Science Fiction
An Oddity in Space - Inseparable Enemies 2

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"Eine Familie von Schrottsammlern macht in den Tiefen des Alls den Fund ihres Lebens."
Veröffentlicht am 26. März 2018, 70 Seiten
Kategorie Science Fiction
© Umschlag Bildmaterial: JohanSwanepoel - Fotolia.com
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Eine Familie von Schrottsammlern macht in den Tiefen des Alls den Fund ihres Lebens.

An Oddity in Space - Inseparable Enemies 2


Kapitel 1

24. April des Jahres 1581 Neue irdische Zeitrechnung Oak Wainwright verzog ihr Gesicht. Der Scanner spuckte die Daten über das alte terranische Schiff aus, das sich einen knappen Kilometer vor ihr befand. „Satz mit X – war wohl nix.“ Diese letzten Koordinaten, welche ihre Eltern ihr geschickt hatten, erwiesen sich als Totalausfall. Wer auch immer vor ihr bereits hier war, hatte ganze Arbeit geleistet. Die Überreste, die sich jetzt noch in der Unendlichkeit des Nichts friedlich vor ihr um

die eigene Achse drehten, waren komplett ausgeschlachtet worden. Hier gab es nichts mehr von Wert zu holen. Es wurde Zeit nach Hause zu fliegen. Oak klappte das Terminal des Warp-Antriebs auf und tippte die Koordinaten des alten Frachtschiffes ihrer Eltern ein. Der Computer signalisierte, dass die Ladesequenz des Überlichtantriebes in vollem Gange war. In einem Augenblick würde der Quanten-Reaktor der Mikro-Quantensingularität ausreichend exotische Materie abgezapft haben und es würde losgehen – Oak sah, wie sich der Raum um das Shuttle herum begann in bläulich-weißem Licht zu verzerren – von außen betrachtet, sah es aus, als ob das Schiff sich

strecken und in der Raumzeit-Verzerrung verschwinden würde. Oak lehnte sich in den Sitz zurück und drückte auf den Schalter, der die Musikwiedergabe aktivierte, zumindest würde der Rückflug auf diese Art nicht ganz so langatmig werden. Jakko Jakzyks Stimme erklärte ihr, dass sein nach innen gerichtetes Auge nichts erkennen würde außer einer sternlosen, absoluten Finsternis. „Starless and Bible Black“ war gerade am Solopart angekommen, als sich das Funkgerät zu Wort meldete. So laut, wie sie die Musik aufgedreht hatte, wäre ihr das Fiepsen des Gerätes beinahe entgangen. Sie reduzierte

die Lautstärke des Songs auf ein Level, auf welchem sie denjenigen verstehen konnte, der mit ihr reden wollte und drückte auf einen Schalter an der Hauptkonsole, welcher das Gespräch auf das Display zu ihrer Linken legte. Das Bild ihrer Mutter zeichnete sich auf dem Computerdisplay ab. „Hey, Mom. Was gibt’s denn? Bin schon unterwegs zurück, ich schätze in fünf, bis sechs Stunden sollte ich wieder an die Dwarf andocken.“ Ihr fiel der missbilligende Ausdruck im Gesicht ihrer Mutter auf „Oak … ich versuche schon, seit über 20 Minuten dich zu erreichen! Schalt die Musik verdammt noch mal leiser, was wenn es einen Notfall gibt?“

Der knapp 1,80 große Katzenhybrid grinste schief und kratzte sich an einer Stelle, direkt unterhalb ihrer Schwanzwurzel. „Was zum Teufel sollte hier draußen denn schon passieren? Wir sind Schrottsammler – denkst du, der Schrott wird von jetzt auf gleich intelligent und greift uns an?“ Ihr Vater trat ins Bild. Von ihrer Erscheinung her glich Oak eher ihrer Mutter, eine rötlich-braun gescheckte Katze mit der leicht verlängerten Schnauze, die darauf schließen ließ, dass sich in ihrer Ahnenreihe mal ein Wolf oder Hund befand. Ihr Vater gehörte zu den felllosen Vertretern

ihrer Art, er grinste sie breit an. „Na ja, zumindest sollten wir dich erreichen können, Kleines.“ Er tippte etwas auf dem Bordcomputer der Dwarf ein und wenige Sekunden später verkündete ihr der Navigationscomputer, dass ein Satz neuer Daten eingegangen war. Sie schaute in die Datei hinein und verzog das Gesicht. Die Koordinaten befanden sich über zwei Lichtjahre in der entgegengesetzten Richtung ihres derzeitigen Kurses. „Was zum Teufel? Ich war doch schon auf dem Weg zurück!“ Das Grinsen ihres Vaters wurde breiter. „Wir haben teures Geld für die Koordinaten bezahlt. Angeblich ein treibendes

Raumschiff. Noch komplett intakt. Flieg bitte hin und schau dir das Ding einmal an. Angeblich keine 20 Meter lang. Wenn der Zustand so gut ist wie gesagt, melde dich bitte, wir kommen dann und nehmen es an Bord. Alles klar?“ Oak seufzte und wischte mit Zeige- und Mittelfinger über ihre rechte Schläfe – wenn sie in ihrem Leben mit ihren Eltern etwas gelernt hatte, dann dass Widerstand zwecklos war. Sie deaktivierte den FTL Antrieb und fiel wenige Sekunden später unter Lichtgeschwindigkeit. Oak richtete die Sprungparameter im System neu ein und aktivierte die FTL

Aggregate. Ihr Shuttle ging an exakt den Koordinaten unter Lichtgeschwindigkeit, die sie von ihren Eltern erhalten hatte. Vor ihr drehte sich ein ihr unbekanntes Raumschiff um die eigene Achse. Ihr Ziel war genau an der Position, an der es sich laut den Koordinaten befinden sollte. Sie verengte die Augen und musterte das Objekt vor sich etwas genauer. „Was zum Teufel haben wir denn da?“ Ein eigenartiges Schiff befand sich direkt vor ihr: Zwei kugelförmige Ausbuchtungen, knappe 6 Meter im Durchmesser, wie sie vermutete. Beide Kugeln wurden durch eine Art Röhre verbunden, die kaum mehr wie zwei

Meter im Durchmesser betragen konnte. Weitere 5 Meter hinter der zweiten Kugel befand sich der Ionenantrieb, ein eigenartig altertümlich erscheinendes Design. So etwas hatte sie noch nie gesehen, erst jetzt bemerkte sie den Pylonenring, der sich um das zweite kugelförmige Segment befand. Das Design dieser Maschine war archaisch, aber der Pylonenring wies darauf hin, dass das Schiff tatsächlich einen Warpantrieb besitzen musste – der Ring stabilisierte das Warpfeld, auch wenn dies eigentlich nicht der korrekte Ausdruck war: Das Antriebssystem erzeugte kein Feld im eigentlichen Sinne. Die komplette Raumzeit vor dem Schiff wurde

kontrahiert und dahinter wieder expandiert – man bewegte die Raumzeit selbst. Der direkte Bereich zwischen der Kontraktion und der Expansion wurde von diesem Effekt jedoch nicht beeinflusst – ein Raumschiff konnte in dieser Blase einfach mitreisen. Oak zündete die Steuerdüsen und flog ein Stück näher an die altertümliche Maschine heran. Das komplette Raumschiff war von Eis überzogen, es musste hier schon recht lange herumfliegen. Einer der Außenscheinwerfer, die sie eingeschaltet hatte, tastete sich über die Außenhaut des Schiffes. In schwarzen Druckbuchstaben erkannte sie den Namen „Von Braun“. Irgendwie kam ihr die

Bezeichnung eigenartig bekannt vor, sie konnte sie aber nicht einordnen. Oak drehte eine Runde um das treibende Schiff. Der Zustand entsprach tatsächlich dem, was der Informant ihren Eltern berichtet hatte. Sie konnte keine Schäden entdecken, die Hülle war an einigen Stellen zwar etwas ramponiert, schien aber intakt zu sein. Sie öffnete einen Funkkanal zu ihren Eltern. „Mom, Dad, bitte kommen!“ Das Bild ihres Vaters erschien auf dem Bildschirm. „Na, Oak? Wie sieht es aus?“ Oak übermittelte die Daten, welche ihr Computer gesammelt hatte. „Sieht so aus, als hätte euer Informant recht gehabt und ich vermute, dass

wir hier etwas echt Großes an Land gezogen haben.“ Ihre Mutter drängte sich ins Bild. „Ach ja und warum?“ Sie grinste: „Na ja, Mom. Ich glaube, das Schiff ist noch aus der Zeit vor dem großen Krieg!“ Ihre Eltern starrten sie an. „Wie? Vor dem Krieg? Ist das Ding terranisch?“ Oak schüttelte den Kopf. „Nein. Älter, vermute ich. Weder von uns noch von den alten Terranern. Ein derartiges Design habe ich noch nie gesehen!“ Ihre Eltern schauten einander an. „Gut, bleib wo du bist, wir sind unterwegs.“ Die Dwarf ging unter Lichtgeschwindigkeit. Oak dockte an das Schiff an und lief von den

Andockbuchten des Hangardecks auf die Brücke. Ihr Vater starrte auf das Display, auf dem das Bild des umliegenden Weltalls dargestellt wurde. Das fremde Schiff drehte sich darauf friedlich um die eigene Achse. „Ashes … hast du eine Idee, wie wir das Ding da an Bord bekommen?“ Ihr Vater musterte ihre Mutter, welche nur mit den Schultern zuckte. „Wir müssen den Laderaum freiräumen, vermute ich. Von den Ausmaßen her, müsste das Schiff reinpassen. Allerdings sind wir dann am Ladelimit, befürchte ich, wenn nicht sogar darüber.“ Oak schwante Übles. Wenn ihre Eltern von „wir“ sprachen, hieß das meistens, dass sie und ihre jüngeren Geschwister gemeint

waren. Nach etwa vier Stunden war das Lademodul seines Inhaltes befreit und Oak hatte das havarierte Schiff in den Ladebereich geschleppt. Sie entledigte sich ihres Raumanzuges und gesellte sich zum Rest ihrer Familie, die sich neugierig um das offensichtlich uralte Raumschiff scharten. Ihr Vater fand am vorderen der beiden runden Module eine Luftschleuse. „Hm. Wo macht man das verdammte Ding denn nur auf? Ich bin ja ehrlich zu gespannt, was hier drin ist. Vielleicht ist´s ja wertvoll? Wobei – das Schiff selbst dürfte einiges Wert sein, damit hätten wir denke ich für ein Jahr

ausgesorgt. Mal wieder zurück auf die Erde … Gott wäre das schön. Ein ganzes Jahr lang die Beine hochlegen.“ Seine Frau fuhr mit der Hand über das Schott. „Verdammt ist das Ding kalt.“ Oak grinste. „Was erwartest du denn? Das Schiff war was-weiß-ich wie lange hier draußen.“ Der Name „Von Braun“ wollte ihr nicht aus dem Kopf. Sie war sich sicher, diese Bezeichnung schon einmal irgendwo gehört zu haben. Ihr Vater hatte die Schleuse geöffnet, ein Schwall weißlichen Dampfes waberte wie dichter Nebel aus dem Inneren heraus. Er verzog das Gesicht. „Was zum?“ Oak steckte den Kopf in das Innere – alles war

mit Eis bedeckt. Aber Eis dampfte normalerweise nicht derartig. In der Mitte der Kugel befand sich eine Art Korridor, der weiter nach vorne zu einer Tür führte. Sie nahm an, dass sich dahinter die Brücke, oder wenn sie von der Größe des Schiffes ausging, eher das Cockpit befinden würde. Oak öffnete die Tür und zuckte zusammen. Der Pilot saß immer noch vor den Kontrollen, beide Hände auf den Terminals vor ihm. Er war steif gefroren. Was war denn hier bloß geschehen? Sie drehte den Stuhl herum und erstarrte. Ein … Terraner? „Mom – Dad … das solltet ihr euch ansehen!“ Ihre Eltern hatten die Leiche des jungen Mannes, denn mehr war er nicht, aus dem

Schiff gebracht. Oak schätzte, dass er zu seinem Todeszeitpunkt maximal Anfang 30 gewesen sein durfte. Ihr Vater war unterwegs, um einen Scanner zu holen. Die noch gefrorenen Überreste begannen langsam in der Wärme der Dwarf aufzutauen. Sie mussten sich etwas einfallen lassen, wenn sie nicht wollten, dass bald das komplette Schiff nach totem Terraner roch. Ihr Vater kehrte mit dem Scanner in der Hand zurück. „So, dann wollen wir doch einmal nachsehen, was wir hier haben.“ Ihr Vater erstarrte beim Anblick der Daten, welche der Scanner ausspuckte. „Das ist doch nicht möglich ...“ Oak und Ashes verzogen

beide gleichzeitig die Gesichter. „Was ist denn, Will?“ Will hob den Blick „Das glaubt ihr nie … das hier ist kein Terraner.“ „Was denn dann?“, wollte Oak wissen. Ihr Vater schnaubte: „Der Bursche hier ist nicht augmentiert, er hat keinerlei Implantate. Bis auf die Naniten in seinem Blut ist er zu 100 % menschlich!“ Die Nanozellen, wusste Oak, wurden den Menschen schon seit dem Ende des 3. Weltkrieges bei der Geburt injiziert. Krankheiten wie Krebs galten mit ihrer Entwicklung als ausgerottet. Die Nanozellen hatten allerdings primär einen anderen Zweck: Ein Großteil der Bevölkerung litt unter den

„Strahlenden Aussichten“, welche der Krieg zur Folge hatte. Die mikroskopischen Maschinen reparierten die entstandenen Zellschäden. „Was zum Teufel sollen wir mit seiner Leiche tun?“ Ashes zuckte mit den Schultern. „Vielleicht wieder auf Eis legen? Ich denke, wir sollten ihn schon zurück auf die Erde bringen. Die sterblichen Überreste eines echten Menschen könnte einiges an Geld wert sein.“ Die drei hatten den Körper des Menschen in eines der freien Quartiere geschafft und die Temperaturkontrolle knapp über den Gefrierpunkt gestellt.

Oak musterte die Person, die vor ihnen lag. Interessanter Anblick, das musste sie ihm lassen. Recht groß, er durfte knapp an die zwei Meter messen. Eine Haarfarbe wie seine, hatte sie noch nie gesehen – rötlich, fast ins Orangene hinein. Sie hatten eines seiner Lider angehoben, einfach aus Neugierde heraus. Seine Augen waren dunkel-grün, eine schöne Farbe, wie Oak fand. Ihr ging der Name „Von Braun“ einfach nicht aus dem Kopf. „Wisst ihr was? Ich lade mal die Datenbank in einen der PDAs … mal sehen, ob es Daten über das Schiff gibt.“ Ihr Vater nickte ihr zu. „Computer. Lade sämtliche

Daten und Querverweise zum Terminus ´Von Braun´ auf meinen persönlichen PDA!“, wies sie den Rechner an. Der Katzen-Hybrid ergriff den kleinen Computer und scrollte durch die Dateien. „Hm … was haben wir denn da? Von Braun, Wernher. Wissenschaftler und Ingenieur, 20. Jahrhundert. Nein, das ist´s nicht. Hm, was ist denn hier mit? Oh … ach – du – heilige Scheiße!“ Ihre Eltern starrten sie an, Oak schaute auf, ein Grinsen erhellte ihre Gesichtszüge. „Ihr werdet nie erraten, was und wen wir hier in unserem Laderaum stehen haben!“ „Jetzt spann uns nicht auf die Folter!“, befahl ihre Mutter.

Oak nickte. „Von Braun. 13. Juni 2261. Erstes überlichtschnelles Raumschiff der Menschheit. Auf dem Jungfernflug verschollen.“ Sie hielt den PDA vor sich, auf ihm war ein Bild des Mannes, der tot vor ihnen lag. „Pilot: Doktor Rhys Weber. Erfinder des Quanten-Reaktors und des Warp-Antriebs!“

Kapitel 2

13. Juni 2261 alter Kalender Rhys schreckte aus dem Schlaf. Sein Schädel fühlte sich fürchterlich an, wenn Lien Xiaos Vater ihn noch einmal derart abfüllen würde, würde er sich revanchieren. Mit Single Malt … und mit viel davon … und sicherlich nicht mit dem guten Zeug. Rhys schaute auf den Wecker – und stand senkrecht im Bett. Verdammt, er hatte verschlafen. Wenn er sich nicht beeilen würde, konnte er davon ausgehen, dass er zu seinem großen Tag zu spät kommen würde. Er warf zwei Tabletten eines Schmerzmittels

ein, verließ seine Wohnung und schloss die Tür hinter sich ab. Das Auto, in dem er Platz nahm, wies er an, den schnellsten Weg zum Raumhafen zu nehmen. Rhys starrte gedankenverloren aus dem Fenster des autonom agierenden Fortbewegungsmittels. Der große Krieg war noch keine 50 Jahre vorbei und noch immer waren die Narben in der Landschaft um ihn herum klar und deutlich zu erkennen. Die Frage, ob er Glück hatte, den Krieg nicht erlebt zu haben, war in seinen Augen schwierig zu beantworten. Auf der einen Seite hatte er die wirklich üblen Zeiten nicht miterlebt,

auf der anderen Seite war er in einer Zeit aufgewachsen, in denen es an allem mangelte. Wasser, Nahrung, Baustoffe … Energie. In gewissem Sinne war er ein Kind seiner Zeit, der Mangel, den er erlebte, machte seine Generation erfinderisch und er erwies sich als sehr erfinderisch. Mit nicht einmal 21 Jahren hatte er bereits seinen Doktortitel im Bereich Physik in der Tasche und mit Ende 20 veränderte sein Quanten-Reaktor die komplette Welt. Der heutige Tag würde, wenn alles nach Plan verlief, eine ähnliche Veränderung einläuten. Überlicht. Sie würden endlich ihr Erbe

abschütteln können. Er hoffte inständig darauf, dass diese Entwicklung die Menschheit endlich auf eine neue Stufe heben würde. Eine Zukunft ohne Konflikte, eine Zukunft, welche Wohlstand für alle bringen würde. Die Erschließung neuer Rohstoffquellen, in Mengen, die einen neuen Krieg unnötig machen würden. Das Computersystem des Autos riss Rhys aus der Welt seiner Gedanken: „Zielpunkt erreicht. Bitte verlassen Sie den Wagen und achten sie auf den anderen Verkehr. Wir wünschen einen angenehmen und produktiven

Tag.“ Rhys betrat den Raumhafen. Lien und ihr Vater Wu Xiao erwarteten ihn bereits. „Na, Rhys … zu viel des Guten gestern Abend?“ Rhys nahm die Sonnenbrille ab. „Und wer ist wohl daran schuld?“ Wu lächelte ihn an: „Na, komm, wir gehen mal in die Einsatzplanung und schauen nach, ob für den Start alles steht.“ Die Einsatzplanung. Er mochte die Sesselfurzer der Planung nicht besonders. Leute, die in ihrem Leben noch nie einen Schraubendreher in der Hand hielten und keine Ahnung davon hatten, was wirklich passieren konnte.

Eben jenes Personal plante nun durch, wie der Jungfernflug seines Schiffes auszusehen hatte. Sie hatten sogar die Idee, einen professionellen Piloten anzuheuern, um die „Von Braun“ zu fliegen. Er hatte sowohl Antrieb wie auch das Schiff konstruiert. Es gab nichts, mit dem er nicht vertraut war. Kurzum: Das Schiff war sein Baby, er würde es sich nicht nehmen lassen, die „Von Braun“ auch selbst zu fliegen. Er würde mit der alten Ariane Trägerrakete starten, sich mit dem Ionenantrieb in den Raum zwischen Erde

und Mars aufmachen und dann würde er sehen, ob seine Berechnungen stimmten. Die ersten unbemannten Probeversuche und Simulationen sahen gut aus. 10 Sekunden Warp und er sollte irgendwo beim Jupiter herauskommen. Rhys versiegelte die Luftschleuse der „Von Braun“ und nahm im Cockpit Platz. Ein letzter Systemcheck. Alles sah gut aus. Zündung – Rhys spürte, wie ihn die Beschleunigung in den Sitz drückte. Er klinkte sich aus der Trägerrakete aus. Das Funksystem meldete sich. Lien erschien auf dem Display, vor ihm: „Na, Großer – schon aufgeregt?“

Seltsame Frage … oder auch nicht … irgendetwas heute war außerordentlich seltsam. Vielleicht hing es an den Schmerzmitteln heute Morgen? Er sollte eigentlich aufgeregt … zumindest doch aufgedreht sein. Aber nichts. Er war die Ruhe in Person,. „Wird schon gehen.“ Rhys zwang sich zu einem Lächeln und aktivierte den Ionenantrieb – an die benötigte Menge Xenon zu kommen, hatte sich relativ schwierig gestaltet. Er lächelte bei dem Gedanken, zu welchen „Hinterhof-Methoden“ er hierfür hatte greifen

müssen. Das Lächeln verging ihm – verdammt! Er würde Wu abfüllen und wie er sich schon vornahm, würde er den billigsten Fusel dazu nehmen, den er in die Finger bekommen konnte, Johnny Walker hörte sich gut an. Verdammt noch eins – in seinem Brummschädel hatte er vergessen, die genauen Koordinaten der Warpmetrik auf den Computer zu überspielen. Aber die Schmach jetzt bei Wu oder gar Lien nachzufragen, ob sie ihm die Daten übertragen konnten, wollte er auch wieder nicht auf sich nehmen. Na ja – er war schließlich ein „Genie“. Er würde die Metrik hier und jetzt berechnen. Er

deaktivierte den Ionenantrieb und gab Gegenschub bis er zum Halt kam. Rhys Weber begann die Sprungroutine in das Terminal des FTL-Antriebs einzugeben. War die letzte Ziffer jetzt 0 Punkt 1 oder 1 Punkt 0? 0 Punkt 1! Er meldete sich erneut über Funk „Hier ist Traveler 1. Koordinaten sind programmiert. Alle Systeme nominal. Countdown bereit.“ Wu erschien auf dem Bildschirm „Rhys? Wir haben dir noch eine kleine Überraschung einprogrammiert. Drück mal auf die Taste neben dem Kommunikationssystem.“

Rhys betätigte den Schalter und die Lautsprecher im Cockpit begannen David Bowies „Space Oddity“ zu spielen. Einen seltsamen Sinn für Humor hatten seine Freunde dort unten, das musste er ihnen lassen. Commencing Countdown – Engines On Though I'm past one hundred thousand miles / Five I'm feeling very still / Four And I think my spaceship knows which way to go / Three Tell my wife I love her very much – she

knows / Two Ground Control to Major Tom / One Und David Bowie sang die Zeile „Your circuit's dead, there's something wrong“ in exakt dem Moment, in dem Doktor Rhys Weber wahrnahm, wie sich der Raum um sein Raumschiff herum zu verzerren begann. Sein letzter wacher Gedanke war: „Scheiße … es war doch 1 Punkt 0!“

Kapitel 3

Rhys schreckte aus dem Schlaf. Sein Schädel fühlte sich fürchterlich an, wenn Lien Xiaos Vater ihn noch einmal derart abfüllen würde, würde er sich revanchieren. Mit Single Malt ... und viel davon … und sicher nicht dem …. Halt! Irgendetwas stimmte hier nicht. Er hatte ein Deja-vu. All dies war bereits geschehen. Heute Morgen. Er musste nachdenken, auch wenn es ihm schwerfiel, einen klaren Gedanken zu fassen. Sein Schädel brummte noch übler, wie heute früh. Das verfluchte Ibuprofen wirkte natürlich schon lange

nicht mehr. Denk, Rhys, denk! Was war geschehen? Erinnerungsfetzen erschienen vor seinem geistigen Auge. Er erinnerte sich an die „Von Braun“. Er hatte den Warp Sprung begonnen, …. Was war danach geschehen? Der Antrieb war voll aufgeladen. Alles hatte funktioniert, wie er es berechnet hatte. Oh nein, … er erinnerte sich. Die Warp-Feld-Metrik! Er hatte vergessen, die Daten auf den Computer zu überspielen und in seinem verdammten Stolz hatte er es für nicht notwendig erachtet bei den anderen, um Hilfe zu bitten. Was war hier nur geschehen? Wo zum Teufel war er? Etwas musste ganz einfach

schiefgelaufen sein. Hatten die anderen ihn irgendwie wieder zurückgeholt? Rhys blickte sich in seinem Schlafzimmer um und hatte Schwierigkeiten überhaupt etwas zu erkennen. Sein kompletter Sichtbereich war verschwommen – über allem, dass er sah, lag eine Art von Schlieren-artigem Film. Irgendetwas stimmte hier überhaupt nicht. Es war kalt – Sau kalt. Auch wenn er nicht viel erkannte – seit wann sah seine Wohnung derart heruntergekommen aus? Dies hier war nicht seine Wohnung – die Erkenntnis traf Rhys wie ein Schlag. Er hatte die falschen Koordinaten einprogrammiert –

wo zum Teufel war er hier gelandet? Weber versuchte erneut, sich umzusehen, seine Sicht begann sich langsam zu klären. Er gab sein Bestes, um aufzustehen, landete aber mit lauten Gepolter auf dem Boden. Bei dem Versuch sich festzuhalten, hatte er diversen Krims Krams, der um ihn herum stand mitgerissen. Oak saß in ihrem Quartier und trippelte mit ihren Fingern auf dem Tisch. Der Mensch, den sie aus dem Cockpit des Raumschiffes gezogen hatten, war schon interessant. Die Menschheit hatte bei ihren Leuten auf der Erde etwas beinahe Mythisches. Die Spezies, die sie

Erschaffen hatte, für beinahe 100 Jahre in der Unterdrückung hielt und sich danach selbst auslöschte. Sie würde ehrlich ja nur allzu gerne wissen, wie diese Kreaturen tickten. Was sie bewegten. Wie konnte eine intelligente Spezies auf die Idee kommen, ihre eigenen Kinder zu versklaven? Denn genau das waren sie ja, ihre Kinder, ihr Erbe – die Erben der Erde. Waren diese Leute wirklich derart von sich selbst überzeugt? Oder schoben sie ihre Unsicherheiten und Zweifel einfach nur zur Seite? Sie selbst zweifelte quasi nonstop an

sich selbst, war das, was sie hier draußen tat sinnvoll? Oder sollte sie mehr aus ihrem Leben machen? Es würde sie interessieren, was dieses tote Stück Fleisch, das in einem ihrer Quartiere lag, sich für seine Zukunft erhofft hatte. Na ja, er ging sicherlich nicht davon aus, dass er als Tiefkühlkost in einem ihrer Quartiere enden würde. „Computer?“ Das Interface des Bordcomputers flackerte auf dem Bildschirm an der Wand ihres Quartiers auf. „Erwarte Anfrage“ „Computer, gibt es eine Personalakte zu Doktor Rhys

Weber?“ „Negativ Oak, keine Akte zu einem Rhüs Weber.“ Oak runzelte die Stirn. Wenn dieser Mann tatsächlich den Quanten-Reaktor und den Warpantrieb erfunden hatte, wunderte es sie, dass es keinen Eintrag in der Datenbank gab. „Computer. Gibt es eine Personalakte über den Erfinder des Warpantriebes?“ „Positiv: Weber, Rhys, Doktor der Physik. Geboren 2229. Verstorben: Unbekannt. Aktueller Zustand: Verschollen seit 2261.“

Sie hatte den Namen falsch ausgesprochen, das „y“ wurde komplett anders betont – man sprach den Namen quasi „Rheese“ aus, mit einem sanft gerollten „R“ und Betonung auf dem dumpfen „e“ am Ende. „Computer, lade die aufgerufenen Dateien auf meinen persönlichen PDA.“ Oak scrollte durch die Daten, die das Computersystem auf ihren Taschencomputer übertragen hatte. Sie fand ein Bild in der Akte: Den jungen Mann, der steif gefroren im Quartier ihr gegenüber lag. Zu seiner

Rechten stand eine junge Frau. Sie sah … anders aus wie Weber. Die Augen leicht schlitzförmig, ihr Teint war einen Ticken dunkler im direkten Vergleich zu der Haut Webers, das Gesicht rundlicher. Er hatte einen Arm um sie gelegt. Auf seiner anderen Seite stand ein älterer Mann, die Gesichtszüge denen der jungen Frau nicht ganz unähnlich. Am unteren Rand fanden sich ihre Namen, schätze Oak. Dr. Wu Xiao, Dr. Rhys Weber und M.Eng Lien Xiao. Sie scrollte weiter … dieser Mensch musste in seinem Fach gut gewesen sein – sie fand zwei Daten: 2249 legte er

seine Prüfung zum Master of Science im Bereich Physik ab und nur ein Jahr später reichte er seine Doktorarbeit ein. Dieser Mensch hatte seinen Doktortitel bereits mit 21 Jahren in der Tasche. Zu seinem Todeszeitpunkt war das arme Schwein noch keine 32 Jahre alt - er war keine vier Jahre älter als sie selbst. Nur dass sie mit Ende 20 keine Erfindung wie den Quanten-Reaktor gemacht hatte. Sie konnte nicht anders: Sie stellte sich Rhys Weber irgendwie als egozentrischen, leicht verwirrten Professor vor. Von Gegenüber drang ein höllischer Lärm zu ihr. Was zum Teufel? Sie vermutete, dass ihre jüngeren

Geschwister ihrer Neugierde nachgegeben hatten und die Überreste des Menschen genauer „erforschten“. Sie verließ ihr Quartier und öffnete das Schott zu dem Raum, in dem der Leichnam des Menschen lag – und blieb wie angewurzelt in der Tür stehen. Der Tote lag auf dem Boden und versuchte gerade aufzustehen. Jetzt stand er auf seinen Beinen und starrte sie verwirrt an. Oak schrie. Die Leiche starrte sie weiter an und sagte „Ääääähhh ….“ Rhys versuchte sich an dem Tisch, auf dem er eben noch lag, nach oben zu

ziehen. Er fiel erneut hin. Verdammt. Sein Schädel dröhnte immer noch, als ob ein Zug zu einem Ohr ein und zum anderen wieder ausfuhr. Weber versuchte sich, dieses Mal vom Boden hochzustemmen und bemerkte, dass sich die Tür vor ihm öffnete. Er kämpfte sich auf die Beine und spürte, wie seine Gesichtszüge zu entgleisen drohten. Scheiße! ALIENS! Echte, verdammte Außerirdische. Da stand eine knapp 1,80 große Kreatur vor ihm und sie sah aus wie eine aufrecht gehende, humanoide Katze. Sie schrie ihn an. Alles was seine Lippen verließ, war ein einzelner Laut „Ääääähhh ...“

Toll, Rhys. Du stellst, wie es aussieht, den ersten Kontakt mit einer außerirdischen Spezies her und alles das du rausbekommst, ist ein Ähhhh – sehr charmant, alter Spezialist. Verdammt! Er musste sich etwas Besseres einfallen lassen. Diese Kreatur würde wohl kaum eine Sprache sprechen, die er verstehen würde – ihm kam eine Idee. Er hob die rechte Hand, spreizte sie zwischen Mittel und Ringfinger, winkelte den Daumen ab und sagte „Lebe Lange und in Frieden.“ Er grinste in sich hinein, war ja nicht so, dass dieses

Wesen wüsste, …. Die Katze machte große Augen, öffnete den Mund, starrte ihn an und sprach … in Englisch, mit einem leichten Akzent, der irgendwie russisch klang „Star Trek? Ehrlich … willst du mich verarschen?“ Rhys Weber spürte, wie seine Beine nachgaben. Er wurde ohnmächtig.

Kapitel 4

Oak bemerkte ihren jüngeren Bruder hinter sich … und zu allem Überfluss kamen nun auch noch ihre Eltern hinzu.


Ashes Blick wechselte zwischen ihr und dem Menschen auf dem Fußboden vor ihr. Will schaute in den Raum, bemerkte das totale Chaos auf dem Boden und verzog das Gesicht. „Was zum Teufel ist denn hier passiert?“


„Oak hat den Menschen da zu Tode erschreckt, glaube ich!“, verkündete Thomas, ihr jüngerer Bruder.


Ashes blickte sie an „Zu Tode erschreckt? Der Bursche war doch schon tot!“



Oak schluckte und schüttelte den Kopf. „Nein … er ist aufgestanden und hat mit mir gesprochen! Keine Ahnung wie, aber der Bursche ist am Leben!“ Will machte sich an den Klimakontrollen des Raumes zu schaffen. „Will, was zum Teufel tust du da?“, wollte seine Frau von ihm wissen. Will blickte sie an. „Na ja, wir wollen doch nicht das unser Gast hier Frostbeulen bekommt!“ Ashes verschränkte die Arme vor der Brust und

seufzte: „Da geht unser Geld für einen toten Menschen hin. Schöner Mist!“ Rhys schlug die Augen auf und erblickte einen älteren Mann, der vor ihm stand. Gott sei Dank, nur ein Alptraum. Aber, um Gottes willen, was für einer. „Oh Mann … ich hatte gerade den Alptraum meines Lebens. Entweder das oder ich habe das Ibuprofen mit Acid verwechselt.“ Die Katze, die er vorhin gesehen zu haben glaubte, trat nun hinter dem Mann hervor und blickte ihn besorgt an. Auf der anderen Seite erschien eine zweite dieser Kreaturen, sie sah der anderen von

eben ähnlich … nur älter. Er schätzte, dass der Mann und die zweite Katze in etwa gleich alt sein dürften … irgendwo zwischen 50 und 60. Erst jetzt bemerkte er, dass mit den Ohren des Mannes etwas nicht stimmte. Er hatte die Ohren eines Hundes … und den dazugehörenden Schwanz. Weber seufzte: „Oh Gott. Ich werde wahnsinnig. Bitte, sagt mir, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank habe!“ Die Ältere der beiden Katzen musterte ihn: „Irre … du bist ja wirklich noch am Leben. Wie kann denn das sein?“ Rhys massierte sich den Nasenrücken mit Daumen und Zeigefinger. Na ja, egal –

wenn er hier schon den Trip seines Lebens hatte, konnte er auch genauso gut mitspielen. Er sprang vom Bett, auf das man ihn wohl gelegt hatte und verbeugte sich in einer ausufernden Bewegung: „Gestatten, Doktor Rhys Weber. Wissenschaftler, Physiker und momentan, so wie es aussieht, wohl an der Schwelle zum Wahnsinn! Oder im Fegefeuer – sofern es im Fegefeuer humanoide Katzen mit russischem Akzent gibt, versteht sich.“ Die jüngere der beiden Katzen prustete ein lautes Lachen hervor. Woraufhin ihr die ältere der beiden einen Schlag an den Hinterkopf versetzte: „Verflucht, benimm

dich! Der arme Kerl ...“ Der, den er eben noch für einen Mann hielt, sprach ihn an: „Ähm … ich denke, du kommst am einfachsten einfach mit uns. Ich glaube, du könntest einen Kaffee vertragen. Vielleicht verdaut sich das, was jetzt auf dich zu kommt, dann auch etwas einfacher.“ Rhys saß an einem Tisch, nippte an seinem Kaffee und starrte in die Gesichter der fünf Personen, die ihm gegenüber saßen. Der Alte sprach als Erster: „Also. Ich denke, wir sollten uns vorstellen. Wir wissen ja alle, wer du bist. Wir sind die Wainwrights. Ich bin

Will, meine Frau Ashes, meine älteste Tochter Oak, mein Sohn Thomas und meine jüngste Tochter, Pine. Und du, du bist an Bord der Dwarf. Unserem Raumschiff. Wir haben deines geborgen und du warst an Bord auf … ähm Eis gelegt.“ Rhys verzog das Gesicht, er blickte Will an. Das hier war wirklich etwas viel, um es auf einen Schlag zu verdauen. „Auf einem Raumschiff …“ er blickte sich um „Also kein Traum. Ein Raumschiff? Ganz schön groß das Ding … Wahnsinn. Von wo kommt ihr? Was genau seid ihr?“ Oak verzog das Gesicht, schlug die Beine

übereinander und seufzte: „Das ist vielleicht ein wenig schwierig zu erklären. Wir kommen von der Erde. Wir sind Menschen.“ Rhys legte die Stirn in Falten, in seinem Gehirn begannen die Zahnräder zu rattern. „Menschen? Ähm … also, nichts für ungut, aber als ich das letzte Mal in den Spiegel geschaut habe, sahen die Menschen eher wie ich aus.“ Oak sprach weiter: „Na ja, ursprünglich waren wir auch zwei Spezies. Die Menschen hatten uns erschaffen, aber in den letzten 1500 Jahren haben wir uns derart vermischt, dass es quasi keinen Unterschied mehr gibt. Die Kinder die wir bekommen sehen entweder wie mein

Vater aus oder wie meine Mutter. Von daher nennen sich die Lebewesen von der Erde nur noch Menschen.“ Oak zog eine Augenbraue in die Höhe – den Teil mit dem Versklaven, dem Krieg und dem Aussterben der „richtigen“ Menschen ließ sie wohl besser momentan noch außen vor. Rhys schaute ein wenig verdutzt aus der Wäsche: „Halt! Moment! Dass ich das jetzt auch richtig verstehe. 1500 Jahre … ihr wollt mir sagen, dass ich 1500 Jahre lang out-of-order war?“ Oak grinste. „Na ja … nein – nicht ganz. In deinem Fall eher so an die 2300 Jahre,

schätze ich. Aber … ich hätte einen Vorschlag. Wenn es dich interessiert, was in der Zeit, seit deinem Start geschehen ist, zeige ich dir wie man die Datenbank des Computers benutzt. Da steht fast alles drin, das dich interessieren dürfte.“ Ashes nickte, verschränkte die Arme und schaute zu Oak hinüber. „Gut, tut das. Das ist vielleicht gar keine schlechte Idee. In der Zwischenzeit werde ich mit deinem Vater besprechen, was wir mit unserem Gast weiterhin tun.“ Rhys starrte sie erschrocken an „Mit mir tun?“ Seine Stimme hatte sich in ein trillerndes Falsett verwandelt. Will lächelte den jungen Mann an.

„Keine Angst, wir werden dich schon nicht über Bord werfen. Aber – wir sind Schrottsammler. Bei uns hat jeder eine Aufgabe an Bord. Wir müssen Geld verdienen und der Treibstoff, den wir benötigen bezahlt sich nicht von selbst. Genau wie Sauerstoff und Nahrung und mit einer Nase mehr an Bord wird es teurer. Aber keine Sorge, wir überlegen uns schon etwas.“ Rhys folgte Oak zu dem Quartier, in der er vor nicht ganz 4 Stunden zu sich kam. Sie öffnete das Schott und aktivierte das Computerterminal. „So, das hier ist vorerst mal dein Zimmer. Hier ist das Terminal, es kann dir alles erklären, das

du wissen möchtest. Hey … darf ich dich etwas fragen?“ Rhys drehte den Kopf, so dass er seine Begleiterin aus den Augenwinkeln sehen konnte und nickte. „Sicher.“ Sie verzog das Gesicht, legte den Kopf ein wenig schief und starrte ihn an: „Hast du Angst vor uns?“ Rhys zog beide Augenbrauen in Überraschung hoch und kratzte sich an der Stirn. „Angst? Nein, wieso sollte ich – ihr scheint nicht gerade besonders angsteinflößend auf mich. Das Raumschiff ist vielleicht etwas seltsam und ganz ehrlich, ich verstehe nicht, wie sich die Menschheit so verändert hat –

aber, wie sagt man: ´Jedem Tierchen sein Pläsierchen!´ Weshalb sollte ich Angst vor euch haben?“ Oak ging auf ihn zu und fauchte dem Menschen mit aufgerissenem Mund ins Gesicht. „Mal sehen, wie er hierauf reagiert.“ Sie hatte gehört, dass die Menschheit als Spezies unglaublich aggressiv war. Auf Bedrohungen jeglicher Art reagierten sie angeblich direkt mit Gewalt, es würde sie zu sehr interessieren, wie dieses Exemplar der Spezies hier auf etwas unerwartetes reagierte. Dieses spezielle Exemplar hier, starrte sie nur verblüfft an und entgegnete:

„Was sollte das denn jetzt, hab ich irgendwas falsch gemacht?“ Jetzt schaute Oak verwirrt – so hatte sie sich seine Reaktion sicher nicht vorgestellt. Sie hätte einiges erwartet, aber sicherlich nicht, dass ihr Gast fragen würde, ob er etwas falsch gemacht hatte. Wainwright schüttelte den Kopf: „Nein, entschuldige Bitte.“ Der Mensch legte die Stirn in Falten und nickte kurz angebunden. „Ähm … darf ich mal?“ Rhys deutete auf seine Hand und ihren Arm. Die Tür schloss sich hinter ihr. Oak ließ sich mit dem Rücken an die Wand gelehnt auf den Boden sinken, sie spürte

noch immer die Berührung des Menschen an ihrem Unterarm. Ein seltsames Gefühl, die Berührung war beinahe zärtlich. Oak glaubte im Gesicht des Menschen dieselbe Neugierde zu erkennen, die sie selbst im Bezug auf Rhys verspürte. Wirklich eigenartig – die Geschichten, die man sich über ihre Erschaffer erzählte, waren wirkliche Horror-Storys. Aber Rhys – er schien irgendwie ganz nett zu sein. Verwirrend. Sie hörte, wie der Menschen den Computer „Ähm … hallo? Computer?“, anwies. Die Maschine antwortete prompt: „Erwarte Anfrage“, und der Mensch

grummelte: „Was für eine grausige Stimme.“ Keine Sekunde später befahl er: „Dann zeig mir bitte die menschliche Geschichte vom Jahr 2261 bis zum heutigen Tag!“ „Verarbeite – Verarbeite – Bereit. Daten werden angezeigt.“ Oak saß noch immer neben der Tür auf dem Boden und konnte hören, wie der Mensch halblaut mitzulesen begann, was nach seinem Abflug geschah: „Hm … sieht so aus, als hätten die Herrschaften das Design meines Antriebes übernommen. Sehr schön!“ Danach Stille.

„Aha … Kolonien. Super! Sie haben also wirklich das Rohstoffproblem gelöst bekommen.“, vernahm sie als Nächstes. 10 Minuten kein Ton, nur die ruppiger werdende Atmung des Menschen. Rhys Stimme klang nun brechend und gepresst: „Was zum verfickten Teufel! Was ist das? Das kann doch einfach nicht .... die Idioten erschaffen Leben … und … Oh, mein Gott! Das ist jetzt nicht deren Ernst?“ „WAS? SKLAVEN?“ Gefolgt von kurzem Stöhnen. Wieder stille – er las wohl, was sonst noch so in den Jahrhunderten nach

seinem Verschwinden geschah. Die Stille wurde nur von dem gelegentlichen Geheul und Geschrei des Menschen unterbrochen, teilweise vernahm Oak ein würgendes Geräusch, in Kombination mit etwas, dass in die Toilette spritzte. Oak hörte, dass Rhys in einer Sprache fluchte, die sie nicht verstand: Es klang, als hätte er etwas im Hals stecken: „Coc y gath!“ Gegenstände flogen hörbar durch das Quartier. Gefolgt von erneutem Geschrei. Oak konnte den Menschen nun weinen hören.

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HenrryFisher

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