„Warum bringen wir denn den Menschen als Osterhasen die Ostereier und die schokoladenen Leckereien?“, möchte gerne das kleine Häschen Fleckerl wissen, dabei setzte sie sich.
„Leider nicht so ganz klar. Eine mögliche Erklärung besagt, dass wir, die Hasen, ein Hoffnungsstrahl, besser ausgedrückt, das Symbol der Fruchtbarkeitsgöttin Eostre waren. Nach Meinung der Menschen würden wir, die Hasen, uns so rapide vermehren, da lag die Verbindung irgendwie nahe. Die Menschen feierten das Ostara, ein Frühlingsfest, das später zu Ostern wurde, dienten wir, die Hasen, irgendwie trotzdem als Oster-Symbol.
Vor einigen Jahrhunderten, etwa im 17. Jahrhundert, wurden wir das erste Mal erwähnt. Zweihundert Jahre später stellten die Menschen Spielzeugfiguren, Bilder und Bilderbücher über unsere Aufgabe zu Ostern her“, erklärte er, Lehrer Meister Lampe, ihr und den Hasenkinder, die sich in einem Kreis um ihn herum gesetzt hatten und seinen Ausführungen lauschten.
„Meine Güte, wie viele meiner Vorfahren waren denn jetzt schon Osterhasen, jetzt muss ich doch mal rechnen“, rief da Mäxchen, der voller Leidenschaft alles berechnete.
„Rechne nicht Mäxchen, es werden über vierhundert Generationen gewesen sein.
Hat noch jemand eine Frage?“, möchte jetzt Meister Lampe wissen.
„Woher nehmen wir denn die Schokoladeneier, welche wir den Menschenkinder in ihre Osternester legen?“, antwortete fragend Fleckerl.
„Oder verstecken?“, rief Bunny grinsend dazwischen.
„Verstecke sie bitte nur so, dass die kleinen Menschenkinder sie auch finden können. Und zu deiner Frage Fleckerl, die großen Menschen legen sie uns am Abend hinter das Haus, damit wir die seltsamen eingepackten Sachen zu den bunten Eiern in die Osternester legen können“, versuchte Meister Lampe zu erklären.„Wer brachte denn den Kindern
vor uns die Eier?“ fragte Mümmel und reckte sich.
So erzählte Meister Lampe weiter: „Vorher waren es verschiedene Tiere, entweder ein Fuchs oder ein Kuckuck. Je nach Landstrich war es ein Storch oder ein Ostervogel. Sogar die Glocken an den Bauten der Menschen, es hieß, dass die Glocken nach Rom fliegen, um dort die Ostereier zu holen. Wenn sie zurückkamen, ließen sie die Ostereier über den Gärten und Feldern der Menschen hinunter fallen, wo die Kinder sie finden konnten. Die Glocken durften einige Tage vor Ostern aus Zeichen der Trauer nicht geläutet werden.“
„Wieso als Zeichen der Trauer“, wollte
nun Mümmel wissen.
„Das erzähle ich euch morgen, jetzt lasst uns aber mal hinüber zu den Hühnern hoppeln. Hoffentlich haben sie bereits viele Eier gelegt“, erwiderte Meister Lampe.
„Das Zeichen der Trauer“, warf Mümmel ein.
„Während wir morgen dann die Eier bunt bemalen, erzähle ich euch die Ostergeschichte und dann verstehst du auch das Zeichen der Trauer“, schloss Meister Lampe und hoppelt in die Richtung des Hühnerstalls. Die Hasenkinder hoppelten rasch hinterher.
Als sie den Hühnerstall erreichten, fanden sie einige Hasengruppen aus der Umgebung. Manche der älteren Hasen verhandelten mit den Hühnern und dem Hahn, ein Interessenkonflikt über die Höhe des Preises entstand aus lauter Profitstreben, doch zu guter Letzt wurden sie sich einig. Andere Hasengruppen waren bereits beim Eieraufladen. Auch sie fanden ihre Gruppe und halfen sofort beim Einsammeln und Verladen.
„Meine Güte, wie viele Eier haben denn die Hühner gelegt?“, voller Anerkennung stellte Mümmel fest.
Nach ungefähr einer Stunde rief Meister Lampe seine Schützlinge zusammen und
gemeinsam hoppelten sie zur Lichtung zurück. Die Hasenkinder staunten, als sie dort etliche Eier vorfanden, welche sie am nächsten Tag bemalen sollten.
Aufgeregt und voller Freude fingen am nächsten Tag die Hasenkinder die Eier zu bemalen an. Sie malten Punkte, Raster oder wundervolle bunte Muster. Mümmel dagegen begnügte sich, diese einfach mit Spinat einzureiben und das Ergebnis waren grünliche gesprenkelte Eier, ebenso sein hellbraunes Fell. Meister Lampe half den Kindern mit Rat, dabei hoppelte er von einem Häschen zum Anderen.
„Meister Lampe, sie wollten uns doch
erzählen, was es mit dem Zeichen der Trauer, zu bedeuten hat. Die Menschenkinder freuen sich doch sicher, wenn sie unsere Kunstwerke, wie das von Lenchen finden“, sprach Mümmel Meister Lampe neugierig an, als dieser gerade an ihm vorbei hoppelte.
„Gleich Mümmel, dann machen wir eine Pause und alle können etwas futtern, dabei erzähle ich euch die Ostergeschichte der Menschen“, erwiderte er ihm zwinkernd und schob seine Brille zurecht, die ihm ständig beim Hoppeln von der Nase rutschte.
Die Hasenkinder saßen mitten in einem Kleefeld und schlugen sich die Bäuche voll. Mümmel starrte dagegen Meister
Lampe erwartungsvoll an. Nach einigen Minuten begann dann Meister Lampe zu erzählen:
„Die Tage hatte ich euch ja schon vom Palmsonntag erzählt und wie ihn die christlichen Menschen feiern. Zur Erinnerung, Palmsonntag ist der letzte Sonntag der Fastenzeit sowie der letzte Sonntag vor Ostern. Bereits eine Woche … .“
„Meister Lampe, was steht da für ein Tier, ist das ein Hund?“, rief Lenchen plötzlich dazwischen, dabei hob sie zeigend ihre Pfote zum Hügel hinauf.
Meister Lampe blickte in die Richtung, erkannte die drohende Gefahr und klopfte unvermittelt laut und deutlich mit seinen Hinterläufen, sodass sogar die alte Eule, die oben auf einem Ast des Apfelbaums sitzend, ihre müden Augen öffnete.
„Huhu, das ist ja nur ein Wolf, wo sind denn die Anderen?“, heulte die Eule laut vor sich hin.
„Was, es sind mehrere?“, wollte Meister
Lampe, der geschockt dastand, von der Eule wissen.
Die Eule riss ihre Augen weit auf und drehte ihren Kopf in alle Richtungen.
„Ich sehe nur einen, aber die haben ja dermaßen Kursschwankungen, dieses seltsame Rudel, laufend laufen sie seit Neusten in die unterschiedlichen Richtungen“, meinte die Eule, breitete ihre Flügel aus und flog zu einem höher liegenden Ast.
„Sofort in Deckung, das ist ein Wolf“; rief Meister Lampe den Kindern zu. Er hoppelte schnell in Richtung der flachen Höhle neben dem Kleefeld. Die Hasenkinder folgten ihm sofort. Lenchen zog den futternden Mümmel mit.Kurz
nachdem sie die flache Höhle erreicht hatten, vernahmen sie bereits einen seltsamen Geruch, den selbst Meister Lampe nicht kannte.
„Was ist das für ein Geruch und was ist ein Wolf, ich denke den gibt es nur in Märchen“, wollte Fips, eines der Hasenkinder wissen.
Meister Lampe zitterte etwas, aber er versuchte trotzdem, die Kinder zu beruhigen, indem er ihnen erzählte:
„Seit vielen Jahren leben hier keine Wölfe mehr, die Menschen haben sie erschossen, verjagt, oder gefangen. Die Gefangenen leben seitdem in einem Tierpark. Sicher haben sie ihre Sehnsucht nach ihrer Heimat nie
verloren, sodass sie die weite Reise machten und wie die Eule ja sagte, dass sie Kursschwankungen machen.“
„Was sind Kursschwankungen?“, rief Poppel dazwischen.
„Kursschwankungen, ja sie wissen wohl nicht genau, in welche Richtung sie sollen, dann schwenken sie halt von ihrem Kurs oder von der gerade Richtung ab“, versuchte Meister Lampe zu erklären.
„Aber Haken schlagen, wie wir, dass können sie nicht“, meinte Poppel, der auf seine Haken stolz war.
„Da, da, schnüffelt etwas“, brachte Lenchen mit er zitternde Stimme hervor, dabei drückte sie sich ängstlich ganz eng
an die Anderen. Die Hasenkinder wurden unruhig und begannen sich immer weiter nach hinten in die Höhle zu bewegen. Lieschen begann zu weinen, Fips griff nach ihrer Pfote und hielt sie fest. Damit niemand in Panik geriet, erzählte nun Meisterlampe den Hasenkindern die Ostergeschichte.
Während Meister Lampe erzählte, schlich der Wolf vor der Höhle hin und her, und sie vernahmen ein leichtes Röcheln und die Schnüffelei. Zu ihrer Erleichterung hörte nach einiger Zeit das Schnüffeln auf, ebenso verflüchtigte sich der seltsame Geruch, den alle wahrgenommen hatten, als Meister Lampe endete.
„Und wir bringen den Menschen mit unseren Ostereiern dann das Licht der Welt“, meinte Pummel schließlich. „Nein, Pummel, wir sind zwar nicht für die Menschen das Licht der Welt, aber wir bringen auch Licht mit unseren Osternestern in ihre Herzen“, schloss Meister Lampe seine Erzählung.
Gemeinsam warteten sie noch einige Zeit. Schließlich entließ Meister Lampe seine Schützlinge mit den Worten, „Da nun die Wölfe, einer unserer schlimmsten Feinde, sich wieder in unserer Gegend bewegen, seid achtsam, denn nicht nur für den Fuchs oder Marder sind wir ein
Teil ihrer Nahrung."
Die Hasenkinder hoppelten rasch zu ihren Eltern, um ihnen ihr Erlebnis mit dem Wolf zu erzählen.