Biografien & Erinnerungen
Der erste Schultag - Geschichten aus der Schulzeit

Mein erster Schultag

Lange hatte ich gefiebert, schließlich in die Schule zu kommen und auch so eine schöne große Zuckertüte zu erhalten.

Begierig war ich darauf, endlich in den vielen Büchern lesen zu können, die es gab. Nun war er heran, der Tag der Einschulung. Oma hatte mir ein festliches Kleidchen genäht und ich freute mich, endlich in die Schule gehen zu können, denn dann war ich ja schon groß. Wir wohnten nicht weit von der MAN-Schule entfernt, in die ich eigeschult werden sollte. Nur einen großen Wunsch hatte ich. Ich wollte einen Herrn Lehrer haben – keine Frau Lehrerin. Weiber waren wir ja zu Hause genug.

Nun saßen wir im Festsaal der Schule, die

Kinder der größeren Klassen trugen Gedichte und Lieder vor und dann kam der Moment, wo alle zukünftigen Schüler von ihren Klassenlehrern aufgerufen wurden. Meinen Namen rief nun eine Lehrerin auf. Da war der Schreck groß und ich fing an laut zu brüllen: „Nein, nein, ich will einen Lehrer, keine Lehrerin!“ Wie die Umstehenden reagierten, kann ich nicht mehr sagen. In diesem Moment war mir alles egal, auch dass ich meiner Mutter und der Großmutter mit meinem Gebrüll wohl die Schamesröte ins Gesicht getrieben habe.

Irgendwie hatte man es jedoch geschafft, auch mich wieder zu beruhigen und wir

wurden in die Klassenzimmer geführt. Ich gehörte jetzt in die 1c und meine Klassenlehrerin hieß Frau Herzel. Sie war wirklich eine ganz Liebe und verstand es gut, auch mich zur Räson zu bringen, so dass ich dann auf einmal gern zur Schule ging. Das Gebrüll hat mir meine Mutter dann aber noch jahrelang vorgehalten und wir haben später viel darüber gelacht.