Der kleine Schmetterling...
Teil II
Erloschendes Leben....
Verbleibende Erinnerung...
...Dr.Howlings stieg aus und das Klappen der Tür ließ Jenna aufhorchen.
"Wer konnte jetzt um diese Zeit wohl
kommen.Don kann es nicht sein,denn er
war noch auf der Arbeit",dachte Jenna.
Sie unterbrach ihre Arbeit und ging zur
Tür,um zu sehen,wer da war.
"Ach,Sie sind es,Dr.Howling.Was
beschert uns Ihr Besuch?
Gibt es was neues?"
Ein ungutes Gefühl stieg in ihr auf.Irgendetwas Fremdes und Bedrohliches überkam sie.
Sie konnte sich nicht erklären,was es war und woher es kam.
Ihr Herz krampfte sich zusammen und sie schaute den Arzt angstvoll an.
Dr.Howling machte ein sorgenvolles Gesicht.
"Können wir uns unterhalten,Jenna?
Am besten wir gehen ins Haus und setzen uns".
Sorgenvoll und unsicher ging sie mit ihm
ins Haus.
"Bitte nehmen Sie Platz,Doktor.Kann ich Ihnen irgendetwas anbieten?
Einen Kaffee oder Tee vielleicht?"
"Nein danke,Jenna",antwortete Howlings.
"Ich habe mit Ihnen über Tammy zu reden".
Das angstvolle Gefühl in Jenna verstärkte sich.
"Was ist mit Tammy?
Hat sie irgendetwas?
Nun sagen Sie schon,Doktor".
"Ich will nicht um den heißen Brei reden
und Ihnen ehrlich sagen,was ist.
Bei der letzten Blutuntersuchung hat das Labor in Baton Rouge bei Ihrer Tochter eine stark vermehrte Bildung von funktionsuntüchtigen Vorläuferzellen
der weißen Blutzellen,also einer akuten
Leukämie festgestellt".
Jenna erschrak und sah Dr.Howlings
fassungslos an!
"Was?...was ist das und was bedeutet es?"
"Ich will es Ihnen gerade erklären,Jenna".
"Diese Krankheit kann durch Vererbung entstehen.
Ich will jetzt nicht mit Fachchinesisch aufwarten,aber es gibt gewisse
Therapien,die den Verlauf der Krankheit verlangsamen können.
Da gibt es mehrere Möglichkeiten der Behandlung.Als erstes müssen Sie beide sich untersuchen lassen".
In Jenna regte sich stumpfes Grauen,
Verzweiflung,Angst,Resignation
und Dumpfheit.
Ihr Herz setzte aus und ihr wurde schwindelig.
Schweiß brach aus all ihren Poren und sie hatte das Gefühl,zu zerspringen.
Sie schwankte,hielt sich am Tisch fest
und brach dann zusammen.
Die Dunkelheit umgab ihr Bewusstsein.
Dr Howling stürzte zu ihr hin und hielt sie fest,damit sie sich nicht an der Tischkante verletzte.
Er fing sie auf,trug sie zu der Couch im
Wohnzimmer und holte aus seiner Tasche
eine Kreislaufstärkende Spritze,gab ihr die Injektion und wartete.
Das alles war auch für ihn ein Schlag tief in die Magengrube,denn so eine Nachricht sagte er nicht jedem frei heraus,besonders nicht so guten Freunden.Er wußte nicht,wie Don auf
die Nachricht reagieren würde.Er beschloss,heute bei den dreien zu bleiben.
Ein röcheln und stöhnen sagten ihm,dass Jenna langsam wieder zu sich kam.
Mit glasigen Augen,die ihn
unverständlich anblickten,sah ihn Jenna fragend an.
"Jetzt kommt der Schock",sagte sich Dr,Howlings.
Ein gellender Schrei wie aus einer anderen Welt und aus tausend schmerzenden Seelen durchzog die Wohnstube,der von irgendwoher
kam und ihn bis ins Mark erschütterte.
"NEIN,NEIN,NEIN....das darf nicht wahr sein
das darf nicht stimmen...das ist nicht Fair!
Warum Tammy,warum mein Engel....?
Warum mein Ein und Alles.......?
Sag mir,lieber Gott,warum nur....?
Das ist nicht gerecht...!
was hat sie dir getan?
Sie ist so zart,so klein,so unschuldig...
Ist es das,was du willst?!
Wir haben doch nur sie!
Was hat sie dir getan?!"
Ein Schütteln und Schluchzen durchzog ihren Körper.
Dann begann sie zu weinen.....,
erst ganz leise,immer lauter werdend und
dann war es nur noch ein haltloses Weinen.
Dr.Howling gab ihr eine
Beruhigungsspritze und nahm sie in seine Arme.
Ihr schmächtiger Körper hing kraftlos in seinen Armen und wurde von Weinkrämpfen geschüttelt.
Jenna fiel zurück in den gnädigen Schlaf der Bewusstlosigkeit.
In die Welt ausserhalb des Schmerzes,dort wo alles so schön war und friedlich,wo es nur Glück und Freude gab.
In die Welt ohne Leukämie!
Die intakte Welt mit Tammy und Don.
Dr.Howling ging zum Schrank und holte
sich den Wiskey raus,goß sich ein großes
Glas voll und trank es in einem Zug aus.
Jetzt hatte er er nötig!
*
Inzwischen hatten sich Jenna,Tammy und Don in der Klinik in Baton Rouge eingefunden,sich untersuchen lassen und man hatte sich geeinigt,das Tammy sich einer Chemotherapie unterziehen
sollte.Auch hatte man einen Knochenmarkspender gefunden!
Aber ob das half?
Niemand wusste es....
Man hatte festgestellt,das in Don´s Familie es einen Vorfahren gegeben hatte,der unter eben dieser Krankheit litt und daran verstorben war.
Die kleine Tammy hatte ein riesiges Zimmer auf der Palliativstation bekommen,in dem sie sich sehr wohl fühlte,was auch mit der intensiven
Pflege zusammenhing,denn sie bekam alles,was sie sich wünschte.
Nur die Tiere fehlten ihr,besonders der kleine Waschbär Stinky.
Und das tat ihr ein bisschen weh.
Manchmal weinte sie sich vor Sehnsucht
nach Stinky in den Schlaf....
Jenna und Don hatten sich,soweit es möglich war,nebenan ein kleines Domizil eingerichtet,um jede Stunde bei ihrer Kleinen zu sein.
Da Don ja weiter arbeiten musste,denn irgendwo musste das Geld für die ganze Behandlung herkommen,hatte Jenna ihren Job gekündigt,um sich ganz Tammy widmen zu können.
Von ihrem früheren Arbeitgeber,der von der Situation wusste,bekam sie das Gehalt weiter bezahlt,so das ihnen nicht die großen finanzielle Belastungen zusetzten.
Auch Dr.Howling kam so oft er nur konnte,ins Krankenhaus.
Er hatte eine Schliche gefunden,um Tammy etwas Freude zu geben und schmuggelte den kleinen Stinky auf die Station.
Das war natürlich ein Risiko und Dr.Howlings hatte eine geniale Lösung gefunden,indem er Stinky eine Art
Ganzkörperkondom verpasste.
So konnte Tammy wenigstens durch den
Mundschutz etwas mit ihm schmusen.
Und jedesmal war sie glücklicher!
Bei Stinky´s Abschied standen Tammy Tränen in den Augen,wenn Howling ihn wieder mit nach Hause nehmen musste.
Dann weinte sie oft Stundenlang dicke Tränen und nur der Überredungskunst Dr.Howling´s war es zu verdanken,indem er ihr versprach,Stinky beim nächsten Mal wieder mitzubringen.
Dann lächelte sie ihn an und war wieder glücklich.
Durch die Chemo und den anderen Behandlungen war ihr Körper immer mehr geschwächt worden.
Sie musste sich öfter übergeben und auch sonst wurde sie immer schwächer.
*
Jenna kümmerte sich rührend um Tammy,
las ihr abends aus ihrem Lieblingsbuch vor,das von Tieren und Abenteuern handelte und musste selber manchmal weinen,wenn sie die kleine Tammy so hilflos vor sich liegen sah.
Ihr liefen die Tränen an den Wangen herunter und dann frug Tammy.
"Mami,was hast du...bist du traurig?
Du brauchst nicht traurig sein.Ich träume manchmal von einer grünen Wiese,auf der ich mit all meinen Tieren zusammen bin.Das ist so schön und dann
bin ich so sehr glücklich".
Dann konnte auch Jenna ihre Tränen nicht mehr zurückhalten und weinte bitterlich.Sie legte sich zu Tammy ins
Bettchen,nahm sie in ihre Arme und flüsterte ihr zu,
"Mami ist nur unendlich traurig,dass mein Spatz so krank ist".
"Mami,...........du brauchst keine Angst zu haben.
Ich bin so glücklich,dass ich so eine Mami und so einen Daddy haben durfte".
"Danke,mein Spatz...auch wir sind sehr glücklich,das es dich gibt".
Und eines Tages.....
und eines tages....
"Mami,ich bin so müde.....
ich sehe ein Licht in der Ferne,...dort am
Waldrand sehe ich es...so hell...so hell....
so wunderschön....
Mami,es tut gar nicht mehr weh".
"Es ist gut,mein Schatz",sagte Jenna unter Tränen...
Noch einmal atmete Tammy durch und ihr kleiner Brustkorb hob sich zum letzten Mal.
Ein Lächeln lag auf ihrem Mund und die Erlösung umgab ihr Gesicht.
Der Überwachungsapperat mit seinen leisen gleichmäßigen Piepen verstummte und auch die Anzeige der Vitalinie zeigte einen geraden Strich................
Die kleine Tammy war von ihnen gegangen.....
*
Jenna und Don gingen zu ihrer Veranda,Hand in Hand,eng umschlungen in ihrer großen Trauer.
Sie setzten sich auf die Bank vor dem Haus,dort wo sie immer zu Dritt gesessen hatten und so glücklich waren und blickten in den Sonnenuntergang.
Beide hatten alles verloren,was ihnen lieb und teuer war und keine Macht der Welt konnte ihnen das zurückgeben,was sie so sehr geliebt hatten....
Über dem weiten Land von Luisiana sahen sie in der untergehenden Sonne eine kleine Wolke,die aussah wie ein kleiner Waschbär.
Sie schmiegten sich aneinander und träumten von schönen Zeiten.
Wir beide hoffen,es geht dir gut,
dort,wo du jetzt bist.
ENDE
HansJoachim Danke! Auch ich habe beim schreiben schlucken müssen.... Danke nochmals für den Favoriten. GLG HJ |