Besuch vom Jesuskind
Text von Marle
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Der kleine Tom freut sich schon.
Er hatte gestern im Elterngespräch mitbekommen, dass sie zu Weihnachten Besuch bekommen. Das Jesuskind. Ein Junge, mit dem er spielen kann.
Vielleicht liebt der die Eisenbahn auch so sehr wie er.
Tom löste mit seiner Hysterie schon manche Familienfehde aus, weil er das Schlafengehen vergaß.
Gerade war er wieder dabei seine Loren zu beladen, die Weichen zu stellen und den dampfenden Güterzug über die Anlage schnaufen zu lassen.
Jedes Jahr zu Weihnachten wünscht er sich ein neues Detail.
Dieses Jahr möchte er einen Wasserspender
haben, mit dem er die Lok betanken kann. Nur so zum Schein, aber authentisch soll es schon sein.
Aus der Küche dringt leise Weihnachtsmusik.
Mama ist schon seit dem Morgen dabei für Weihnachten alles her zu richten und für den Besuch natürlich auch. Irgendwie scheint sie nicht gut drauf zu sein, eher wirkt sie wie eine Frau in Not.
Tom hört Geschirr und Töpfe klappern, Schranktüren werden auf und zu gemacht und Mama grummelt genervt vor sich hin:
"Auf dem Kuchenblech haben sie gerade noch gelegen, jetzt können sie doch nicht verschwunden sein!"
Dann schaut sie zu Tom ins Zimmer rein.
Sein Zug schnauft gerade den Berg hinauf
und die Ladung gerät in Mamas Blickfeld.
"Da sind ja die Rosinen!", sagt sie erstaunt. "Du lässt sie hier durch die Gegend fahren und ich suche sie überall!"
"Ich passe auf sie auf!", antwortet Tom. "Weil die Rosinen wichtig sind für den Besuch!"
"Welchen Besuch?", fragt Mama nach.
"Na der, der zu uns zu Weihnachten kommt. Das habt ihr beide doch gestern gesagt, Papa und du, und dass du nicht vergessen darfst Rosinen zu kaufen, weil du sie für das Jesuskind brauchst!"
Sofort fällt der Mama das Gespräch wieder ein.
"Aber das haben wir ganz anders gemeint. Es kommt kein Besuch zu Weihnachten,
nicht wirklich. Die Rosinen sollen in den
Stollen hinein, der das Jesuskind nur darstellen soll, sonst schmeckt er doch nicht.", stellt sie richtig.
Bei Tom macht sich Enttäuschung breit:
"Jesus kommt nicht zu Besuch? Ich habe mich schon auf ihn gefreut."
Mama denkt darüber nach und dann lächelt sie: "Doch, er kommt zu Besuch, aber auf eine andere Weise. Wenn du mir beim Backen hilfst, erzähle ich dir die Weihnachtsgeschichte und was es mit dem Jesuskind auf sich hat. Das wird dich erfreuen."
Während Tom gespannt der Mama lauscht, fährt seine geliebte Eisenbahn einsam und verlassen Runde um Runde.