Lachsbutter – Erinnerungen
Eigentlich war es Lachsersatz - Butter.
In der Karl – Liebknecht Straße in Weimar, gleich hinter der Buchhandlung, gab es eine kleine HO – Kaufhalle. Sie hat uns über die Zeit von 1970 – 74 zuverlässig versorgt. Bis auf frische Wurst, die wir beim Völker in der Schlossgasse kauften, war alles zu stabilen Preisen kaufbar. Unser Wohnheim lag am Rollplatz und der Weg dahin war nicht weit.
Außerdem gab es nette Verkäuferinnen, die uns auch ein kostenneutrales Lächeln schenkten. Eine von ihnen bediente am Direktstand. Dort gab es lose Ware wie
Salate und eben die Lachsbutter. Das war eine gut verschnittene Butter mit künstlichen Lachsschnitzeln. Auf Butterbrotpapier, dass Flüssigkeiten zurückhielt, packte die rothaarige Schöne mit einem Spatel die gewünschte Menge und wickelte alles nochmals in einen Bogen Packpapier.
Meist nahm ich noch den guten Rotkrautsalat mit, der in gleicher Weise verpackt wurde. Becher und Folie gab es nicht.
Einmal haben wir uns sogar getraut und die junge Frau zu einer unserer berüchtigten Partys eingeladen. Dunkel erinnere ich mich daran, dass W. den Mut aufgebracht hat und dass sie sogar mit
einer Freundin erschien.
Manchmal haben wir auch aus Jux und Dollerei die HO um Kleinigkeiten erleichtert. Gewürze und andere Kleinteile wanderten ohne Bezahlung mit uns aus dem Laden und wir haben uns nicht einmal dafür geschämt. Einer brachte es sogar fertig aus einer Bäckerei, bei vollem Geschäft, ein Drei – Pfund Brot aus dem Regal mitzunehmen. Einfach so!
Heute heißt die Lachsbutter „Alaska Seelachs Brotaufstrich“ und lockt mit einem schönen Aufdruck den Käufer an.
Mich hat sie an damals und an die Rothaarige
erinnert.
JFW 23.02.2018