Tüte über das Band, vorwitzig rollt eine der orangen Früchte aus dem Beutel. Erst langsam dann schneller. Die Alte greift mit hastiger Bewegung nach dem Ausreißer. Mit unglaublicher Schnelligkeit dreht sie ihren Arm, an dem der Stock hängt und in dessen faltiger verkrampfter Hand die schäbige
Geldbörse, die vermutlich einmal braun war, steckt. Aus der bereits geöffneten Börse ergießt sich der Inhalt, der nur aus Rotgeld zu bestehen scheint, über den Boden.
„Das ist ja wohl nicht wahr! Können diese Rentner nicht einkaufen gehen, wenn sie die Berufstätigen nicht behindern? Die haben doch den ganzen Tag Zeit“, meutert eine stark parfümierte Blondine am Ende der Schlange und drückt noch einmal ihre Frisur zurecht.
„Ich helfe Ihnen“, meint der Herr hinter der Alten und bückt sich schon bereitwillig nach dem flüchtigen Geld.
„Können sie jetzt vielleicht eine zweite Kasse aufmachen?“, regt sich ein
verschwitzter, fetter Mann der nach abgestandenem Bier riecht auf, „das ist ja nicht zu fassen!“
„Immer mit der Ruhe! Bücken Sie sich doch lieber auch mal! Bewegung täte Ihnen doch bestimmt ganz gut“, sagt die Mutter mit den zwei Kindern, deren Nachwuchs schon eifrig die Münzen aufhebt. Sie machen einen Wettstreit daraus, jeder will die meisten Münzen gesammelt haben. Bereitwillig und mit roten Wangen, strecken die Beiden der Alten das Geld entgegen.
„Das ist lieb von Euch, aber behaltet das nur“, sagt die Greisin, mit zittriger aber freundlicher Stimme, zu den Kindern und zieht einen zweihundert Euroschein aus
ihrer Manteltasche.