Hier sitze ich nun … in irgendeinem Café an einem unbekannten Ort in der Innenstadt. Ich hänge meinen Gedanken nach, und ich sehe die Menschen, welche vorübergehen, blicke in ihre Gesichter. Und dann wird mir klar... hinter jedem dieser Gesichter steckt eine Geschichte.
Einige wenige nehmen für einen Moment der Ruhe hier im Café in meiner Nähe Platz.
Andere stehen auch schon wieder auf, um weiter zu eilen, vielleicht um ihre Besorgungen zu erledigen.
Und ich fange an die Fremden. die Menschen um mich herum zu beobachten.
Heimlich versuche ich, sie und ihre Eigenheiten zu entdecken.
Zum Beispiel, dort die alte Dame... ihr Leben hinliess seine Spuren und sie wirkt auf den ersten Blick schon ein wenig unsicher.
Doch schaut man dann genauer hin - in ihren Augen blitzt es. Ja, sie thront geradezu auf ihrem Stuhl, was sicherlich auch daran liegt, das sie auf zwei Kissen statt einem sitzt. Ihr weißes Haar trägt sie wie ein Krone und die ganze Gestalt strahlt Würde und Stolz aus.
Sorgfältig, fast kleinlich, isst sie zuerst die Sahne von ihrem Apfelkuchen, wie ein Kostbarkeit.
Und dann läßt sie diese mit einem genüsslichen Lächeln im Mund zerschmelzen.Doch dann plötzlich fängt sie plötzlich an zu nörgeln, wie ein Kind, dass der Kuchen so trocken sei und früher alles besser geschmeckt hat.
Nun lächeln die Leute um sie herum.
Und was tut die Kellnerin, die sie herangerufen hat ? Sie geht hinter die kuchenbeladene Theke des Cafes und kommt... mit einer kleinen Schüssel voll Extra-Sahne wieder. Und die alte Dame ist glücklich und strahlt.
Und dann sitzt dort, ein paar Tische weiter, ein junger Mann. Mit hochrotem Kopf starrt er auf die Tischdecke vor sich, denn ein hübsches junges Mädchen hat sich gerade zu ihm an den Tisch gesetzt. Er wagt es nicht, in ihre Augen zu sehen und ist mit diesem Frosch im Hals nicht fähig, etwas zu ihr zu sagen. Wenn er sich doch ein Ruck geben könnte, bevor sie wieder aufsteht und in der Anonymität der Menge verschwindet.
Vielleicht ist es dieser Augenblick...der sein ganzes Leben verändern könnte.
Vielleicht geht es dem Mädchen genauso wie ihm. "Los, ihr beiden", denke ich.
Die Kellnerin, sie steht wieder dort in der Ecke und beachtet die Tische bzw. die Gäste des Cafes. Vielleicht steht ja jemand auf - möchte jemand noch etwas - gibt es etwas abzuräumen?
Diese Geschwätzigkeit und Hektik!. Und doch liegt eine seltsame packende Ruhe im Fluidum dieses Ortes. Diese Mischung findet man nicht oft in dieser Zeit. Sie, diese Stimmung, die sich so unvergleichbar im Gedächtnis festhaftet und die zum Nachdenken anregt.
Diese Aura genieße ich an diesem Nachmittag.
Noch lange sitze ich dort, entdecke neue Eigenheiten, beobachte neue Begebenheiten.
Wäre es nicht schön, wenn das Leben in solch einer Atmosphäre stattfinden würde.
Aber...bedenkt dabei...nicht nur den Anderen beim Leben zuschauen...auch selber leben !
„Taumeln, aber nicht fallen.. als Zweck des Vergessens.. das beruhigende Gefühl, das alles seinen Ursprung hat."
Bemerkung:
In meiner Heimatstadt...Uni- und Fahrradstadt...gibt es viele dieser Orte zum Verweilen und zum "Abschalten"... nicht nur Cafés. Da ist es bzw. war es naheliegend, von solchem Moment an einem dieser Orte zu schreiben.