Beschreibung
Eine kleine Kurzgeschichte über mangelnde Selbstlosigkeit.
Die Kontaktmänner
In einer Zeit, in der es noch keine Post, geschweige denn Autos gab, pflegten so genannte Kontaktmänner die Kommunikation zweier kleiner, armer Dörfer. Diese beiden Dörfer lagen etwa einen ganzen Tagesmarsch voneinander entfernt und trennten ganze Familien.
Fast jeden Tag waren so die ausgewählten Kontaktmänner der jeweiligen Gemeinden mit Briefen, Geschenken oder sonstigen, sperrigen Besitztümern unterwegs. Auf halben Wege kreuzten sich selten deren Wege, doch eines Tages sollten sich beide Kontaktmänner gegenüberstehen.
Der Kontaktmann des östlichen Dorfes traf auf seinen Leidensgenossen, der sogar ganze Möbelstücke auf seinem Rücken trug. Er hatte kaum mehr Kraft in den Beinen, um die Balance zu halten. Außer Puste kam dem Mann dann plötzlich die Erleuchtung: „Lass uns unsere Sendungen tauschen! So können wir beide wieder ohne Anstrengungen in unser Dorf zurückkehren.“
Der Mann aus dem östlichen Dorf, der lediglich einige Briefe bei sich trug, betrachtete die schwere Last seines Gegenübers und antwortete: „Wer eine Entscheidung getroffen hat, darf sein Ziel nicht aus den Augen verlieren!“ und macht sich weiter auf den Weg zum Nachbardorf.