Kurzgeschichte
Die Schwestern - Urdrachen

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"Die Schwestern - Urdrachen"
Veröffentlicht am 08. März 2018, 12 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Über den Autor:

Ersteinmal, hallo ihr Menschen da draußen! :) Ich schreibe seit ungewisser Zeit meine kreativen Ideen in Form von Geschichten, kurzen Abhandlungen über fiktive Personen und Orte, auf. Dabei versuche ich, wenn möglich, auch die verschiedenen Schreibstile auszuprobieren, denn wie jeder weiß, Übung wird irgendwann den Meister machen, auch wenn ich diesen Satz für eine sehr lange Zeit selbst keinen Funken Glauben oder gar Aufmerksamkeit geschenkt ...
Die Schwestern - Urdrachen

Die Schwestern - Urdrachen

Urdrachen

Die warme Abendluft des Tages traf sanft aufeinander mit der Kühle des Sees. Die mit Wasserdampf gesättigte Luft, welche beinahe trieft vor Nässe, lässt feine Nebelschwaden entstehen, während das Licht der verschwindenden Sonne ein letztes Mal über die Berge kriecht. Gleich einer Katze lässt sie ihr helles Auge ein letztes Mal aufblitzen und hüllt sich rasch darauf in ein dunkles Kleid aus Wolken. Tanzend brechen sich die Strahlen des Tages auf der eisigen Wasseroberfläche des Sees, nur gestört durch das seichte Paddeln der Geschwister in ihrem hölzernen Kanu. Beim Atmen stoßen sie dünne Wolken

aus, die sich mit dem aufkommenden Nebel verbinden. Kaum ein Laut wird erzeugt, während ihre Ruder rhythmisch ins Wasser eintauchen. Ihre feingliedrigen Körper sind dabei nur in dünne Kleider gehüllt, die der anschleichenden Kälte wenig entgegen zu setzen haben. Ein Zittern durchläuft die Jüngere und sie wirft einen beunruhigten Blick zu ihrer Schwester. Leicht nickt diese mit dem scharfen Kinn, hält den Blick erhoben in die Ferne gerichtet. Licht ergießt sich über das Paar und überzieht das Wasser mit flüssigem Gold, während sie den Wald, welcher den See umgrenzt, in einen Flusslauf verlassen. Sanfte Hügel liegen vor innen, gepaart

mit spitzen Klippen in weiter Ferne. Der Blick der Älteren ist beherrscht und fokussiert, weitaus kontrollierter ihre Bewegungen. Still liegt der Fluss zwischen den Hügeln. Kein Vogel zu sehen oder zu hören. Die junge Frau erhebt sich angespannt, Muskeln zeichnen sich unter dem Gewand ab, welches gleich Seide an ihr herab fließen zu scheint. Doch der Stoff ist rau und verhüllt gerade einmal die Narben und Blessuren der Schwestern. Die Ruder in der Luft haltend treiben sie mit dem seichten Strom des Flusses in Richtung der Berge. Sie horchen und ihre Blicke finden plötzlich zueinander. Unglaube spricht aus den aufgerissenen Augen. Die

Ältere runzelt die Stirn, ihre Augen blicken angestrengt in die Ferne. Kein Laut. Die zuvor spiegelglatte Oberfläche des Wassers zerreißt und feine Wellen springen gegen das Kanu, während dieses stillstehen zu scheint. Das Plätschern des Wassers am Ufer durchbricht die Ruhe beinahe gewaltsam. Vögel fliegen in der Ferne auf und Krächzen und Kreischen dringt an die Ohren der Schwestern. Der Jüngeren steht die Furcht deutlich ins Gesicht geschrieben, ihr Körper droht vor Anspannung zu vergehen. Aber die Ältere gebietet den angstvollen Gesten Einhalt und hebt drohend den Finger empor. Ihre Gesichtszüge scheinen makellos gleich Marmor und ihre Augen

wie Steine. Eine weitere Vibration wird durch das Wasser bis ins Kanu gesendet. Die Erde erbebt. Erdbrocken lösen sich vom Ufer des Flusses und Blätter segeln von aufgewirbelten Bäume herunter. Ein Geräusch, knirschenden, aufeinander reibenden Felsen gleich dringt durch die dichten Hügel, welche mit dichten Bäumen bedeckt sind und lässt weitere Tiere aus ihrem frühen Schlaf erwachen. Rehe stolpern durch die Äste und erfüllen die verschwundene Stille mit ihren verzerrten Rufen. Ein weiterer Ruf, ganz verschieden zu den vorangegangenen verzerrt das Gesicht der Älteren zum ersten Mal. Diesmal ist es nicht die Furcht.

Erneut erklingt der dunkle Ruf eines Wesens, dessen Geschichte gar alt, wie die Welt selbst und lässt die Schwestern nicht länger ausharren. Ihre Gesichter sind nun beide erhellt und der helle Rückruf der Jüngeren schallt erquickend den Fluss entlang. Rasch ergreifen beide ihr Ruder und, keine Rücksicht auf Geräuschbildung nehmend, paddeln sie geschmeidig weiter dem Fluss folgend. Aufgegeben hat die Sonne ihre Position für diesen Tag und überließ sie dem Mond, welcher, den Sternen folgend hoch auf den Himmel zieht. Eben noch hätten die Schwestern eine Kerze erzünden müssen, um ihre eigene Hand vor Augen

zu erblicken, augenblicklich erhellt sie das kühle Licht de Mondes, welcher sanft über ihre verhüllten Gliedmaßen streicht. In freudiger Erwartung richten sie ihre Ruder auf, in die Arme eines dunklen, gigantischen Schattens. Die Augen feurig rot, glühend gleich einem Stückchen Kohle in der Asche, erblickt sie das Wesen mit neugierigen Augen. Sein Schädel schuppig, dicht mit Hörner besetzt und Klauen von der Größe des Kanus selbst, kauert es sich nahe eben diesen nieder in den Fluss und begrüßt die jungen Frauen. Ihre Stimmen sind weich und warm, wie sie beruhigend auf die Kreatur einreden, die beharrlich im Fluss wartet.

Schmucklos lassen die Schwestern ihre Gewänder fallen und entblößen ihre gezeichnete Haut. Die Ältere, markiert durch Brandnarben und harte Einschnitte, entlässt ihr aus Pflanzenfasern gefertigtes Gewand in den Fluss, verfolgt es mit den Augen einer Wissenden eine Weile im Fluss und wendet sich ab. In ihren Augen gleicht das Feuer dem der alten Kreatur, welche ruhig seine düstere Schnauze senkt und die junge Frau begrüßt. Gänsehaut durchfährt ihren Körper und sie erbebt für einen Augenblick, als die warme Nase des Wesens ihre Brust berührt. Ein Mal lässt die Berührung zurück, welches alt und

gewaltig in seiner Wirkung ist. Ohne eines weiteren Blickes um sich herum verlässt sie das Boot und erklimmt die Schulter des Drachen, hinauf auf den geschuppten Nacken. Gleich tut es ihr jetzt die Jüngere, doch ihre Bewegungen sind weniger geordnet. Sie zittert, als das Kleid ihre Haut im Stich lässt und sie gar blank zurück lässt. Ihre Augen wandern zunächst über ihren mit dünnen, zahllosen Strichnarben übersäten Körper, der ihr missfällt. Den Blick gesenkt tritt sie näher an das Wesens heran, dessen ledrige Flügel am Körper anliegen. Es stößt einen bizarren Laut aus, welcher dem Schnauben eines Pferdes gleicht. Seine Augen blitzen und

der Atem zischelt und er berührt auch die Brust der Jüngeren, welche erleichtert seufzt. Anspannung weicht aus ihrem Körper und die Muskeln erschlaffen. Ein letztes Mal schweift ihr Blick über die vertrauten Hügel und den einsamen Wald, bevor sie die Arme um den langen Schwanz der Kreatur schlingt und sich von ihm auf den Rücken helfen lässt. Dicht vor ihrer Schwester setzt das Wesen sie ab, bedenkt beide mit einem feurigen Blick, bevor es die mächtigen Fledermausflügel ausbreitet und sich über den Fluss erhebt. Die bloßen Körper der Schwestern schmiegen sich eng an den gepanzerten Körper der Kreatur aus der Geschichte und folgen seinen

Bewegungen geschmeidig. Die Augen der Jüngeren schließen sich vor Genuss und ihr Gesicht verzieht sich zu einem Lächeln. Die Ältere schweigt in stiller Konzentration. Der Urdrache entzieht die Mädchen ihrem Heimatdorf, ihren Eltern und Freunden, Erinnerungen und Erlebnissen, alsbald er die eisigen Berge überquert.

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Über den Autor

tintengewalt
Ersteinmal, hallo ihr Menschen da draußen! :)
Ich schreibe seit ungewisser Zeit meine kreativen Ideen in Form von Geschichten, kurzen Abhandlungen über fiktive Personen und Orte, auf.
Dabei versuche ich, wenn möglich, auch die verschiedenen Schreibstile auszuprobieren, denn wie jeder weiß, Übung wird irgendwann den Meister machen, auch wenn ich diesen Satz für eine sehr lange Zeit selbst keinen Funken Glauben oder gar Aufmerksamkeit geschenkt habe.
Ich lerne gerade für mich selber, Geduld mit meiner Entwicklung von neuen Fähigkeiten zu haben.

Falls ihr also Interesse haben solltet, mich auf meiner, womöglich langen Reise, der eigenen Erkenntnis zu begleiten, lade ich euch damit herzlich dazu ein.

unnützes Wissen über mich:
- begeisterter "Alice im Wunderland"-Fan
- favorisierte Musik momentan von Melanie Martinez
- hat eine Schwäche für alles was flauschig ist, Fell und Pfötchen besitzt :>
- Mitglied der Fangemeinde von "The Legend of Zelda"

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Lynny Deine Umschreibungen in der Geschichte sind sehr erhaben formuliert, es zieht einen in ihren Bann. Es hat etwas faszinierendes, wie nicht von dieser Welt...
H. G.
Lynny
Vor langer Zeit - Antworten
tintengewalt Oh wow, vielen Dank für das Feedback! :)
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