Vorwort
Dieses Kapitel läutet die Fortsetzung meines Romans "Vom Mensch zum Geist geworden" ein. Gleichzeitig ist es das erste Werk, dass ich nach einer schweren Zeit hier veröffentliche, ein Moment, den ich lange ersehnt hatte. Die Geschichte handelt von einem Mann, der nach seinem plötzlichen Tod als Geist weiter existiert und einen Weg sucht, wieder ein Mensch zu werden.
Viel Spaß beim lesen!
:)
Julian23
Fünf Jahre Später
Schon fünf Jahre führte ich jetzt schon dieses Leben oder besser gesagt, was noch übrig davon war. Den normalen Menschen trennte der Tod vom Leben, wenn es soweit war, doch meine Seele schwebte immer noch hier umher, zwischen zwei Welten. Ich sah all die Menschen, die ich immer gemocht oder geliebt hatte, wie sie um mich trauerten und nach und nach wieder zu ein bisschen Glück in ihrem Leben fanden. Mein Wunsch, wieder an allem teilzuhaben, war unendlich groß, weshalb es für mich umso erdrückender erschien, nicht mehr in jetzige Welt eingreifen zu
können, die mal meine gewesen war. Irgendwo war sie das ja immer noch, aber für all die Menschen, die immer an meiner Seite gewesen waren, war ich längst tot. Sie wussten nicht, dass ich sie sehen und hören konnte, mit ihnen lachte oder weinte, in manchen Momenten. Wie ich vor etwas längerer Zeit erfuhr, hatte meine Freundin ihren Selbstmordversuch überlebt. Ich war zu jenem Zeitpunkt einfach abgehauen, da ich sie totgeglaubt hatte. Seitdem ich wusste, dass sie noch am Leben war, ging ich an manchen Abenden bei ihr vorbei, um zu schauen, wie sie jetzt so lebte. Auch heute wollte ich zu ihr, und machte mich nach einem kurzen Spaziergang auf den Weg zu ihr.
Sie schlief tief und fest, als ich durch die Tür durchging und in aller Stille die Wohnung betrat. Der Fernseher lief noch, aber in meiner jetzigen Daseinsform konnte ich ihn natürlich nicht einfach mal ausschalten. Ich trug einen Stift und Papier bei mir (Immer noch das einzige, was ich berühren konnte) und überlegte, ihr eine Nachricht zu hinterlassen. Schnell kam ich aber zu dem Schluss, dass es dafür noch viel zu früh sei. Erst einmal musste ich selbst herausfinden, was an jenem Tag, wo ich starb, mit mir geschehen war. Während ich mir darüber Gedanken machte, kam ich in dem mir so vertrauten Gästezimmer an. Als ich das
Bett sah, fiel mir ein, dass ich vieles in den fünf Jahren versucht hatte, nur eines nicht: zu schlafen. Ich wunderte mich plötzlich, warum ich es in all dieser Zeit nicht ein einziges Mal versucht hatte, was einfach daran lag, dass ich den Schlaf nie gebraucht hatte, weil ich als Geist keine Müdigkeit oder Erschöpfung mehr fühlen konnte. Und trotzdem wollte ich genau jetzt einmal ausprobieren, was passieren würde, wenn ich es versuchte, also legte ich mich hin und schloss meine Augen. Ohne Decke war es etwas ungewohnt, aber kalt war mir deshalb nicht. Ich wartete ab, ob etwas geschah, aber ich sank in keinen Schlaf. Nach einigen Minuten wollte ich schon
aufgeben, doch plötzlich kam ein Licht auf mich zu, wurde immer größer und hüllte den ganzen Raum in ein strahlendes Weiß. Mir war auf einmal viel wärmer, aber ich wusste nicht, was das für ein Zustand war, in dem ich mich gerade befand. War es dieses Licht, was mich vom Himmel trennte und war das der Weg, endlich meine Ruhe zu finden? Oder sah ich einfach das, was jeder Geist sah, wenn er versuchte zu schlafen? Ich versuchte, die Augen zu öffnen und merkte zu meiner Überraschung, dass sie die ganze Zeit offen gewesen waren. Eh ich mich fragen konnte, warum der Raum so hell geworden war, nahm dieser wieder klare Umrisse an. Neben mir
klingelte ein Wecker und ich verfluchte mich dafür, den Lärm nicht einfach abschalten zu können. Voller Wut schlug ich nach ihm und er landete mit einem lauten Krach auf dem Boden..