Martin war nicht nur der Nachbar von Claudia, sondern auch ein guter Freund; wenn nicht gar der Beste. Mehrmals in der Woche kam er auf einen Schwatz zu ihr, oder sie ging zu ihm rüber. Beide waren Single und auf der Suche nach dem richtigen Partner, beziehungsweise der richtigen Partnerin. Claudia stellte Ansprüche. Der Mann musste etwa in ihrem Alter sein, ein Stück größer, als sie, gepflegt, treu, gutaussehend und er musste einen Job haben, von dem er leben konnte. Sie wollte niemanden an ihrer Seite, der ihr auf der Tasche lag. Martin hatte im Laufe der Jahre seine
Ansprüche immer tiefer gestellt. Ihm reichte Treue vollkommen aus. Manchmal verzichtete er sogar selbst darauf. Hauptsache er hatte eine Frau neben sich. Er fand sich selbst nicht besonders attraktiv. Obendrein war er sehr schüchtern, weswegen er sich schwer tat, Frauen anzusprechen. Und wenn er es einmal geschafft hatte, fing er sich auf der Stelle eine Abfuhr ein. Martin und Claudia hatten gegenseitiges vertrauen und daher auch den Zweitschlüssel des Anderen. Wenn der Eine den anderen besuchen kam, klopfte derjenige viermal leicht an die Tür. Erst dann benutzte er, beziehungsweise sie, den Schlüssel. Das Klopfzeichen diente
einfach nur dazu, damit der Andere sich nicht erschrak, wenn er/sie plötzlich in der Tür stand. Und sollte einer mal für sich allein bleiben wollen, oder anderweitig besuchen haben, steckte, als Zeichen, eine rote Pinnnadel in der rechten oberen Ecke der Wohnungstür. Claudia hörte seinen Schlüssel in ihrem Schloss, als sie gerade aus dem Bad kam. Im letzten Moment, bevor die Tür aufging, ging sie zurück ins Bad und wickelte sich ein Handtuch um ihren noch nassen Körper. „Oh, entschuldige bitte. Komme ich gerade ungelegen?“ Obwohl sie schon die fünfzig erreicht hatte, sah sie noch sehr sexy aus. Wenn
Martin es nicht gewusst hätte, würde er sie auf Mitte dreißig schätzen. Er selbst war erst ende zwanzig, sah aber zehn Jahre älter aus. „Nein, du störst nicht. Komm rein und mach es dir gemütlich. - Ich war eingeschlafen. Nur für einen winzigen Moment hatte ich meine Augen geschlossen und plötzlich war ich im Reich der Träume. Über eine Stunde habe ich geschnarcht.“ „Hätte ich das gewusst, wäre ich viel früher rübergekommen und hätte dir, in der Wanne, Gesellschaft geleistet.“, grinste er. „Hättest du gern. Aber du kannst was anderes für mich tun. Zuerst fülle zwei
Gläser. Was genau hast du uns überhaupt mitgebracht?“ „Einen Roten. Lieblich. Habe ich heute geschenkt bekommen. Frage mich nicht warum.“ „So, und jetzt“, sagte sie, nachdem er eingeschenkt hatte, „darfst du meine Rückfront einölen.“ Claudia legte sich bäuchlings auf die Couch. Erst dann lockerte sie ihr Handtuch und zog es runter, bis kurz über den Po. Martin betrachtete ein paar Sekunden ihren Rücken, bevor er Babyöl darauf verteilte und es dann sanft einmassierte. Als er so neben ihr saß und ihren Rücken massierte, kamen ihm sexuelle
Gedanken. Er stellte sich vor, wie sie sich auf den Rücken dreht, seine Hände nimmt und sie auf ihre Brüste legt. Weiter stellte er sich vor, wie das Handtuch ganz von ihrem Körper fällt und sie in voller Pracht vor ihm liegt. Ihre Lippen nähern sich, treffen sich; Zungenspiel. Er streichelt ihren schlanken Körper... Doch so, wie sie wusste, das er sie begehrte, so wusste er, das er viel zu jung für sie war und daher keine Chance bei ihr hatte. Claudia würde sich auch nie auf einen One-Night-Stand einlassen. Das hatte sie ihm bei einem ihrer Gespräche gesagt. Und so blieb ihm nichts anderes übrig, als seine Erektion zu ignorieren und zu versuchen,
auf andere Gedanken zu kommen. „Danke, für die Massage. Die war einfach ein Traum. Sei mir bitte nicht böse,“, sagte sie, während sie aufstand, „wenn ich dich jetzt bitte zu gehen. Ich möchte die Bettschwere ausnutzen.“ „Dann trinke ich eben den Wein alleine aus. Bei mir. Dafür schuldest du mir eine Massage. Einverstanden?“ „Gleich morgen. Versprochen.“, schwor sie. Dabei rutschte ihr das Handtuch runter und Martin konnte sie so sehen, wie er sie schon immer sehen wollte; vollkommen nackt. „Mach dir keine falsche Hoffnung, mein Kleiner.“, sagte sie ernst, hob ihr Handtuch auf und hielt es grob an
sich. „Ich nehme deinen lüsternen Blick als Kompliment. Und jetzt ab Marsch, sonst nehme ich mein Versprechen zurück.“ Ihr Ton klang nun nicht mehr ernst. Martin hörte heraus und sah es auch ihrem Gesicht an, das sie sich geschmeichelt fühlte. Schließlich war sie nicht mehr die Jüngste. Die meisten Frauen ihres Alters, die sie persönlich kannte, hatten entweder gar keine Figur mehr oder sahen einfach nur alt aus. Daher verstand sie deren Ehemänner. Denn ihr würde auch die Lust vergehen, wenn sie so was neben sich im Bett liegen hätte. Jemand, der sich einfach gehen lässt und nichts aus sich macht.
Weder auf ein gepflegtes Äußeres achtet, noch auf gesunde Ernährung. Claudia hatte nichts gegen ein Glas Wein einzuwenden, oder ein Stück Sahnetorte. Sie selbst konnte den Versuchungen auch nicht widerstehen. Doch wusste sie maßvoll zu genießen. Das sah man ihr auch an. Deswegen konnte sie auch Ansprüche stellen. Martin hielt es nicht aus. Kaum war er in seiner Wohnung und hatte die Tür hinter sich geschlossen, nahm er seinen erregten Freund in die Hand und massierte ihn kräftig. Er stellte sich vor, wie Claudia vor ihm kniete und ihn oral befriedigte. Nur Sekunden brauchte er, um zu kommen. Danach setzte er sich vor
den Fernseher und trank seinen Wein.
Claudia lag nackt unter ihrer Decke und dachte darüber nach, Martin eine Chance zu geben.