Ostern mit Hoppel, dem Osterhasen Ein laues Lüftchen wehte heute schon den ganzen Tag, es war Frühling und die ersten Krokusse blühten bereits in den Gärten. Hier und da schauten auch schon ganz naseweise Osterglocken aus ihren gelben Kleidchen hervor und leuchteten mit ihrer Farbe, dass auch Nele und Stina sich daran erfreuten. „Schau mal dort unten", sagte Nele, „das sieht so wunderschön aus. Diese gelben Blumen leuchten so, dass wir sie sogar von hier oben sehen können. Mama, was sind das für Blumen?“ „Das sind Osterglocken, mein Kind. Die blühen jedes Jahr zu dieser Zeit. Nun wird es bald Ostern bei den Menschenkindern.“ „Ostern, Osterglocken, was ist das nun schon wieder?“ – fragte Stina und schaute Nele dabei fragend an, die aber wusste es auch nicht. So erklärte ihnen die Wolkenmama, dass Ostern
ein Fest ist, welches die Menschen jedes Frühjahr feiern. „Die Menschenkinder bekommen zu Ostern bunte Ostereier, die sie zuvor im Garten, oder in der Wiese suchen müssen, wo der Osterhase sie versteckt hat.“ „Das klingt aber lustig“, meinte Nele, „können wir auch bunte Ostereier an Ostern suchen?“ „Nein, Nele, das ist ein Brauch der Menschen. Die Kinder essen gerne Ostereier, aber wir sind Wolken, was willst du denn mit Ostereiern anfangen?“ „Wir müssen sie ja nicht essen, ich möchte nur welche auf den Wiesen suchen, das ist doch sicher ein riesen Spaß“, meinte Nele daraufhin. Da kam der Wolkenpapa anmarschiert, er war heute etwas langsam vorangekommen. Sie hatten ihn zuvor auf ihrem Weg über Feld und Flur zurückgelassen. Heute gab es keine Eile, es war ein richtig gemütlicher Tag. „Papa, Papa, dürfen wir an Ostern auch bunte
Ostereier suchen?“ Stina lief ihm rasch entgegen und hoffte, dass der Wolkenpapa es erlauben würde, denn auch ihr gefiel dieser Gedanke, über die Wiesen zu fegen und bunte Eier zu suchen. „Aber Kind, wie kommst du denn auf diese Idee?“ - fragte der Vater und ließ sich von der Wolkenmama den Sachverhalt erklären. „Nun, da muss ich eurer Mutter recht geben, ihr seid Wolkenkinder und könnt keine bunten Ostereier suchen. Das ist den Menschenkindern vorbehalten, aber zusehen können wir, das macht euch sicher auch Spaß.“ „Oooch Papa, bitte, bitte, lass uns doch auch auf die Suche gehen, bitte, bitte!“ - bettelte Stina ganz eindringlich. Der Vater aber ließ sich nicht erweichen. „Das ist schlichtweg unmöglich", sagte er, „aber ich verspreche euch, dass wir zusehen werden, wie der Hase Hoppel die Ostereier versteckt. Vielleicht können wir ihm sogar ein wenig
helfen, es wäre nicht das erste Mal", sagte der Vater. „Au ja, es wird hochinteressant werden, dem Hasen Hoppel zuzusehen, oder ihm gar zu helfen", meinte Nele, „darauf freue ich mich schon jetzt.“ Nun konnten sie natürlich kaum noch das Osterfest erwarten. Die Nacht vor Ostersonntag konnten beide Wolkenkinder nur wenig schlafen, so aufgeregt waren sie. Es war noch dunkel, da blinzelte Nele schon aus ihren Wolkenkinderaugen und stieß ihre Schwester an: „Stina, Stina, bist du schon wach? Es wird bald Tag, meinst du nicht, dass Hoppel schon unterwegs ist und die Ostereier für die Menschenkinder versteckt? Ich möchte ihm doch sooooo gerne helfen und habe Angst, dass wir es versäumen.“ „Ja Nele, lass uns die Eltern wecken. Ach, ich
bin ja schon so aufgeregt.“ Schon stieß Stina ihre Mutter ganz sachte an, die Mutter aber schlummerte noch. Auch der Wolkenpapa schlief noch fest, man hörte es ganz deutlich an seinem Schnarchen, die Kinder trauten sich nicht, den Vater zu wecken. „Mama, Maaama“, flüsterte Stina ihrer Mutter ins Ohr, laut rufen wollte sie nun doch nicht. Noch einmal: „Mama, Maaama, bitte werde doch wach, es ist Ostern und Hoppel ist sicher schon unterwegs um die Ostereier zu verstecken.“ Da blinzelte die Mutter auch schon und musste über ihre Kinder lachen. Sie verstand ihre beiden Kleinen sehr gut, schließlich war es das erste Osterfest für sie. „Aber, aber, meine Kinder, es ist doch noch viel zu früh. Für Hoppel ist es noch zu dunkel, er würde den Weg gar nicht finden, wir müssen schon noch eine Stunde warten. Seid jetzt noch leise, damit ihr euren Vater nicht aufweckt,
versucht noch ein Stündchen zu schlafen.“ Nele und Stina konnten natürlich nicht mehr schlafen, sie warteten ungeduldig. Immer wieder öffneten sie ihre Augen, um zu sehen, ob es nicht doch schon hell wäre. Endlich war es soweit, es dämmerte ganz langsam. „Mama, Papa, es wird bald hell, ihr müsst aufwachen. Schnell, wir sollten uns jetzt beeilen", rief Nele nun ihren Eltern zu und zupfte dabei Vater und Mutter ordentlich, damit sie auch ganz schnell wach würden. „Au weia!“ - sagte der Vater. „Du hast recht, Nele, jetzt wird es aber höchste Zeit. Wir dürfen nicht mehr trödeln, sondern müssen sofort sehen, wo Hoppel steckt. er wird bestimmt schon unterwegs sein.“ Die Wolkenmama erschrak, als sie diese lauten Töne von Papa hörte und war sofort hellwach. Auch sie meinte, dass es nun aber Zeit wäre und sie sich beeilen müssten.
Sofort machte sich die Familie auf den Weg. Sie zogen bis zum Stadtrand der nahe gelegenen kleinen Stadt, da sahen sie ihn auch schon. Hoppel war tatsächlich bereits auf dem Weg in die Vorgärten, um die Ostereier für die Menschenkinder zu verstecken. „Grüß dich Hoppel", rief der Wolkenvater dem Osterhasen zu. „Bist wieder früh auf den Beinen heute.“ Hoppel erschrak und schaute um sich, um zu sehen, wer da mit ihm redete, er sah aber niemanden. „Hier Hoppel, hier sind wir, hier oben“, rief der Wolkenvater ihm zu, „wir sind es, die Wolkenfamilie.“ „Ach ja, jetzt sehe ich euch, grüß euch, aber ich habe keine Zeit, ein Schwätzchen zu halten, denn heute ist Ostern und ich muss sehr viele bunte Ostereier für die Menschenkinder verstecken.
Wenn es hell wird, dann kommen sie alle in die Gärten und suchen nach den bunten Eiern, bis dahin muss ich fertig sein.“ „Wir wollen dich nicht aufhalten“, sagte die Wolkenmama, „wir wollen nur unseren beiden Kindern zeigen, wie du die Eier versteckst und wie die Menschenkinder nachher danach suchen.“ „Ach so, na dann folgt mir doch einfach, ihr habt ja den totalen Überblick dort oben", meinte Hoppel und hoppelte schnell weiter. Nele und Stina hatten noch nie einen Osterhasen gesehen. Sie waren erstaunt, wie schnell der kleine Kerl hüpfen konnte und welch großen Korb voller wunderschöner, bunter Ostereier er mit sich schleppte. Sie bedauerten ihn, weil er sich so abschleppen musste. Nele fragte ihn, ob dieser Korb nicht zu schwer für ihn sei. Da meinte Hoppel nur, dass er das gewöhnt sei, schließlich würden sich die
Menschenkinder sehr darüber freuen. „Sogar ich habe meinen Spaß daran, wenn sie dann in den Gärten herumlaufen und nach den Eiern suchen“, sagte Hoppel. „Ja und manchmal verstecke ich mich in einem ganz dichten Busch und schaue den Kindern zu.“ Er ließ sich aber nicht aufhalten, sondern eilte weiter. Die Wolkenfamilie begleitete ihn, Nele und Stina liefen schon voraus, um ja nichts zu versäumen. Da kamen sie an die ersten Vorstadtgärten und Hoppel machte sich ans Werk. Eifrig hüpfte er von Strauch zu Strauch, versteckte die wunderschönen, bunten Ostereier darunter und achtete darauf, dass man sie nicht gleich sah. Schließlich sollten die Menschenkinder auf die Suche gehen. Nele und Stina waren ganz eifrig dabei. Sie sprangen vor Hoppel her und suchten nach guten Verstecken, riefen dann immer wieder den Osterhasen, um ihm besonders schöne Verstecke
zu zeigen. Schließlich hatten sie als Wolkenkinder einen guten Überblick. „Hier Hoppel, schau mal hier, das ist ein super Versteck, hier musst du auch noch ein Osterei hinlegen“, rief Stina. Ihre Wolkenmädchenwangen fingen langsam an zu glühen, so eifrig war sie bei der Sache. Auf einmal bemerkten sie, dass es schon fast hell war und Hoppel war noch nicht fertig. „Ach du meine Güte, oje, was mache ich jetzt nur?“ - jammerte der Osterhase. „Die Kinder dürfen mich doch nicht sehen, wenn ich in ihren Gärten die Ostereier verstecke. Ich bin zu spät dran.“ Der Wolkenpapa sah die Not des Osterhasen und hatte sofort einen guten Vorschlag. „Kommt, Kinder, jetzt ist es an der Zeit, dass wir dem armen Hoppel helfen. Wir decken ihn einfach bei seiner Arbeit zu, dann kann ihn niemand sehen.“ „Wie meinst du das denn, Papa?“- fragte Nele.
Ihr tat der Osterhase auch leid. „Nun, wir sind doch Wolken und keiner kann durch uns hindurch sehen. Wenn wir nun ganz nah bei Hoppel bleiben und uns um ihn herum stellen, dann können die Menschen ihn nicht sehen. Dann kann er seine Arbeit in Ruhe fertig machen.“ „Au ja, das machen wir“, riefen beide Kinder ganz begeistert. Auch die Wolkenmama war sofort damit einverstanden, fand sogar, dass ihr Mann eine supergute Idee gehabt hatte. Ganz schnell erklärte Papa nun Hoppel, was sie vor hatten, dieser war begeistert und heilfroh, dass ihm aus der Patsche geholfen wurde. Schon waren Nele und Stina bei ihm, sichtlich froh, dass sie ihm helfen durften. Auch Mama und Papa waren zur Stelle und so konnte der Osterhase die bunten Eier noch alle verstecken, ohne dass ihn ein Menschenkind entdecken konnte.
Die Wolkenfamilie bedeckte ihn, man sah lediglich ein Wolkenbündel von Busch zu Busch hüpfen. Den Osterhasen, der sich darin versteckt hatte, sah man nicht. So waren sie dann auch bald fertig, gerade noch rechtzeitig, denn die ersten Kinder hörte man schon aus den Häusern kommen. Hoppel versteckte sich hinter einem dicken Busch, um sich etwas auszuruhen. Er war jetzt doch außer Puste gekommen, dicke Schweißtropfen rannen über sein Osterhasenfell. Von diesem Platz aus konnte er den Kindern zusehen, wie sie in den Gärten nach den bunten Ostereiern suchten. Die Wolkenfamilie hatte sich schnell wieder nach oben begeben. Diesmal verweilten sie in den Ästen eines großen Baumes, um ebenfalls zuzusehen, wie die Menschenkinder nach den Eiern suchten. Nele und Stina hatten ihre Freude daran und
kicherten ein um das andere Mal, wenn die Kinder die Eier nicht gleich fanden. Schließlich hatten sie Hoppel viele sehr gute Verstecke gezeigt. „Dann mach’s mal gut Hoppel", rief der Wolkenvater nach einer Weile dem Osterhasen zu, der immer noch hinter dem dicken Busch saß. „Wir müssen jetzt wieder weiter ziehen. Nächstes Jahr sehen wir uns bestimmt wieder.“ „Ist gut“, meinte Hoppel – „und vielen Dank auch für eure Hilfe! Ohne euch hätte ich es dieses Jahr nicht geschafft. Das werde ich euch nie vergessen!“ Er winkte der Wolkenfamilie zu, die nun langsam aus seinem Blickfeld entschwand. Nele und Stina waren immer noch ganz aufgeregt. Ausgelassen tanzten sie einen Wolkenkinderfreudentanz am blauen Himmel, freuten sich dabei schon auf Ostern im kommenden Jahr.
(c) Eleonore Görges ...aus meinem Kinderbuch "Wolkenkinder Geschichten" Näheres darüber auf meiner HP www.eleonore-görges.de
FLEURdelaCOEUR Liebe Eleonore, das ist ja eine wirklich hübsche Ostergeschichte, gefällt mir sehr! Wünsche auch dir frohe und entspannte Ostertage! Liebe Grüße fleur |