Journalismus & Glosse
Verhalten von Deutschen im Ausland

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"Verhalten von Deutschen im Ausland"
Veröffentlicht am 19. Januar 2009, 6 Seiten
Kategorie Journalismus & Glosse
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Über den Autor:

Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben. Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen. Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.
Verhalten von Deutschen im Ausland

Verhalten von Deutschen im Ausland

Verhalten von Deutschen im Ausland

Neulich war ich bei einer Gesellschaft, die dieses Thema kontrovers diskutierte. Günstige Umstände erlaubten es meiner Frau und mir, sehr viele Auslandsreisen zu machen und dabei zu beobachten, wie Deutsche sich im Ausland verhalten.

Meine ersten Eindrücke dazu konnte ich ab 1958 sammeln. Sie waren nicht schmeichelhaft für einen Teil unserer Landsleute, die sich wie in dem Lied „Die alten Germanen zu beiden Ufern des Rheins“ produzierten. Das heißt, sie tranken immer noch eins und boten unfreiwilligen Zuhörern Proben ihrer „Gesangeskunst“, die mit vorgerückter Stunde dann in ein Grölen überging. Peinlicherweise waren die von den deutschen Zechern bevorzugten Lieder patriotischen Inhalts, allen voran „Warum ist es am Rhein so schön?“

Wenn sich diese Pioniertouristen der Nachkriegszeit mit Ausländern unterhielten – entsprechend den meistbesuchten Reiseländern waren es Italiener, Spanier und Holländer - dann wollten sie gerne die Größten sein und geliebt werden. So kamen zu den Gesangsdemonstrationen noch andere Peinlichkeiten hinzu.

Aus der heutigen Perspektive sehe ich freilich das damalige Verhalten mit einer gewissen Nachsicht. Die Reisewelle in südliche Länder begann etwa 1954. Die deutschen Reisenden zu Zeiten des damaligen Wirtschaftswunders arbeiteten sehr lang und hart und wenn sie dann zu einem Kurzurlaub ins Ausland fuhren, wollten sie möglichst schnell den Stress vergessen. Dies gelang nach ihrer Meinung am besten durch reichlichen Alkoholkonsum und durch das Absingen patriotischer und weinseliger Lieder.

Mit dem Aufkommen des Massentourismus und den damit einhergehenden vermehrten Reiseerfahrungen schwächte sich die Trink- und Sangeslust deutscher Auslandsreisender ab, weil sie aus der Kritik in den Massenmedien zu lernen begannen, dass man sich damit nicht beliebt machte, und beliebt wollten sie doch sein.

Bis Anfang der siebziger Jahre ordneten wir die Singerei und das Heischen nach Anerkennung als nationale Unart ein, wohl wissend, dass uns Engländer, Skandinavier und Holländer in puncto Trink- und Sangesfreudigkeit nicht viel oder gar nicht nachstanden.

Anlässlich eines Urlaubs in einem guten Mittelklassehotel in Lloret de(l) Mar kamen wir aber zu einer anderen Beurteilung des beschriebenen Verhaltens. In diesem Hotel trieb eine Gruppe von Dockarbeitern aus Liverpool ihr Unwesen bis an die Grenze des Grotesken. Sie drückten ihre Zigaretten auf den Armlehnen der im Foyer stehenden wertvollen Clubsessel aus und stellten ihr Verhalten erst nach einer scharfen Verwarnung durch die Hoteldirektion ein. Im Speiseraum sprachen wir über diesen Vandalismus mit einem englischen Gentleman vorbildlicher Umgangsformen, dem dieser Vorfall sehr peinlich war, und kamen zu dem gemeinsamen Schluss, dass aggressives Verhalten im Ausland und das unerbetene Singen in Lokalen kein Nationalitätenproblem sei, sondern Nationen übergreifend aus den Gewohnheiten der sozialen Schicht, aus der die Touristen stammen, und aus mangelnder Reisepraxis zu erklären seien.

Wir hatten nun eine vernünftige Deutung für Verhaltensweisen, die bis auf wenige Ausnahmen kaum noch praktiziert wurden, bis wir kurz nach der Wiedervereinigung in Alassio (Italien) mit einer Reisegruppe aus den neuen Bundesländern konfrontiert wurden. Diese schwenkte eine große deutsche Fahne und begann nach einigen Gläschen Alkohol zu singen. Dreimal dürfen Sie raten, welches Lied. Richtig: „Warum ist es am Rhein so schön?“. Wer nun glaubt, wir seien durch diese Wiederentdeckung der alten Untugend in unsere alte Sichtweise zurückgefallen, dass es sich um ein nationales Problem handle, irrt sich. Wir waren uns schnell darüber einig, dass sich mit zunehmender Reisepraxis dieses auffällige Verhalten positiv ändern würde. Und wir wurden nicht enttäuscht. Nach unseren Beobachtungen unterscheiden sich die Menschen aus den alten und den neuen Bundesländern hinsichtlich ihres Benehmens im Ausland nicht mehr. Deutsche Urlauber treten in der Regel gesittet auf und sind bemüht, sich den Landesbräuchen anzupassen.                                                                                                                                              Ein rundum positives Fazit also? Nicht ganz. Noch immer wollen Deutsche besonders beliebt sein und haben nicht das selbstverständliche Selbstbewusstsein, das zum Beispiel Franzosen und Engländer oft im Ausland zeigen. Angesichts unserer nationalsozialistischen Vergangenheit ist das aber vielleicht verständlich.

Jetzt interessiert mich, welche Beobachtungen Sie gemacht haben.
 

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Phantasus
Literatur war mir in meinem Leben schon während der Schulzeit sehr wichtig. Doch ich habe erst seit ein paar Jahren die Zeit gefunden, selbst zu schreiben.
Ich freue mich über Lob, bin aber für alle Verbesserungsvorschläge offen.
Ich lese immer wieder in Literaturgeschichten, weil ich meine,dass wir nur so entdecken können, wie wir einen ganz bescheidenen Beitrag dazu leisten können, dass Literatur sich weiter entwickelt.

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tooshytowrite Gönnerhaft belehrende Verbesserungsvorschläge von missionarischen Reisenden, die mit blinder Sturheit auf die Vorzüge der Heimat pochen, fremden Gerüchen und Sitten mit Misstrauen und überheblicher Ablehnung begegnen, sich und den Mitreisenden eine Menge ersparen könnten, wenn sie gleich zu Hause geblieben wären.
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus O ja, diese Belehrungen sind auch mir ein Graus. Einige schwören noch immer darauf, dass in Deutschland alles so sauber sei, wenn sie gerade über einen Papierkorb gefallen sind, den Rabauken mutwillig auf dem Wege entleert haben. tks
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
Carina Guten Morgen Phantasus, ich habe Deinen Artikel mit Begeisterung gelesen. Zugegeben wie sich unsere Landsleute im Auslands Urlaub geben Kenne ich nur vom Hören - Sagen. Doch Beruflich war ich Jahrelang in ganz Europa unterwegs. Konnte so Land und Leute im Alltag Kennen Lernen. Hin und Wieder traf ich auch Deutsche Kollegen im Ausland. Mein Fazit: Der Südliche teil Europas kennt keine Eile bei der Arbeit, nimmt es mit der Uhrzeit nicht ganz so genau. Und unsere Mitbürger tun sich schwer eine gewisse Gelassenheit zu entwickeln. Aber besonders Schade finde ich das nur wenige Bereit sind sich mit der Landessprache auseinander zu setzten. Jeder kann doch ein paar Worte Lernen. In diesem Sinne. Gute Reise. Lg Carina
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Liebe Carina,
du hattest mir so anregendgeschrieben und ich habe nicht darauf reagiert, weil damals zu viel auf mich einstürmte und ich keine Zeit mehr für myStorys fand. Das tut mir sehr leid.
Ich hoffe demnächst hier wieder etwas mehr schreiben und kommentieren zu können und grüße dich herzlich.
Ekki
Vor langer Zeit - Antworten
KarinRegorsek Gut - beobachtet, und diese Art von Verhalten hängt auch damit zusammen, inwieweit ich Erfahrung im Umgang mit "Nichtdeutschen" habe...! Ich mußte es mir gewissermaßen selber hier in D'land beibringen, wie gehe ich mit den "Nichtdeutschen" um, da keine Vorbilder da waren, auch mit Hilfe und Erklärungen von Seiten der "Nichtdeutschen", Denen ich im Nachhinein sehr dankbar bin...!!! Für mich bedeutet dieser Lern- und Erfahrungsschatz auch, daß ich in der Türkei oder in Ghana grundsätzlich wüßte, wie ich mich zu verhalten hätte! Leider lernen nur Wenige, was mich recht stutzig werden läßt...!
Schön und Danke an Dich, daß Du Deine Gedanken hier zum Besten gabst, Zwecks Anregung und Sensibilsierung!
Vor langer Zeit - Antworten
webwiz Deutsche werden wieder gerne gesehen - nicht nur wegen ihres Geldes. Davon haben die Russen im Moment nämlich mehr. Die werden aber wirklich nur wegen dem Geld geschätzt. Die Bad-Guys im Tourismusgeschäft sind eindeutig die Engländer.
Bin schon in über 70 Ländern gewesen, fast überall gilt das gleiche Bild.
LG
Guido
Vor langer Zeit - Antworten
Phantasus Re: Im Moment -
Zitat: (Original von Edlistrate am 19.01.2009 - 18:57 Uhr) scheint sch der Widerwillen auf die Russen zu konzentrieren!
Wie sagtest Du so schön? - Touristische Erfahrungssache!
LG .... Gerlinde


Ich bin sehr gespannt, Gerlinde,nach meinen Erfahrungen müsste sich das protzige Benehmen der Mehrheit russischer Touristen nach einigen Jahren abschleifen. Danke für deinen Kommentar und liebe Grüße von Phantasus
Vor langer Zeit - Antworten
Edlistrate Im Moment - scheint sch der Widerwillen auf die Russen zu konzentrieren!
Wie sagtest Du so schön? - Touristische Erfahrungssache!
LG .... Gerlinde
Vor langer Zeit - Antworten
anteus Sehr gut - Das wurde von Dir sehr gut beobachtet.
Leider habe ich noch nicht so viele Auslandsreisen genossen, wie du, aber ich pflichtet dir bei das, dass benehmen der Ausländer, egal aus welchem Land sie kommen, sehr viel mit ihrer sozialen Schicht, zu denen sie gehören zu tun hat.
Obwohl man auch dort nicht alle gleichwertig ansehen kann.

Auch hat es nach meiner Meinung etwas damit zu tun, ob die Menschen an Bildung interessiert sind, oder sich von den Medien beeinflussen lassen.
Liebe Grüße
Anteus
Vor langer Zeit - Antworten
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