Die beiden pressen sich immer enger an mich heran. Dankbar für die Nähe festige ich meinen Griff um Luisa und Kilian und suche fieberhaft in meinem Kopf nach einem Ausweg. Ich schreite in Gedanken das Deck noch einmal ab. Was habe dort gesehen? Oder besser, was habe ich dort übersehen? Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Wieso bin ich so handlungsunfähig? Ich habe mir immer ein Abenteuer gewünscht und jetzt da ich mitten in einem sitze kriege ich nichts auf die Reihe. Die Lichtkugel wandert wie in Zeitlupe
die Bootswand weiter in unsere Richtung entlang. Das Lichterspiel, welches von außen durch die Lücken der Verkleidung tanzt, ist gespenstisch aber auf seine eigene Weise zugleich auch wunderschön. Man könnte die vermeintliche Gefahr, die davon ausgeht einfach so vergessen. Doch das tiefe Brummen und dröhnende Vibrieren weiß das gut zu verhindern. Unsere Körper reagieren darauf, indem sie immer steifer und bewegungsloser werden. So, als ob Starre einen Unsichtbar machen könnte. Vor meinen zusammengepressten Augen erkunde ich das Unterdeck nochmals gründlich. Was habe ich hier gesehen? Habe ich hier etwas übersehen? Nein.
Nichts, was uns helfen kann. Was ist mit dem Seil? Wie soll und das hier jetzt helfen? Gar nicht. „Nichts!“, murmle ich und merke wie meine Augen etwas an Spannung nachlassen. Die bunten Punkte vor meinen Augen verblassen und an deren Stelle treten die schemenhaften Umrisse des Unterdecks. „Nichts“, wiederhole ich meinen Gedanken etwas lauter. „Da ist verdammt nochmal nichts!“ „Wie bitte?“, höre ich Luisa wie aus weiter Ferne fragen. „Das ist nichts, sagte ich. Das passt nicht. Dieses Wrack hier ist keine echtes
Wrack.“ „Wie meinst du das? Wir sitzen doch drin. Es hat alles was ein echtes Boot auch hat. Was meinst du also damit, es sei kein echtes Wrack?“ „Hier fehlt die Logik. Erinnerst du dich an die fünf Regeln? Eine davon besagt, nichts ist wie es scheint.“ „Und was willst du damit sagen?“ In diesem Moment passiert uns die Lichtquelle an der Außenhülle und wir alle drei erstarren in absoluter Stille. Luisa vergräbt ihren Kopf in meiner Schulter. Ich kann sie riechen. Ein Rest an Parfum oder Lotion streift meine Nase, ebenso wie der Duft ihrer Haare. Für einen kurzen Moment muss ich
lächeln, so unwirklich ist diese Situation. Ich habe eine Frau und ein Kind in den Armen. Beide habe ich heute erst unter den widrigsten Umständen kennengelernt und ausgerechnet jetzt, habe ich Fantasien von Familie und Eheleben. Ist das der berühmte männliche Beschützerinstinkt? Die daraus resultierende Motivation, allerdings ist echt. Ich will diese beiden beschützen. Ich muss es tun. Das Licht bewegt sich weiter und umrundet gleich das Heck des Wrackes. Ich befürchte, wenn es einmal rum ist, wird es im schlimmsten Fall auch ins Boot schauen. Dann sitzen wir richtig in der
Falle. „Was meinst du mit hier nichts?“ „Hier unten unter Deck ist nichts. Ich meine gar nichts. Das ist falsch, allein aus dem Steuerstand müsste eine Art Lenkstange oder Lenkseil zum Ruder führen, wie sonst sollte es bewegt werden? Das tut es nicht. Aus dem Steuerstand führt nichts runter unter Deck. Hier unten haben wir einen durchgehenden Raum. Auch der Mast müsste durch den Decksboden runterführen und mit dem Bootsrumpf verbunden sein. Alles was hier von oben runterführt, ist die Treppe des Niederganges. Und diese ist auch noch unverhältnismäßig breit. Das passt alles
nicht zusammen.“ Luisas Angst schlägt in Ungeduld um. „Und wie soll uns das hier jetzt helfen, Ben?“ Das Licht hat das Heck umrundet und fährt nun auf der anderen Seite des Wrackes entlang. Angestrengt versuche ich die losen Fäden zusammenzuführen und hier einen Sinn abzuleiten. Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir gerade in einem Kunstwerk sitzen. Alles andere als Kunst verfolgt eine Funktion, einen Zweck. Was ist die Funktion dieses Konstruktes? „Gar nicht Luisa. Es hilft uns in keiner Weise. Wir sind in eine Falle gelaufen. Dieses Schiff hat uns angelockt, wie eine
Fleischfressende Pflanze ihre Opfer anlockt und wir sind wie dumme kleine Fliegen schnurstracks hineingeflogen.“ Aus dem Nichts heraus nimmt das Dröhnen schlagartig zu. Meine Trommelfelle können den Schall nicht schnell genug absorbieren. Alles was ich höre, ist ein knisterndes Scheppern, welches von einem hohen Pfeifton begleitet wird. Die Schallwellen lassen das gesamte Wrack vibrieren. Von oben rieselt Dreck durch die Decksplanken aus uns nieder. Das Dröhnen bewegt sich aber nicht mehr. Es kommt konstant aus einer Richtung. Der Schmerz wandert über
meine Ohren bis in die Tiefen meines nutzlosen Kopfes. Meine Schultern verkrampfen. Hinter dem Dröhnen erscheint jetzt ein schriller, heller Ton. Er übernimmt die Überhand und verdrängt das dunkle Dröhnen. Dieser schrille Pfeifton ist allerdings nicht minder schmerzhaft. Über meine Schultern zieht der Muskelkrampf in meinen Hals und seine Muskeln und Sehnen. Ich möchte nur noch ohnmächtig werden. Luisa sieht aus, als wäre sie bereits auf der Schwelle zum Wegdriften. Kilians Gesicht kann ich nicht sehen, er hat es zwischen seinen Knien und Armen vergraben. Dann ist es auf einen Schlag
totenstill. In meinen Ohren pfeift weiterhin ein Ton munter vor sich hin, aber dieser kommt nun von innerhalb meines Kopfes. Das Licht und die Lärmquelle außerhalb des Wrackes sind still und dunkel. Gebannt starren wir alle drei automatisch auf den Niedergang und erwarten das Erscheinen von etwas, das uns nach dem Leben trachtet. Aber außer der grauen Nacht, welche durch den Niedergang schimmert, ist es still. Kein Schatten, keine Bewegung, keine Silhouetten. Unsere Atmung normalisiert sich nach einigen Minuten, in denen nichts passiert. Unsere Körper entspannen sich spürbar und jeder
sinkt mit dem Rücken an die Wand in eine bequemere Position. Kilian sieht es zuerst. „Schaut mal. Da auf der Wand. Was ist das?“ Auf der uns gegenüberliegenden Wand leuchten in einem hellen blau-türkis die fünf Regeln vor unseren Augen auf. Ich kann nicht sagen, ob sie aufgemalt sind oder in die Wand geschnitzt. Die Art wie sie leuchten, erinnert an die silbernen Reflektionsstreifen, die sich häufig an Sicherheitskleidung findet. Das ist am Ende auch egal. Das Ding von Draußen hat hier drinnen anscheinend etwas aktiviert.
„Hmmm. Sind das dieselben, die du in dem Tunnel kopiert hast?“, fragetLuisa. „Ja, ich glaube schon“, mit diesen Worten fummel ich mein Mobiltelefon aus meiner Hosentasche und hoffe, dass es die Belastung auf der Schiene über den Graben überlebt hat. Das Display hat einen Riss in welchem ein Stück Glas fehlt und von der unteren rechten Ecke zeichnen sich netzartige Sprunglinien zur Mitte hin. Aber das Display leuchtet auf, als ich das Telefon einschalte. „Mehr als ich zu hoffen gewagt hae“, lächle ich Luisa und Kilian an, während ich das hell erleuchtete Display in deren Richtung
halte. „Eins nach dem anderen. Ich sollte erst draußen schauen, ob wir in Sicherheit sind. Ist das OK für Euch?“ „Wir werden hier nirgends wirklich in Sicherheit sein, oder?“ „Nein, Luisa, das werden wir wohl wirklich nicht. Aber zu wissen, dass das Ding von grade eben weg ist, wäre sicherlich ein kleiner Trost. Meinst du nicht?“ „OK. Aber Ben, so kitschig das klingt, sei bitte vorsichtig.“ Es fehlt jetzt nur noch eine überdramatische Umarmung und ein spitzer Kommentar von Kilian über zwei
Erwachsene und ihr ekliges Verhalten und wir hätten eine super Szene für einen Hollywood-Blockbuster. Die Realität sieht anders aus. Luisa ist ernsthaft besorgt und versteckt das auch nicht. Ihr Gesicht spricht Bände. „Hier, nimm das Telefon“, sage ich an Luisa gerichtet. „Ich habe die Tastensperre gerade deaktiviert, du kannst es also jederzeit einfach aktivieren. Die PIN lautet jetzt 1234, falls du es ganz ausschalten möchtest. Ich brauche es draußen nicht und wenn mir was passiert, habt ihr wenigstens eine Lichtquelle.“ Luisa nimmt nickend das Gerät entgegen. „Ich weiß, dass du draußen nachschauen
musst, aber es passt mir ehrlich gesagt überhaupt nicht, dass du das alleine machst. Macht es einen Unterschied, ob wir alle gehen oder nur du? Wenn wir hier bleiben und draußen etwas wartet, sind wir hier drin nicht sicherer als draußen mit dir.“ „Das leuchtet mir ein. Wenn ihr unbedingt wollt, kommt mit.“ Ich hole Luft, um zu sagen, dass draußen ich das Kommando habe, bis wir sicher sind, dass wir alleine sind, überlege es mir aber dann doch anders. „Also los. Seid ihr bereit?“ Stufe für Stufe kämpfe ich mich den schiefliegenden Niedergang nach oben. Luisa und Kilian starren mich von unten
an, geben aber keinen Laut von sich. Die letzte Stufe. Vorsichtig strecke ich meinen Kopf aus der Luke. Nichts zu sehen. Ich wage mich etwas weiter raus. Noch immer ist alles ruhig. Nichts bewegt sich. Keine Geräusche. Ich spüre wie meine Anspannung exponentiell zur Entfernung zu Luisa und Kilian steigt. „Hier ist soweit alles ruhig. Ich glaube ihr könnt raufkommen.“ Ich reiche Luisa meine Hand und helfe ihr die steilen Stufen herauf. Wieder dieses ungewohnt vertraute Gefühl, Luisa näher zu sein als es der Fall ist. Während sie die Hand ausstreckt und meine greift, beugt sie sich durch die Stufenneigung leicht nach vorne und ich kann einen
heimlichen Blick auf ihr Dekolletee werfen. Im selben Moment, als ich mich selber dabei erwische, hoffe ich noch, dass Luisa das nicht bemerkt. Aber jede Frau mit einer ansehnlichen Figur hat ein Radar für diese Art Blicke noch lange bevor sie sehen kann, wer da gafft. „Augen geradeaus, Soldat“, ermahnt sie mich. Ihr verschmitztes Lächeln lässt meine Backen glühen. Versenkt, denke ich nur und entschuldige mich kurz und knapp. Sie winkt das beiläufig ab und tritt ins Freie. Wir umrunden das Deck gemeinsam einmal vollständig und bleiben auf Höhe des Führerhauses an der Reling stehen. „Wie wunderschön.“ Luisa steht leicht
über die Reling gebeugt da und blickt in die Ferne. „Dieses leicht gräulich-blaue Licht welches hier alles etwas erleuchtet. Es ist kaum zu fassen, wie gefährlich das Umfeld hier ist“ „Sind es nicht meistens die schönsten Dinge, welche auch die gefährlichsten sind?“ frage ich Luisa direkt anblickend. Sie antwortet darauf nicht mehr, sondern atmet nur tief ein und wieder aus. Kilian steht etwas unbeholfen neben uns. „Wie geht es jetzt weiter? Ich meine, was machen wir jetzt? Bleiben wir hier oder ziehen wir weiter?“ Bevor ich antworte nehme ich mir die
Zeit und atme die frische Luft tief ein. Sie schmeckt nach nichts und doch erfrischt sie mich mit neuer Energie. Die Nacht ist zwar etwas kühler als der Tag, aber sie könnte noch immer mit einer angenehmen Sommernacht bei uns mithalten. Mit geschlossenen Augen stelle ich mir vor, wie ich in meinem eigenen Garten stehe und die Nachtluft genieße, während Grillen ihr kleines Liedchen zirpen. Noch einmal tief einatmen und dann wieder zurück in die Realität. „Ben? Luisa? Hallo?“ Kilian macht uns deutlich, dass er gerne eine Reaktion auf seine Frage hätte. Ich stoße mich von der rauen Reling ab
und drehe mich in Kilians Richtung. Doch statt ihm seine verdiente Antwort zu geben, muss ich selber eine Frage stellen. „Was ist das? Seht ihr das auch? Da ist eine Art Lichtsäule am Horizont. Sie geht schnurgerade vom Boden in den Himmel hoch, oder umgekehrt“. Die Lichtsäule ist nicht besonders hell, weshalb sie uns wohl vorher nicht aufgefallen ist. Ich kratze mir das Kinn und reibe mir dann die Augen. Die ersten Bartstoppeln bilden eine raue und borstige Fläche. Ich höre, wie meine Fingernägel über die kurzen, harten Haare raspeln. Mit diesem Gefühl fällt
ein Großteil der Anspannung von mir ab und ich merke wie erschöpft ich wirklich bin. Den anderen beiden muss es mindestens genauso gehen. Meine Hände sind klebrig und ich wünsche mir eine heiße Dusche. Ich strecke meinen ganzen Körper soweit ich kann und gähne ungeniert, ohne mir die Hand vor den Mund zu halten. „Wo siehst du einen Lichtstrahl?“ ruft Kilian beinahe. „Ich kann ihn auch nicht sehen, oder doch? Meinst du das Ding da hinten?“, fragt Luisa. Ich zeige in die Richtung, in welcher am Horizont noch immer eine leichte Verfärbung zu erkennen ist.
„Dort, diese blasse, helle Linie. Könnt ihr sie sehen?“ Luisa und Kilian haben sie nun auch entdeckt und sind ebenso ratlos, wie ich. „Was kann das sein?“ „Ich habe keine Ahnung, Kilian.“ Auf dem Decksboden suche ich nach etwas hartem mit einer Kante. Irgendein Gegenstand aus Eisen fällt mir in die Finger. Ich kann nicht sagen, wofür er einst gebraucht wurde, aber er wird hier seinen Dienst nach meinem Wunsch erfüllen. Ich stelle mich an den Niedergang und schaue auf den Lichtstrahl. Dann suchen meine Augen die Linie, welche vom Lichtstrahl genau
zu mir führt. Dort, wo sich diese Linie mit der Reling kreuzt, dort setze ich den metallischen Gegenstand an und kratze eine Furche in die Reling. „Das ist eine Peilung“, erkläre ich laut. Beide schauen mir mit großen Fragezeichen in den Augen zu. „Wenn wir morgen bei Tageslicht den Lichtstrahl nicht mehr sehen, können wir vielleicht einen anderen Bezugspunkt in dieser Richtung ausmachen. So schwach, wie die Lichtsäule bei Nacht ist, kann ich mir vorstellen, dass sie tagsüber gar nicht zu sehen ist.“ „Willst du da etwa hin, Ben? Sollten wir nicht lieber einen weiten Bogen machen, um alles, was uns aktiv
anlockt?“ „Vielleicht hast du Recht, Kilian, aber wo sollen wir sonst hin? Dort passiert irgendwas und ich glaube, dass das unsere bislang beste Chance ist, hier etwas zu erreichen. Wir haben jetzt ein Ziel. Ein Ort, zu dem wir laufen sollten. Wir können natürlich auch in eine andere Richtung laufen, aber ich glaube, das Licht wäre ein guter Anfang. Ich habe die Hoffnung, dass die anderen das auch sehen und ähnlich denken.“ Ich warte einen Moment und überdenke meine Aussage nochmal vorsichtig. Das Ergebnis ist dasselbe. „Was meint ihr? Nehmen wir das in Angriff oder denkt ihr anders
darüber?“ „Das klingt logisch und vernünftig, schon richtig. Es könnte aber auch eine Falle sein“, wirft Luisa ein. „Das ist ja, was Kilian auch schon gesagt hat. Aber ganz ehrlich, wenn ich an den Wald und die Feuerglühwürmchen denke, sehe ich überall Fallen.“ „Ok, Ben, da hast du auch Recht. In diesem Fall bin ich auch dafür die Lichtsäule anzusteuern. Mal sehen, was uns dort erwartet.“ „Gut. Kilian, ist das für dich auch OK?“ „Yupp. Können wir aber die Nacht hier bleiben? Ich bin hundemüde.“ „ Ich denke, auch das ist eine vernünftige Entscheidung. Wir brauchen
alle eine Pause. Lasst uns wieder runter gehen und die Zeichen an der Wand genauer untersuchen.“ „Keine Eile, Ben. Lass uns einfach ein Foto mit deinem Handy machen. Mir fallen auch gleich die Augen zu. Ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.“ „Ich sehe mir das aber lieber solange im Original an, wie es möglich ist. Vielleicht sind einige Details auf den Fotos gar nicht zu erkennen.“ Ich kann mich nicht wirklich überwinden sofort wieder unter Deck zu gehen. Luisa hat sich bereits zu Kilian an die Reling gestellt und stützt sich auf ihren Ellenbogen darauf ab. Eine leichte Brise
weht ihr durch die Haare und drückt ihr Shirt sanft in die Kurven ihres Körpers. Ich bleibe einfach da stehen, wo ich gerade bin und kämpfe gegen das Wirrwarr meiner Gefühle und die Müdigkeit an. Wieder unter Deck, betrachte ich die Darstellungen. Die fünf Regeln werden in derselben Form dargestellt, wie in der Röhre, welche in die Höhle geführt hat. Feine Linien skizzieren die Regeln in wortloser Form. Ich erkenne die erste Formel wieder, „eins plus eins ist ungleich zwei“. Wir hatten das interpretiert als, „nichts ist wie es scheint“. Ich überdenke diese
Interpretation kurz und ergänze sie für mich um „think out of the box. Wirf die Logik über den Haufen, die du bisher gekannt hast“. Die nächste Zeichnung zeigt den Kreis mit zwölf Segmenten. Der Kreis ist nochmals von einem dicken Kreis umrahmt. In der Höhle hat jemand die Bemerkung gemacht, wir seien zwölf Leute. Steht der Kreis für uns? Die jeweiligen Segmente sind tatsächlich nochmal untergliedert. Aber ich kann bis jetzt keine Logik oder Struktur dahinter erkennen. Das dritte Symbol zeigt zwei übereinander stehende Dreiecke. Das obere steht auf dem Kopf und berührt mit
seiner nach unten zeigenden Spitze das andere Dreieck. Beide Dreiecke sind ausgemalt. Das vierte Symbol sieht aus wie ein stehendes Ei. Der Umriss ist klar und fest gezeichnet. Ich reibe mir dir Augen, denn ich sehe leicht verschwommen. Ich bin unglaublich müde und will nichts anderes, als mich hinlegen und schlafen. Aber zuerst möchte ich mir die Symbole genau anschauen. Ich fokussiere mich wieder auf das Ei. Ich scheine doch nicht verschwommen zu sehen. Im Ei ist ganz zart ein Quadrat zu erkennen. In diesem Quadrat wieder ein Ei und so weiter. Symbol Nummer fünf ist mir am vertrautesten. Ein Kreuz. Ein kräftiger
Stamm und in der Mitte ein konzentrischer Kreis, mit einem kleineren Kreis in seiner Mitte. Dort wo der Mittelpunkt ist, kreuzt sich der dicke Hauptstamm des Kreuzes mit einer vertikalen und horizontalen jeweils sehr fein gezogenen Linie. Beinahe schon wie Kunstwerk mutet dieses stilisierte Kreuz an. „Was haltet ihr davon?“, frage ich Luisa und Kilian. „Schaut Euch bitte die fünf Symbole an.“ Luisa und Kilian sind sich einig, dass unsere gemeinsame Interpretation der Formel aus der Höhle immer noch korrekt ist. Nichts ist wie es scheint. Ich erzähle beiden von meiner
Interpretationsergänzung. Auch der Kreis mit den zwölf Segmenten ist einheitlich als unsere Gruppe identifiziert. Den nochmals umschließenden Kreis deuten wir so, dass die Gruppe nur mit allen zwölf Mitgliedern vollständig ist. Ein Kreis ist von sich aus perfekt und er ist geschlossen. Jetzt stehen wir vor dem dritten Symbol. Den beiden sich berührenden Dreiecken. Wir stehen lange davor und grübeln in uns rein. Hier und da kommen Versuche, das Symbol zu deuten. Ein Warnzeichen wie das Radioaktiv-Symbol. Irgendwas mit Pyramiden, ein Ort, ein Wendepunkt, und und und.
Dann bemerkt Luisa etwas Wichtiges. Die Dreiecke sind nicht vollständig ausgemalt. Nur teilweise, aber diese Anordnung lässt uns alle gleichzeitig erkennen, um was es hier geht. Beide Dreiecke sind nur in den unteren Bereichen ausgemalt. Das Untere zu gut einem Drittel, das Obere zu gut zweidritteln. Wenn man genau hinsieht, sieht man einzelne leuchtende Punkte vom oberen Dreieck langsam in das Untere fallen.
silberfunke Auch in diesem Kapitel liest sich dein Buch angenehm und es bleibt interessant. Liebe Grüße Silberfunke |