Engagement
"Schaffen Sie es noch, mir Strähnen in die Haare zu zaubern?" Samstagnachmittag und leider zu spät. "Nein, das wird zu stressig", lautete die Antwort zweier Friseure in der Einkaufsstraße.
Ratlos stand ich da und erblickte eine Boutique. "Mein Friseur kann mir keine Strähnen mehr machen. Haben Sie etwas trostreiches für mich?" Mit diesen Worten betrat ich eine Boutique.
"An was dachten Sie denn?", fragte mich die Verkäuferin sogleich
geschäftsbewusst.
"An ein T-Shirt vielleicht?", überlegte ich kurz.
"Wir haben gerade neue Oberteile ins Sortiment aufgenommen."
Eine der vier Kundinnen im Geschäft meldete sich zu Wort. "Ich habe hier gerade so ein superschönes weißes Top anprobiert. steht mir leider nicht, aber Ihnen garantiert." Lächelnd reichte sie es mir.
"Genau so etwas suche ich seit langem, das ist wirklich hübsch".
"Und", meldete sich die Verkäuferin zu Wort, "es ist auch noch magenschonend."
"Magenschonend?" .
"Ja, magenschonend. Der Bauch ist weg."
Lachend ging ich mit dem Shirt in die Kabine und probierte es an, perfekt. Zufrieden stand ich vor dem Spiegel vor der Kabine. "Was nehme ich denn dazu?"
"Diese mintgrüne Caprihose würde doch toll passen." Eine andere Kundin im Laden hielt mir die Hose hin.
"Oh, ja", meldetet sich die Verkäuferin zu Wort. "Die Hose ist topp." Ich nahm die Hose und probierte auch sie an. Wieder stand ich vor dem Spiegel. Eine dritte Kundin stand vor mir. "Steht Ihnen phantastich".
Der Blick in den Spiegel. "So fühle ich mich wohl".
Nachdenklich betrachtete ich meine Füße. "Mein Nagellack passt nicht."
"Eine Drogerie ist gleich nebenan", meldete sich ein weitere Kundin zu Wort.
"Zu diesen Kleidungsstücken passt auch
diese Jacke." Die Verkäuferin hielt mir eine Jeansjacke hin.
"Ach je, grün und blau passt?
"Das sind bonbonfarben. Das passt immer." Kundin Nummer drei meldete sich zu Wort. "Stimmt, sieht einfach super aus und passt so gut zu ihrem Lidschatten".
"Ist auch gerade im Preis herabgesetzt worden. Zwanzig Euro preiswerter." hörte ich die Verkäuferin sagen.
Ich konnte nicht wiederstehen. Gut gelaunt zahlte ich meine
Errungenschaften und bedankte mich bei der Verkäuferin und den Kunden im Laden.
"Hier ist noch ein T-Shirt, passt farblich genau zu Ihrer Hose." Kundin Nummer 4 hielt mir das Shirt hin.
"Na, dann." Ich nahm das Kleidungsstück und probierte es an. Lachend ging ich wieder an die Kasse.
"Das war das absolut schönste Einkaufserlebnis seit langem. Ein Glas Sekt für jeden wäre jetzt das Non plus ultra. Ganz lieben Dank für diese wundervolle Beratung."
"Sekt habe ich nicht, aber ich schenke jedem heute einen Notizblock." Gut gelaunt verteilte die Verkäuferin das Geschenk mit dem kreativ gestaltetem Einband.
Ich hatte die Enttäuschung über meinen nicht stattgefundenen Friseurbesuch vergessen. Der Ersatz war für mich unbezahlbar. Gebündelte Frauenpower.
Es gibt sie immer wieder - diese besonderen Momente. Mir fiel der Besuch beim Stadtfest letzte Woche ein. Ich stand vor dem WC der Frauen - wie immer in einer Schlange. Gut gelaunt
betrachtete ich die Frau vor mir. "Kluge Idee. Ein Glas Wein zur Verkürzung der Wartezeit mitzunehmen."
Sie drehte sich um und sah mich strahlend an. "Ich hab noch ein Glas." Sie holte aus ihrer Handtasche ein zweites Plastik-Weinglas und eine kleine Flasche Wein. Sie nahm das Weinglas und goß den Rest der Flasche hinein und reichte es mir.
"Danke, ich heiße Annabel und du?" - "Karin. Lass mal anstoßen. Freundin for ever."
"Freundin for ever."
Stadtfeste haben ihr besonnderes Flair. Dieses Erlebnis vergesse ich auch nicht so schnell.