Eines schönen Morgens weckten die ersten Sonnenstrahlen Emma aus ihrem tiefen Schaf. Aufwachend gähnte sie ein paar Mal und streckte sich aus, gönnte sie sich noch fünf Minuten Zeit und nach ihrem gewöhnlichen Ritual stand auf. Als sie aus dem Badezimmer hinausging und die Küche betrat, sah sie am Kühlschrank einen Zettel von ihren Eltern, auf dem Aufgabe für Emma eigenhändig geschrieben stand: „ Entdecke heute etwas Neues! Deine Mutti und Vati“. So stellte Emma fest, einen neuen Ort, wo sie noch nicht gewesen war, zu entdecken. Ihr heimisches und kleines Städtchen kannte sie vollkommen und sie fragte sich
danach, was sie Neues entdecken konnte. Zu ihrem Bedauern fiel ihr gar nichts ein, wohin sie sich begeben könnte. Ihr wurde auch bange, dass sie ganz alleine war. Sie konnte niemanden anrufen und niemanden mitnehmen. Alle ihre Freunde waren verreist. Sie ging hin und her, zögerte eine Weile und fing an sich zu ärgern, da sie keinen Weg zu einer neuen Gegend kannte.
Aus Langeweile kam sie zum Fenster, öffnete es, kletterte auf die Fensterbank, machte sie sich es bequem und sah hinaus. Es war ein sonniger, lauer Vormittag, der zum Spaziergang einlud. Emma hörte die unten spielenden Hunde bellen und bewunderte das glänzende
Grün der Bäume und deren rauschende Blätter. Ihre Aufmerksamkeit zog eine Eiche an, auf welcher ein buschiges Wesen in ihre Richtung spähte. Es war ein Eichhörnchen. Das Tierchen lächelte Emma an und fragte sie danach, warum das kleine Mädchen so verstimmt und sogar traurig aussehe. Unsere Emma teilte ihrem neuen Bekannten alles mit, was ihr am Herzen lag. Nachdem Emma alles zu Ende erzählte, fühlte sie sich plötzlich verblüfft und überrascht. Sie bemerkte es erst jetzt, dass sie zum ersten Mal in ihrem wie sie dachte langen Leben mit einem Tierchen gesprochen hatte.
Eichhörnchen, seine kleinen Ohren
zugespitzt, vernahm Emmas Wünsche und erwiderte darauf:
„Entschuldigung, dass ich dir einen ungebetenen Rat erteile, ich möchte Dich aber aufmuntern! Ich persönlich glaube fest daran, dass wenn man etwas in Erfüllung bringen möchte, darf man nie traurig sein. Den Traurigen misslingt alles! Du, Emma, solltest es lernen dich zu freuen, tue es aber nie halbherzig, sondern immer mit Leidenschaft! Dann wird Dir geholfen bei allen Zweifel und Problemen!“
Emma war ziemlich gespannt darüber und versuchte es sich auszumalen, was sie tun sollte. Sie wollte sich aber vergewissern und fragte das hin und her
laufende Eichhörnchen danach, wie ihr geholfen werden soll! Eichhörnchen zuckte nur mit den Schultern und flüsterte ganz leise einen Satz: „Freu dich auf jede Minute deines wunderbaren Lebens!“ und genauso leise und schnell verschwand.
Emma sah sich um, sie konnte das kuschelige Wesen nicht mehr finden und fühlte, wie stark sie noch größere Verzweiflung und Verbitterung überkamen. Einziges, was in ihrem Köpfchen noch tobte und sie nicht verlassen wollte, war eben Eichhörnchens Weisheit: „Freu dich! Freu dich! Freu dich!“. Dieser Satz kreiste in ihrem Kopf wie ein Vogel und
erfüllte ihren ganzen Körper. Emma wollte sich davor wehren und sträubte zunächst gegen diesen Rat. Sie machte sich den Kopf darüber, stellte sich Fragen: Wie ist es, sich zu freuen? Was sollte ich tun? Und warum alleine? Es ist unmöglich ertönte ihre erste Antwort. Die Kleine war daran gewöhnt, etwas mit jemandem zu tun, zu unternehmen, nicht alleine.
Nach kurzer Zeit gab sie ihren Widerstand auf und fing an, verschiedene Sachen auszudenken, die ihr Freude bereiten können. Sie hüpfte in ihrer Wohnung herum, sie sang, dann sprang sie auf ihrem Bett und plötzlich erschien ein blitzender Sonnenschein an der
schneeweißen Wand, den Emma ergreifen wollte. Sie griff nach ihm und er verwandelte sich ganz unerwartet in eine goldene Brücke, die zu einem Baum führte, wo sie auf das Eichhörnchen traf.
Von diesem Baum aus breitete sich vor ihren grünen Augen schöne Aussicht aus. Ein blaues Meer, darüber ein hängender Regenbogen, farbige Pflanzen, schnörkelnde Gebüsche, auf denen Vögel zwitscherten und eine weiße Schaukel. Hüpfend lief Emma zur Schaukel und ließ sich von einem leichten, musternden Wind schaukeln. Es fing an zu dämmern, die höchste Zeit für die Heimkehr. Sich bei allen Wesen und Gegenständen bedankend, ging sie den goldenen Pfaden
entlang nach Hause. Sie fühlte sich froh und zufrieden.
In ihrer Reichweite ragte schon am Horizont ihr gestreiftes, hölzernes Haus heraus und sie beschleunigte den Schritt. Als sie schon vor der Türklinke stand, klopfte sie an die Tür und hörte jemanden gehen. Die Tür öffnete sich, an der Schwelle standen ihre Eltern. Ihre Tochter grüßend, streckten sie ihre Arme aus und umarmten sie sehr liebevoll, dann fragten sie ihren lieben Sonnenschein, ob sie heute etwas Schönes und Neues entdeckt habe. Emmi, so nannten sie ihre Eltern, küsste die beiden auf die Wange, lächelte sie an und sagte sehr rätselhaft ein
kurzes Wort. Ja. Ja, war das Wort. Der Ort, den ich heute besuchte, heißt „die Welt der Freude“.
Alle lachten zusammen, schlossen die Tür und gingen in die Küche, wo auf sie ein geziert aufgetischter Tisch mit leckeren Speisen wartete und sehnte sich danach, Emmas Geschichten zuzuhören.