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Es war schon spät und langsam wurde es schon dunkel, als Felix auf dem Nachhauseweg durch den Stadtwald schritt. Die Sonne war gerade dabei am Horizont zu verschwinden als Felix an einem Baum ein altes Metallschild - einen Wegweiser, entdeckte. Dessen Beschriftung hatte schon ein wenig unter Witterung und pubertierenden Lümmeln gelitten.
Auf dem Wegweiser stand in Druckbuchstaben:
W U N D E R W E G
Es sollte wohl Wanderweg heißen, aber von dem kleinen a war nur noch die untere Hälfte zu sehen und deshalb stand dort nun was da stand.
Felix verstand das dieses Schild Wanderweg geheißen hatte und eigentlich immer noch hieß oder heißen müsste und doch fand er den Gedanken schön das es einen Weg voller Wunder geben sollte die vielleicht nur er zu sehen bekam.
Weil ihn das Schild doch so sehr faszinierte und weil er noch Zeit hatte nach Hause zu kommen, entschloss er sich den ausgeschilderten Wunderweg spaßeshalber
einzuschlagen.
Er ging und folgte, wie der Wegweiser es angezeigt hatte, dem schmalen Weg; wärend dessen ging der letzte Sonnenschein am Horizont unter und die Nacht brach herein.
Was war das nur für ein Weg den er hier betreten hatte, überall hüpften und schwirrten kleine leuchtende Sternchen um ihn herum und sammelten sich an manchen Orten abseits des Weges. Der Boden des Weges war voller schwarzer Muster, die sich durch das Blattwerk ergaben und der Mond der das alles schuf stand hell und voll am Himmel.
Wen er durch eine Wolke am Himmel an schein verlor, konnte Felix auf den
Bäumen leuchtende Augen ausmachen, die sich öffneten und wieder schlossen. Wärend Felix versuchte zu erraten welches Tier ihn eben beobachtete, kam ein leichter Wind auf; der die frisch angehäuften Blatthaufen zu kleinen Vulkanen machte; die immer wieder ein paar Blätter ausspieen wenn der Wind an ihnen nagte und sog. Felix ging Schritt für Schritt weiter, den im Dunkel grauschimmernden Weg entlang, bis er die Lichtung die nach draußen und in die Stadt führte in einiger Entfernung sehen konnte. Er wollte schon losrennen, um möglichst schnell seiner Mutter von all diesen Wundersamen dingen zu erzählen die er gesehen hatte, als ihn etwas ganz
langsam und leise werden lies.
Einer der Laubhaufen raschelte, dann noch einmal das selbe Geräusch und plötzlich rannte vor seinen Augen eine Mäusefamilie Schwanz an Schwanz vorbei. Als sie fast über den Weg waren schlurfte ein Igel aus dem gegenüberliegenden Gebüsch. Ein Hase folgte ihm in schnellem Jagdschritt und an der Lichtung sah Felix zwei Rehe im Mondschein grasen. Als er näher kam, verschwanden sie und hinter ihnen her sprengte ein Hirsch der wohl im Dunkel gestanden war.
Als Felix aus dem Wald trat, standen vor ihm die Sterne mit ihren Sternbildern am Himmel und als er sich aufmachte, die
letzen Meter Heimweg zu gehen, war er froh den Wunderweg nicht übersehen und ausgelassen zu haben.
Geh also nicht achtlos vorbei, an einem Schild das dir ein Wunder oder sonst etwas besonderes verheist - egal ob absichtlich oder unbewusst, bewusst oder vorsätzlich.
Jeder Weg ist ein Wunderweg und jeder Ort ist dazu gemacht, man muss ihn und seine Wunder nur sehen und sehen wollen.