Vorwort
Ein Vorwort zu einem Gedicht. Na toll! Braucht man sowas? Vielleicht nicht wirklich. Aber ich möchte doch kurz ein Wort über das Gedicht verlieren. Denn streng genommen ist es kein Gedicht. Es ist ein Poetry Slam. Und das schwierige bei Poetry Slam ist, dass es nicht so leicht zu Papier zu bringen ist, dass man es lesen kann. Manche Betonungen sind speziell und sind oft nur dem Autor selbst bekannt. Also mir. Deshalb hoffe ich, bald eine Vertonung einzubauen. Wann diese kommt, kann ich noch nicht sagen. Solange musst du, lieber Leser
mit dem Geschriebenen leben.
Es weihnachtet bald
Max, 23, männlich. Keine Kinder, aber dafür Freundin, Eltern und Geschwister. Stresslevel: hoch, denn er ahnt das Geflüster, welches jedes Jahr seine Gedanken durchseucht. Schon seit September sieht er täglich Nikoläuse, keine Echten, sondern mit Schokogehäuse. Dazu Christstollen und Punsch. Spekulatius nach Wunsch. Lebkuchen und Glühwein. Gebrannte Mandeln hauen auch rein. Vergiss nicht den Bratapfel, wozu die Vitaminkapsel? Und Breedle aller Arten, Lasst die Diäten gleich starten!
Überforderung! Alarmstufe rot!
Reanimation, sonst folgt noch der Tod! Max meidet die Supermärkte um dem Trubel zu entrinnen, will mit dem besinnlichen beginnen und landet auf dem ersten Weihnachtsmarkt. Da riecht es doch immer so gut. Und da kommt weihnachtliche Stimmung auf. Der Blick schweift umher, dann überkommt ihn die Wut obwohl er äußerlich ruht. Enges Gedränge, stillschweigende Menge, die sich in all ihrer Länge in die Zwänge der Massen verliert. Lautes Getöse, von entarteter Größe und Max steht in erhabener Pose, wie Mose am Berg Sinai.
Überforderung! Nächster Versuch. Vielleicht mit wohlklingenden Tönen von gottgleichen Söhnen und Töchtern.
Frohlokend schaltet Max das Radio an um verzaubernde Texte zu hören. Nur was seine Ohren vernehmen, kann ihn nur verstören. Last Christmas zum hundertsten Mal. Für die Menschheit eine einzige Qual. Doch bleibt ihm keinerlei Wahl, da muss er durch. Der Max. Denn sein Kopf alarmiert ihn mit unbändiger Wucht. Max sprintet, wie auf der Flucht ins nächste Kaufhaus. Menschen im Kaufrausch der alljährlichen Weihnachtszeit. Muss noch Geschenke kaufen und die Uhr tickt. Tick – tack – tick – tack.
Das wiederkehrende Leid, so macht euch bereit: Es Weihnachtet
bald.
Doch wo ist der Sinn? Wo ist der Ursprung? Überforderung!
Also noch mal alles auf Anfang, mit kleinen Schritten nach vorne blicken. Denn nur all zu leicht vergessen wir warum wir das Fest feiern. Das Fest der Liebe und der Familie. Das Fest mit dem Baum und der ganze Raum ist geschmückt, als hätte jemand den Urgrund verrückt. Wars nicht vor 2000 Jahrn? Als Jesus zu uns auf die Erde kam? Die Geburt eines Kindes in Windeln gewickelt, schreiend und
stinkend im letzten Loch der Weltgeschichte. Bethlehem. Dort wo ihn kein Mensch erwartet, ja dort startet die Geschichte des Christentums. Ein Kind. Klein. Schwach. Menschlich. Und das ist dein Plan Gott? Ernsthaft? Doch unsre Situation ist zu brenzlig. Jesus, das Kind, er selbst ist Gottes Sohn. Gott selbst, der Allmächtige, auf erhobenem Thron, der sich zu uns auf die Erde begab. Der Heilige, der Vater und König wird zum Kindlein mit Zahnsteinbelag. Doch genau das ist die Botschaft, dass Gott mit all seiner Kraft sich nicht entscheidet von oben herab, sondern als Mensch zu helfen. Als einer von uns. Dass er in den Dreck geht, zu Gott fleht,
dem Sünder zur Seite steht, nachdem sonst nicht ein einziger Hahn kräht. Das ist die Botschaft von Weihnachten. Kein Blinken und Blitzen, kein Schminken vonnützen. Die Grenzen überwinden, an die Schwachen sich binden und mit ihnen feiern. Weihnachten: Ein Fest der Liebe, weil Jesus die Menschen liebte. Weil er sich zu denen begab, die gar nichts hatten. Ein Fest der Familie, weil er denen eine Heimat gab, die im Schatten leben. In der Einsamkeit. Die Vergessenen und Verlorenen der Gesellschaft. Ein Fest der Geschenke, weil Gottes Gnade sich senkte auf die Menschen. Jesus wollte den Sühnetod sterben, auf dass das Verderben der
Menschen genommen wird. Wir feiern, wir trinken, beschenken uns häufig und sinken darnieder in einen kollektiven Schlaf des Vergessens. Aber lasst uns wieder daran erinnern, was Weihnachten bedeutet!
Und Max? Was raten wir ihm? So kommt er doch nicht umhin seine Geschenke zu kaufen. Doch sind die so wichtig? Wär es nicht richtig an die Vergessenen zu denken? Sollte Max nicht kostbare Zeitfenster schenken? Sollte Max sich nicht freuen, sich weniger scheuen vor dem Stress der Adventszeit? Sollte er nicht Ruhe finden, die Hast überwinden, und sich erinnern an die
Weihnachtsgeschichte?
Doch im Kaufhaus, beim Blitzen und Blinken und Schwarzwälder Schinken, trinken die Schemen der Menschen tranceartig aus dem Kelch des Egoismus. Sie rennen, von Blindheit geschlagen, in die Läden und wagen es nicht ihre Leiden zu klagen. Im Trubel der Massen, beim Klingeln der Kassen und im Getöse der Gassen vernimmt Max eine sanfte Melodie. Kaum zu hören, da niemand sich stören lässt von ihrem Klang. Doch Max spitzt die Ohren und sucht nach dem Ursprung. Er nennt sich selbst einen Toren, doch muss er die Quelle finden und sieht sie. Inmitten von Schmutz, von Dreck und Gerümpel, zwischen
Plastikflaschen und Abwasserpümpel. Neben Dosenbier, Styropor und Altpapier, unter all dem Schrott, der wertlos in der Ecke modert, da spielte ganz leise, sacht und verträumt eine Spieluhr.
Max tritt näher. Sieht sie – golden und wunderschön. Er hört ihre Fehler, wie sie den Takt nicht immer halten kann und es ist ihm egal. Obwohl sie nicht ideal und das Material nicht genial, so ist sie dennoch ein Original. Max hält sie in Händen und ihre innere Schönheit, sie spricht in Bänden. Die Uhr war verloren und ward wiedergefunden. So kam Gott es zu Ohren der sich hat verbunden mit uns Menschen. Weihnachten! Lasst uns
daran erinnern. An Jesus.