Ein Grusliger Tag
Sabine saß, wie eigentlich jedes Wochenende, alleine zu Hause. Ihr war irgendwie ein bisschen langweilig. Sie hatte die letzten Wochen und Monate jedes Wochenende so viel zu tun gehabt, dass sie, jetzt, wo sie ein Wochenende einmal nichts vor hatte, erst gar nicht so recht wusste, was sie mit ihrer Zeit anfangen sollte.
Und egal, was sie anfing, so richtig Lust hatte sie eigentlich auf nichts. Sie versuchte ein Bild zu malen, doch als sie sich ihr Werk ansah, fand sie es einfach nur schlecht und fürchterlich. Sie zerriss es, und versuchte es noch einmal, doch auch das neue Bild wurde nicht besser als das vorherige. Daher zerriss
sie auch dieses.
Sie versuchte, ein Buch zu lesen, doch sie schaffte es nicht, sich auf die Geschichte zu konzentrieren. Jedes Mal wenn sie 4 Seiten gelesen hatte, musste sie wieder 3 Seiten zurück blättern, weil sie den Faden völlig verloren hatte. Nein, so machte lesen keinen Spaß.
Sie schaltete ihren Fernseher ein, und zappte durch die Programme. Doch auch das war nicht das, was Sabine suchte. Sie hatte noch einen uralten Röhrenfernseher und weil so langsam alles auf digitalen Empfang umgestellt wurde, bekam sie nur noch 25 Sender rein. Und mit den meisten davon konnte sie nichts anfangen.
Da fiel ihr ein, dass sie ja noch einige DVDs
herumliegen hatte, die sie sich noch gar nicht angesehen hatte. Vielleicht würde das ihr Problem lösen?
Sie holte sich den Karton mit ihren DVDs und krabbelte fast hinein. So richtig Lust hatte sie auf keine der DVDs. Bis, ja bis sie am Boden auf eine DVD stieß, die nur ein rotes Cover hatte und es stand nichts darauf. Gar nichts. Kein Titel, keine Beschreibung des Films, nicht einmal eine sonst ja meist sehr deutlich erkennbare FSK Kennzeichnung war zu sehen.
Das weckte Sabines Neugier und sie legte sich die DVD in ihr DVD Fach am Computer, und erst wollte die DVD nicht so recht starten, doch nach einiger Zeit sah sie einen Vorspann und schon da war sie etwas erstaunt. Der Film
hatte eine sehr schlechte Qualität. Und das bei den heutigen technischen Möglichkeiten. Doch das war nicht das Einzige, was seltsam war. Sie glaubte, im Vorspann ihren Namen gesehen zu haben. Wie konnte das denn sein? Sie war sich sicher niemals in irgendeinem Film mitgewirkt zu haben, und weder sie, noch irgendjemand aus ihrem Freundes und Bekanntenkreis, hatte eine Kamera.
Als der Film anfing erschrak sie noch mehr. Denn die Wohnung, die im Film zu sehen war, ähnelte ihrer Wohnung. Selbst die auf dem Boden verstreuten Klamotten sahen genauso aus wie die, die bei Sabine in Wirklichkeit auf dem Boden lagen.
Da schien die Handlung anzufangen und nun
wusste sie endgültig, dass hier etwas nicht stimmte.
Diese Schauspielerin, die im Film die Wohnung betrat, das musste entweder sie selbst sein, oder sie hatte eine Zwillingsschwester, von der sie nichts wusste. Wie konnte das sein?
Das alles war so spannend, dass Sabine jetzt nicht mehr langweilig war. Sie schaute wie gebannt auf den Monitor. Allerdings fand sie es auch reichlich gruselig. Und als es auf einmal an der Tür klingelte, erschrak sie daher fast zu Tode.
Es war der Paketbote, der ihr ein kleines Paket in die Hand drückte. Sabine fragte sich, was da wohl drin sein könnte. Sie hatte schon lange an keinem Gewinnspiel mehr
teilgenommen und bestellt hatte sie sich auch schon lange nichts mehr. Dies hatte sie früher viel gemacht, inzwischen mochte sie es lieber wenn sie im Laden die Sachen, die sie kaufen wollte, auch anfassen konnte.
In dem Paket lagen eine Handpuppe und ein Brief. Sabine überlegte sich, wer ihr dieses Paket geschickt haben könnte, da kein Absender darauf stand. Sie hatte zwar mal beiläufig bei einer Geburtstagsparty, auf der sie eingeladen war, beiläufig erwähnt, dass sie sich eine Handpuppe wünschte, aber das hatte sie eigentlich mehr im Spaß gemeint, und außerdem war das schon mindestens zwei Jahre her. Ziemlich unwahrscheinlich, dass sich jemand noch an so etwas erinnerte. Obwohl… wenn sie sich so überlegte, welche
merkwürdigen abstrusen Zufälle es in manchen Filmen gab, warum sollte es so etwas dann nicht auch im realen Leben geben?
Sie nahm die Handpuppe heraus und sah sich sie genau an. Ein Pullover mit einem Piratenemblem vornedrauf, eine graue Hose und ein sehr freches Grinsen. Sie wusste noch nicht warum, aber sie taufte die Puppe Florian und sie mochte sie auf den ersten Blick.
Sabine öffnete nun den Brief und konnte nicht glauben was sie da las: „Ich bin Florian, Dein neuer Begleiter in allen Lebenslagen.“ War das nun Zufall? Oder wie konnte es sein, dass in dem Brief der Name der Puppe stand, den sie dieser doch gerade eben erst gegeben hatte?
Das Ganze wurde immer gruseliger und unverständlicher.
Sabine setzte sich wieder vor den Computer und schaute sich erstmal die DVD weiter an. Und sie sah, dass das, was da auf ihrem Computer lief, genau das war, was sie gestern und vorgestern getan hatte.
Hatte sie etwa jemand heimlich gefilmt? Und selbst wenn sie jemand heimlich gefilmt hatte, wie hätte derjenige es denn schaffen sollen, eine DVD in ihren DVD-Karton zu schmuggeln ohne bei ihr einzubrechen. Und Einbrüche hinterließen nun einmal Spuren. Aber hier gab es keine Spur.
Sabine wurde es jetzt zu gruselig, sie bekam richtige Angst. Schließlich wusste sie ja nicht,
ob derjenige der sich das alles ausgedacht hatte, ihr noch etwas anderes antun wollte.
Sie musste irgendetwas unternehmen. Sie packte die Handpuppe und den Brief zurück in den Karton und machte sich auf den Weg in das nächste Polizeirevier. Sie schilderte dort, was ihr passiert war, doch sie wurde nur ausgelacht. Die Polizisten erzählten, dass sie viel Unsinn hörten, aber dass das, was Sabine erzählte, aber allem die Krone aufsetzte.
Sabine versuchte verzweifelt, die Polizisten dazu zu bewegen, wenigstens einmal mit zu ihr zu kommen, aber sie hatte keine Chance. Die Polizisten lachten nur und tippten sich mit dem Finger an den Kopf. Spätestens jetzt wusste sie, hier würde sie niemals eine Hilfe
bekommen.
Da sie Durst bekommen hatte, ging sie noch in eine kleines Café in der Nähe ihrer Wohnung. Als sie dort ihre Handpuppe zeigte, war die Bedienung begeistert und Sabine unterhielt die Gäste mit einem kurzen spontanen Auftritt, obwohl sie so etwas vorher noch nie getan hatte.
Danach ging sie wieder nach Hause und sie überlegte sich, dass, wenn sie hier offensichtlich irgendwie gefilmt worden war, es ja irgendwo eine versteckte Kamera geben musste.
Sie startete noch einmal die DVD von Anfang an und stoppte sie dann, sobald sie ihre Wohnung erkennen konnte. Wenn sie sich das Bild jetzt genau ansah, dann müsste sie ja
eigentlich die Kamera finden können. Es war nicht ganz einfach.
Aber nachdem sie einige Zeit gesucht hatte, fand sie die kleine Kamera. Sie war nicht viel grösser als ein Stecknadelkopf und sie war in der Verzierung des Spiegelrahmens versteckt gewesen.
Jetzt musste sie nur noch herausfinden, wer diese Kamera in ihrer Wohnung installiert hatte und warum. Sie setzte sich auf ihre Couch und dachte nach. Eine wirkliche Idee hatte sie noch nicht. Das Einzige, was ihr einfiel war, dass es möglicherweise Frank gewesen sein konnte. Eben jener Frank, dem sie damals von ihrem Wunsch nach einer Handpuppe erzählt hatte. Frank war sowieso ein Technikfreak und, das konnte man als
weiteren Hinweis deuten, er war einige Zeit im Gefängnis gewesen wegen Einbruch.
Sie musste irgendwie diesen Frank finden und mit ihm reden. Sie hatte aber seit dieser Geburtstagsfeier nicht mehr mit Frank gesprochen und überlegte, ob sie wohl damals seine Adresse notiert hatte
Sie nahm sich ihren kleinen Kalender, in dem sie ihre ganzen Adressen von früher und von heute notiert hatte und ja, da stand sie noch, die Nummer von Frank.
Sie überlegte sich, ob Frank nach der langen Zeit dort wohl noch wohnen würde, aber sie beschloß, einfach bei ihm anzurufen. Mehr, als daß sich ein anderer Teilnehmer melden würde oder die Ansage kam, daß hier kein Anschluß mehr wäre, konnte ihr eigentlich
nicht passieren.
Leicht fiel ihr sowas nicht, sie hatte Probleme damit, einfach auf andere Leute zuzugehen und sie anzusprechen und dieser Anruf war für sie das Gleiche.
Doch es kam anders, nach kurzem Klingeln nahm jemand den Hörer ab und meldet sich. Als Sabine Franks Stimmte hörte, bekam sie daher fast einen Herzinfarkt, was sollte sie jetzt nur sagen? Das hatte sie sich irgendwie vorher nicht überlegt.
Sabine stammelte und stotterte und mit Mühe konnte Frank heraus, wer da am Telefon war und wann und wo sie sich mit ihm treffen wollte. Da er gerade Zeit hatte, beschloß er, sich mit Sabine zu treffen. Und so machte er sich, genau wie Sabine, eine Stunde später
auf den Weg in ein kleines Café.
In dem Café erkannte er Sabine sofort wieder. Sabine erzählte ihm von ihren seltsamen Erlebnissen und er tat erst einmal sehr erstaunt, so, als würde er es gar nicht glauben wollen. Sabine wunderte sich aber, warum Frank die ganze Zeit so merkwürdig grinste, während sie das alles erzählte. Sie selbst fand das alles andere als lustig, für sie war es vor allem gruselig.
Und erst nach dem dritten Kaffee, und dem dritten Stück Schwarzwälder Kirschtorte, löste Frank es auf und sagte Sabine, dass er das getan hatte und warum.
Er hatte sie schon immer sehr attraktiv gefunden, spätestens aber, nachdem sie ihm von ihrem Wunsch mit der Handpuppe erzählt hatte,
er hatte aber nie gewusst, wie er es anstellen sollte, dass sie engeren Kontakt miteinander bekämen. In dieser Zeit wurde er dann auch zu einer Haftstrafe verurteilt und überlegte dann fast 2 Jahre lang, was er machen könnte. Er hatte Sabine recht schnell in einem großen sozialen Netzwerken gefunden, in denen Sabine auch Mitglied war. Und da sie immer alles von sich postete, war es nicht schwer für ihn, herauszufinden, wo Sabine wohnte und wann sie zuhause war und wann nicht.
Als er das herausgefunden hatte, brach er bei Gelegenheit in Sabines Wohnung ein. Natürlich so, dass er keine Spuren hinterließ, er hatte ja genug Übrung Schnell hatte er die Kameras justiert und versteckt. Und die
Handpuppe war schnell gefunden und gekauft. Da sage Sabine: „So? Du warst das? Wieso stand aber in dem Brief dass das der Florian ist, und ich habe der Puppe kurz vorher den Namen Florian gegeben?“
Da sagte Frank: „Weil Du damals auf der Geburtstagsparty zu mir gesagt hast: Wenn ich eines Tages einmal eine Handpuppe habe werde ich sie Florian nennen“ daran konnte sich Sabine zwar nicht mehr erinnern. Vermutlich hatte ihr da ihr Unterbewusstsein auf die Sprünge geholfen.
Sabine war jetzt auch klar, dass Frank diese DVD gebrannt hatte, und da er wusste dass Sabine sehr neugierig war, war ihm klar, dass Sabine schon bald diese DVD einlegen würde. Er musste also nur noch warten.
Und so kam es dann ja auch. Und als Frank alles erzählte hatte, sagte Sabine nur noch zu Frank
„Wenn Du mich nochmal so erschreckst, dann bring ich Dich um“
Gott Sei Dank wusste Frank dass Sabine das nur im Spaß gesagt hatte, sie lachten gemeinsam
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute beide und lachen immer noch.
Die Autorin die diese Geschichte geschrieben hat, hofft dass die Leser dieser Geschichte auch noch lange leben und jetzt ein Lächeln im Gesicht haben ;)