Jugendbücher
Schwedenzauber

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"Eine 'HarryPotter'-Kurzgeschichte. [Daphne Greengrass & Theodore Nott]"
Veröffentlicht am 04. Februar 2018, 54 Seiten
Kategorie Jugendbücher
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Über den Autor:

Hey und Hallo :) ..., seit ein paar Jahren schon schreibe ich die eine oder andere Geschichte. Meist handelt es sich dabei um Kurzgeschichten, doch einem längeren Werk bin ich nicht abgeneigt. Zu meinen fav. Fandoms zählen: »Harry Potter« »Die Chroniken der Unterwelt« »Die Tribute von Panem« »Twilight-Saga« »One Piece« ... und viele mehr. Neuerdings führen mich meine Wege auch die Rubrik: ORIGINAL/Eigene Serie Zu meinen ...
Eine 'HarryPotter'-Kurzgeschichte. [Daphne Greengrass & Theodore Nott]

Schwedenzauber

Vorwort

Dieses Werk entstand im Rahmen einer Wichtelaktion. Ziel des Ganzen war es, dem Wichtelkind eine Geschichte zu einem Thema, in diesem Fall "Polarlichter" zu schreiben, unter Auswahl vorgegebener Fandoms sowie Figurenkonstellationen.

Ich entschied mich für die Buchreihe "Harry Potter" J.K. Rowlings, und die Charaktere Daphne Greengras sowie Theodore Nott.


Ich wünsche euch viel Spaß beim Lesen :)

Schwedenzauber


Murrend hauchte die junge Frau in ihre behandschuhten Finger. Dem warmen Atem und der Euphorie, für wenige Wimpernschläge die Kälte zu vertreiben, folgte frostige Ernüchterung. Warum? Warum waren sie ausgerechnet hier gelandet? Das Ministerium für Zauberei, unter der Leitung Kingsley Shacklebolts, hatte sie und ihren Kollegen an diesen Ort geschickt. Den geplanten Aufenthalt in Russland zog Daphne nur zu gern der Einöde vor, die sich vor ihren Augen

erstreckte. Nun musste sie nicht nur die Gesellschaft Theodore Notts ertragen, sondern sich auch dem Flecken Land zufrieden geben, auf dessen Grund und Boden sie stand, und dessen eisige, weiße Pracht in ihre teuren Stiefel sickerte. »Wir … sind vielleicht falsch abgebogen«, hob ihr Begleiter an, doch nicht etwa kleinlaut, wie man es von ihm erwartet hätte, nein. Theodore Nott tat seine Worte mit einem saloppen Zucken der Schultern kund, als wäre es nichts. Als würde sich die Nässe nicht durch das edle Wildleder fressen und ihre feinen Strümpfe mit kaltem Wasser benetzen! Daphnes Groll wuchs mit jeder Minute,

die sie im Schnee ausharren musste. Missmutig hob sie ein Bein nach dem anderen, als könne sie dem kalten Matsch befehlen, beiseite zu treten. »Falsch abgebogen?!«, fauchte die Hexe pikiert. »Wie kann man mit einem Portschlüssel falsch abbiegen?!« »Wir hätten apparieren sollen, wie ich's vorgeschlagen habe.« Wieder war nur das Zucken der schmächtigen Schultern zu erkennen. »Davon wird mir aber übel!«, herrschte Daphne meckernd. »Und wer weiß, wo wir gelandet wären?« »Definitiv mit deiner Kotze auf meinem Mantel«, schlussfolgerte Theodore ruhig, jedoch bereits ahnend, dass er die Frau

neben sich mit dieser Antwort nur noch mehr zur Weißglut trieb. Der daraufhin folgende Zischlaut bestätigte ihn in seiner Vermutung. »Als wenn du schon einmal einen Fuß auf russischen Boden gesetzt hättest!«, knurrte sie bissig. »Ich könnte jetzt im Hotel sitzen, eingehüllt in einen edlen, warmen Nerz, Kaviar essen und Champagner schlürfen!« »Schlürfen?« Belustigt kräuselten sich ihm die Mundwinkel. »Eine Lady wie du, die in edlen Hotels residiert, Kaviar isst und so weiter … sagt schlürfen? Nicht sehr … vornehm, oder?« »Ach, was weißt du denn schon?«, fauchte Daphne abermals und spürte, wie

ihr das Blut kochend in die Wangen fuhr. Trotz der hitzigen Worte, kühlte der aufkommende Wind ihr Gemüt so rasch, dass ihr die Zähne klappernd aufeinander schlugen. »Lass uns weiter gehen!« Ohne auf die Frau hinter sich zu achten, stapfte der Zauberer durch die verschneite Wüste. Ihm selbst war es ein Rätsel, weshalb der Portschlüssel sie nicht in Russlands Hauptstadt gebracht, sondern gefühlt meilenweit davon entfernt abgesetzt hatte. »Wir hätten wohl kaum ins Foyer platzen können«, murmelte Theodore. »Das wäre mir allemal lieber, als hier im Nirgendwo zu versauern!«, knirschte Daphne und versuchte, mit ihm Schritt zu

halten. »Du weißt doch nicht mal, wo wir sind!« Ihr Knurren kam einem kläglichen Versuch gleich, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Wie lang sie bereits durch die Gegend zogen, vermochte Daphne nicht zu sagen. Mütze und Schal wurden fester um den fröstelnden Leib geschlungen, während sie den Rücken Theodores nicht aus den Augen ließ. Die Zauberstäbe vermochten nur spärliche Sicht auf den nicht vorhandenen Weg geben. Und dieser war, aller Voraussicht nach, absolut falsch! Theodore schickte sie wahrlich in die Wüste, ins Nirwana. »Ortungszauber?«, rief sie dem Mann

entgegen. »Funktioniert nicht« Die schlichte Antwort stimmte sie nicht milde. »Woher willst du das wissen?!« Wenigstens hielt sie Meckern, Fluchen und Schimpfen bei Laune. »Was glaubst du eigentlich, was ich hier die ganze Zeit versuche?!« Daphne stoppte, als die schnarrenden, bissigen Laute zu ihr herüber wehten. Plötzlich schien sie sehr darum bemüht, ihn einzuholen. Das Licht ihres Zauberstabes zeichnete tiefen Schatten in sein Gesicht. Er sah nicht gut aus, sah er nie. Theodore wirkte bereits zu Schulzeiten klein und kränklich. Dennoch hatte er mit den

Leistungen der besten Schüler mithalten können. Dass es ihn, ebenso wie sie, in die Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit geführt hatte, war ihr unbegreiflich. Damals waren ihre Ziele noch anderweitig hochgesteckt. Eine Karriere als Model, oder Journalistin für ein Modemagazin strebte Daphne an. Dass man sie für nicht gut befand, hatte ihrem Selbstbewusstsein einen herben Knacks versetzt. Trotz der gehobenen Stellung ihrer Familie in den Kreisen der Reichen und Schönen, war es ihr nicht vergönnt, in einer jener Branchen Fuß zu fassen. Und natürlich hätte sie einfach einen reichen, alten Zauberer heiraten und so

den Traditionen ihrer Sippe folgend, ein Leben in Luxus führen können. Daphne verdrehte die Augen. »Was?« Scheinbar hatte er sie beobachtet, während Daphne in unschönen Erinnerungen schwelgte. »Nichts, ich … habe nur nachgedacht«, bellte sie. »Sieht gruselig aus, lass es!«, salopp waren ihm die Worte entkommen. Offenkundig scherte sich Theodore Nott nicht um die möglichen Konsequenzen seines Ausspruchs. »Los, weiter!« Empört rang die Hexe nach Luft. Was erlaubte sich dieser Kretin? Doch statt sich ihren stummen Wutausbruch anzuhören, marschierte

Theodore einfach weiter. Einzig ihrem aufkeimenden Groll verdankte Daphne es, dass ihre Füße sie weiter trugen und ihm dicht auf den Fersen blieben. Er solle in Flammen aufgehen! Dann wäre es wenigstens warm!, doch ihren funkensprühenden Blick bemerkte er nicht einmal. »Ich weiß gar nicht, wo das Problem liegt?« Wieder legte er es, allem Anschein nach, auf eine Provokation an. »Problem?« Die junge Frau legte so viel Abscheu in das kleine Wörtchen, wie sie noch im Stande war. »Ja. Das bisschen Schnee! Wir können froh sein, so etwas überhaupt mal zu Gesicht zu bekommen. Oder denkst du

etwa, dass es in Russland anders aussieht?«, gab Theodore zurück. »Schrei' mich nicht an!« Ihre Forderung unterstrich Daphne mit einem keifenden Laut. Er blieb stehen, wandte sich zu ihr um und schnaubte abfällig. »Du wirst es merken, wenn ich dich anschreie. Aber da es dir noch immer Spaß zumachen scheint, mich zu ärgern, lass ich es dir dieses eine Mal noch durchgehen. Ich habe nämlich keine Lust, mich vor dem Zaubergamot zu verantworten, nur weil ich den blonden, hochnäsigen Stockfisch im Nirgendwo habe erfrieren lassen.« »Stockfisch?« Abrupt hielt die Hexe

inne. Ein füchsisches Grinsen zierte seine Lippen. »Was? Hochnäsig stört dich nicht?« »Wer nennt mich so?«, verlangte Daphne zu wissen. »Niemand«, er wich ihr mit Worten und Blicken aus. »Los, sag schon!« Drohend war ihr Zauberstab auf ihn gerichtet. »Vorsicht!«, warnte Theodore. »Wenn mir etwas passiert, wird aus dir wirklich noch gefrorener Stockfisch, Stockfisch.« Knurrend ließ sie den Stab sinken. »Also, wer nennt mich so?« »Warum interessiert es dich? Von jemandem mit deinem Auftreten habe ich

mehr Selbstvertrauen erwartet. Oder macht dir etwa ein so blöder Spitzname zu schaffen?« Theodore ließ das Zucken seiner Schultern erkennen. Plötzlich entwich ihr ein wehleidiges Murren. »Mach dich nicht lächerlich! Jeder ist mal dran.« Ungerührt wandte er sich wieder zum Gehen. »Wir sollten uns vielleicht beeilen.« »Und wo sollen wir hin?« Leise, kaum hörbar schwebte die Frage zu ihm herüber. »Wie wäre es mit einfach der Nase nach?«, mehr hatte Theodore nicht zu sagen. Es war ihm einerlei, ob diese Hexe mit seinem Vorschlag einverstanden

war. Er wollte genauso wenig wie sie, hier im Nichts erfrieren. Tatenlos bleiben? Da konnten sie ebenso gut dem Tod ins Antlitz blicken! Beruhigt stellte Theodore fest, dass seine Begleitung seit geraumer Zeit das Trällern ihres Klageliedes unterließ. Ab und an wandte sich er dennoch nach Daphne um, nicht, dass dieses keifende Weib tatsächlich zu einem Stockfisch gefror. Dann und wann wallte ein eisiger Wind über die Steppe, trieb ihnen Schnee und Kälte entgegen. »Alles okay?« Daphne maß sich an, sorgenvolle Laute aus seinem Anliegen

herauszuhören. Tapfer tat sie einen Schritt vor den anderen, stets in seiner Nähe bleibend. »Wir können von Glück reden, wenn uns hier nichts über den Weg läuft«, erklärte der Zauberer und klang bereits ein wenig heiser und verschnupft. »Das fällt dir früh ein!« Ihren Einwand quittierte er mit einem Grinsen, das sie ohnehin nicht bemerken würde. Vorbei war es mit der Ruhe, ahnte Theodore doch, dass sie, kaum dass er ihr Anlass dazu bot, wieder in ihren Redeschwall verfallen würde. Doch zu seiner Überraschung hielt sich die junge Frau mit weiteren Aussagen bedeckt. »Theodore?« Daphne holte zu ihm auf.

»Wie lange laufen wir hier eigentlich schon herum?« »Lang genug« Seine flapsige Antwort quittierte sie mit zorngeschwängertem Blick. »Tut mir leid«, schob er entschuldigend nach. »Willst du eine Pause machen?« Daphne verzog die Lippen, schüttelte jedoch den Kopf. Murrend rieb sie sich die kalte Nase. Es war alles andere als angenehm, so lang und ohne eine kleine Ruhephase durch Schnee und Eis zu spazieren. »Das Date mit Jegor Saizew fällt dann wohl aus«, tat sie jedoch leise seufzend kund. »Date? Ich dachte, es ginge mehr um ein

Essen und darum, die Beziehungen zu unseren russischen Freunden zu festigen, als um Männerbekanntschaften?«, warf er ein. »Du könntest seine Enkeltochter sein.« »Und wenn schon«, unverständlich dreinblickend, zog Daphne ihren Mantel fester. »Wenn ein paar Annehmlichkeiten und Besuche damit einhergehen, hätte ich nichts dagegen.« Der junge Mann rollte mit den Augen, schwieg jedoch. Erst ihr leidvolles Jammern ließ ihn abermals aufmerksam werden. »Frostbeulen! Wegen dir werde ich Frostbeulen an sämtlichen Stellen meines Körpers bekommen, Nott!« Nun war es

wahrlich um die Stille geschehen. Traurig winkte Theodore ihr nach. »Reg' dich ab! Dein Drama hat ein Ende, siehst du?!«, seinen Worten folgend, wedelte er auffordernd mit der Hand. »Bei Merlin«, keuchte Daphne auf und sah sich um. Hinter ihnen ragte die eisige Wüste auf, vor ihnen jedoch erstreckte ein Städtchen, das mit den Sternen am Himmel um die Wette funkelte. Das Kläffen eines Hundes ließ die junge Hexe zusammenfahren. »Hej!«, rief ihnen jemand zu. Nicht wissend, ob Zauberer oder Muggel, verbargen beide ihre Zauberstäbe im Innern ihrer

Mäntel. »Keine Angst!«, beschwor der Fremde winkend. »Hier her. Ich warte bereits auf euch.« Skeptisch linste Daphne zu Theodore, der jedoch die Schultern zuckte und einen Schritt nach vorn tat. »Hey, Nott! Theodore, jetzt … warte doch mal! Wir wissen ja nicht einmal, wer er ist und ob er ...«, ihre Worte überschlugen sich beinahe. Misstrauen zeichnete ihr Gesicht, als Daphne dem jungen Mann folgte. Angewidert rümpfte Daphne die Nase, als der riesige Hund an ihrer Kleidung herumschnüffelte.

»Frode!«, warnte der Fremdling, just in diesem Augenblick ließ der Gefährte von ihr ab und gesellte sich zu seinem Herren. »Es ist eine Erleichterung, dass ich euch gefunden habe. Unser Warnsystem ist ein wenig eingerostet.« »Warnsystem?«, die Augenbrauen Theodores schoben sich zusammen, doch der Fremde schüttelte den Kopf und wies die beiden an, ihm zu folgen. »Sören Lundquist, Auge und Ohr an diesem Flecken Erde. Willkommen in Lappland, Willkommen in Schweden!« »Schweden?«, entkam Daphne und Theodore wie aus einem Mund. Nach einem kurzen Austausch von

Förmlichkeiten, sowie dem Vorstellen beider und dem Grund ihrer Reise, folgten sie dem hochgewachsenen Mann, der sie ein wenig Abseits des Stadtkerns führte. Schmerzlich stieß Daphne einen Zischlaut aus. Nun waren sie zwar unter Menschen, doch wirklich behaglich wurde es ihr nicht. Zu lang war der bereits beschrittene Weg. Wund waren ihr die Füße, die Zehen bestimmt schon blau gefroren. »Seid willkommen in meinem bescheidenen Heim!« Lundquist hielt vor einem unscheinbaren Holzhäuschen, das jedoch dem typisch-schwedischen Baustil entsprach. Ein kleines Lämpchen erhellte

die Terrasse und schwankte im aufkommenden Wind. Schnell huschte die junge Frau ins Warme, sobald der Hausherr ihnen Einlass gewährte. »Ihr seid hier ziemlich weit weg von allem«, erklärte Sören mit breitem, schwedischen Akzent. »Es tut mir leid, dass ich euch nicht früher gefunden habe. Es muss ein ziemlicher Kulturschock sein, von den saftig grünen Wiesen Englands in unser kaltes Schweden zu kommen?« Daphne schwieg, jedoch erhob ihre Begleitung das Wort: »Danke, dass Sie uns aufgenommen haben, Sören. Allerdings wäre es sehr

freundlich, wenn Sie sich erst einmal um Miss Greengrass kümmern würden. Die Arme war in arger Bedrängnis, weil eure Schutzzauber wirklich effektiv sind.« Empört schnappte die Hexe nach Luft. Noch immer war ihr der Argwohn deutlich anzusehen und die Wut, dass Theodore sie so bloßstellte, schwelte wie der Rauch, der kräuselnd aus dem Kamin aufstieg. Sören Lundquist lachte auf, warf die Kapuze seines Anoraks in den Nacken und strich sich die feuchten, blonden Strähnen aus der Stirn. »Ja, wir achten sehr auf unsere Sicherheit.« »Haben wir gemerkt«, seufzte Theodore. »Ihr habt unseren Portschlüssel

blockiert.« »Abgefangen trifft es eher«, merkte der Herr des Hauses an. »Und warum?« Neugierde schwang in den Worten des Mannes mit, während sich die Hexe verstohlen umsah. »Wegen der Stadt und den Lichtern.« Lundquist tat seine Erklärung mit einem Zucken der Schultern ab. »Den Lichtern?« Daphne horchte auf. Verwirrung zierte ihre Miene. »Was haben die Lichter damit zu tun?« »Unser Nordlicht stört den Transportweg. Es ist uns sehr wichtig, dass es nicht behindert wird.«, fuhr Lundquist fort. »Also sind euch die Leute, die mit Portschlüsseln reisen, völlig egal?« Jede

Silbe schien ihr bissig über die Zunge zu rollen. »Daphne!«, warnte Theodore leise drohend und bedachte sie mit einem nicht minder zornigen Blick. »Nicht ganz, meine Liebe. Wir haben eine Patrouille, die Findlinge wie euch ausfindig macht.« Sören deutete auf die kleine Sesselgruppe vor dem Kamin, damit die junge Dame ihre klammen Glieder wärmen konnte, ehe er weitersprach. »Je nach Region kann es natürlich eine gewisse Zeit in Anspruch nehmen, sie aufzuspüren, vor allem dann, wenn sie sich, wie in eurem Fall, bewegen.« Daphne schnaubte abfällig, ließ sich

jedoch dazu hinreißen, eiligst Platz, direkt vor der Feuerstelle, zu nehmen. »Hätten wir erfrieren sollen?« »Und die Stadt?«, schob Thodore hastig ein. Nicht, dass man sie, aufgrund der Unverfrorenheit Daphnes, vor die Tür setzte. »Kiruna wird allmählich umgesiedelt. Diese Muggel kommen auf die verrücktesten Ideen!«, betonend warf Sören die Arme in die Luft. »Und warum?« Nott schien sichtlich daran interessiert, was sich diese irren nicht-Magier nun schon wieder ausgedacht hatten, sehr zu Daphnes Missfallen. »Ihre Beweggründe sind allein den

Bodenschätzen geschuldet. Kiruna ist für sie eine wahre Goldgrube.« Sören schüttelte den Kopf, begab sich in die kleine Küche um Teewasser für die Gäste aufzusetzen. »Unsere Ortungszauber haben auch nicht funktioniert«, warf Theodore ein und folgte dem hochgewachsenen Mann. »Das überrascht mich nicht, mein Freund«, wieder erklang das Lachen Lundquists. »Zu dieser Zeit ist es alles andere als üblich, gefahrlos zu reisen. Hat man euch diesbezüglich nicht informiert?« »Offen gesagt, nein«, gab Theodore zurück. Das Gespräch zwischen den Männern

wehte nur in gedämpfter Lautstärke zu ihr herüber. Umständlich zupfte Daphne ihre Finger aus den Handschuhen. Ein Brennen wallte in jedem ihrer zarten Glieder auf. Die Hose war steif vor Kälte, ebenso hatte sie Mühe, das Schuhwerk vernünftig abzustreifen. »Unsere Nordlichter sind Naturereignisse … und wir ihr wisst, ist es nicht gestattet, sich in jene Vorkommnisse einzumischen. Wir halten uns daran.« Die Stimme Lundquists kam näher. Frode, vor der Tür liegend, begrüßte ein Herrchen mit einem tiefen Laut des Bellens. Tassen klirrten und klapperten, während Sören das Tablett mit Tee auf den kleinen Essbereich zu schweben ließ.

»Ich habe noch ein paar Sachen für euch. Für die Dame wären sie wohl ein wenig zu groß, doch immerhin habt ihr etwas Trockenes am Leib.« Dankbar nickte Theodore das Angebot ab, und auch Daphnes Mundwinkel hoben sich zu einem, wenn auch kleinen, Lächeln. »Selbstverständlich dürft ihr euch in meinem Heim erholen, und bevor ihr euch erkältet, rate ich euch zu einem warmen Bad. Leider ist meine Hütte kein Palast, dennoch seid ihr mir willkommene Gäste.« Lachfältchen bildeten sich um die blauen Augen des Herren, während er seinen Worten Taten folgen ließ und Feuerholz nachlegte.

Unweigerlich wallte behagliche Wärme durch die Räumlichkeiten, ehe sich Sören entschuldigte, um Kleidung und das Bad für die Fremden, nun Freunde, bereitzustellen. »Bitte erweise deiner missratenen Erziehung wenigstens ein Wenig Respekt und sei nett zu ihm!«, zischte Theodore, als Lundquist die Treppe zur oberen Etage erklomm. »Bin ich doch!«, erwiderte Daphne fauchend. »Dass ich keinen Palast erwarten kann, hat er eingehend erklärt. Nichtsdestotrotz ist auch er ein Zauberer, und vielleicht täte es ihm ganz gut, sein Heim etwas angenehmer zu

gestalten!« Theodore blieben weitere Worte im Halse stecken, da die schweren Schritte des Gastgebers sein baldiges Erscheinen ankündigten. »Sören?«, hob Theodore an. »Ich glaube, dass Daphne heute gern bei Frode übernachten würde.« »So?«, fragend legten sowohl der Herr des Hauses, als auch Frode den Kopf schräg. Eiligst verneinte die Hexe das Gesagte ihres Begleiters, was ihr jedoch nur ein bellendes Lachen Lundquists einbrachte. »Es tut mit leid, meine Liebe, aber selbst Frode schicke ich bei diesem Wetter nicht vor die Tür. Wenn es Ihnen jedoch

recht ist, dann können Sie sich gern um die Matte streiten, auf der mein Freund zu schlafen pflegt!« Wie zur Antwort kläffte der Hund protestierend. Ob es dem Kamin geschuldet war, oder weil sie sich gedemütigt fühlte, wusste Daphne nicht zu sagen, als ihr der Kragen des hellen Rollkragenpullovers allmählich zu eng wurde. Hitze färbte ihr die blassen Wangen, obschon jene dem Wechselspiel von Kälte und Wärme unterworfen waren. Ihr wütender Blick war jedoch auf Theodore Nott gerichtet, dessen Lippen sich zu einem provozierenden Grinsen verschoben hatten. »Meine Liebe, wenn Sie mögen, dann

gehört das Bad Ihnen.« Die Einladung Lundquists nahm die Hexe ohne viel Federlesen an, erhob sich in Windeseile und hielt sich an die ihr gezeigte Richtung, jedoch nicht ohne ihrem Begleiter, im Vorbeigehen, den Ellenbogen in die Rippen zu stoßen. Theodore selbst tat, als habe er nichts dergleichen bemerkt und auch der Hausherr vermied weitere Worte. Wie auch der Rest des Hauses, glänzte der Waschraum mit Minimalität. Von einer versprochenen Wanne konnte nicht die Rede sein. Einzig Toilette, Waschbecken und Dusche konnte Daphne in dem engen Zimmerchen ausmachen.

Ein Seufzen erklang. Sie wagte kaum einen Vergleich mit den Nobelhotels anzustellen, geschweige denn einen Gedanken an das riesige Luxus-Appartement zu verschwenden, das ihr eigentlich vorbehalten war. Im so fernen Russland ... Sowie sich das warme Wasser endlich auf ihre unterkühlte Haut hinabsenkte, schien es, als habe sich für einen flüchtigen Augenblick ihre Welt und all das vorherrschende Chaos für den Hauch seiner Sekunde im Nichts aufgelöst. Doch das stetige Hämmern gegen die Tür zum Bad erschwerte das Schwelgen im Genuss des Wohlgefühls. Murrend und fluchend schlang sie sich

eines der bereitgelegten Handtücher um den Leib und riss, sich in ihrer Ruhe gestört sehend, die Tür auf. Ihre Augen wurden groß, als die Gestalt Theodores vor ihr aufragte, der ihr jedoch schweigend ein Bündel Kleidung in die Arme drückte und sich ebenso erdreiste, sich völlig unbeteiligt zu präsentieren. »Ich wäre dir sehr verbunden, Liebchen, wenn du dich beeilen würdest. Andere wollen auch noch ins Bad«, mehr sagte er nicht, sondern machte auf den Hacken kehrt. Ihr empörtes Schnappen nach Luft ignorierte er geflissentlich. Doch allzu lang durfte sie sich nicht ärgern. Dass man ihnen Unterkunft bot, war in jener Situation wohl als pures

Glück zu beschreiben. Dass diese seltsamen Wetterphänomene an allem Schuld sein sollten, konnte sie sich jedoch noch immer nicht recht erklären. Allerdings war es Gesetz, dass es unter Strafe stand, das Wetter manipulieren zu wollen. Und die nordischen Völker schienen sich streng daran zu halten. Mit nachdenklicher Miene kehrte Daphne zu den Männern zurück und erschrak, als ein Jaulen erklang. Hastig sprang sie beiseite, als dem Klagelaut ein Knurren folgte. »Oh, entschuldige« Vorsichtig und behutsam streckte sie die Finger nach dem großen Hund aus und versuchte ihren Fauxpas mit einem Tätscheln des

Köpfchens wieder gut zu machen. Doch das Tier brummte missgestimmt und wurde sofort durch den harschen Ton seines Herrchens aufgefordert, Milde walten zu lassen. »Er liegt gern im Weg herum«, erklärte Sören und winkte die Hexe abermals zum Kamin. »Ich habe eine Kleinigkeit vorbereitet« Seinen Worten folgte das Deuten auf den Esstisch, auf dem sie Brot, ein Fässchen Butter sowie etwas Wurst und Käse ausfindig machte. »Vielen Dank« Peinlich berührt bemerkte Daphne, wie sich ihr Magen nicht minder knurrend zusammenzog. »Ich bin weg«, verkündete Theodore und erhob sich von dem Hocker, um sich

ebenso einer entspannenden Dusche hinzugeben. Fragend blickte sie ihm nach, doch dann richtete Daphne ihren Fokus auf die ihr dargebotenen Speisen. Als die erste Scheibe Brot vertilgt war, richtete sie das Wort an den Herren, entschuldigte sich für ihr vorangegangenes Verhalten und sprach nochmals ihren Dank aus, Verpflegung und Beherbergung betreffend. Sören jedoch winkte lachend ab. »Wenn ihr wollt, dann zeige ich sie euch«, bot er an. Sie hatte sich nicht zügeln können und die Neugierde hatte schlicht überwogen, als Daphne das Gespräch auf die

seltsamen Lichter lenkte. Nun jedoch wurden ihre Augen groß. »Was zeigen?« Theodore erschien im Zimmer und wirkte sichtlich ruhiger, als zuvor. Die warme, und wahrhaftig etwas zu große Kleidung, erinnerte sie wieder daran, ihren alten Klassenkameraden vor Augen zu haben. »Sören ist so nett, uns die Polarlichter zu zeigen« Mit emporgezogener Augenbraue nahm Theodore ihre Worte zur Kenntnis. Ihren plötzlich aufkommenden Eifer konnte er dennoch nicht nachvollziehen. »Dir ist klar, dass du dafür vor die Tür musst«, gab der Zauberer spielerisch provozierend zurück. Peinlicherweise entkam ihm ein gähnender Laut, den

Frode zum Vorbild nahm und es dem Zauberer gleichtat. Ihre Augen wurden schmal. Ungeduldig wackelte Daphne mit den Füßen und es schien, als erwarte sie, dass auch Theodore ihrem Vorhaben gut zusprach. Murrend fuhr sich dieser durch das mausbraune, feuchte Haar, ehe er widerwillig zustimmte. »Ich bringe euch morgen hinter die Grenze, dann solltet ihr euren Weg fortsetzen können. Das Ministerium ist bereits über euren Aufenthalt hier informiert und der Portschlüssel sollte euch, wie vorgesehen, an euer Ziel bringen.« Die Stimme Lundquists wehte

zu ihnen herüber, als sowohl Daphne, als auch Theodore, dick eingehüllt, den Spuren des Mannes folgten. »Es ist nicht mehr allzu weit. Eigentlich hätte ich euch nur in meinen Garten bringen müssen.« »Ihren Garten?«, rief Daphne ihm zu. Sören lachte auf. »Der Flecken, auf dem ihr gelandet seid, gehört ebenfalls zu meinem Garten.« Er hielt inne und wandte sich zu ihnen um. »Sie wollen uns verkohlen!«, spie die Hexe aus, doch das Lächeln auf ihren Lippen strafte ihre Worte Lüge. »Keineswegs, meine Liebe« Sören schüttelte den Kopf. »Schweden ist groß und weit. Und jedem unserer Patrouille

wird ein Teilbereich zugewiesen, den er zu bewachen und zu pflegen hat.« Lundquist wandte sich wieder zum Gehen. Die altertümlichen Sturmlampen schwebten vor ihnen in der Dunkelheit auf und ab, während er seine Gäste abermals höflichst bat, die Zauberstäbe in den Mänteln zu belassen. Bisher hatten sie nur auf den Weg geachtet, der sie durch die Finsternis führte, doch als Sören abermals stoppte, hielten auch Theodore und Daphne inne. Die Hexe hob den Blick und keuchte ehrfürchtig auf. Über ihren Köpfen bot sich ein schier unglaubliches Farbenspiel. Wabernd, flimmernd bewegte sich jenes Phänomen wellenartig

über den nächtlichen Himmel. Staunen breitete sich auf den Gesichtern aus. Der Atem entstieg in Wölkchen ihren Lippen, doch den Mund zu schließen, gelang keinem von ihnen. »Also, eines ist mal klar: So etwas kriegen wir in England nicht zu sehen!«, platzte es aus Theodore heraus. Das Firmament zeichnete gar fantastische Gebilde aus grünem Licht, das von leuchtenden, blickenden Sternen begleitet wurde. Wie lang sie dort in Schnee und Eis verharrten, wusste Daphne nicht zu benennen. Zu gefesselt war sie von dem Anblick. »Meine Freunde, ich denke, dass wir uns

allmählich auf den Rückweg begeben sollten« Widerwillig leistete Daphne den Worten des Mannes Folge. Das Grinsen auf dem Gesicht Theodores wusste sie nicht einzuordnen. Dennoch beschlich sie ein ungutes Gefühl. »So etwas kriegst du in Moskau garantiert nicht zu sehen ...«, hob er an, doch die Hexe quittierte seine Worte mit dem Verdrehen der Augen. »Oder, Sören?« »Oh, doch, doch … allerdings … ist unser Nordlicht schöner, und das sage ich nicht nur, weil ich es als Schwede sagen muss!«, hob Lundquist an. Belustigt schnauben schüttelte Daphne den Kopf. In der Behausung Lundquists

angekommen, musste sie mit der Anwesenheit Theodores Vorlieb nehmen. Die Bescheidenheit der Hütte schlug sich auf ihr Lager nieder, doch sie zwang sich die wenigen Stunden bis zu ihrem Aufbruch in Russlands Hauptstadt zu überstehen. Auch wenn die Hexe andere Schlafmöglichkeiten kannte und diese jener Stätte allemal vorzog, blieb ihr, bei Merlin, nichts anderes übrig. Obschon sich der Hausherr um ein angenehmes Herrichten bemühte, würde sie jene Nacht wohl noch ein wenig länger in Erinnerung behalten. Frode hatte es sich zwischen ihnen gemütlich gemacht, während Daphne den Umstand zu ignorieren versuchte, mehr

Zeit, als ihr lieb war, mit ihrem Begleiter verbringen zu müssen. Sie klammerte sich an den morgigen Tag, der hoffentlich versöhnlicher und unfallfreier enden würde, als es auf den heutigen zutraf. Die Stunden verstrichen, und als der Morgen graute, stutzte Theodore, da Stimmen aus Richtung Küche zu hören waren. Auch er hätte eine geruhsamere Nacht allemal dem Atem Frodes vorgezogen, doch sowie er die Augen geöffnet und die Hexe nicht in der Nähe hatte ausfindig machen können, war ihm der Gedanke gekommen, dieses Biest habe sich ohne ihn aus dem Staub

gemacht. Das helle, jedoch nicht mehr aufgesetzt klingende Lachen Daphnes schürte seine Skepsis dennoch. Ein wenig zerknautscht betrat er den winzigen Raum und staunte, da die Hexe bereits abreisefertig schien. Offensichtlicher konnte Daphne nicht deutlich machen, wie schnell es sie doch in angenehmere, komfortablere Gegenden zog. Schnaubend wandte sich Theodore ab, erledigte seine allmorgendlichen Rituale, ehe er in die Küche einkehrte. Dankend nahm er die ihm dargebotene Tasse Tee entgegen, lauschte jedoch nur mit einem halben Ohr dem Gespräch zwischen Hexe und Gastgeber.

»Sobald ihr etwas im Magen habt, brechen wir auf!« Sörens Worte bestätigte er jedoch nur mit einem knappen Nicken. Am Tage schien es bei Weitem nicht mehr so kalt, wie des Nachts. Dennoch kam Daphne nicht umhin, abermals mit den Zähnen zu klappern. »Ich hoffe, euer Portschlüssel verheddert sich nicht ein zweites Mal«, lachte Lundquist auf. »Verheddern?«, grunzte Theodore, winkte ab und zuckte die Schultern. »Wer weiß?« »Vielen Dank, Sören!« Daphne trat auf den Herren zu und schloss ihn in eine

Umarmung. »Schon gut, Liebelein« Dieser tat die offenkundige Geste des Abschieds ebenso mit einem Wink ab. »Wenn ihr wieder einmal Sehnsucht nach Schweden habt, seid ihr immer gern bei mir gesehen.« »Was machst du, wenn Kiruna irgendwann vollständig umgesiedelt ist?«, hakte die Hexe nach. »Na hierbleiben, meine Liebe. Was denn sonst?«, schnaubte Sören geschockt. »Irgendjemand muss doch die armen Seelen auf ihrer Irrreise begleiten, wenn sie wieder das Gleichgewicht der Natur stören wollen!« »Vielleicht solltet ihr eure Informations-

und Warnzauber ab und zu überprüfen und auf den neuesten Stand bringen«, riet Theodore und bedeutete Daphne, an seine Seite zu treten. Doch Sören Lundquist lachte nur. »Dann grüßt mir mal unsere lieben Nachbarn!«, sagte er und winkte den beiden ein letztes Mal, bevor sie vor seinen Augen verschwanden. »Na komm, Frode!« Mit jenen Worten trat der Mann die Heimreise an. ENDE

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Über den Autor

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Hey und Hallo :) ...,
seit ein paar Jahren schon schreibe ich die eine oder andere Geschichte. Meist handelt es sich dabei um Kurzgeschichten, doch einem längeren Werk bin ich nicht abgeneigt.
Zu meinen fav. Fandoms zählen:
»Harry Potter« »Die Chroniken der Unterwelt« »Die Tribute von Panem« »Twilight-Saga« »One Piece« ... und viele mehr.
Neuerdings führen mich meine Wege auch die Rubrik: ORIGINAL/Eigene Serie
Zu meinen Lieblingsautoren zählen: John Green, David Nicholls, Stephen King, Michael Gerber, Karen Marie Moning, Meg Cabot, Anne Rice, Joanne K. Rowling, Veronica Roth, Suzanne Collins, Cassandra Clare, Stephenie Meyer und Lara Adrian

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Ihr findet mich auf ebenso auf folgenden Seiten:
Animexx.de: » http://animexx.onlinewelten.com/mitglieder/steckbrief.php?id=126141
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