Eisfüße
Was war das? Schlaftrunken schlug Britta die Augen auf und schielte auf die Uhr. 4 Uhr morgens! Wer unterhielt sich da vor dem Fenster so lautstark. Gestern hatten sie die Hochzeit ihrer Tochter gefeiert und waren erst morgens um 1 Uhr ins Hotel zurück und ins Bett gekommen. Ihre Tochter hatte sie zusammen mit verschiedenen anderen Hochzeitsgästen hier untergebracht. Sollte die Hochzeit sich doch noch so lange hingezogen haben? Eigentlich eine Frechheit um diese Zeit so einen Lärm zu machen.
Sie schaute auf Holgers Bett, ob er auch davon wach geworden war. Aber er war
gar nicht dort. Auch vom Badezimmer war kein Lichtschein zu sehen. Merkwürdig!
Sie lauschte nach draußen und vernahm plötzlich Holgers Stimme. Hatte sie jetzt Halluzinationen? So viel hatte sie doch gar nicht getrunken! Was machte Holger denn um diese Zeit draußen vor der Tür?
Nun musste sie wohl doch mal nach dem Rechten sehen.
Sie ging zum Fenster und lugte hinter dem Vorhang aus dem Fenster. Da stand ihr Holger nur mit seinem Slip bekleidet mit nackten Füßen genau vor dem Fenster, und bei ihm waren zwei Polizisten, die wohl versuchten, seine Personalien und die Umstände ihn hier so
auf der Straße zu sehen, zu klären.
Sie kippte das Fenster an und rief:“Holger, was machst du denn da draußen?“ Die beiden Polizisten drehten sich zum Fenster und auf Holgers Gesicht machte sich große Erleichterung breit. „Kennen sie den Herrn?“ fragte einer der Polizisten.
Was sie natürlich bejahte. Grinsend bedeutete er ihr doch die Hoteltür von innen zu öffnen, damit sie ihren Holger wieder in das Zimmer lassen könnte. Die Rezeption war nicht besetzt. Das Grinsen irritierte sie nun doch. Denn nun stellte sie mit Entsetzen fest, dass sie die ganze Zeit barbusig am Fenster gestanden
hatte. Sie hatte nämlich vergessen, Holger und sich den Schlafanzug einzupacken. Und so gingen sie beide nur mit einem Slip bekleidet ins Bett.
Rasch zog sie sich eine Jacke über, griff den Zimmerschlüssel und lief über den Hotelflur zur Tür, wo sie einen völlig aufgelösten und halb erfrorenen Holger entgegen nahm. „Aber was machst du denn mitten in der Nacht da draußen? Du hättest dir ja den Tod holen Können?“ Fragte sie vorwurfsvoll während sie Mengen von Kissen über ihn stülpte. Er schlotterte am ganzen Körper und erzählte ihr, dass er zur Toilette musste, aber die Toilettentür mit der Zimmertür verwechselt hatte. Er
bemerkte seinen Irrtum erst, als er draußen auf dem Hotelflur stand und sich die Zimmertür von außen nicht mehr öffnen ließ. Er klopfte verzweifelt, aber sie war ja im Tiefschlaf und hörte nichts. Nun wurde der Toilettendrang doch sehr übermächtig, und er beschloss nach draußen zu gehen um seinem Drang nachzugeben. Hatte aber nicht damit gerechnet, dass auch die Hoteltür sich von außen nicht mehr öffnen ließ. Eine Klingel war nirgends zu finden und alles Rufen und Klopfen half nichts. Panik erfasste ihn. Es war ja auch kalt. Er konnte ja erfrieren. Er stellte sich an die Straße, um vielleicht einen barmherzigen Autofahrer zu finden. Zwei
Autos fuhren vorbei, hielten aber nicht an. Die hatten wohl gedacht, dass dort ein dementer alter Herr sich verirrt hatte und riefen die Polizei. Diese erschien nun und so nahm alles nun doch noch ein gutes Ende.
Holger sagte sogar, dass er noch nie so glücklich gewesen sei, wie er sie gesehen hatte. Na, das war doch wirklich toll.
Denn so etwas Schönes hatte er noch nie zu ihr gesagt. Und so hatte diese Begebenheit für die Beiden doch etwas Positives gebracht.