Zu Kurz
Stille. Nichts als Stille, dünn wie eine angefrorene Pfütze. Zum zerreißen gespannt. Grün war es um ihn herum, Birken wechselten mit Eiche und Ulmen, von Gestrüpp umrahmte Stämme. Der Geruch des Waldes lag in der Luft - feuchte, würzige Erde, moosiger Dampf, einlullend. Der Regen hing noch in den Blattkronen der Waldkönige. Kein Blatt, kein Tropfen wagte die dünne, schützende Stille zu kratzen. Kein Wind schabte an ihrer Tiefe. Er sah die Stille, deutlich zeichnete sie sich selbst. Er hörte die Stille, er roch die stehende Parfümerie. Er fühlte, er spürte, die
sanfte Umarmung der Regungslosigkeit.
Nichts hatte ihm je süßer geschmeckt.
Ein markerschütternder Schrei, ein Stoß des Windes, Lärm. Die Stille hing nun in den Federn der Vögel, klebte an den fallenden Blättern, riss ihn aus der süßen Umarmung. Das Leben war zurück. Er nicht.