TOnI erdmann
Wie ich erfahren habe, dass man sich nicht schämen soll, blöd auszusehen.
Das ist eine deutsche Komödie und zugleich ein außergewöhnlich trauriger Film. Eine Komödie mit einem tragischen Unterton kam 2016 auf die Leinwand und wurde von den Kritikern sofort als eine sensationelle Erscheinung und einen wertvollen Beitrag zur deutschen Filmkultur bezeichnet. Toni Erdmann (Winfried Konradi, 65) ein alter Musiklehrer, ein Schelm, der das reale Leben nicht mehr ganz verstehen kann, geschweige denn es ernst nehmen und
nur mit einer Perücke und falschen Zähnen mit der Welt zurechtkommen kann. Seine Tochter, Ines Konradi, eine Geschäftsfrau, die ständig auf Reisen ist, versucht ihm immer wieder aus dem Wege zu gehen. Auch wenn sie ihn besucht, tut sie so, als ob sie gerade ein Telefongespräch führt. Wie diese Krise zwischen den beiden entstanden ist, ist aber kaum nachvollziehbar. Eines ist allerdings ganz deutlich: jemand soll den ersten Schritt tun.
Sofort reist er (als Toni Erdmann) nach dem Tod seines Hundes nach Bukarest und bringt alles durcheinander. Als Toni immer wieder als Botschafter oder Trainer in der Nähe seiner Tochter
auftaucht und mit seinem Benehmen ihr die Schamesröte ins Gesicht treibt, versucht sie ihn ständig loszuwerden. Dann aber passiert etwas, was man hier kaum beschreiben kann. Man muss es gesehen haben. Als Toni Erdmann aber von den anderen ausgelacht wird, kann sie es nicht mehr ertragen. Immer wieder taucht er auf und sie muss in verschiedenen Situationen mitspielen. Nach und nach wurde ihr klar, dass sie etwas ganz Wichtiges in ihrem Leben verpasst hat.
Den Film würde ich als ganz typisch für die deutsche Filmindustrie bezeichnen. Es gibt hier keinen Glanz und keine Unnatürlichkeit. Ganz deutlich
sieht man eine unverhüllte und direkte verblühende Schönheit von Ines (gespielt von Sandra Hüller). Ganz berührend stellt Peter Simonischek eine lächerliche und wahnsinnig traurige und zu bemitleidende Figur von Toni Erdmann dar.
Prima sind sich die beiden in ihren Rollen nähergekommen.
Als Ines versteht, dass ihr Leben vielleicht auch lächerlicher als das Leben ihres Vaters ist, nimmt sie die falschen Zähne aus der Tasche ihres Vaters und steckt sie sich in den Mund. Ihr Gesicht verändert sich. Und auch die Welt ist plötzlich anders geworden. Eine
Erleichterung, ein Gefühl, welches sie seit langem nicht empfinden konnte, taucht auf ihrem Gesicht auf. Ihr Vater, dieser Schelm, dieses vulgäre Monster, den sie immer als eine Behinderung betrachtet hat, steht da und scheint die einzige Person zu sein, welche sie nie verlassen würde.
Man soll keine Angst haben, blöd auszusehen. Man soll keine Angst haben, von den anderen Menschen nicht akzeptiert zu werden. Wer dieses Glück erlebt hat, vom Vater geliebt und aufgezogen zu werden, der soll keine Angst haben. Der ist wirklich nie allein.