Die traurige Lokomotive Alma
Eine kleine Kurzgeschichte von
Simon Käßheimer
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Einsam und traurig stand sie da, mit ihren großen gelben Scheinwerfern, auf Gleis 12b. Das Abstellgleis. Alma die alte Lokomotive war inzwischen ausrangiert. Geparkt auf dem Abstellgleis 2 - 12b. Viel hatte sie unternommen, viel gezogen, viel gesehen. Nun durfte sie nur noch stehen. Sie schaute den Rangierzügen bei der Arbeit zu. Die schnellen Schnellzüge und Interregionalzüge sausten in affenzahn an ihr und dem großen Bahnhof von Benio vorbei. ,,Hach“, dachte sie. Einmal wieder Fahrt aufnehmen - Gas geben und den Tender auf volle Kraft heizen. Das
wäre schön. So wie früher. Lokomotiven müsst ihr wissen haben keine große Erinnerungsgabe. Sie haben einen schnellen Reflex und gute Reaktion, aber das nutzt ihnen nichts. Oder zumindest nicht so das es irgend wem ernsthaft auffiele was sie tun. Sie balancieren gänzlich auf dem Gleis. Jedes Mal. Das Wunder der Schienenfahrt beherrschen nur sie in Perfektion. Ein Wunder das kleingeredet wird.
Was ich aber eigentlich sagen wollte ist: ,,Lokomotiven wie Alma, haben einen großen Tender, einen großen Abzug und vor allem ein großes Herz. Für die Bewegung aller Dinge im Leben sind sie geschaffen und das wird ihnen gar nicht
angesehen oder irgendwie angerechnet. Dabei lieben sie Kinder und mögen die Menschen. So ist es umso schwerer nun für Alma hier geparkt zu sein. Einsam, Ungenutzt und Stillstehend. Es ist eben einfach anders, jeden Tag im Einsatz zu sein, oder eben nicht.
Sie ist sicher eine rüstige Rentnerin schon unter den Loks aber das wäre doch nicht so schlimm wie ich finde und das fand ihr Lokomotivführer Joke auch. So stellte er sie vor vollendete Tatsachen eines Tages als er eines Tages wärend seiner inzwischen selbst begonnenen Rentenzeit in ihr Führerhaus stieg. Sie wusste nicht wie ihr geschieht. Plötzlich wurde sie geheizt. Der eiskalte Kessel
wurde warm und wärmer und Alma im wahrsten Sinne warm ums Herz. Das Herz einer jeden Lokomotive ist schließlich ihr Ofen. Dieser wurde nun befüllt von Joke und angeheizt. Dann dampften sie, Joke rief: ,,Los“. Joke rauchte seine Pfeife und Alma dampfte. Oh war das schön, das war wir früher. Einer Schaufelte und zog an der Pfeife sowie an der Glocke und eine dampfte dahin; das war Alma. Der andere freute sich über die Fahrt.
Faszinierend wie das doch noch ging. Zwar nur einige Meter aus dem Bahnhof heraus und etwas darüber hinweg. Doch es war alles einfach wunderbar für Alma. Dann fuhren sie wieder zurück. Joke
parkte sie wieder, fuhr ihr über die eiserne Türe und dachte an früher. ,,Es war eine gute Zeit Alma“, raunte er ihr zu. Alma verstand. Er war nur wegen ihr gekommen. ,,Nun war sie wieder froh, froh eine Lokomotive zu sein, zwar außer Dienst. Aber was machte das. Joke ihr Lokomotivführer hatte sie nicht vergessen. Ihr tun, ihr Glück, ihr Leben. All das war etwas Wert für ihn. Und nun wieder mehr denn je. Für beide. Es war gut so. So schließe ich diese kurze Geschichte. Alma wurden nun öfter wieder gefahren. Joke sorgte dafür, er hatte schließlich Zeit. Zeit für sich und Alma.
So dampfen sie vielleicht noch im Heute.
Ich hoffe es. Es ist nun schon etwas her.
Der Stationsvorsteher von Benio