Melancholie
Bin ich nur der Schatten in einem Kegel aus weißem Eis?
Frierend und sitzend unter der Spitze, die von Zeit zu Zeit einen Tropfen Wasser auf mich hernieder fallen lässt, der meinen Leib durchnässt und mich dazu zwingt, weiter kauernd in mich selbst versunken die Wärme meines Herzens zu suchen.
Bin ich der kühle Nebel über dem See?
Schwebt leicht dahin, wie ein Schleier
bewegt vom Wind, abgerissen und weit fort getragen in die einsame Öde der Straßenecken und liegen bleibend im Dreck.
Bin ich der Schmerz?
Fest gekrallt im Fleische der Seele, gierig nach dem Blute des qualvollen Seins, bekämpfend mit einer Waffe, die da heißt Vergangenheit, Verlust.
Bin ich die Sehnsucht?
Gefangen und in schwere Ketten gelegt, vom Schicksal, welches mir keine Freude im Leben gönnt und mich nackt ohne
Liebe, ohne Geborgenheit im Schneesturm der Wut zurück lässt, hoffend auf baldige Erlösung und Zuneigung.
Bin ich das Gewissen?
Das den Körper voran treibt, Ziele zu erforschen, deren Wege blockiert sind mit Felsen aus Gewalt, Hass, Neid, Gier und Intrigen, geschmiedet vom Teufel der Ungerechtigkeit, dessen Flammen so heiß, mir die Glieder verbrennen.
Bin ich die Einsamkeit?
Stille die mich völlig in sich einhüllt,
die mich fast in den Wahnsinn treibt und anfängt mich langsam bei lebendigem Leib zu fressen, Schreie im Herzen.
Bin ich die Melancholie?
Deprimiertheit, leer im Kopf und ignorierend meiner Bedürfnisse, gehe ich immer weiter geradeaus, durch einen weiten dunklen Tunnel, der mich am Ende nicht auf das gewünschte Licht, von Fern vielleicht schon sichtbar erahnen lassen will.
Stumm sitze ich unter dem Kegel, bekümmert und verendend, gefangen.
Bildmaterial und Text
© Gebeine 2018