Kurzgeschichte
Die Wahrheit über meinen Vater

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"Als Schauspieler war er einfach nur genial. Im Film, so wie im realen Leben. Sein wahres Ich..."
Veröffentlicht am 30. Januar 2018, 10 Seiten
Kategorie Kurzgeschichte
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Als Schauspieler war er einfach nur genial. Im Film, so wie im realen Leben. Sein wahres Ich...

Die Wahrheit über meinen Vater

Titel

Die Welt trauert um einen großen Star. Niemand weiß, wie er wirklich war. Die ersten zehn Jahre verlebten wir ziemlich harmonisch. Jedenfalls glaubte ich, das wir eine harmonische Familie sind. Die Wahrheit traf mich dann, wie ein Hammerschlag. Noch heute wache ich nachts auf; völlig verschwitzt und am ganzen Leib zitternd. Die Angst steckt immer noch tief in mir drin. In der Öffentlichkeit gab sich mein Vater als seriös, sympathisch und liebevollen Familienvater. Er war eben ein sehr guter Schauspieler. Die unzähligen Preise, die in seiner Vitrine verstauben, sind der

beste Beweis. Ich will meinen Vater nicht schlecht machen aber ich kann auch nicht stillschweigend zusehen, wie um einen Mann getrauert wird, der in Wahrheit ein ganz anderer war. Wenn ich nicht seine Tochter wäre und diesen Mann genau gekannt hätte, würde ich wahrscheinlich auch Rotz und Wasser um ihn heulen. Wie schon gesagt, kamen mir die ersten zehn Jahre sehr harmonisch vor. Eines Tages sah ich meine Mutter nackt im Schlafzimmer. Sie war gerade aus der Dusche gekommen und stand mit dem Rücken zu mir. Ich sah Striemen, die von den Schulterblättern bis zum Po verliefen. Als sie sich umdrehte,

erschrak sie und hielt sich unbeholfen ein Handtuch vor ihre Brust. Deutlich konnte ich die riesigen blauen Flecken sehen, die ihren Körper bedeckten. Meine Mutter erklärte mir, das sie gestürzt sei. Aber das glaubte ich ihr nicht. Ihre Augen hatten sie verraten. Mein erster Impuls war, zu meinem Vater zu rennen und ihm davon zu berichten. Aber noch bevor ich den Gedanken zu ende denken konnte, hielt mich meine Mutter davon ab. Sie hatte mich ganz fest in ihre Arme genommen und ich musste ihr versprechen, nichts meinem Vater zu sagen. Er durfte nicht wissen, was ich gesehen hatte. Als zehnjährige macht man Versprechen

und hält sich nur selten dran. Mein Vater sah mich erschrocken an, als ich ihm von dem erzählte, was ich gesehen hatte. Er versprach, mit ihr zu reden und herauszufinden, wer ihr das angetan hatte. In der Nacht wachte ich auf, weil ich ganz dringend aufs Klo musste. Leise schlich ich mich aus meinem Zimmer. Auf dem Weg zum Klo, musste ich am Schlafzimmer meiner Eltern vorbei. Neugierig, wie ich war, lauschte ich an der Tür. Ich hörte meine Mutter, wie sie weinte und immer wieder aufstöhnte. Auch wenn ich nur ein Kind war, erkannte ich, das es ein unterdrückter Schmerzensschrei

war. Ich lugte durchs Schlüsselloch und sah, wie mein Vater vor ihr stand und mit einem Gürtel auf sie einschlug. Aus meinen Augen traten Tränen, zwischen meinen Beinen floss der Urin. Erschrocken stand ich vor der Tür und ließ beides fließen. Ich war zu geschockt, um mich bewegen zu können und so erwischte mich mein Vater beim Spionieren. Mein Vater fackelte nicht lange. Kaum hatte er mich entdeckt, hagelte es auch schon Ohrfeigen und er drohte mir, sollte ich jemals jemanden davon erzählen. Mit elf lag ich zum ersten Mal im Krankenhaus, wegen Alkoholvergiftung.

Niemand fragte, warum ich mich betrunken hatte und woher meine Wunden kamen, die eindeutig zu sehen waren. Mein Vater gab sich als treusorgender Papa. Er hatte sogar geweint. Das war eines seiner Talente; auf Kommando weinen. Zwei Jahre später landete ich in einer Entzugsklinik. Angeblich hatte ich den Freitod meiner Mutter nicht verkraftet. In Wirklichkeit ertrug ich die psychische und physische Gewalt meines Vaters nicht. Die Spuren auf meinem Körper und dem meiner Mutter, sprachen Bände. Dennoch… All die Jahre habe ich versucht, die Wahrheit auszusprechen. Aber irgendwas

hielt mich davon ab. Ich glaube, es war die Angst vor meinem Vater, dem ich versprechen musste, das ich niemanden ein Wort davon sage. Jetzt, wo er tot ist, fällt es mir leicht, darüber zu reden und es ist sehr befreiend. Erst jetzt kann ich erfolgreich therapiert werden. Denn jetzt brauche ich keine Angst mehr vor ihm zu haben. Mir ist bewusst, das seine Fans die Wahrheit weder hören wollen, noch die Wahrheit glauben. Aber mein Vater war nicht der liebevolle, treusorgende Mann, für den er sich ausgab. Er war ein Sadist und ich hasse ihn. Als ich in der Entzugsklinik war, habe ich eine Frau kennengelernt, die mit ihm

eine Affäre hatte. Sie hatte mir ihren Körper gezeigt und mir von seinen sexuellen Vorlieben berichtet. Als er sie das erste Mal geschlagen hatte, wollte sie die Affäre sofort beenden. Aber er hatte sie in der Hand gehabt. Erst als er ihr überdrüssig wurde, durfte sie gehen. Ich bin jetzt sechsundzwanzig und blicke auf ein Leben voller Angst und Gewalt zurück. Hätte mir mein Vater nicht so eine Heidenangst eingejagt, wäre ich mit dem Geheimnis schon viel früher an die Öffentlichkeit gegangen. Seine Karriere wäre im Eimer gewesen. Mein Leben wäre ganz anders verlaufen. Das einzig Positive, das ich all dem abgewinnen kann, ist, das ich ein sehr

gutes finanzielles Polster habe. Damit stehen mir einige Türen offen. Ich werde studieren und ein Mitglied der Gesellschaft. Ein ganz normaler Mensch eben. Um nicht ständig mit meinem Vater in Verbindung gebracht zu werden, ändere ich meinen Namen. Als Vornamen nehme ich meinen Zweitnamen und lasse meinen ursprünglichen Rufnamen streichen. Mein Familienname, wird der Geburtsname meiner Mutter sein. Ich hoffe, das ich damit den Schatten meines Vaters los werde und ich ein ganz normales Leben führen kann.

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Superlehrling

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Lynny Eine starke Geschichte, die hinter die Kulissen schauen lässt. Sehr gut geschrieben. Ein intensives Thema, dass du angepackt hast. Vielleicht interessiert dich deshalb auch mein Buch
,, Regentropfen", auch dort geht es um ein brisantes Thema.
Zum Schreibstil kann ich Kornblume nur zustimmen. Super!
Herzliche Grüße,
Lynny
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Eine wirklich gut geschriebene und gut formulierte Geschichte,die hoffentlich nur Deinem Kopf entsprungen ist.
Dein Schreibstil hat sich positiv verändert.
Grüße schickt die Kornblume,die jetzt wieder öfter bei Dir reinlesen will.
Vor langer Zeit - Antworten
Superlehrling Danke für die positiven Rückmeldungen.
Ich war in der VHS und ich lasse mir mehr Zeit beim formulieren von Worten und Sätzen.
Vor langer Zeit - Antworten
Kornblume Gut so .Mach doch mal mit bei Challenge 24(Siehe hier unter Projekte.kannst Dich zum Mitmachen schon eintragen).Die ausfühlichen Kommentare helfen mir z.B. beim Weiterkommen.
Lg Grüße schickt die Kornblume
Vor langer Zeit - Antworten
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