1.4.18
Sagt euch der Name Göbekli Tepe etwas?
Das ist eine Ausgrabungsstelle in der Türkei, bei der die Auswertung der Grabungsergebnisse die Wissenschaftler, die sich mit der Entwicklungsgeschichte der Menschen beschäftigen ganz schön ins Rudern gebracht hat.
Bis dahin glaubten die meisten von ihnen, die Menschen haben erst zur Sesshaftigkeit mit Ackerbau und Viehzucht gefunden und dann, auch um die neuen Erfordernisse an ihr Zusammenleben in solch ungewohnt engen Verhältnissen meistern zu können, zu einer frühen Form von Religion.
Sie waren der Überzeugung, erst die Veränderungen, die sich in dieser Umstellung der gesamten Lebensweise ergaben, hätten eine engere Verbindung
zwischen ihnen erfordert und so das Entstehen von Religion als bindendes und regelndes Mittel begünstigt.
Davon war ich irgendwie nie wirklich überzeugt, denn ich glaube, die Menschen hatten auch in der Zeit ihres Nomadentums genügend Gründe nach Antworten zu suchen und nach Halt in einer Welt, die ihnen in all ihren Fassetten schon immer übermächtig und in vielerlei Hinsicht unberechenbar erschienen sein muss. Auch diese frühen Vertreter unserer Art werden sich gefragt haben, wieso Stürme und Überflutungen sie heimsuchten, wieso die Erträge beim Sammeln mal gut und mal schlecht waren, wieso manche ihrer Kinder früh starben und andere nicht. Sie werden all diese Fragen gehabt und darauf nach Antworten gesucht haben. Was liegt da
näher, als die in der Natur wirkenden Kräfte als Wirken von übermächtigen Wesen, Geistern, Göttern zu sehen? Außerdem ergab sich dadurch noch zusätzlich die Möglichkeit, zu versuchen, diese Mächte zu beeinflussen.
Nun, die Ergebnisse der Ausgrabungen zeigen nach Meinung der Wissenschaftler, dass die Menschen schon als Nomaden und über weite Entfernungen Kontakte pflegten. So konnten sie nicht nur Erfahrungen austauschen, Tauschhandel betreiben und den eigenen Genpool etwas auffrischen, was in Anbetracht der recht kleinen Gruppen, in denen sie bis dahin lebten, sicher wichtig war; sie tauschten auch Geschichten, Geschichten über ihr Leben und ihre „Geschichte“, daher ja der Name. Man erzählte sich sicher auch davon, an
welche Geister und Mächte man glaubt und nach und nach haben sich sicher bestimmte Vorstellungen als besonders „glaubhaft“ erwiesen und sich verbreitet in den sich treffenden Gruppen.Und sicher hat man auch diese Mächte gefeiert und zu beeinflussen versucht. Es entstand „Religion“!
In der Klimazone, in der sie zu dieser Zeit unterwegs waren, einem Paradies mit reichlich Ressourcen, trafen sie sich zu besonders günstigen Zeiten um gemeinsam zu feiern. Man hatte, so ergaben die Funde, Nahrung im Überfluss und man hatte schon heraus gefunden, dass man Getreide vergären kann. Denn in ihrem Umfeld gab es die Urformen unseres heutigen Getreides, aber eben nur zu gewissen Zeiten, wenn das Getreide reif war.
So ergab sich aus diesen Gründen ein optimaler Zeitpunkt für die gemeinsamen Begegnungen, die Zeit der Getreidereife. Da Menschen von weit her zu diesen Festen kamen, wurde eine ganze Menge davon gebraucht, wenn jeder etwas von dem daraus gewonnenen Bier abbekommen sollte und so begann man damit, ein paar Menschen vor Ort mit dem Anbau von Getreide, dessen Ernte und dem Vergären zu beauftragen. Diese Menschen waren wohl die ersten, die sesshaft lebten, die sich eine Art früher Häuser bauten, zu denen sich Tiere gesellten,Tiere,die menschliche Nähe schätzten, da sie von ihnen gefüttert wurden.
So die Ergebnisse der Forscher von Göbekli Teke.
Das würde heißen, dass wir sesshaft
wurden, weil wir uns regelmäßig besaufen wollten, mal ganz platt gesagt. Aber wieso machten es denn dann plötzlich alle, sesshaft leben?
Es hatte seine Vorteile, man musste nicht mehr umherziehen, konnte für schlechte Zeiten etwas beiseite packen, weil man ja vor Ort war, man konnte es sich sozusagen an einem Ort gemütlich machen. Das war verführerisch.
Als die Menschen dann feststellten, dass diese Art des Lebens auch Nachteile hat, dass sich Krankheiten schneller verbreiten, Missernten die gehorteten Reserven aufbrauchten, dass man sich zwar in guten Zeiten reichlich vermehrte, diese vielen Mäuler aber in schlechten Zeiten nicht satt bekam, dass immer mehr Münder immer mehr Arbeit bedeutete, da waren sie in eine
Falle getappt. Denn wenn man sich einmal ein Haus erbaut hat, Zeit und Arbeit in einen Ort investiert hat, dann geht man da nicht so einfach wieder weg. Es waren Menschen, nicht so viel anders als wir heute. Sie hatten im übertragenen Sinne das Paradies verlassen und mussten jetzt mit den Konsequenzen leben.
Nun - wenn ich das alles so ansehe, dann ist da etwas sehr menschliches passiert, wir wollten unseren ersten Besitz nicht loslassen, nicht zurück in die Wanderschaft ohne „Besitz“ von Haus und Tier.
Eigentlich haben wir uns von diesem Punkt aus in mancherlei Hinsicht nicht viel weiter entwickelt. Und noch heute gehen wir der scheinbaren Bequemlichkeit auf den Leim und übersehen, welche Nachteile es für uns hat. Wir wollen nicht umlernen, nicht
weniger verbrauchen und verbrennen, auch wenn wir sehen, dass das langfristig nicht gut für uns ist.
Es ist schier unglaublich, aber der erste Nagel zu unserem umwelttechnischen Untergang war der Besitz! Besitz, der sich aus dem Vorhandensein von Religion ergab, die wir gemeinsam feiern wollten. Was sagt man dazu?
Und das verrückteste ist - das ist kein Aprilscherz!
Noch etwas möchte ich doch hinzu fügen.
Man hat schon lange Beweise dafür gefunden, dass in vielen Schöpfungsmythen verschiedenster Völker oft ein sehr realer, wahrer Kern verborgen ist, bei den Aborigines und den Polynesiern z.B., und nun können wir den christlichen Glauben
mit seiner Schöpfungsgeschichte also dazu packen. Denn was sonst ist da geschehen, wenn wir Menschen aus einem nomadischen Leben in Fülle wechselten zu einem sesshaften Leben, mit all seinen Risiken und der damit verbundenen Arbeit, als das Adan und Eva das Paradies verließen, weil sie mit dem ihnen von der Natur (Gott) gegebenen Angebot nicht mehr zufrieden waren und dann feststellten, dass sie in der Folge ihren Lebensunterhalt „im Schweiße ihres Angesichtes“ verdienen mussten. Ich bin eine konfessionslose und somit kirchenlose, aber durchaus nicht ungläubige Person, aber diese Forschungsergebnisse lassen für mich die betreffenden Bibelpassagen in einem neuen Licht erscheinen.