Fantasy & Horror
After Dawn - Kapitel V - Zweifel - Band I - Schauermärchen

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"After Dawn - Kapitel V - Zweifel - Band I - Schauermärchen"
Veröffentlicht am 30. September 2017, 76 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Also, dann will ich auch ein wenig von mir Preisgeben, damit ihr wisst was für ein Mensch eigentlich hinter den Geschichten steht ;) Ich hab schon geschrieben da war ich gerade mal 12 Jahre alt und ging noch zur Schule. Mich hat es irgendwie immer fasziniert in eigene Welten einzutauchen und diesen Form und Gesicht zu geben. Ob es einfache Fanfictions, oder eigene kleinere Ideen waren. Meine ersten Geschichten waren auch nicht mit Klassikern ...
After Dawn - Kapitel V - Zweifel - Band I - Schauermärchen

After Dawn - Kapitel V - Zweifel - Band I - Schauermärchen

Zweifel

09. September – London – England Inzwischen waren fast zwei Tage vergangen, seitdem man Christina und Holland in Gewahrsam genommen hatte. Scotland Yard. Die Englische Polizeizentrale. Niemals hätte sie sich träumen lassen, einmal hier zu landen. Dennoch saß sie jetzt mit Reed in der Gemeinschaftszelle des Reviers und wartete. Worauf eigentlich? Niemand hatte etwas zu ihnen gesagt, seit sie hier waren. Zermürbungstaktik vermutete Holland. Dieser Dreyer wollte vermutlich, dass ihr Wille brach, um

dann alle Antworten aus ihnen heraus zu bekommen, die er haben wollte. Für ihn schien die Sache eindeutig. Holland und Christina waren seine Top Verdächtigen. Laut seiner Hypothese war Reed derjenige, der Mrs. Newland ablenken sollte, während Tina ihren Mann im Gartenschuppen umbrachte. Seitdem hatte sie kaum ein Wort gesprochen. Meist saß die junge Frau einfach nur da, und starrte auf den kargen Steinfußboden vor sich. Noch immer hatte sie die Bilder nicht richtig verarbeiten können. Das war das erste Mal, dass sie jemanden sterben sah. Das war etwas Anderes, als einfach nur in Zeitungsartikeln darüber zu lesen, oder

Tatorte zu untersuchen. Sie beschrieben in keiner Weise, wie es wirklich war, dabei zu sein. Das schlimmste dabei war, dass sie nichts hatte tun können, um Harold zu helfen. Der unsichtbare Aggressor hatte ohne Schwierigkeiten sein weg vollbringen können. Sie seufzte. Holland saß neben ihr und legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Es war nicht deine Schuld. Wir hätten es wahrscheinlich nicht verhindern können. Du darfst dich deswegen nicht so fertigmachen“, flüsterte er sanft. Es war besser, wenn die anderen Häftlinge in der Zelle nicht alles mitbekamen. „Es wird immer Leute geben, die du nicht retten kannst. Sicher, jetzt scheint

das alles für dich einfach nur wie ein riesen großer Haufen Mist. Glaub mir Kleines, irgendwann wird es leichter.“ Sie sah ihn an. Wie sollte das leichter werden? Wie schaffte er das? Er hatte bestimmt schon eine Menge Menschen sterben sehen. Vielleicht hatte es ihn einfach abgestumpft. Würde sie irgendwann auch so enden? Kein Los, dass sie sich wünschte. Blind für den Tod eines Menschen zu sein, war nicht richtig. Dennoch konnte Holland es irgendwie. Sie verschwieg, dass sie ihn ein wenig beneidete. Im Moment würde sie alles dafür geben, diese negativen Gedanken einfach abzuschütteln, damit sie sich wieder fokussieren konnte. Der

objektive Teil von ihr wusste auch, dass es keinen Sinn hatte, sich jetzt in Zweifeln zu vergraben. Der andere Teil jedoch, ihr menschlicher Teil, konnte damit nicht umgehen. Reed musterte sie nachdenklich und kratzte sich am Kinn. Einen Augenblick lang, sah er nachdenklich in die Leere des Raumes. Ein Lächeln wanderte auf seine Lippen. „Wenigstens habe ich herausgefunden, womit wir es hier zu tun haben.“ Die Amerikanerin hob den Kopf und musterte ihn. „Es ist wahrscheinlich ein Sphärenwanderer. Eigentlich ist es ein Mensch. Er hat die Fähigkeit sich außerhalb der sichtbaren Spektren zu

bewegen. Quasi auf einer eigenen Ebene für sich selbst, wo er von seinem Umfeld kaum noch wahrgenommen wird.“ Das war die plausibelste Erklärung. Sie selbst hatte davon noch nie etwas gehört. Gut. Sie war auch noch nicht lange dabei. Holland hingegen besaß Erfahrung hatte sich wohl schon mit diesen Dingen auseinandergesetzt. Er fuhr fort. „Ich denke auch, dass wir es hier mit Sarah Newland zu tun haben. Die verstoßene Tochter, die sich an allein rächt, die ihr jemals Leid zugefügt haben. Zumindest haben wir uns darin nicht geirrt. Allerdings bringt uns das im Augenblick nicht viel. Das weiß ich selbst. Ich dachte nur, es muntert dich

ein wenig auf, wenn man dir zeigt, dass du eigentlich die ganze Zeit Recht hattest.“ Sie lächelte bitter. Sie war nicht sicher, was sie darauf überhaupt sagen sollte. Die junge Frau konnte Reed nicht mal ansehen. „Du hattest Recht“, brachte sie letztlich hervor. Ihre Stimme klang brüchig. Der Hals kratzte beim Sprechen. Ein wenig verwirrt sah der Geisterjäger sie an und kratzte sich am Hinterkopf. Seine Hände zitterten ein wenig. Vermutlich, weil er hier weder etwas zu trinken, noch seine Zigaretten bekam. „Was meinst du damit?“ „Ich meine es, wie ich es sage: Du

hattest Recht. Ich habe von Anfang an zu wenig Ernsthaftigkeit gezeigt. Für mich war dieser Fall einfach nur der Wunsch danach, mehr von dieser Welt des paranormalen zu erfahren. Ich wollte mehr. Ich habe wirklich nur gespielt. Was passiert ist, ist meine Schuld. Harolds tot. Hätte ich dem ganzen etwas reifer gegenübergestanden, wäre er wahrscheinlich noch am Leben.“ Es stimmte. Am Anfang hatte sie sich von ihren Erfolgen berauscht gefühlt. Das hier war ein Abenteuer für sie. Nach ihrem ersten Fall mit der Geisternonne von Rathfriland wollte sie unbedingt mehr. Es hatte sie frustriert, dass sie danach nur auf Scharlatane und falsche

Legenden gestoßen war. Die Geschichte über Hanna Newland war in ihren Augen die Chance, endlich weiterzukommen. Wie eine neue Herausforderung der sie sich stellen konnte. Sie hatte das große ganze dahinter nicht gesehen, oder es einfach nur ignoriert. Immerhin ging es hier um Menschen. Angehörige. Sie litten, wurden verletzt. Christina hatte sich darüber keine Gedanken gemacht. Zu wenig. Es war traurig, dass sie das jetzt erst erkannte, aber besser spät als nie. „Du darfst nicht so reden. Es ist noch niemals ein Meister vom Himmel gefallen. Du bist jung und gibst dein bestes. Andere brauchen Jahre, bis sie so

schlüssig arbeiten können wie du. Sie stochern nur herum. Du allerdings deutest alles richtig, und weißt was getan werden muss damit wir ans Ziel kommen. Alles andere kommt mit der Zeit. Du darfst dir deswegen keinen Vorwurf machen. Wir alle haben unsere Fehler begangen. Wir alle mussten erst lernen, wie diese düstere Welt wirklich funktioniert.“ Er klang ein wenig wehmütig. Sie hob den Kopf und sah ihn an. Mit einem Mal wirkte er nicht mehr, wie dieser Kerl, dem alles egal zu sein schien. Er ließ einen kurzen Blick auf seine innere Welt zu. Tina konnte nur erahnen, weshalb er zu dieser Erkenntnis gelangt war. Sie

fragte nicht nach, denn sie wollte die Stimmung nicht noch weiter nach unten drücken. Im Augenblick hatten sie sowieso schon genug Probleme. Gegen Mittag hatte man wohl endlich entschieden, dass es an der Zeit war sie zu befragen. Christina und Holland wurden in verschiedene Büros gebracht. Für die Schwarzhaarige war es ein karger Raum mit einem Tisch und zwei Stühlen. Man fesselte sie mit den Handschellen an eine dafür angebrachte Vorrichtung und ließ sie allein. Stumm ließ sie den Blick umherschweifen. Ein Spiegel befand sich an der Wand. Vermutlich standen sie dahinter und beobachteten sie. Es war

wie in diesen schlechten Hollywood-Filmen. Fehlte nur noch der Donut knabbernde Polizist, der sie befragte. Es dauerte auch nicht lange, bis sich die Tür öffnete und Dreyer hereinkam. Er trug einen schwarzen Anzug mit Krawatte. In der Hand hielt er seinen ockerfarbenen Trenchcoat, den er über den freien Stuhl hängte. Er war etwas füllig, aber nicht zu dick. Es waren wohl auch eher Muskeln, als alles andere. Das Haar war rotbraun. Ein junger Mann. Vielleicht Ende 30. Vollbart. Er strahlte den Respekt eines Vorgesetzten aus. Christina sah ihn einen Augenblick lang an. Langsam ließ sich der Kommissar nieder und faltete die Hände ineinander.

„Miss Walker. Wir hatten schon das Vergnügen. Gared Dreyer.“ Ja. Er war immerhin der Mann gewesen, der sie festgenommen hatte. Er sah sie an, wie ein Monster, dass es dingfest zu machen galt. Für ihn war sie schuldig. Das konnte sie in seinen Augen sehen. „Ich habe eine lange Karriere hinter mir wissen sie? 10 Jahre sind eine lange Zeit, um die merkwürdigsten Dinge zu sehen. Vergewaltigungsopfer, Mordopfer. Sie alle sehen anders aus. Man gewöhnt sich mit der Zeit daran. Denkt man zumindest. Ein Kollege von mir arbeitet 8 Jahre hier. Er hat schon viel Mist gesehen. Trotzdem hat er sich übergeben,

als er die Leiche von Harold Newland sah. Hingeschlachtet wie ein Schwein.“ Sie versuchte ihn anzusehen. Es klappte nicht wirklich. Für ihn wohl ein Indiz, das sie noch schuldiger machte. „Wie ist es dazu gekommen? Hatten sie einen Streit mit Harold Newland? Haben sie ihn deshalb in die Kreissäge gestoßen?“ „Ich habe ihn nicht umgebracht“, presste sie hervor. Nur, was sollte sie ihm sagen? Die Wahrheit? Unwahrscheinlich. Er würde sie verrückt halten und einsperren lassen. Es war eine Zwickmühle. Der wahre Mörder lief noch frei da draußen herum. „Sie waren mit ihm allein in diesem

Schuppen. Wollen sie mir etwa weiß machen, er ist gestolpert? Klar. Er war ein alter Mann. Das ist wahrscheinlich die beste Erklärung: Er hat das Gleichgewicht verloren und ist in die Säge gestolpert, die er zufällig vorher eingeschaltet hat. Ein dummer Unfall. So möchten sie es doch sehen oder? Sie waren es! Sie haben ihn getötet!“ Sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Sie musste wohl warten. Bei seinen Untersuchungen hatte er sicher schon herausgefunden, dass sie Harold Newland nie angefasst hatte. Deshalb versuchte er sie wahrscheinlich zum Reden zu bringen. „Wahrscheinlich ist es nicht einmal auf

ihrem Mist gewachsen. Sie sind jung. Naiv. Ich denke es war ihr Freund, der sie zu dieser kleinen Nummer angestiftet hat. Als Drahtzieher des Ganzen. Das Problem ist nur, dass ich bei meinen Recherchen wenig bis gar nichts über ihn herausgefunden habe. Deshalb hoffe ich, dass sie mir vielleicht ein paar Fragen über Mr. Reed beantworten können.“ „Das kann ich nicht. Ich weiß genauso wenig wie sie.“ Das stimmte ja auch. Holland hatte nie viel über sich erzählt, seitdem sie sich kennen gelernt hatten. Er machte aus sich selbst ein großes Geheimnis. „Sie irren sich trotzdem. Weder Holland noch ich hatten im Sinn, den Newlands

etwas anzutun.“ Ihr Gegenüber lächelte matt. „Vermutlich nicht nein. Sie waren ja auch nicht das erste Mal dort, nicht wahr? Ich habe mit Mrs. Newland gesprochen. So gut es in der jetzigen Situation geht. Sie haben sich als Verwandte ausgegeben, die ihnen Beileid wegen des Todes ihrer Tochter aussprechen wollte. Wahrscheinlich wollten sie sich das Vertrauen der Familie erschleichen, um einen großen Fischzug zu machen. Die Newlands hatten Geld. Das haben sie sicher schnell herausgefunden. So zwei alte Leute sind doch ein gefundenes Fressen. Nicht wahr? Mr. Newland hat es

herausgefunden und sie bei ihrem zweiten Besuch zur Rede gestellt. Deshalb haben sie ihn aus dem Weg geräumt. Ich meine, ich weiß zwar noch nicht genau, was sie hier eigentlich für ein Spiel spielen. Dennoch versichere ich: Ich gebe nicht eher Ruhe, bis sie und ihr merkwürdiger Freund sich hinter Schloss und Riegeln befinden, wo sie hingehören.“ Danach brachte man sie in die Zelle zurück. Holland war schon wieder an und winkte ihr zur Begrüßung zu. „Und, wie ist es mit Sherlock gelaufen?“ Sie zuckte nur mit den Schultern und ließ sich neben ihm nieder.

„Ich weiß nicht. Schwer zu sagen.“ „Wem sagst du das. Sie haben nichts gegen uns in der Hand. Ich meine klar, wir waren da. Aber hätten sie schlüssige Beweise, befänden wir uns auf dem Weg ins Gefängnis. Sie warten darauf, bis einer von uns beiden ihnen das sagt was sie hören wollen.“ Sie nickte nur matt. „Dreyer will den Fall aufklären. Egal was es kostet. Für ihn bin ich schuldig. Genau wie du.“ „Er ist kein Dummkopf. Nur leider nicht schlau genug, an der richtigen Stelle nach dem Täter zu suchen. Ich meine. Das hier ist nicht das erste Mal, dass ich

mit dem Gesetz in Berührung komme. Die sind alle gleich. Sie denken, du hast etwas mit diesem bizarren Mordfall zu tun, weil sie alle diese pflichtbewussten kleinen Scheißer sind, die hinter jeder Ecke was Böses vermuten. Man kann es ihnen nicht übelnehmen. Die Welt ist beschissen. Sie wollen sie nur ein bisschen besser machen. Am Ende finden sie bei uns keine Beweise und lassen den Verdacht fallen. Es dauert nur ein wenig.“ Für sie klang das nicht so einfach. „Dreyer wird keine Ruhe geben. Für ihn zählt, dass ich mit Harold im Schuppen war. Daran wird er sich aufhängen. Er ist kein Dummkopf. Ich glaube, dass er uns

noch Probleme bereiten wird. Der gibt nicht so leicht auf.“ „Vermutlich nicht, aber wir haben ja auch so unsere kleinen Asse im Ärmel. Ich habe meinen Anruf noch. Ich werde Fergus anstupsen. Lange sind wir nicht mehr hier.“ Sie nickte. „Ich hoffe. Sarah läuft noch da draußen rum. Enid könnte in Gefahr sein. Immerhin ist sie das letzte noch lebende Familienmitglied. Sarah wird sie wohl auch töten. Anders kann es mir nicht vorstellen.“ Für die Tochter der Newlands war das ein Rachefeldzug. Sie würde nicht eher Ruhe geben, bis all ihre Ziele

ausgeschaltet waren. Jedoch konnten sie hier nichts tun. Ihnen waren die Hände gebunden. Man konnte wirklich nur hoffen, dass Fergus es schaffte, sie hier heraus zu holen. „Sarah will sich rächen. Das ist klar“, erklärte Holland. „Sie ist sich nicht einmal im Klaren, was sie wirklich ist. Ich nehme auch nicht an, dass die Newlands es wirklich wussten. Solche Gaben können eine Generation überspringen. Sarah hatte einfach Pech.“ Christina legte den Kopf schief. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie es sein muss, so aufzuwachsen. Verstoßen und mit einer Gabe allein gelassen, die einem nie wirklich erklärt

wurde. Das schürt viel Hass und Verzweiflung, glaube ich.“ Reed nickte. „Sicher. Sarah hat sich diesen Weg dennoch bewusst ausgesucht. Sie befindet sich an einem Punkt, an dem es für sie kein Zurück mehr gibt. Ich hoffe du weißt das auch. Es ist klar, was wir am Ende tun müssen, um das hier endlich zum Ende zu bringen.“ „Du willst sie töten.“ Stille machte sich breit. Holland nickte ernst. Für ihn war die Sache eindeutig. Die Schwarzhaarige schüttelte den Kopf. „Ich weiß nicht, ob ich das kann.“ „Es gibt keine andere Lösung. Die Polizei könnte sie nicht lange festhalten,

wenn wir sie übergeben. Sie wird immer eine Gefahr bleiben. Manchmal muss man schwere Entscheidungen treffen. Auch wenn sie nicht leicht sind.“ Sie nickte. Dennoch wusste sie nicht, wie sie fortfahren sollte. Sicher. Sarah war eine Mörderin, aber auf der anderen Seite auch noch ein Mensch wie sie und er. Es gab Dinge, die nicht einfach waren und am Ende wusste sie nicht, was sie tun würde, wenn der entscheidende Moment vor der Tür stand. Am nächsten Tag waren sie frei. Vorerst. Fergus war gekommen und hatte die Kaution für die Beiden gestellt. Es passte Dreyer natürlich nicht und er hielt

sie an, die Stadt auf keinen Fall zu verlassen, da er sie noch immer für die Hauptverdächtigen hielt. Deshalb kamen die drei in einem Motel unter. Das war das Beste, was sie im Moment tun konnten. So saßen sie dort und berieten ihre nächsten Schritte. Es war schön für Christina, Fergus wiederzusehen. Er war etwas jünger als Holland. Dennoch schon gezeichnet. Teile des schwarzen Haars und des Barts waren ergraut. Hier und da waren die ersten Falten zu sehen. Die Hornbrille rundete das Ganze ein wenig ab. Sein Bruder war in Irland geblieben, und arbeitete dort selbst an einem Fall. Fergus konnte sich ausklingen. Gut für sie. Andernfalls säßen sie wahrscheinlich

noch immer bei Scotland Yard fest. „Sarah Newland ist nicht auf die leichte Schüppe zu nehmen“, erläuterte Christina im Laufe ihrer Unterhaltung. Mittlerweile hatten sie Fergus auf den aktuellen Stand ihrer Ermittlung gebracht. Es wirkte schon anders, zu dritt zu arbeiten. Jetzt sah die Schwarzhaarige wirklich eine reelle Chance das hier bald zu beenden. „Wahrscheinlich hat sie sich an unsere Fersen geheftet, seitdem ich das zweite Mal in Hannas Haus war. Wir sind auch eine Bedrohung für sie, die sie von ihrem Vorhaben abbringen könnten. Ich nehme an, dass sie Holland und mir nach London gefolgt ist, damit sie sie auf dem

laufenden bleibt.“ Es war ein gruseliger Gedanke. Die ganze Zeit beobachtet zu sein. Vielleicht jetzt auch? Diese Idee jagte ihr einen Schauer über den Rücken. Sie wollte sich nicht vorstellen, dass Sarah sich wahrscheinlich hier im Raum mit ihnen befinden konnte, und sie bei allem belauschte, was sie sagten. Das war wirklich ein Gegner, den man schlecht einschätzen konnte. „Wahrscheinlich hat sie dich auch im Gespräch mit Harold Newland belauscht“, warf Fergus ein. „Sie wurde wütend und hat ihn getötet. Jetzt ist nur noch Mrs. Newland übrig, die gar nicht weiß, in welcher Gefahr sie

sich befindet. Ich werde sie überwachen. Das ist das mindeste was ich tun kann, solange Sarah da draußen ist. Ihr beide müsst euch bedeckt halten. Die Polizei wird nur darauf warten, dass ihr ihnen einen Grund gebt, euch wieder einzusperren.“ „Und was sollen wir tun?“, wollte Tina wissen. „Nun Missy. Ganz klar: Wir machen weiter. Immerhin wissen wir jetzt schon eine Menge. Wir müssen nur ein wenig tiefer graben. Vielleicht finden wir so heraus, was mit Sarah nach ihrer Zeit im Waisenhaus passiert ist. Womöglich, wurde sie auch adoptiert und ist bei einer anderen Familie aufgewachsen. Ich bin

dafür, dass wir das untersuchen.“ Das war ein guter Plan. Vielleicht bekamen sie so endlich ein Bild von der Killerin. Etwas womit sie wirklich arbeiten konnten. Allerdings reichte das noch nicht. „Wir müssen sie aus ihrem Versteck locken. Andernfalls stochern wir nur weiter im Dunkeln herum. Sarah kommt sicher nicht von alleine zu uns. Wir müssen den richtigen Moment abpassen, und dann zuschlagen“, meinte Fergus mit ruhiger Stimme. „Und was schlägst du vor?“ „Ich kann mir gut vorstellen, dass sie noch einmal versuchen wird, Enid auszuschalten. Das kann ich nutzen, um

sie festzunageln. Wenn sie aus ihrem Versteckt kommt, haben wir sie.“ Christina schüttelte den Kopf. „Du willst dich ihr allein stellen? Das ist keine gute Idee.“ „Das ist die beste Idee. Ihr beide steht unter Mordverdacht. Was glaubt ihr macht die Polizei mit euch, wenn ihr wieder am Tatort auftaucht? Tut mir leid. Dieses Mal nicht Liebes. Ihr bleibt hier und stellt weiter Nachforschungen an.“ Nach ihrer kleinen Unterredung war Fergus fortgegangen, um Mrs. Newland zu beschützen. Immerhin konnte er sich frei bewegen ohne ins Augenmerk der Polizei zu geraten. Den beiden anderen

blieb nichts weiter übrig, als hier zu bleiben. Während Holland im Internet nach weiteren Informationen in der Adoptionsdatenbank des Little Childrens Waisenhauses suchte, telefonierte Christina einmal mehr mit Karen, um sich ein wenig abzulenken. Es tat ihr gut, etwas zu tun, das nicht unmittelbar mit ihrem Fall verknüpft war. Eine vertraute Stimme war das, was sie jetzt am meisten brauchte. Als sie ihre Freundin am Telefon erreichte, klang diese mehr als nur besorgt. „Christina? Endlich! Ich habe versucht dich anzurufen! Zwei Tage lang. Was ist passiert? Ich dachte schon, dir wäre etwas

zugestoßen.“ Sie klang ziemlich aufgeregt. Man konnte es ihr nicht verdenken. Tina hatte ja auch nicht damit gerechnet, dass die Geschichte diesen Lauf nehmen würde. „Es ist viel passiert weißt du? Wir haben ein wenig tiefer gegraben Ich war in dem Waisenhaus, in dem Sarah aufgewachsen ist.“ „Und? Was hast du herausgefunden?“ Sie machte eine kurze Pause. Kurz ließ sie die vergangenen Tage noch einmal Revue passieren. Es war nicht leicht. In ihrem Kopf herrschte noch immer ein heilloses Durcheinander. Es war schwierig, sich zu konzentrieren. Sie ließ sich auf einem Sessel nieder und legte

die Beine übereinander. „Naja. Ich hatte Recht. Also mit meiner Tochter Theorie. Ich bin noch mal zu den Newlands gefahren. Es ist nicht so gut ausgegangen.“ Es war besser, wenn sie die Tatsache mit der Polizei verschwieg. Vor allem wollte sie Karen nicht unnötig beunruhigen. Sie wusste sowieso schon genug. Wenn sie ihr noch mehr erzählte, würde sie das wahrscheinlich ebenso ins Fadenkreuz von Sarah ziehen. Das wollte sie nicht. Nicht nachdem, was mit Harold passiert war. Besser war es, wenn sie so wenig wusste, wie möglich. „Jedenfalls glaube ich, dass Sarah wirklich unsere Verdächtige ist“, fuhr sie

fort. Wenigstens das konnte sie ihr erzählen. „Es wundert mich ehrlich gesagt auch nicht, dass es sich so entwickelt hat.“ „Wie meinst du das?“ „Nun. Ich meine. Sarah war ganz alleine. All die Jahre. Ihre Eltern haben sie einfach fortgegeben und man hat ihr nie gesagt warum. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das sein muss. Ich meine, allein die Schuldgefühle? Sicher hat sie gedacht, sie wäre schuld daran. Das weckt viele Zweifel. Es verändert jemanden. Ich kann sie gut verstehen.“ Es herrschte einen Moment Stille. Nur Karens Atem war zu hören. „Du klingst ziemlich müde. Wann

kommst du wieder zurück?“ „Es dauert noch ein wenig länger. Ich kann im Moment nicht aus London weg.“ Sie rieb sich die Augen. Sie war müde. Der Tag hatte an ihren Nerven und ihren Kräften gezehrt. Sie konnte sich kaum noch wachhalten. „Wo bist du jetzt? Ich komme dich besuchen. Gleich morgen.“ „Karen. Das musst du nicht. Wirklich.“ „Ich will es aber. Du bist meine Freundin. Ich merke doch, dass es dir nicht gut geht. Sag mir wo du bist. Keine Widerrede.“ Es half wohl wirklich nichts. Sie sprach gegen eine Wand. „Im Hitch-Motel. Da werde ich wohl

auch noch ein paar Tage sein.“ „Gut. Dann komme ich gleich morgen vorbei. Und jetzt solltest du dich ausruhen. Du klingst vollkommen fertig. Wir sehen uns morgen ja?“ „Ja. Bis morgen.“ Sie legte auf und verzog das Gesicht. Karen hier in Gefahr zu bringen war das letzte was sie wollte. Sie ließ aber auch nicht mit sich reden. Nun gut. Ihr würde sicher nichts passieren, wenn sie sich nur im Motel aufhielten und sich bedeckt hielten. Das war die beste Idee. So erhob sie sich langsam und schritt zurück zu den Betten, wo Holland saß und ihren Laptop bearbeitete. „Hast du schon

was?“ Er grinste. „Am Anfang habe ich diesen Internetkram verabscheut. Jetzt muss ich allerdings sagen, dass er durchaus hilfreich ist. Vor allem sind die Sicherheitsmaßnahmen mancher Leute ein Witz. Ich muss nur ein, zwei richtige Knöpfe drücken und kenne die Vorlieben und kranken Fantasien meines Nachbarn.“ Sie ließ sich neben ihm nieder. „Schön. Und was hast du ausgegraben?“ „Sarah Newland war bis zu ihrem 14. Lebensjahr im Waisenhaus. Dann wurde sie adoptiert. Allerdings habe ich keinen Familiennamen. Es war anonym. Nur eine

Adresse. Die ist nicht weit. Wir können es uns morgen früh ansehen.“ Das klang schon einmal sehr gut. Christina sank in die Bettlaken. Das war das letzte Puzzleteil. Wenn sie die Adoptivfamilie fanden, konnten sie sicherlich bald feststellen, mit wem sie es wirklich zu tun hatten. Dann konnten sie die Sache endlich ruhen lassen. Blieb nur noch das Problem mit der Polizei. Allerdings würde sich das wahrscheinlich von selbst lösen, wenn Dreyer keine weiteren Beweise vorlegte. Christina dachte noch eine Weile darüber nach. Die letzten drei Tage hatten es in sich. Ganz anders als ihr erster Fall. Umso mehr wünschte sie sich, ihn

abzuschließen. Nicht nur für Hanna, sondern auch für sich selbst. Vielleicht konnte sie dann wieder ruhiger schlafen. Vielleicht bekam sie dann endlich wieder ein kleines bisschen Frieden für sich selbst. „Die Nacht war ziemlich ruhig. Es ist nichts passiert. Wahrscheinlich hält sich Sarah erst einmal bedeckt. Ich glaube das Eingreifen der Polizei hat sie vorsichtig werden lassen.“ Es war morgens. Fergus hatte angerufen, um die beiden Geisterjäger ins aktuelle Bild zu setzen. Wie es aussah, ging es Mrs. Newland gut. Das war eine positive Nachricht. Vielleicht traute sich der

Sphärenwanderer nicht aktiv zu werden, während Fergus in der Nähe war. Oder es lag wirklich an der Präsenz der Polizei in diesem Fall. Was auch immer der Grund war: Es verschaffte ihnen Zeit, weiter zu forschen. „Wir haben wahrscheinlich was gefunden. Holland ist in der Datenbank vom Waisenhaus auf eine Adresse gestoßen. Vielleicht finden wir dort die Adoptiveltern von Sarah.“ Christina lag noch im Bett. Sie hatte nicht sonderlich gut geschlafen. Die ganze Geschichte war nicht leicht zu verdauen. Holland hingegen hatte geschnarcht wie ein Sägewerk. Jetzt saß er in dem Sessel, der vor dem Bett stand

und trank einen Kaffee. Er hatte es wirklich nicht schwer, solche Sachen zu verarbeiten. Etwas, weswegen man ihn fast beneiden könnte. Aber auch nur fast. Dennoch wirkte er ein wenig angeschlagen. Seit beinahe drei Tagen hatte er nicht mehr getrunken. Er wirkte blass. Zumindest hatte er seine Zigaretten, weshalb er nicht ganz so ungenießbar war. Kurz musterte die Schwarzhaarige ihn, ehe sie sich wieder dem Telefonat mit Fergus zuwandte. „Gut. Vielleicht kannst du ein Foto finden. Dann wissen wir zumindest schon mal, wie Sie aussieht. Das macht es um einiges leichter.“ „Das hoffe ich. Holland und ich fahren

gleich hin.“ „Sei vorsichtig. Wir wissen nicht, ob Dreyer vielleicht Polizisten zur Überwachung eingesetzt hat.“ Sie zuckte mit den Schultern und stand auf, um aus dem Fenster zu sehen. Auf dem ersten Blick war nichts Verdächtiges zu erkennen. „Trotzdem kann ich nicht den Kopf in den Sand stecken. Ich meine: Dieses Mal sind wir wirklich nahe dran.“ „Ja Liebes. Ich weiß. Aber verrenn dich nicht. Gib auf dich acht. Ich werde noch eine Weile hierbleiben und aufpassen. Melde dich, sobald du neue Informationen hast. „Mach

ich.“ Sie legte auf. Nachdenklich biss sie sich auf die Unterlippe. Sie konnte jetzt keine Rücksicht auf Fergus Sorge nehmen. Sie musste handeln. Wenn sie Sarah endlich fanden konnten sie diesen Spuk beenden. Dann war nichts von all dem umsonst. Sie würde wieder etwas ruhiger schlafen. So wandte sie sich Holland zu, der gerade dabei war seine vierte Zigarette hintereinander zu rauchen. „Geht es dir gut?“ Er grinste und zuckte mit den Schultern. „Ich bin nicht sicher. Das Zittern kommt und geht. Aber sonst geht es mir blendend.“ „Du siehst beschissen aus, wenn ich das

mal so sagen darf.“ Das sah er wirklich. Dicke Ränder malten sich unter den Augen ab. „Danke Missy. Ich wusste ja gar nicht, dass du so charmant sein kannst.“ Sie schüttelte nur lächelnd den Kopf und ging zur Küchenecke, wo sie sich ebenfalls eine Tasse Kaffee eingoss. „Ich tue mein Bestes. Jedenfalls sollten wir keine Zeit verlieren. Ich habe ein gutes Gefühl. Ich glaube, heute kriegen wir sie.“ Sie nippte an dem Heißgetränk und wandte sich Holland zu. „Und was dann? Ich meine, hast du dir mittlerweile Gedanken gemacht? Du weißt, was wir tun müssen

oder?“ Sie hatte es verdrängt. Leider nicht erfolgreich. Noch immer war sie sich unsicher. „Ich weiß nicht Holland.“ „Wie du weißt nicht? Das Mädchen ist ein Killer. Genau die Sorte, die wir jagen und aus dem Verkehr ziehen. Was gibt es da nicht zu wissen?“ Sie stellte die Tasse ab. „Ich meine. Abgesehen von der Sache mit der Unsichtbarkeit, ist Sarah ein Mensch. Sie ist nur auf den falschen Weg geraten. Sicher. Sie hat grauenvolle Dinge getan. Dennoch finde ich, dass wir auch einen anderen Weg suchen müssen. Wir können nicht einfach schießen und

dann die Fragen stellen.“ Er zog an seiner Zigarette. „Das hat bis jetzt auch ganz gut funktioniert.“ „Ja, aber das muss doch nicht der Weg sein. Wir sind doch besser als das. Ich bin besser als das. Ich meine, vielleicht kann ich mit ihr reden. Ihr die Augen öffnen.“ Er lachte. War ja klar, dass er das nicht ernst nahm. „Mit ihr reden? ‚Hey. Du hast zwar zwei Menschen gekillt aber ich glaube ich kann dir verzeihen. Gehen wir ein Eis essen?‘ Weißt du eigentlich wie ernst das ist? Das hier ist kein

Spiel!“ „Ich weiß!“, donnerte sie ihm entgegen. „Aber wenn wir sie einfach töten, dann sind wir nicht besser als sie. Ich will nicht glauben, dass das die einzige Lösung ist. Warum es nicht anders versuchen? Ich glaube irgendwo in ihrem Innern weiß sie, dass sie schlimme Dinge tut. Man muss ihr nur die Augen öffnen. Damit sie bereut, und etwas ändern kann. Jeder verdient eine zweite Chance.“ Er drückte seine Zigarette aus und runzelte die Stirn. „Das gilt bei Menschen Kleines. Bei den Freaks herrschen etwas andere Regeln.“ Er machte sie wirklich wütend. Warum hatte er so eine Sicht darauf? Das konnte

doch nicht sein Ernst sein. Er würde sie wahrscheinlich einfach abknallen, wenn sie sie gefunden hatten. Das war aber nicht richtig. Das musste er doch einsehen. Gerade wollte sie zu einer Antwort ansetzen, als es an der Tür klopfte. Wer war das denn jetzt? Vorsichtig schritt sie zur Tür und öffnete. Karen stand im Türrahmen. In der Hand hatte sie eine Plastiktüte. Lächelnd hielt sie sie hoch. „Frühstück?“ ‚Scheiße. Die habe ich ja total vergessen!‘ „Klar, komm rein!“ Sie führte Karen nach drinnen. Holland

sah sie fragend an. Karen hielt ihm zur Begrüßung die Hand hin. „Hi. Karen Mears. Ich bin eine Freundin von Christina.“ „Holland Reed.“ Er steckte sich eine weitere Zigarette in den Mund. Die Brünette sah ihn an. „Geht es ihm gut? Er sieht krank aus. Du siehst auch fertig aus. Ist alles in Ordnung bei euch?“ Tina setzte sich auf das Bett. Karen fingerte zwei Käsebrötchen aus der Tüte. Eines reichte sie der Schwarzhaarigen. Reed schüttelte den Kopf, als sie ihm das andere anbot. „Ging uns schon besser“, erklärte die Amerikanerin ruhig. Ihre Freundin ließ

sich neben ihr nieder und legte die Beine übereinander. „Und das ist dein Kollege? Also der von dem du erzählt hast?“ Holland hob fragend die Braue und lehnte sich ein wenig nach vorne. „Was hat sie denn so über mich erzählt Herzchen?“ „Ich bin nicht ihr Herzchen. Sie könnten wahrscheinlich mein Dad sein.“ Christina lachte kurz auf. Das war schon mal gut, dass sie nicht auf seinen Mist hereinfiel. „Tja Holland. Ich glaube dein Charme funktioniert nicht mehr so gut.“ „Sehr witzig Liebes. Ich gehe mich mal

anziehen.“ Damit stiefelte er in Richtung Badezimmer und ließ die beiden Frauen allein. Karen schmiegte sich an die Schwarzhaarige. „Als ich nichts von dir gehört habe, habe ich mir echt Sorgen gemacht. Ich bin froh, dass es dir gut geht.“ „Die letzten Tage waren einfach ziemlich anstrengend. Ich glaube, wenn die Geschichte vorbei ist werde ich erst mal zwei Tage durchschlafen.“ Ihr Gegenüber lächelte. „Ich kann dich ja ein verwöhnen, damit es dir schnell wieder bessergeht. Wie läuft der Artikel denn?“ „Ganz gut. Ich habe eine neue Quelle

gefunden. Ich weiß wo die Adoptiveltern von Sarah leben. Ich fahre gleich hin.“ „Ah cool. Soll ich dich begleiten?“ Das war eigentlich keine gute Idee. Generell war es keine gute Idee, dass Karen jetzt hier war. Man wusste nicht, ob Sarah in der Nähe war. Vielleicht befand sie sich jetzt schon in Gefahr. Sie konnte das Risiko nicht eingehen, sie noch mehr ins Kreuzfeuer zu stürzen. So schüttelte sie den Kopf. „Das schaffe ich alleine. Bleib du hier. Holland kann dir Gesellschaft leisten. Ich mach das schnell allein.“ „Und du kannst das wirklich verantworten, mich mit dem Traumprinzen allein zu

lassen?“ Christina zuckte mit den Schultern. „Wenn er frech wird, schlag ihn. Das merkt er sich.“ „Okay.“ Die Brünette fuhr ihr mit der Hand durchs Haar. Eine leichte Gänsehaut machte sich in Tina breit. Es tat ihr gut, dass sie hier war. Das brachte sie zumindest auf andere Gedanken und der ganze Mist spukte nicht ständig in ihrem Hinterkopf herum. „Sag mal. Wenn das hier vorbei ist, was machst du dann?“ Sie legte den Kopf schief. Darüber hatte sie noch gar nicht so genau nachgedacht. Das Ganze hatte sie so vereinnahmt, dass

sie gar nicht an ein ‚danach‘ gedacht hatte. „Ich weiß noch nicht. Vielleicht Urlaub?“ Karen nahm ihre Hand. „Du musst nicht weggehen weißt du? Ich meine, du kannst auch in Heathfield als Journalistin arbeiten.“ Tina stutzte. Die andere fuhr unbeirrt fort. „Was ich sagen will ist, gut ich kenne dich beinahe eine Woche. Trotzdem habe ich das Gefühl, dass wir uns bereits sehr nahestehen. Hannas Tod hat ein tiefes Loch hinterlassen. Das war echt schwer, aber seitdem du da bist…ich fühle mich einfach wieder gut. Du hast mich diese

schwere Zeit irgendwie vergessen lassen.“ Sie strich ihr durch das Haar und musterte sie mit den kastanienbraunen Augen. Wieder begann Christinas Herz zu schlagen. Sie wusste schon vorher, dass sich Karen irgendwie zu ihr hingezogen fühlte. Besonders nach dem Abend mit dem Whiskey. Sie mochte sie auch. Es war ein tolles Gefühl eine Freundin zu haben. Jemand der einem einfach mal Halt gab, wenn es schwerer voranging. „Ich weiß nicht Karen. In Heathfield bleiben? Ich meine, ich bin ein Roadhog. Wenn du verstehst was ich meine.“ „Dann komme ich mit dir. Wir gehen hin,

wo es uns gefällt. Die ganze Welt gehört nur uns.“ Ihre Lippen wurden trocken. In ihrem Kopf kribbelte es ganz merkwürdig. Sie wusste nicht was sie sagen sollte. Sie konnte Karen nicht mitnehmen. Nicht bei dem Leben was sie führte. Sie würde ständig in Gefahr sein. „Ich…“ „Shhht…Du denkst zu viel nach. Manchmal musst du einfach den Moment leben.“ Sie strich ihr über die Wange. Sah ihr dabei tief in die Augen. Was zum Geier passierte hier gerade? Christina war wie erstarrt. Langsam nährte sich Karen ihrem Gesicht. Die Schwarzhaarige

schluckte. Ihr Herz hämmerte wie ein Presslufthammer. Nur noch wenige Zentimeter trennte sie von Karens Gesicht. „Stör ich?“ Die beiden Frauen stoben auseinander. Holland stand grinsend im Türrahmen zum Badezimmer. Christina konnte fühlen, wie sie hochrot anlief. „Äh…ich…öhm…ich gehe dann mal ins Badezimmer!“ Sie stand auf und taumelte ein wenig benommen ins Bad. Sie schloss die Tür hinter sich, ging zum Waschbecken und lud sich einen Schwall kalten Wassers ins Gesicht. Stumm musterte sie ihr Spiegelbild. Was war da gerade passiert?

Oder viel mehr, was war da gerade beinahe passiert? Wollte Karen sie wirklich küssen? Okay, das hatte sie schon mal versucht, aber da waren beide betrunken. Das jetzt gerade, das war irgendwie anders. Sie schwiff im Gedanken ab. Wie das wohl war, Karen zu küssen? Sie schüttelte den Kopf. ‚Mädchen. Krieg dich wieder ein!‘ Sie fasste sich an die Brust. Es klopfte noch immer. Das ganze Gefühl war seltsam. Wie ein angenehmes Kribbeln, dass sich durch ihren ganzen Körper zog. Es war Zeit für eine weitere Ladung kaltes Wasser. So durfte sie nicht denken. Sicher. Sie mochte Karen, aber das hatte keinen Sinn. Wenn das hier

vorbei war, würde sie wieder fortgehen. Abgesehen davon, dass sie keine Ahnung hatte wie so was wirklich funktionierte. Sie hatte zwar ein paar Beziehungen, aber mit einer Frau? Keine Ahnung. Wieder schüttelte sie den Kopf. Warum dachte sie an sowas? Sie musste dringend auf andere Gedanken kommen. So stieg sie in die Dusche und schaltete das Wasser an. Es war gut, dass Holland gekommen war. Bei dem Gedanken an das, was sonst passiert wäre, wurde sie wieder rot. Ein Seufzer entkam ihrer Kehle. In einem anderen Leben vielleicht. Nach ihrer Dusche ging sie wieder zu

den Anderen. Holland hatte sich inzwischen seine Jacke übergezogen. „Startklar Missy?“ „Ja klar. Aber öh…ich dachte eigentlich, dass du hierbleibst. Karen ist vorhin erst gekommen. Ich will sie ungern wieder wegschicken. Du kannst ihr ein bisschen Gesellschaft leisten und ich sehe, was ich herausfinde.“ Er sah sie kurz an. Dann wanderte sein Blick zu Karen. „Wenn die kleine nichts gegen meine Gesellschaft hat, sicher.“ „Nein, nein. Fahr du ruhig los. Holland und ich können ein bisschen plaudern.“ Christina nickte und zog sich ihre Lederjacke über. Dann schritt sie zur

Tür. Holland stand auf und folgte ihr. „Warte kurz Missy.“ Sie gingen nach draußen. Er schloss die Tür hinter ihnen. Sie sah ihn fragend an. Er griff in die Innentasche seiner Jacke und holte eine Pistole hervor, die er ihr reichte. Sie sah ihn perplex an. „Holland?“ „Für den Fall der Fälle. Es gefällt mir nicht, dich alleine gehen zu lassen Kleines. Und wenn das wirklich sein muss, dann will ich dass du dich verteidigen kannst. Ich bleib gerne hier und pass auf dein Herzblatt auf, aber verlang nicht von mir, dass ich dich ungeschützt daraus schicke.“ Zögernd nahm sie die Waffe und steckte

sie ein. Es brachte wahrscheinlich nichts mit ihm zu argumentieren. Dennoch würde sie die Pistole nicht benutzen. Sie blieb bei der Einstellung, dass man sicher auch etwas mit Worten bei Sarah erreichen konnte. „Gut. Ich nehme sie mit. Und Karen ist nicht mein Herzblatt.“ Reed lächelte. „Das sah interessant aus. Ich meine, hey. Die Kleine ist süß.“ „Sehr witzig. So. Ich fahr jetzt los. Pass auf Karen auf.“ Er nickte nur. „Klar. Vielleicht spiele ich ein bisschen den Date Doktor.“ „Fick dich

Holland.“ „Ich habe dich auch lieb Kleines.“ Sie brauchte nicht lange, bis sie die Adresse gefunden hatte. Es war ein kleines Haus am Stadtrand. Sie stellte ihren Bus ab und stieg aus. Sie war aufgeregt. Irgendetwas sagte ihr, dass sie hier endlich fündig werden würde. Stumm schritt sie zur Haustür. Wilson stand auf dem Schild. Christina holte tief Luft und klingelte. Es dauerte ein paar Minuten, dann hörte sie Schritte von innen. Die Tür öffnete sich. „Ja?“ Es war eine Frau. Etwas älter als sie selbst. Leicht zerzaustes blondes Haar.

Sie wirkte alt. Jedoch nicht körperlich. Da war was in ihren Augen. „Hallo. Ich äh...Ich komme vom Little Childrens Waisenhaus. Ich suche eine Sarah Newland.“ Der Blick der Frau wurde ernst. „Sie haben sich in der Adresse geirrt.“ Sie wollte die Tür schließen, doch Christina schob ihren Fuß dazwischen. So einfach würde sie sich nicht abwimmeln lassen. „Bitte. Ich weiß, dass das seltsam wirkt und sicher möchten sie ihre Ruhe haben, aber es ist wichtig. Ich bin auf diese Adresse gestoßen, als ich Nachforschungen über Sarah angestellt habe. Ich will nur ein paar Minuten ihrer

Zeit. Dann verschwinde ich wieder. Bitte. Es ist wichtig.“ Ihr Gegenüber sah sie an. Man konnte ihr ansehen, dass sie mit all dem überhaupt nichts zu tun haben wollte. Sie seufzte. „Gut. Ein paar Minuten.“ „Danke. Ich bin übrigens Christina.“ „Mildret.“ Sie führte die Schwarzhaarige ins Haus. Es hatte einen alten Einrichtungsstil. Mildret hatte den Fernseher laufen. Eine Katze saß auf dem Sofa und schnurrte. Es roch muffig. Alt. Die Blonde ließ sich auf dem Sofa nieder. „Also. Was wollen sie wissen?“ Christina ließ sich einem der zwei Sessel im Wohnzimmer

nieder. „Ich weiß, dass Sarah mit 14 adoptiert wurde.“ „Ja. Meine Eltern haben sie adoptiert. Meine Mum arbeitete damals im Waisenhaus. Ich glaube sie hatte Mitleid mit diesem Mädchen. Sie hat immer erzählt, wie einsam sie war.“ Tina nickte. Mildret fuhr fort. „Damals habe ich mich gefreut. Ich war ein Einzelkind. Es war ein toller Gedanke endlich eine Schwester zu haben. Ich konnte es kaum erwarten. Am Anfang war es toll. Sie war ein ruhiges Mädchen. Ziemlich verschlossen. Ich habe gedacht, ich könnte sie auftauen. Aber ich habe mich

geirrt.“ Die Geisterjägerin hob fragend die Braue. „Was meinen sie damit?“ „Das Mädchen…sie war kein Mensch. Sie war der Teufel. Wirklich. Ich meine. Sie hat meine Eltern in die Verzweiflung getrieben.“ „Ich verstehe nicht.“ „Auch, wenn sie mir jetzt vielleicht nicht glauben, aber meine Schwester war ein Monster. Sie hatte diese Fähigkeit…Sie war…“ „Sie konnte unsichtbar machen“, warf Christina ein. Mildret sah sie stutzig an. Dann nickte sie. „Ja…Mein Gott Ja. Am Anfang fand ich

das super. Es war unser Geheimnis. Aber dann. Ich weiß nicht. Sie spielte diese Psychospielchen mit meinen Eltern. Es war…als würde sie ihre Kräfte ausprobieren.“ Christina hörte aufmerksam zu. Das klang nicht gut. „Warum?“ „Was weiß ich warum. Meine Eltern haben das nicht verkraftet. Meine Mutter sie…irgendwann hat sie sich umgebracht. Das war zu viel für sie. Mein Dad begann zu trinken. Jetzt bin ich allein. Sarah hat mich daraufhin verlassen. Sie ging, nachdem sie mein Leben zerstört hat.“ Tinas Blick senkte sich. „Hat sie etwas

gesagt?“ „Sie war besessen. Ich meine. Sie hat es nie verkraftet, dass sie adoptiert war. Als sie das erfahren hat, war sie wie ausgewechselt. Sie dachte ihre Eltern hätten sie gehasst, weil sie anders war. Sie wollte wissen wer sie waren. Meine Mutter wollte es ihr nicht sagen. Sie wollte, dass meine Schwester wieder glücklich wurde und ihre Vergangenheit ruhen ließ.“ Eine Träne lief ihr über das Gesicht. „Das hat sie nicht geschafft. Naja und dann ging alles in die Brüche. Meine Eltern waren weg. Ich war allein. Ich habe geheiratet, meinen Namen geändert, mich geschieden und jetzt bin ich wieder

allein.“ Sie seufzte. Das musste die Hölle gewesen sein. Sarah hatte wirklich viel Leid gesät. Niemand mit dem sie bisher gesprochen hatte, hatte ein gutes Wort über sie verloren. Konnte sie wirklich so ein Monster sein? „Eine Weile konnte ich sie sogar verstehen. Ich meine, ich kann mir das gar nicht vorstellen so allein zu sein. Nicht zu wissen wo man wirklich herkommt. Warum man so ist wie man ist.“ „Ja. Das stimmt.“ Sie machte eine kurze Pause. Mildret erhob sich. „So. Das reicht. Ich habe genug gesagt.

Gehen sie bitte wieder.“ Tina sah sie an. „Okay. Eine Sache noch.“ „Was denn?“ „Haben sie vielleicht ein Foto von Sarah?“ Mildret nickte und holte ein Fotoalbum unter dem Tisch hervor. „Wissen sie. Wir alle wollten, dass Sarah ein neues Leben anfing. Dass sie ihre alten Wurzeln vergisst. Meine Eltern haben sie sogar überredet ihren Namen zu ändern. Damit sie ihre alte Hülle abstreift.“ Sie blätterte durch die Seiten. Schließlich stoppte sie und musterte ein

Foto. „Das hier war das letzte, was wir zusammen gemacht haben. Zusammen mit meinen Eltern. Wir waren dafür sogar bei einem professionellen Fotografen.“ Sie trennte es vorsichtig aus dem Album. Auf der Rückseite war etwas geschrieben. Christina las den Familiennamen…und erstarrte. Mildret zeigte ihr das Foto. „Sie wirkt dort noch unschuldig.“ Tina stand erschrocken auf. Das konnte nicht sein. Das Mädchen auf dem Bild. Die junge Frau… „Das ist…“ „Ja. Ich meine es war nicht immer perfekt. Damals dachte ich es würde

irgendwann alles gut werden. Da waren wir noch eine Familie. Und ich dachte wirklich, ich könnte meiner Schwester ein wenig von ihrem Kummer nehmen.“ Sie verlor keine Zeit. Sofort nachdem sie die Wahrheit erfahren hatte, fuhr sie zum Motel zurück. Während der Fahrt versuchte sie Holland auf dem Handy zu erreichen. Er ging nicht dran. Kein gutes Zeichen. Sie versuchte es bei Fergus, der sofort abnahm. „Fergus? Bist du da?“ „Ja Liebes. Was ist los? Du klingst aufgeregt! Was hast du herausgefunden?“ Die Worte blieben ihr im Hals stecken. Mittlerweile hatte sie den Parkplatz des

Motels erreicht. Sie zitterte. Es fiel ihr schwer deutlich zu sprechen. Sie stammelte. „Es ist…ich…“ „Christina. Beruhige dich. Erzähl mir was los ist.“ Tina fingerte den Schlüssel zum Motelzimmer hervor und schloss die Tür auf. „Es ist…“, sie erstarrte. Das Zimmer war durcheinander. Ein Tisch war umgestoßen. Die Betten zerzaust. An einer Stelle auf dem Boden klebte Blut. Von Holland und Karen war keine Spur. „Tina! Hey! Liebes rede mit mir.“ Ihr Hals wurde trocken. Sie konnte noch immer nicht fassen, was sie

herausgefunden hatte. Sie hielt noch das Foto umklammert, dass Mildret mitgegeben hatte. Unentwegt starrte sie auf die junge Frau. Die Frau, die noch vor etwa einer Stunde versucht hatte sie zu küssen. „Karen…Fergus. Es ist Karen…Karen ist Sarah Newland…“

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Hörbuch

Über den Autor

Thommy
Also, dann will ich auch ein wenig von mir Preisgeben, damit ihr wisst was für ein Mensch eigentlich hinter den Geschichten steht ;)

Ich hab schon geschrieben da war ich gerade mal 12 Jahre alt und ging noch zur Schule. Mich hat es irgendwie immer fasziniert in eigene Welten einzutauchen und diesen Form und Gesicht zu geben. Ob es einfache Fanfictions, oder eigene kleinere Ideen waren. Meine ersten Geschichten waren auch nicht mit Klassikern zu vergleichen, oder hatten einen besonderen Kern. Es war lediglich der Wunsch das zu Papier zu bringen, was mir im Kopf rumspukte. ^^

Eine meiner ersten Geschichten war eine Art Wild-West Adaption und wohl so inspirierend wie der morgendliche Toilettengang, aber das ist es nicht was mich bei so etwas tangiert. Ich bin keiner von den Leuten denen es darum geht, was andere über das denken was er schreibt. Ich will meine Inspirationen, meine Gedanken einfach nur mit den Leuten teilen. Mir ist es wichtig dass die Leute Spaß an dem haben was ich schreibe. Ich will meine Ideen und meine Fantasien mit ihnen teilen. Das ist mir wichtig ;)

Was mich dabei inspiriert? Das kann unterschiedlich sein. Ein guter Song, von Disturbed, den Foo Fighters oder anderen wie zum Beispiel Lifehouse oder Stone Sour.
Andererseits kann es auch nur ein einfacher Gedanke, oder eine Frage sein die mir gerade durch den Kopf geht. Das ist ganz unterschiedlich. Ich bin auch nicht unbedingt derjenige der in seinen Geschichten auf Action achtet, oder dass der Held am Ende das Mädchen bekommt, sondern darauf eine Welt zu zeigen die vielleicht nicht immer perfekt ist und wie die Leute in ihr mit den dortigen Begebenheiten zurecht kommen.
Ich bin auch kein Freund von "Happy End" - Geschichten, wenn ich ehrlich bin, da sie manchmal nicht der Wahrheit entsprechen. Das Leben ist eben nicht immer eine Blumenwiese über die die Leute fröhlich hinwegtänzeln, sondern bietet seine Herausforderungen und Prüfungen an denen man wächst und reift. Das versuche ich auch in meinen Stories zu zeigen und zu verdeutlichen, auch wenn es vielleicht nicht immer ganz gelingt ^^

Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu sagen^^ Ich wünsche jenen Leuten die über meine Geschichten stolpern viel Spaß mit ihnen und hoffe dass sie vielleicht etwas von den Gedanken übermitteln können, die mich dazu bewogen haben sie zu schreiben.
In diesem Sinne:
Liebe Grüße,
Thommy =)

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