Biografien & Erinnerungen
Die Fahrt

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"Die Fahrt"
Veröffentlicht am 15. Juni 2018, 18 Seiten
Kategorie Biografien & Erinnerungen
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Die Fahrt

Die Fahrt

Wir hatten den 15. Juni, ich machte mich am frühen Morgen mit meinem Wagen auf den Weg, da ich mich meinem älteren Bruder und seiner Frau vereinbart hatte, wir überraschen unserem Vater zu seinem 76.Geburtstag. Meinen Mann ließ ich daheim er musste sich um seine kranke Mutter kümmern.


Während der etwa einstündigen Fahrt gingen meine Gedanken auf die Reise: mein Vater feierte in früheren Jahren meist erst am 16., denn der 17. Juni war in unserer Bundesrepublik Deutschland ein gesetzlicher Feiertag und da konnte man nach der Geburtstagsfeier am nächsten Tag schön ausschlafen.

Doch die Bedeutung des 17. Juni, der Tag der deutschen Einheit, erfuhr ich in der Schule. Genauso, wieso und weshalb, Ich kramte in meinen Erinnerungen. Moment später da war sie wieder präsent. Dieser entstand zum Gedenken an den Volksaufstand 1953 in der DDR, diesen Tag gab es seit 1954 ebenfalls in der DDR und durch die Proklamation im Jahr 1963 des Bundespräsidenten „Nationaler Gedenktag des deutschen Volkes“. Dieser Tag wurde immer am 17. 6. bis 1990 gefeiert. Der Tag des Mauerfalls war ursprünglich nach der Wende der 9. November. 1989 und eigentlich wäre dies der Tag der Wiedervereinigung unseres deutschen

Volkes gewesen, wegen der Datumsgleichheit mit der Reichspogromnacht 1938 jedoch ungeeignet und wurde somit im Einigungsvertrag auf den 3.Oktober gelegt. Für mich und sicher viele andere nicht nachvollziehbar, auch wenn er seitdem „Tag der Deutschen Einheit“ im Wortlaut wird nun das d großgeschrieben wird, doch beide deutschen Staaten den 17.Juni bereits als Gedenk -Feiertag feierten, der jedoch nur in  der BRD ein gesetzlicher Feiertag war. Doch eins kramte ich noch aus den Erinnerungen, denn historisch wurde seit dem frühen 19. Jahrhundert das Bestreben die deutschen Länder in einem Staat

zusammenzuführen als „Deutsche Einheit“ bezeichnet, dieses wurde besonders mit dem ab 1815 bestehenden Deutschen Bund populär. In der deutschen Nationalhymne findet sich das Einheitsmotiv als „Einigkeit“ wieder. Man ich hatte gut in der Schule aufgepasst oder das Thema hat mich interessiert. Als dann bei meinem Bruder und seiner Frau eintraf, wurde ich erst mal mit einem freudigen Hallo begrüßt, Sein Sohn mit Freundin wollte uns chauffieren. Da wir ja uns nicht so oft sahen, wurden die wichtigsten Neuigkeiten ausgetauscht. Dann

schüttelte ich mit dem Kopf, als ich sah, dass mein Bruderherz in seinen Lieblingsklamotten abfahrbereit da stand. „Sag, mal, willst du nicht ein paar anständige Schuhe anziehen?“, konnte ich nicht unterdrücken, als ich so mit seinen blauen Gartengummiklogs sah. „Ich hab schon alles versucht, er will nicht, ich weiß, es sieht grausam aus“, ergänzte seine Frau. „Nee, ich hab frei und da trage ich was ich will“, murrte er ein wenig, zog sich seine Schlägerhut auf und meinte, „Kommt lasst uns fahren.“ „Vater, ding Schuhe!“, meinte sein Sohn

augenverdrehend. „Lass gut sein“, meinte Shirley, die Frau meines Bruders. Wenig später saßen alle im Auto, das Jungvolk vorne und wir Alten quetschten uns auf den Rücksitz. Gut es war nicht eng, Während der geplanten einstündigen Fahrt musste mein Bruderherz auf seine Zigaretten verzichten, doch Hannes sein Sohn musste noch tanken. Wir grinsten uns breit, mein Bruder stieg tatsächlich aus, verließ das Tankstellengelände und zog sich eine rein. Nachdem mein Bruderherz endlich seine

Zigarette ausgedrückt hatte, ging endlich die Fahrt los. Dem Jungvolk überließen wir die Fahrerei und nachdem wir Neuigkeiten ausgetauscht hatten, fragte mich Shirley: „.Sag mal, hast du deine Mappe dabei?“ „Sicher, ich hab dir doch versprochen, du kannst dir etwas aussuchen“, dabei zog ich die Mappe aus der Tasche, die ich an meinen Fußraum abgestellt hatte und legte sie ihr auf den Schoß. „Das sieht toll aus“, „Das ist klasse“ oder auch, „Das ist nicht mein Fall“, blätterte sie Seite für Seite durch. Als sie schließlich zu einem Bild kam, auf dem ein Bauer mit seinem Heuwagen die Straße hinunter spazierte, meinte sie

plötzlich: „Der erinnert mich an den alten Hermann.“ „Was für ein Hermann, meinst du Eikes?“, mischte sich mein Bruderherz ein, „Der sieht eher aus wie Fritz von den Makele!“ Ich schaute die beiden verdutzt an. „Mit so einem Heuwagen geht doch heute keiner mehr“, war ich ein. „Doch, der Fritz schon“, ereiferte sich mein Bruderherz. „Wo denn heute noch?“ wollte ich jetzt aber wissen. „Fritz hat nicht viel Land und seit jeher mäht er Heu für sein Vieh mit der Sense, baut sie wie zu Garben auf und bringt sie

mit dem Heuwagen zur Scheune.“ Ich hob meine Hand und zeigte ihm einen Vogel. „Klar, er ist ein Amish, wie diese Jecken in Amerika, die noch so leben, als würden sie im 18. Jahrhundert leben“, prustete ich los, denn ich konnte mir das nicht so recht vorstellen. „Nein, er ist kein Amish! Seine Wiesen und Weiden haben Hanglage. Da kommt er mit dem Traktor nicht weiter, hat er mir mal erzählt. Außerdem wäre fürs Vieh viel besser, das Heu ist nicht ganz so trocken, verursacht nämlich bei den Pferden Husten.“ „Glaube ich nicht“, mischte sich plötzlich Katrin, die Freundin von

Hannes ein. „Doch leider, die heutigen Riesenballen, die man heute so sieht, würden eine Allergie bei den Pferden auslösen!“

Michi, mein Bruder holte tief Luft und wir durften uns eine bestimmt fünfminütige Rede ohne Punkt und Komma, in der er ausschweifend erklärte, das nicht das Heu selbst, sondern in den schwer gepressten Ballen der Staub sich bindet und die eigentliche Ursache ist. Endlich erreichten wir die Ausfahrt. „Halte dich auf Bocholt, biege aber nirgends ab“, sagte ich meinem Neffen. „Das sagt das Navy auch“, bekam ich

eine Antwort von vorn. Wenige Minuten später fuhren wir durch Bocholt, als ich meinte ihm sagen zu müssen, „Jetzt links ab, Richtung Aalten.“

„Das Navy sagt aber gerade aus“, und schon fuhr er über die Kreuzung. Ich verdrehte die Augen, sagte aber nichts. „Noch 20 km, dann sind wir da“, meinte er frohgelaunt und folgte weiter den Anweisungen des Navy.

 Wir fuhren durch kleine Straßen, rechts und links nur noch Wohnbebauung bis wir schließlich zum Ortsausgang kamen. Unsere Fahrt führte uns durch kleinere Dörfer, besser ausgedrückt eine Handvoll Häuser die aussahen als wären sie

gebündelte Aussiedlerhöfe. Plötzlich rief Shirley:

„Da, guckt mal rechts.“
„Halt an, den muss ich knipsen, das glaubt mir sonst keiner“, rief ich spontan.

Doch Hannes fuhr einfach weiter.
„He, du Jeck, den wollte ich knipsen!“

„Und ich kann hier an der unübersichtlichen Stelle nicht halten.“
„Männer!“, entfuhr es mir.

Shirley und Katrin grinsten, doch mein Bruder sah mich verständnislos an.

„Wieso“, wollte er schließlich wissen.
„Ihr braucht einen Parkplatz der gemalt ist und wenn ihr dann endlich einen gefunden habt, kann man noch Kilometer

laufen, um das angestrebte Ziel zu erreichen.“

„Stimmt nicht, ich fahre…“, mein Bruder hatte tief Luft geholt, aber Shirley meinte in diesem Moment:

„Hier an der Mühle sind wir jetzt zum dritten Mal vorbeigekommen.“

„Hast recht, komm wir fragen mal da vorne die Leute“, meinte ich als ich ein älteres Pärchen sah. Hannes fuhr langsam und hielt in Höhe des Paares, während Katrin ihre Seitenscheibe hinunterfuhr. Höflich fragte sie nach dem Weg, doch sie konnten uns nicht weiterhelfen.

In diesen Augenblick sah ich eine

Haltestelle und eine Karte die dort an der Wand hing.

„Halte an der Haltestelle, dort hängt eine Karte“, sagte ich zu Hannes.

Natürlich hielt er seinen Wagen nicht an der Haltestelle, sondern fuhr in eine Seitenstraße. Wir stiegen aus um die 50 m zurückzulaufen. Das Erste, was mein Bruderherz machte, erwähne ich jetzt mal nicht.

Nachdem wir ausgiebig die Karte studiert hatten, fuhren wir zur Mühle zurück und am Kreisel Richtung Aalen. Keine dreihundert Meter später, bogen wir links ab und erreichten unser Ziel nach wenigen Minuten und stellten den Wagen auf den Parkplatz des Campingplatzes.


Da es über dem Campingplatz kein Navy gab, vertrauten mir die Anderen die Führung an.

Mein Vater saß bei seinen Gästen und war total platt und die Freude in seinen Augen riesengroß, denn er hatte ja gar nicht gewusst, dass wir kamen.

Mit seiner Frau hatte ich vorher besprochen, dass dies eine Überraschung sein sollte.


Wir verlebten ein paar schöne Stunden und den Rückweg bis zur Autobahn, ja da ließ Hannes sein Navy aus und vertraute auf meine Führung.



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schnief Meinen herzlichen Dank an alle Leser!
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
baesta Liebe Manuela, das Cover ist wirklich sehr gut gelungen. An den 17. Juni 1953 kann ich mich gar nicht erinnern, war damals ja gerade mal 4 jahre alt und hatte nur aus Erzählungen und später, nach der Einheit in Filmen daven kenntnis erhalten.
Und ja, auf Navis kann man sich nicht in jedem Fall verlassen.

Liebe Grüße
Bärbel
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Bärbel,
An den 17.6.63 kann ich mich ja auch nicht daran erinnern, zu dem Zeitpunkt war ich gerade ein Jahr und habe erst in der Schule davon erfahren.
Ich freue mich sehr, dass dir das Coverbild gefällt und danke dir vielmals.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Liebe Manuela,
ich finde auch die Pferde recht gut gelungen, am schwierigsten ist sicher die Beinstellung beim Laufen ... Das linke Pferd (vom Betrachter aus) sollte in seiner Kontur noch etwas deutlicher erscheinen.

Dass dein Vater seinen Geburtstag früher am Vortag des 17. Juni feierte, hatte sein Gutes, da konnten am Feiertag alle ausschlafen.

Den 17. Juni 1953 habe ich in der DDR als Grundschulkind erlebt. Da sind Rabauken in unsere Schule und Klasse gestürmt, haben unsere Lehrerin (eine alte Frau) angeschrien und weggeschubst, die Bilder von Wilhelm Pieck und Stalin von der Wand gerissen und auf den Fußboden gedonnert, dass die Glassplitter nur so herum flogen ... Wir wurden alle nach Hause geschickt, aber die Straßenbahn hatte ihren Betrieb eingestellt. Auf der Straße kam uns der wilde Mob entgegen, sie führten scharfe Schäferhunde mit sich, trugen Schilder in der Hand, wo drauf stand, wer alles aufgehängt werden sollte ...
Als wir am Gericht vorbeikamen, wurden dort Akten aus dem Fenster geschmissen, aus der U-Haft alle Häftlinge freigelassen ...
In manchen Straßen türmten sie Barrikaden auf. Wir Kinder irrten in der Hitze umher ... Als wir nachmittags endlich zu Hause angelangt waren, fuhren sowjetische Patrouillen durch die Straßen, es herrschte Ausgangssperre.
Abends war endlich Ruhe. Wir saßen in den offenen Fenstern, aßen Kirschen aus dem Konsum und spuckten die Kerne in die Vorgärten ...

Das sind meine persönlichen Kindheitserinnerungen, ich möchte den 17. Juni 1953 nicht weiter interpretieren.
Aber eins muss ich noch sagen: Er war in der DDR zu keiner Zeit ein Feiertag, hier hast du dich vertan.

Liebe Grüße
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Fleur,
Das Bild werde ich noch ein wenig überarbeiten, dafür ist auch die Sommerpause angedacht.
Deine Erinnerung an diesen Tag ist ein wichtiges Zeitzeugnis, denn ich finde allein aus den Geschichtsbüchern, die ja eigentlich nur Fakten herausbringen, zeigt deutlich, den Aufstands.
Das dieser Tag kein Feiertag in der DDR war, sondern nur ein Gedenktag, das habe ich wohl falsch interpretiert und werde es in meinem Text abändern. Da ich ja nicht alle Daten mehr so im Kopf hatte, recherchierte ich.
Ich danke dir ganz herzlich.
Mit lieben Grüßen
Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
FLEURdelaCOEUR 
Liebe Manuela,
von den Machthabern in der DDR hatte niemand Interesse, den 17. Juni 1953 durch einen Gedenktag zu würdigen. Kann sein, dass es ihn 1990, also nach der Wende, einmalig gab, am 3. Oktober war ja dann die DDR passé.
Lieben Gruß
fleur
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Fleur,
das glaube ich dir sofort, aber ich glaube einige, die diesen Tag erlebten, werden an denken. Da ich ja auch nicht mehr alles wusste, habe ich natürlich vorher im Netz gegoogelt.
Ob du es glaubst, für mich ist es immer noch der 17.6.
Wahrscheinlich haben Sie den deshalb auch nicht beibehalten.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Memory 
Liebe Manuela,
mir gefällt auch das Cover sehr gut. Es ist ja unwahrscheinlich schwierig, Tiere zu malen / zeichnen. Das ist dir hier super gut gelungen. Hut ab!
Beim Text wusste ich nicht so ganz, in welche Richtung du uns Leser lenken wolltest. Sicher war es einfach eine aufgeschriebene Erinnerung, oder?
Lieben Gruß
Sabine
Vor langer Zeit - Antworten
schnief Liebe Sabine,
Ich freue mich dass dir das Cover gefällt, Pferde zu malen, ist nicht so einfach, zum Glück hatte ich eine Vorlage.
ja, es ist eine Erinnerung, mein Vater wäre gestern 77 Jahre geworden.
Ich danke dir vielmals für alles.
Liebe Grüße Manuela
Vor langer Zeit - Antworten
Lindenblatt 
Liebe Manuela,
Dein Pferdeheuwagen-Cover finde ich ganz toll.
Lieben Gruß
Linde
Vor langer Zeit - Antworten
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