Beschreibung
Wie wir den Westen ins Wohnzimmer holten
Die Brettantenne Wer kann sich noch an die Zeit erinnern? Es muss in den 60ern gewesen sein. Aktionsgruppen der FDJ zogen durch die Straßen, schauten auf die Dächer und wo sich eine Antenne in Richtung „Ochsenkopf“ zeigte, ging man aufs Dach und sägte sie ab…Wir hatten dann auch einen Fernseher. Wir hatten nur ein Ostprogramm und nur in Schwarz/Weiß.Unser Vater war Parteisekretär. Da durfte er kein Westfernsehen sehen. Außerdem musste er montags den „Schwarzen Kanal“ gesehen haben.Irgendwann hatte er den wilden Entschluss gefasst, auch mal mutig zu sein und auf die andere Seite zu schauen.Da half nur die „Brettantenne“. Es war ohnehin schwer ein Brett zu bekommen. Uns half eine alte Gardinenleiste. Darauf wurde Antennelitze genagelt und dann folgte der schwerste Akt.Weil das Brett unter das Dach musste, damit es keiner sah, musste es minutiös ausgerichtet werden. Einer von uns stand also auf dem Boden, das Brett in der Hand, einer auf dem Treppenabsatz und Vatern in der Wohnstube. Dann brüllten wir von Mann zu Mann, welchen Erfolg eine Drehung hatte.So bekamen wir echten Westempfang ohne eine Antenne, die ihren Besitzer verrät.Das Bild war grottenschlecht – aber es kam – das Bild vom „Ochsenkopf“. Korr. 2009-01-06