Prolog - Der Anfang
Der Wind wehte leicht, ein Windhauch streifte durch das rote Haar.
Victoria stand auf dem Hügel und sah in die Ferne. Es war ein kühler Morgen, doch ging vor ihr die Sonne auf und tauchte alles in ein sanften orange, das sich auf ihrer Haut legte.
Ihr Haar sah aus als würde es brennen.
Neben hier hing an einem aufgezogenen Seil ein Kimono. Er war schneeweiß und aus Seide und wehte wie das rote Haar.
Victoria sah zu dem Stoff und ging langsam darauf zu. In ihren Augen glitzerten Tränen. Doch ob sie aus Freude oder Trauer weinte sah man nicht. Nur lief keine einzige Träne über ihre weiße Haut, die sich wie der Kimono wie aus Seide war.
Leicht strich sie sich durch das Haar. Eine Gänsehaut lag auf ihren Körper.
Alles lag in einer Stille, als wäre die Zeit nicht vorhanden, sondern nur der Wind ihr Gefährte.
Sie nahm sich den Kimono und strich über den wunderbaren Stoff. Er sah aus als wäre er nicht bedruckt, doch wusste sie es besser.
Wie oft hatte durch diesen Stoff jemand sein Leben verloren?
Doch jeden den sie gejagt hatte, wusste das er sterben würde. Es war ihr Schicksal das sie erfüllen musste.
Langsam zog sie sich den Kimono über ihre Haut und strich ihn zu recht.
„Und wieder beginnt ein Tag, ein Tag der wieder ein Leben beenden wird.“, flüsterte sie. Die Worte verschwanden in dem Hauch von Wind und verflogen.
Mit langen, langsamen Schritten ging sie zu ihrem Pferd das genauso weiß war wie ihre Haut und wie der Kimono.
Sie sah sich noch mal zum Horizont wo die Sonne immer höher stieg und das Tal in gleißendes Licht tauchte.
Schwermütig seufzte sie und setzte sich dann auf ihr Pferd Napoleon.
Das Pferd wieherte auf und sie griff nach den roten Zügeln. Langsam wandte sie der Sonne den Rücken zu.
Sie ritt nun ihrem Schatten hinterher, dem Tod eines Menschen entgegen.
Kapitel I - Der Meister
Victoria ritt im Galopp über die Felder immer schneller auf den Wald zu. Vor ihr lief ein Mann. Er sah sich immer wieder zu ihr um, schrie sie an, flehte das sie ihn verschonen solle, doch dann stolperte er.
Sie sah ihn mit leblosen Augen an.
Langsam faste sie sich an dem Bauch. Der Kimono wurde mit einem Muster durchzogen, es entstand ein Klinge die sie langsam auf dem Stoff abzeichnete.
Sanft lächelte sie.
„Vergebt mir."
Möge Eure Seele auf ewig nun Ruhe finden.", wisperte sie und die Klinge durchschnitt den Mann, der sich nun auflöste.
Sein Körper, sein Stoff wurde zu schwarzem Nebel. Nur einen Moment sah man in dem Nebel ein Lächeln, das des Mannes. ´Danke` hauchte dieser ihr zu und schon verschwand das Gebilde.
Sie blieb mit ihrem Pferd stehen und sah ihm nach.
Wie oft hatte sie dies schon erlebt.
Doch auch so oft sie es erlebt hatte, so oft hatte sie sich gewünscht sich auch zu dem Nebel zu gesellen, doch verwehrte man ihr diesen Wunsch.
In die Stadt in der sie nun ritt sah sie sich um.
Es war eine belebte kleine Stadt. Sie sah viele Kinder die auf den Straßen spielten und zwischen den Ständen und den Pferden rum liefen.
Sie erhob den Kopf als sie ein all zu bekanntes Geräusch hörte.
„Meister…" sagte sie leicht lächelnd und stieg von Napoleon ab und ging auf einen recht jungen Mann zu.
Der Schein trog aber.
Er war über hundert Jahre als. Doch nur durch seine geheime Magie aus den anderen Welten, konnte er sich so jung halten.
Er hatte sie damals erschaffen. Doch wie wusste sie bis heute nicht, sie kannte nur ihre Aufgabe die sie erfüllen musste.
Nur für diese Aufgabe lebte sie, ihr fehlte etwas, das Herz.
Ihr Meister hatte gesagt, das sie fühlen konnte, aber wieso wusste sie nicht, da sie doch kein Herz besaß.
Doch lag es an dem Kimono. Er besaß alles das was sie nicht hatte. Ihre geheimstes Wünsche und vieles mehr.
Ihre Gedanken spiegelte er wieder wenn sie diese in ihrem Geiste zu einem Gegenstand formte.
Victoria verbeugte sich vor dem jungen Mann. „Meister, ich bin zurück.
Ich habe meinen Auftrag zu eurer vollen Zufriedenheit ausgeführt."
„Gut, erhebe dich sprach er"
Ihr Meister drehte sich um und ging durch die langen verwinkelten Seitengassen und sie folgte ihm stumm.
Als sie an einem alten zerfallen Gebäude ankamen öffnete er die Türe und sie trat mit samt dem Pferd hinein. Es war als würden sie eine andere Welt betreten. Vor ihr lag eine endlos weite Wiese in dem schönsten Grün das man je gesehen hatte. Es blühten alle Blumen die sich denken konnte.
Langsam lies sie Napoleon los, der gleich anfing zu grasen.
Brav tätschelte sie ihm am Kopf und folgte dem Meister weiter zu einer Hütte.
In dieser setzte sie sich, als er sie auf einem Stuhl verwies.
„Hast du Verletzungen davon getragen?", kam es vom Meister der ihr ein Zinnbecher mit Wasser vor sie auf den Tisch stellte.
„Nein, keine einzige.
Doch meister… Werde ich je das finden was ich nicht besitze. Das wonach ich suche, aber nicht weiß was es ist."
„Ja, aber es wird noch eine sehr lange und beschwerliche Suche werden. Doch wenn du es siehst und es begriffen hast, weißt du das sich die Suche gelohnt hat und du wirst es auf ewig beschützen wollen."
Victoria lächelte und nickte.
Langsam nahm sie ein Stück Tuch und band sich das Haar nach hinten zu einem Zopf.
„Meister, wieso werden die Menschen die ich mit meiner Klinge berühre zu schwarzen Nebel?"
„Weil du sie in ihre Welt schickst.
Ihre Seelen stammen nicht von hier. Verstehst du?"
„Nein, aber wenn sie nicht hier her gehören, warum sind sie dann hier?"
„Das Victoria wirst du noch früh genug erfahren. Dazu musst du aber weiter auf die Menschen eingehen."
„Wie meint ihr das, Meister?"
„Stell nicht so viele Fragen. Denn irgendwann wirst du sie selbst beantworten können."
Er ging zu ihr und strich ihr über den Kimono.
„Bald… Bald. Dann hast du auf alle deine Fragen eine Antwort."
Sie nickte und trank ein schluck von ihrem Zinnbecher.
Sie verbrachte einige Tage dort bis ihr Kimono rot anfing zu leuchten wie ihr eigenes Haar.
Sie stand wieder draußen und sah zum Himmel.
Sie musste bald wieder los, doch irgendwie fühlte sie sich diesmal anders. So als würde etwas passieren. Etwas was sie nicht beeinflussen konnte.
Doch was war es?
Es fröstelte ihr. Ihr wurde kalt, doch seid wann froh sie? Sie verstand es nicht. Es war das erste mal, das die Kälte bis zu ihren Knochen hervor kroch.
Sie streichelte sich über die Schultern und sah wie Meister mit einem Tuch aus roter Seide hinaus trat.
„Meister… Mir ist kalt.
Ich versteh es nicht."
„Es beginnt.
Jetzt beginnt dein Schicksal. Das Rad der Zeit fängt nun auch an für dich zu drehen.", sanft lächelte er sie an und zeigte mit der Hand zum Horizont.
„Geh es suchen, suche deine Zukunft.
Auch wenn ich dich erschaffen habe, heißt dies nicht dass du meine Gefangene bist. Ich möchte dass du frei bist, dass du ein Leben hast, und glücklich wirst.
Sie nickte und seufzte schwer auf, bevor sie nun los lief.
Immer schneller wurden ihre Schritte.
Ein pfiff ging durch die Stille und Napoleon erschien an ihrer Seite. Sie sprang auf seinen Rücken und fasste nach seinen Zügeln und drückte sich an seinen Rücken nah um so noch schneller zu werden.
Es ging los!