Schreibparty 66 -Jurybeitrag
Gewählter Song: Tanz mit mir - FAUN + Santiano
Titelbild: Pixabay
Vorgabeworte:
Glas, Leben, Spiegel
Schnabel, Liebste, Zettel
Freund, Morgenrot, Schatten
Tanz, küsst, Wein
Mit einem selbstgefälligen Lächeln, über den Triumph, den sie vollbracht hatte, trat sie nun vor ihren Spiegel und fragte:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?"
Und endlich antwortete er:
"Frau Königin, Ihr seid die Schönste im Land."
Diesmal würde niemand ihre Rivalin wiedererwecken können. Das Mädchen war tot und sie selbst am Leben, als Schönste im Land. Sie schenkte sich etwas Wein in ihr Glas und prostete ihrem Freund dem Spiegel zu. Zufrieden tanzte sie durch ihr Schloss, wie es ihr liebster Zeitvertreib war, und war voller Güte und Freundlichkeit gegenüber jedem, der ihr begegnete.
Jedoch war ihre Zufriedenheit nicht von Dauer. Denn eines schönen Morgens brachte eine Taube eine Nachricht in ihrem Schnabel. Kein einfacher Zettel, eine prunkvolle Einladung war es gewesen: eine Hochzeit. Der Königssohn aus dem Nachbarreich hatte eine Braut gefunden, und schon bald solle die Vermählung stattfinden.
An jenem Tag, trat sie in ihren prachtvollsten Kleidern vor den Spiegel und sprach:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?"
Der Spiegel antwortete:
"Frau Königin Ihr seid die Schönste hier, aber die junge Braut des Königssohns ist tausendmal schöner als Ihr."
Ihr war, als legte sich ein Schatten über ihr
Herz. Wie konnte es sein, dass es plötzlich, wieder eine Frau gab, die schöner sein sollte, als sie selbst? Sofort entdeckte sie in ihrem Spiegelbild Ringe unter ihren Augen und Falten in ihrem Gesicht.
Sie rief die Zofen, die ihre Zaubertinkturen bringen sollten - jene, die die Haut jung und schön hielten. Die Damen jedoch schüttelten den Kopf, denn die Haut der Königin war glatt und schön, wie eh und je. Einzig die Königin sah, was nicht da war. Sie cremte und bepinselte sich ihr Gesicht mit ihren Mitteln, bis SIE keinen Makel mehr darin sehen konnte. Und nun wollte sie zu der Hochzeit gehen, sehen welche Frau nun wieder schöner sein sollte, als sie selbst. Zur Sicherheit nahm sie als Hochzeitsgeschenk
einen vergifteten Apfel mit - das hatte sich schließlich bewährt. Und wenn auch diese Schönheit aus dem Weg geschafft war, konnte sie endlich wieder voll Freude tanzen.
Fröhliche Musik von Flöte und Laute drang an ihr Ohr, noch ehe sie den Ballsaal betrat. Es wurde gesungen und gelacht. Die Mägde schenkten einigen Herren Wein ein und liebäugelten mit ihnen, eine wild-fröhliche Nacht erwartend. Andere Gäste der Festgesellschaft befand sich mitten in einem Tanz, der nun durch das Eintreten der Königin des Nachbarreiches unterbrochen wurde.
Ein jeder, der sie betrachtete, tat dies mit geöffnetem Mund. Denn von der wohlbekannten Schönheit der
Nachbarskönigin war nichts mehr zu sehen. In ihren Wahnvorstellungen von ihrer eigenen Hässlichkeit, hatte sie in ihrem Gesicht eine Maske erschaffen von zu viel Wangen- und Lippenrot, die mehr dem Teufel, als einem Engel ähnelte.
Der Königssohn küsste seine Liebste, ehe er sich aufmachte, den neuen Gast persönlich zu begrüßen. Sogleich erkannte die Königin in der Braut des jungen Prinzen das Schneewittchen. Ihr war, als sähe sie einen Geist und blieb reglos vor Schreck stehen.
Ein Diener brachte mit Zangen ein paar einserne Pantoffeln, die zuvor über Kohlefeuer gestellt worden waren. Er stellte dies Schuhwerk, das glühte, wie das
Morgenrot, vor sie hin.
"Man spiele die fröhlichste Melodie. Und ihr werte Stief-Schwiegermutter, tanzt mit mir. Ich hörte, ihr liebt es, zu tanzen." Der Königssohn reichte ihr seine Hand, die sie zögerlich nahm.
"Madam, in diesen Schuhen bitte." Er deutete auf die rotglühenden Pantoffeln.
Angst und Qual war ihr, und als sie in die Schuhe trat, war der Schmerz unsäglich. Doch der junge Königsohn tanzte mit ihr, bis sie leblos zu Boden sank.