Vom Werden der Gedichte
Woher kommen Gedichte?
Sie kommen aus mir zu mir.
Die Zutat ist ein umfangreicher Wortschatz. Über ihn verfügt jeder, der eine bestimmte Quantität gelesen bzw. gehört hat. Der Umgang mit diesem „Schatz“ ist an das Temperament und den Charakter, auch ans Alter gebunden. Ich benutze gern "ältere" Worte und Wendungen.
Eine weitere Zutat ist die Freude am Umgang mit dem Wort und der Satzkonstruktion. Außerdem kommt die Motivation dazu - Gefühle mit denen ich
Gedanken verbinde. Oft geschieht das im Unterbewusstsein. Manche Texte sind zielgerichtet für eine Person geschrieben, andere sind deshalb nicht unpersönlich, aber eine Person ist dann nur der Auslöser.
Auslöser können Satzanfänge, Songtextstücke, Musikstücke oder Bilder sein. Satzanfänge finden sich in jedem Buch, in jeder Zeitung. Songtexte erreichen mich meist über youtube oder facebook, wobei primär deutsche Texte rangieren, weil andere Sprachen schwerer zu nutzen sind. Musik inspiriert auch allein ohne Text. Der individuelle Geschmack und die momentane Stimmung entscheiden wesentlich. Bei
Bildern habe ich bestimmte Personen, z.B. Malerinnen oder einen Grafiker gefunden, deren Bilder in mir Texte auslösen. Mit der Konzentration auf das Gesehene entstehen Worte und Wendungen fast von allein.
Ich behalte Gedichte nicht bei mir und kann sehr schwer eigene Textzeilen aus dem Kopf rezitieren. Es kann an der erzwungenen Verpflichtung schulischer Aufgaben liegen, gegen die ich heute noch unbewusst protestiere.
Nach der Fertigstellung eines Gedichtes ist es abgelegt – nahezu vergessen.
Manchmal staune ich über die Aussagen meiner selbst geschriebenen Gedichte. Sie sind eben aus mir zu mir
gekommen.
JFW 25.03.2018