VORWORT
Die Geschichte darf gerne weiterverwendet werden wenn
1) Kein Geld damit verdient wird
2) Der Name der Autorin bei jeder Veröffentlichung DEUTLICH genannt wird (Susanne Weinsanto aka JeanneDarc)
3) Ich bei weitergehenden Verwendungswünschen VORHER gefragt werde.
Das Bild stammt von Pixabay und darf laut dortiger Lizenzinfo frei für kommerzielle und
nicht kommerzielle Projekte verwendet werden.!
KreativE Parasiten
Susanne wollte jeden Tag noch mehr kreatives tun als am Tag zuvor. Einst hatte es damit angefangen, dass sie hin und wieder eine Geschichte schrieb, die sie jedoch nicht veröffentlichte. Susanne fragte sich wieso ihr das Geschichen schreiben nicht reichte um, wie sie selbst sagte, ihre kreative Seite auszuleben. Egal wie sehr sie dar-über nachdachte, sie kam nicht dahinter. Sie wusste nur, sie musste mehr tun. Im Lau-fe der Jahre kam es dann dazu, dass Susanne nicht mehr nur Geschichten schrieb, nein, sie spielte auch noch Keyboard, sammelte Handpuppen, mit denen sie täglich das
Bauchreden übte, und sie spielte in einem Theater mit und hoffte bald auch eine Rolle in einem Film zu bekommen.
Susanne wunderte sich, wo sie die Zeit für diese vielen Dinge fand, aber irgendwie klappte es. Sie kündigte auf ihrer Arbeitsstelle, besorgte sich Farben und eine Staffe-lei, sowie eine Tuba, ein Schlagzeug, eine Blockflöte, eine Gitarre und nahm auch noch Gesangsunterricht.
Jetzt war Susanne wirklich am Anschlag mit der Zeit. Das seltsame war allerdings, wenn es nach ihr gegangen wäre, dann hätte sie noch mehr kreative Arbeiten sich überlegt. Mittlerweile war sie schon ganz abgemagert
und ihre wenigen Freunde, die sie noch hatte bezeichneten sie nur als Skelett. Sie zog sich immer weiter zurück, denn ausser dem kreativen Arbeiten interessierte sie nichts mehr, weder schlafen, noch essen, noch mit Freunden treffen.
Susanne merkte es nicht, aber die kleinen Wesen, die es sich schon vor vielen Monaten in ihr gemütlich gemacht hatten freuten sich. Diese kleinen Wesen lebten von den kreativen Gedanken der Menschen. Jedes Mal wenn ein Mensch kreativ arbeitete, begannen diese im Kopf des Menschen jede gespielte Note auf einem Instrument, jeden Pinselstrich auf einem Gemälde und jeden Buchstaben einer geschriebenen Geschichte so zu geniessen
wie ein Mensch der gerade ein Schnitzel isst. Für diese Wesen war jeder kreative Gedanke eines Menschen Nahrung.
Das Problem war nur, je mehr diese Wesen kreatives speisten, um so hungriger wurden sie. Rücksicht auf die Menschen nahmen sie dabei nicht. So mancher Mensch landete wegen diesen kleinen fiesen Parasiten in der Psychiatrie. Selbst wenn die Menschen rosa Elefanten oder blau-weiss gestreifte Mäuse sahen, liessen diese Parasiten die Menschen nicht in Ruhe. Meistens dachten die Menschen, dass diese Wesen die sie sahen auch aus ihren kreativen Gedanken entstehen würden. In Wirklichkeit wurde das alles jedoch durch Parasiten im menschlichen Kopf
hervorgerufen.
Eines Tages, mittlerweile war das gesellschaftliche Leben der Menschen fast zusamengebrochen. Überall in den Strassen stapelte sich der Müll meterhoch, weil die Müllmänner lieber kreativ arbeiteten, statt ihrer eigentlichen Arbeit nachzugehen. Bei den Bäckern gab es, wenn es überhaupt noch etwas zu kaufen gab, nur seltsame Gebilde. Es wurden immer weniger Menschen, die arbeiteten. Kevin war anders als die anderen kreativen Wesen, die in den Köpfen der Menschen hausten. Kevin wollte frei und unabhängig sein. Kevin war sich sicher, ausserhalb der Köpfe der Menschen gab es noch eine andere Welt. Diese Welt wolle er
unbedingt kennenlernen.
Eines Nachts, als seine Eltern schliefen, machte er sich auf und davon. Er krabbelte durch die Gehirnwindungen von Susanne von der er bisher immer seine Nahrung hatte. Dank der vielen kreativen Tätigkeiten war Kevin auch sehr wohlgenährt.. Bald schon sah er, wenn auch in etwas weitere Entfernung einen hellen Punkt. War das etwa Licht? war dass das Licht, von dem die anderen kreativen Viecher immer sprachen, wenn sie manchmal dem Tod näher waren als dem Leben?
Kevin krabbelte vorsichtig in Richtung des Lichts, schliesslich wusste er nicht, was ihn da erwartete, doch seine Neugier war wesentlich
stärker als seine Angst. Er musste einfach wissen, was das führ ein Licht war und ob hinter dem Licht vielleicht das Paradies liegen würde, in dem er alle seine verstorbenen Verwandten wieder treffen würde.. Als er das Licht erreicht hatte, musste er sich die Augen zu halten. Da er die ganze Zeit nur in der Dunkelheit der Gehirnwindungen der Menschen gelebt hatte, war das Tageslicht für ihn so grell, dass er es kaum ertragen konnte.
Als er sich die Augen zuhielt, geriet er irgendwie ins Schleudern und verlor das Gleichgewicht. Er landete auf irgendetwas, das einen Klang von sich gab. Und da kamen wurstartige Gegenstände, die in schneller Folge immer wieder rechts und links neben
ihm eine Taste drückten (soviel konnte er gerade noch erkennen) und jedesmal gab es einen anderen Ton und es schleuderte ihn immer ein Stück weiter nach oben. Nach und nach wurde ihm klar, dass er auf der Tastatur eines Keyboards gelandet war, an dem ein Mensch gerade spielte. Mit dem nächsten Ton wurde er so hoch geschleudert, dass er direkt ins Blickfeld des Menschen geriet, der da gerade spielte. Er wusste nicht viel von der Menschenwelt. Auf einmal hörte er diesen Menschen sagen:
„Ja, wer bist denn Du?“
Und Kevin antwortete:
„Ich bin Deine Kreativität“
Der Mensch lachte und sagte:
„Schon klar, und ich bin nicht Susanne,
sondern die Kaiserin von China...so einen Unsinn hab ich ja noch nie gehört, meine Kreativität kommt doch aus mir selbst“
Kevin antwortete:
„Ja, das stimmt, und wir sind eben ein Teil von Deinem selbst,“
Lange unterhielten sich die beiden noch über die Kreativität und das Leben der Menschen. Kevin lernte, dass der Mensch auch Zeiten brauchte, in denen er nicht kreativ tätig war und dasss das auch für Susanne galt, aus der er gerade heausgekrabbelt war.
Susanne wiederum lernte, dass sie ohne diese kreativen Tiere in seinem Kopf niemals kreativ sein könnte.