Diejenigen von euch, die bereits ‚Der Herold‘ gelesen haben, wird alles wohl sehr bekannt vorkommen. Das liegt daran, dass ich die Story umgeschrieben und in ein neues Setting transferiert habe. Es soll auch mehr einen humorvollen Unterton haben. Ich hoffe, sie gefällt euch weiterhin. Viel Spaß beim Lesen!^^ Klappentext: Ebersreuch ist ein armes Land und für die Bestien-Krieger von Belens Volk gibt
es mehr als genug zu tun. Doch der Sold ist karg und das Überleben hart. Rissan, der neue Bruhkahdan von Belens Volk, ist mit der sinkenden Moral seiner Leute mehr als überfordert. Und als ob das nicht genug wäre, machen ihm auch noch seine privaten Probleme zu schaffen. Als ihn seine Geliebte wegen eines anderen verlässt, hat seine Stimmung endgültig einen neuen Tiefpunkt erreicht...
Ein herzhaftes, lautstarkes Gähnen zerriss die Stille und ließ Rissan zusammenzucken. Missbilligend blickte er auf seinen Zwillingsbruder, der entschuldigend die Schultern hob. „Was willst du?“, fragte Barden und rieb sich die Augen, die stumpf aus seinem müden Antlitz blinzelten. „Der Auftrag war mehr als anstrengend und ich freue mich schon auf meine weichen Felle in Belenshall – und auf Illas Braten!“ Rissan grollte leise, unterließ es aber seinem Bruder zu antworten. Dazu war er
ebenfalls viel zu ausgelaugt und entgegen seiner sonstigen Art gar nicht in der Stimmung, mit ihm zu streiten. Mit einem unmutigen Murmeln zog er seinen wollenen Umhang enger um seinen Lederharnisch. Der scharfe Wind und seine Müdigkeit ließen ihn die beißende Kälte des herannahenden Winters noch stärker spüren. Doch Barden schien durch sein Gähnen wieder munterer geworden zu sein. Knarzend richtete er sich im Sattel auf und drehte sich zu ihm. „Du solltest endlich über Lynn hinwegkommen“, meinte er und sah Rissan auffordernd an. „Wie um alles in der Welt kommst du jetzt auf Lynn?“, knurrte Rissan,
während sein Pferd wiehernd ein paar schnellere Schritte ausführte, da er unwillkürlich seine Schenkel angespannt hatte. Mit einem Schnalzen beruhigte er sein Tier. „Naja …“, druckste Barden herum, „seitdem sie dich verlassen … ich meine … naja, du bist einfach noch mürrischer und unausstehlicher als sonst.“ „Ich bin nicht mürrisch …“ „Und ich bin der König von Ebersreuch…“ Rissan warf einen raschen Seitenblick auf seinen Bruder, der ihn mit einem breiten Grinsen ansah. Genervt seufzte er auf. „… zumindest nicht mehr als sonst.“ Barden stieß schnaubend seinen Atem
aus. „Und warum will dann keiner von uns mehr mit dir zusammenarbeiten?“ Rissans Augenbrauen zogen sich zusammen. „Wie meinst du das?“ „Unsere Kameraden haben deine Untergangsstimmung restlos satt. Sie haben mir sogar angedroht, dass ich die nächste Zeit ständig dein Begleiter sein muss, wenn ich unseren neuen Bruhkahdan nicht endlich dazu bringe, wieder halbwegs verträglich zu sein. Und wenn alles nichts hilft, wäre es ihnen sogar recht, dass ich dir um die Hälfte unseres Solds ein Mädchen besorge.“ Rissans blaue Augen wurden während Bardens Worten immer größer. „Das ist nicht dein Ernst …“, sagte
er. „Aber genau das waren ihre Worte!“ Barden fuhr sich über seine halblangen, schwarzen Haare, die er im Nacken zu einem kurzen Zopf gebunden trug und blickte seinen Bruder treuherzig an. Rissan wandte sich mit einem abschätzigen Laut ab und zügelte dabei sein Pferd, das erneut Anstalten machte, seinem Schenkeldruck nachzugeben und schneller zu traben. Seine lieben Kameraden hatten sich soeben ein paar unschöne Trainingsstunden mit ihm eingebrockt. Wozu war er denn jetzt ihr Bruhkahdan, wenn er sie dafür nicht ein wenig fordern konnte? Nur um die ganze Arbeit und Verantwortung zu haben?
Nicht mit ihm! Seine schmalen Lippen verzogen sich zu einem grimmigen Lächeln. „Äh … Rissan?“ „Was?“, fuhr er Barden an. „Du lächelst gerade ziemlich gruslig …“ Bardens Zeigefinger deutete auf Rissans Gesicht. „Und deine Fänge hängen heraus …“ Rissan fuhr zu ihm herum. „Du hasssth damith anefffann …“ Mit einem wütenden Knurren brachte er seinen Werwolf wieder unter Kontrolle. „Du hast damit angefangen! Außerdem, was gehen euch meine Angelegenheiten an? Lynn hat ihre Wahl getroffen und ich akzeptiere
das.“ Zweifelnd sah Barden ihn an, dann zuckte er die Schultern. „Wie du meinst. Dann hör aber bitte auf, deine schlechte Laune an uns auszulassen.“ „Ach ja?“ Rissan spürte wie die Adern an seinem Hals anschwollen. „Ich dagegen habe eure Lahmheit satt. Es kommt zu wenig Gold in unsere Truhen. Wir können uns kaum die Instandhaltung unserer Waffen leisten, geschweige denn genügend Heiltränke für unsere Verletzungen. Die Alchemisten werden immer unverschämter.“ „Jetzt bist du ungerecht!“ Barden sah ihn mit einem verletzten Blick an, als hätte er ihn geschlagen. „Der Bürgerkrieg hat
unser Land verarmen lassen! Die Banditenbanden nehmen überhand und wir bekommen mehr Aufträge als uns lieb ist, aber die Leute haben kaum mehr genügend Gold, um uns dafür entsprechend zu entlohnen! Das weißt du ganz genau. Also schieb das jetzt nicht uns in die Schuhe!“ Rissan schnaubte und zog erneut den wollenen Umhang enger. Barden hatte Recht, doch Rissan war nicht in der Stimmung das auch zuzugeben. „Ihr seid dennoch lasch geworden. Du, weil du ständig nur an Brunis und ihre weichen Schenkel denkst und die anderen, weil sie seit Karans Tod der Mut verlassen
hat.“ „Ach, Brunis“, seufzte Barden, „Sie ist so ein herzensgutes Mädchen! In so eine hättest du dich verlieben müssen. Aber du hast noch jedes Mal bei deinen Frauen danebengegriffen! Zuerst Adris, dann Sivara und jetzt Lynn!“ „Fängst du schon wieder damit an?“ Beschwichtigend hob Barden die Arme. „Schon gut, schon gut …“ Rissan schüttelte den Kopf, dann fuhr er sich seufzend durch sein kurzes, schwarzes Haar, bis ein paar Büschel davon widerstrebend abstanden und nur langsam wieder in ihre Form zurückglitten. „Na gut. Lassen wir das. In einer Stunde suchen wir uns ein Lager
für die Nacht und spätestens morgen sind wir wieder zu Hause in Stadt Harzen.“ Er machte eine Pause. „Und ich werde mich zusammenreißen. Versprochen.“ Breit grinste Barden seinen Zwillingsbruder an. Er wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, da hob Rissan die Hand. „Was hast du?“ Irritiert blickte Barden sich um. „Schsch …!“ Aus der Ferne drangen die Schreie einer Frau an ihre empfindlichen Ohren. „Verdammt!“, knurrte Rissan und lenkte sein Pferd auf den schmalen Pfad, der in die Richtung führte, aus der die Hilfeschreie kamen. „Du weißt schon, dass wir dafür sicher
nicht bezahlt werden, oder?“, ätzte Barden an seiner Seite, als er mit seinem Pferd zu ihm aufgeschlossen hatte. „Ach, halt den Mund!“, schnauzte Rissan und trieb sein Pferd noch weiter an. Vor einem dichten Wäldchen stiegen sie ab und eilten mit gezogenen Waffen näher. Die Stimmen wurden lauter und als sich der Wald lichtete, sahen sie, wie zwei Männer eine junge Frau niederhielten, während ein dritter lächelnd seinen Hosenbund öffnete. „Jetzt haltet sie schon fest! Das kann doch nicht so schwer sein!“, grunzte der grobschlächtige Mann. „Lasst mich los!“, schrie die Frau und schlug einem der Männer, die sie
festhielten, ihr Knie in die Seite. „Nichts da!“, rief der Mann, der vor ihr stand und legte seinen Schwertgurt ab. „Hinterhältiges Frauenzimmer.“ Dann wandte er sich an einen vierten Mann, der mit seinen Händen in den Ärmeln seiner braunen Robe dastand und konzentriert auf die Frau vor sich blickte. „Tu endlich etwas, Zauberer, dass sie zum Zappeln aufhört. Ich bekomme sonst noch blaue Flecken!“ „Mehr geht nicht“, rief der Magier, während ihm die Schweißperlen von der Stirn liefen. „Sie hat einen starken Geist. Ich schaffe es gerade, ihre Magie zu bannen.“ Mit Schwung zog der Mann seine Hose
herab. „Ach was soll’s, dann halt auf die harte Tour.“ Mit einem schiefen Grinsen packte er die strampelnden Beine der Frau, die inzwischen gellend schrie und zwang sie auseinander. Er wollte sich gerade zwischen ihre Schenkel legen, als Rissans Pfeil ihn erstarren ließ. Zitternd steckte der Schaft in seinem Nacken, während die Pfeilspitze aus seiner Kehle ragte. Mit einem gurgelnden Laut fiel er vornüber. Die Frau, die ihre Beine wieder bewegen konnte, gab dem sterbenden Mann einen Tritt ins Gesicht, sodass er nicht auf sie fiel, sondern neben ihr sein Leben aushauchen konnte. Fassungslos starrten die beiden Männer ihren Kameraden an.
Da eilte auch schon Barden heran. Bevor einer von ihnen noch reagieren konnte, hatte er ihm sein Schwert in die Brust gestoßen. Der andere sprang auf und schleuderte seinen Dolch auf ihn, doch Barden wich geschickt aus. Dann rollte auch schon der Kopf des Mannes über dem Boden. Bardens Schwert hatte seinen Hals durchtrennt, als wäre er aus Butter. Barden hielt sich nicht länger bei den beiden auf, sondern sprang zu dem kleinen Zauberer, der bereits panisch die Flucht ergriffen hatte. Rissan hatte ohne Eile einen weiteren Pfeil in seinen Bogen eingespannt. Die Bogensehne machte ein sirrendes
Geräusch als der Pfeil von ihr abschnellte und mit einem dumpfen ‚Thudd‘ durchschlug das schlanke Geschoss den Oberkörper des fliehenden Mannes. Die Wucht des Aufpralls war so groß, dass es den Magier noch ein paar Meter weiter schleuderte, bis er schließlich regungslos auf dem Boden liegen blieb. „Dreckiges Banditenpack“, fluchte Barden, als er den Magier erreicht hatte und ihn probehalber mit seinem Schwert antippte. „Der überfällt auch niemanden mehr“, urteilte er und wischte mit einem abschätzigen Laut seine Klinge an der Robe des toten Mannes ab. „Was macht ein feiner, fellochscher Magier überhaupt
bei uns ebersreucher Barbaren …? Rissan kümmerte sich nicht weiter um das Gebrabbel seines Bruders, sondern schulterte seinen Langbogen und wandte sich an die junge Frau. Erstaunlich schnell richtete sie sich auf und verbarg ihre bloßen Beine unter ihrem einfachen Kleid. „Seid Ihr in Ordnung?“, fragte er und reichte ihr seine Hand. Mit einem raschen Blick darauf ergriff sie diese und ließ sich aufhelfen. „Danke. Habt vielen Dank. Ihr habt mich vor dem Schlimmsten bewahrt.“ Zittrig strich sie ihre roten Haare zurück, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatten und sich jetzt um ihr Gesicht ringelten.
„Seid ihr wirklich unverletzt?“, fragte Rissan nach. „Ja.“ Hastig nickte sie und blickte sich um. „Sie haben mir all meine Sachen abgenommen, ich muss sie wieder haben … meine Familie ...“ Rissan sah sich ebenfalls um. Verstreut lagen ein paar Dolche herum und auch eine goldene Brosche. „Ihr habt Dolche für eure Familie?“ Grübelnd hob er einen davon auf und drehte ihn auf seiner Hand herum. Der Dolch war nichts Besonderes. Die junge Frau riss den Dolch aus seiner Hand und stopfte ihn in einen Beutel, den sie aufgehoben hatte. Verblüfft starrte Rissan auf seinen jetzt leeren
Handteller. „Die letzten Habseligkeiten meines Vaters. Dafür bekomme ich wenigstens ein paar Kronen“, sagte sie. Grollend hob Rissan einen weiteren Dolch auf und reichte ihn ihr. „Dieser verdammte Bürgerkrieg hat uns alle erledigt. Da kann König Lerman noch so schöne Reden schwingen. Worte ernähren niemanden.“ „Ihr sagt es werter …?“, fragend blickte sie zu ihm hoch. Dabei zog sie ihre Nase kraus, was ihre Sommersprossen lustig zusammenschob. Sie musste ziemlich hoch schauen. Rissan war selbst für sein ebersreucher Volk sehr groß. Leicht neigte er seinen Kopf und stellte sich vor. „Rissan. Mein
Name ist Rissan Schwarzfels.“ Dann deutete er auf Barden. „Und das ist mein Zwillingsbruder Barden. Wir gehören zu Belens Volk.“ „Oh!“, sagte sie und nickte verstehend. „Von Belens Volk habe ich schon gehört. „Ihr sollt gute Krieger sein, aber teuer.“ „Meint Ihr?“ Mit schweren Schritten kam Barden heran und steckte dabei seinen Zweihänder zurück in die Halterung auf seinem Rücken. „Nun, jeder muss schließlich von irgendetwas leben. Zum Glück kamen wir noch rechtzeitig, um Euch helfen zu können. Wie ist Euer Name?“ „Felice. Felice Meisterhand.“ Vage deutete sie hinter sich. „Ich bin gerade
auf dem Weg nach Stadt Harzen, um einen guten Preis für die Dolche zu bekommen. Damit wollte ich dann Saatgut kaufen und ein paar Kartoffeln.“ „Dann kommt mit uns.“ Breit lächelte Barden das rothaarige Mädchen an. „Wir sind gerade auf dem Weg dorthin. Bei uns seid ihr wenigstens sicher vor weiteren Überfällen.“ „Wie kann man als Frau in diesen Zeiten nur alleine unterwegs sein?“, fragte Rissan kopfschüttelnd und musterte sie abschätzig von oben bis unten. Sie war ausgesprochen hübsch, mit ihrem schmalen, feingezeichneten Gesicht und der wohlproportionierten Figur, aber ihr Leichtsinn gefiel ihm überhaupt nicht.
„Ihr fordert die Banditen ja richtiggehend heraus“, meinte er. Felice zog die Schultern hoch und warf sich einen zerschlissenen Umhang über. „Mir bleibt nichts anderes übrig. Nicht jeder hat genügend Gold, um sich Euren Schutz leisten zu können. Meine Mutter ist tot und mein Vater liegt krank im Bett. Ich muss wenigstens ein paar Münzen heimbringen, um uns über den Winter zu bringen.“ Suchend blickte Rissan sich um. „Ihr habt auch kein Pferd?“ Prustend begann Felice zu lachen. „Unser letztes habe ich vor ein paar Wochen verkauft. Wenn Vater nicht krank geworden wäre, hätte das Gold länger
gereicht. Doch so …“ Sie zuckte mit den Schultern. „Wenigstens haben wir noch ein Dach über dem Kopf.“ „Dann kommt“, sagte Barden und deutete nach vor. „Unsere Pferde stehen bei dem Wäldchen. Dort gibt es auch einen guten Lagerplatz. Oder was meinst du, Riss?“ Rissan nickte. „Weit kämen wir heute sowieso nicht mehr.“ „Was machen wir mit den Leichen?“, fragte Barden. „Durchsuch sie“, wies Rissan ihn an. „Vielleicht haben sie noch etwas Nützliches bei sich. Wir melden sie dem nächsten Wachposten, auf den wir stoßen. Zwei Stunden weiter auf dem Weg nach Harzen ist eine kleine
Garnison. Die sollen sich dann darum kümmern.“ „Was frag ich auch?“, grummelte Barden und begann die Toten abzutasten. „Und wir tragen inzwischen Holz für ein Feuer zusammen. Es wird kalt heute Nacht“, wies er die junge Frau an. Sie konnte nicht älter als sechzehn oder siebzehn Jahre alt sein, eigentlich noch ein Mädchen. Felice zeigte seinem Befehlston gegenüber keine Gemütsregung. Sie nickte einfach und schlang sich einen weiteren Beutel um, aus dem ein dickes Fell heraushing. Rissan hätte schwören können, dass dieser Beutel vorhin noch einem der Männer um die Schultern
gehangen hatte. Doch er hatte nicht gesehen, dass sich Felice danach gebückt hätte. Ein wenig irritiert schlug er den Weg zu den Pferden ein und richtete mit ihr das Lager für die Nacht her. Zu seinem Erstaunen war Felice äußerst geschickt und hatte schnell ein Feuer angefacht. „Habt Ihr etwas zum Essen dabei?“, fragte sie ihn schließlich verlegen. Rissan nickte und reichte ihr ein Stück Brot und Trockenfleisch. „Danke. Wenn Ihr wollt, gebe ich Euch einen der Dolche dafür.“ „Untersteht Euch!“, rief Barden, der mit ein paar Kronen in der Hand zu ihnen ans Feuer trat. „Das haben sie in den Taschen
gehabt. Nehmt es, Felice. Es ist nicht viel, aber vielleicht ein wenig Entschädigung für den Schock, den Euch diese Banditen beschert haben.“ „Vielen Dank, Barden!“ Felice warf ihm einen strahlenden Blick aus ihren bernsteinfarbenen Augen zu. „Ihr seid zu gütig.“ Erstaunt zog Rissan seine Augenbrauen hoch. „Als hätte ich nichts getan um ihr zu helfen …“, murmelte er. Dann neigte er sein Haupt und roch unauffällig an sich. Er merkte aber nichts Ungewöhnliches. Ja, er brauchte ein Bad, aber Barden war mindestens genauso lange unterwegs gewesen wie er. Er roch bestimmt nicht besser. Doch Bardens
offene und freundliche Art hatte ihm immer schon die Herzen sämtlicher Frauen zufliegen lassen. Achselzuckend ließ er es dabei bewenden. Langsam begann es zu dämmern und sie nahmen ein einfaches Mahl am Feuer ein. Das Lager war gut gewählt und hielt den beißenden Wind ab. Es wurde sogar angenehm warm, als sich auch die Speichersteine erhitzten, die sie ins Feuer gelegt hatten. Überall in Ebersreuch gab es solche Steine, die in der Lage waren, die Wärme des Feuers lange Zeit in sich zu halten. In jedem Haus gab es welche und auch sie legten sich die warmen Steine unter ihre Felle, mit denen sie sich zudeckten, um
schließlich ihren wohlverdienten Schlaf zu finden. Unangenehm helles Licht weckte Rissan aus dem Schlaf. Verwirrt blinzelte er, doch er täuschte sich nicht. Es war die Sonne, die durch die Baumwipfel hindurch auf sein Gesicht fiel und ihn geweckt hatte. Mit einem Ruck richtete er sich auf. „Barden!“, rief er, doch sein Bruder schnarchte und machte eine abweisende Geste. „Bei Belens rasierten Hoden, mach gefälligst die Augen auf!“, fluchte Rissan. „Was ist denn los?“ Unwillig gähnte Barden und wischte sich den Schlaf aus den
Augen. „Es ist bereits seit Stunden hell und wir haben wie sabbernde Säuglinge geschlafen!“ „Es ist bereits hell?“ Ungläubig blickte Barden sich um. „Aber … aber das ist doch nicht möglich. Wir sind Werwölfe, wir haben einen leichten Schlaf, wir … äh … es ist tatsächlich schon mitten am Tag!“ Barden kratzte sich über seine Bartstoppeln. „Verdammt!“, fluchte Rissan und schritt durch ihr Lager. Dann tastete er seinen Gürtel ab. „Diese verfluchte, diebische Elster! Sie hat unseren Sold mitgehen lassen!“ „Den Sold
auch?“ „Was heißt auch?“ Wortlos deutete Barden auf den Platz, an dem die Pferde gestanden hatten. Rissan griff sich an den Kopf. Dann begann er zu fluchen, dass sogar Barden rot wurde. „Jetzt hör schon auf, Rissan. Du hast doch gehört, ihr Vater ist krank, sie braucht das Gold …“ „Idiot! Glaubst du diese Geschichte wirklich? Sie hat uns einen Bären aufgebunden! Und wir sind darauf reingefallen wie blutige Anfänger!“ Mit einem Tritt beförderte Rissan einen abgebrannten Strunk quer durch den Wald, bis er schließlich mit einem dumpfen Laut gegen einen Baum prallte.
„Dann holen wir uns eben wieder unseren Sold“, meinte Barden pragmatisch. „Wir können ihr problemlos folgen.“ „Zu Fuß?“ „Äh …“ Barden blickte etwas dümmlich aus der Wäsche. „Naja … vielleicht als Werwolf …“ „Hirnverbrannter Idiot!“ Rissan setzte sich und hieb mit seiner Faust auf den unschuldigen Boden ein, dass die Erde nur so flog. Barden zog den Kopf ein. Nach weiteren unaussprechlichen Flüchen beruhigte sich auch Rissan. Dann legte er den Kopf in seine Hände. „Wir sind beide Idioten. Ausgetrickst von einer Diebin
...“ „Wie hat sie das nur zuwege gebracht?“, fragte Barden. „Ich habe die erste Wache übernommen und absolut nichts gehört oder mitbekommen. Und dass ihr unsere Pferde einfach so folgen …“ Rissan zuckte die Schultern. „Magie wahrscheinlich. Der Zauberer sagte etwas davon, dass er es gerade noch schaffe, ihre Magie zu bannen. Das hätte mir schon zu denken geben müssen. Doch sie sah nicht aus wie eine Magierin. Sie sah tatsächlich aus wie ein einfaches Mädchen, das sich um ihre Familie sorgt.“ Fassungslos schüttelte er den Kopf. „Bei Belen, dieses Frauenzimmer hat doch tatsächlich zwei ausgewachsene
Werwölfe ausgetrickst. Sie ließ uns dabei aussehen wie hilflose Welpen.“ Glucksend begann Barden zu lachen. „Du sagst es.“ „Hör auf zu lachen, Barden.“ „Aber wenn`s doch wahr ist …“
EagleWriter Ist schon eine Weile her^^ aber ich hab die Story wiedererkannt. Bin mal gespannt, ich hab sie ja nie fertig gelesen bzw hat es wohl irgendwo aufgehört. Und vor allem bin ich gespannt wie sich die Welt hier unterscheidet und wie du manches eingebaut hast^^ lg E:W |