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After Dawn - Kapitel II - Das Städchen Heathfield - Band I - Schauermärchen

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"After Dawn - Kapitel II - Das Städchen Heathfield - Band I - Schauermärchen"
Veröffentlicht am 30. September 2017, 50 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Also, dann will ich auch ein wenig von mir Preisgeben, damit ihr wisst was für ein Mensch eigentlich hinter den Geschichten steht ;) Ich hab schon geschrieben da war ich gerade mal 12 Jahre alt und ging noch zur Schule. Mich hat es irgendwie immer fasziniert in eigene Welten einzutauchen und diesen Form und Gesicht zu geben. Ob es einfache Fanfictions, oder eigene kleinere Ideen waren. Meine ersten Geschichten waren auch nicht mit Klassikern ...
After Dawn - Kapitel II - Das Städchen Heathfield - Band I - Schauermärchen

After Dawn - Kapitel II - Das Städchen Heathfield - Band I - Schauermärchen

Das Städchen Heathfield

05. September 2017 – Heathfield – England Die Fahrt nach Heathfield dauerte etwa 40 Minuten. Es war eine ruhige Route. Die Gegend war sehr ländlich und idyllisch. Für das Herbstwetter herrschte eine angenehme Atmosphäre. Die Sonne schien heute und sorgte für etwas Wärme. Vielleicht ein gutes Zeichen. Christina war sich sicher, dass mehr an der Geschichte mit Hanna Newland dran war, als sie von Fergus erfahren hatte. Es war besser, auf eigene Faust ein wenig zu ermitteln. Wahrscheinlich bekam sie

so noch mehr wichtige Informationen. Sie lächelte. Irgendwie freute sie sich darauf, auch wenn ihr Fergus Worte im Kopf nachhallten. Sie sollte wirklich nicht nur den Kick darin sehen. Es war eine gute Sache herauszufinden, was mit dieser Frau geschehen war. Allein schon der Angehörigen wegen. Sie verdienten es die genauen Umstände zu erfahren. So hatte sie letztendlich die Straße erreicht, in der Hanna gelebt hatte. Der Holly Drive. Eine ruhige Straße. In manchen Vorgärten saßen Leute, die das schöne Wetter ausnutzen. Typische Kleinstadt eben. Manchmal fragte sich Christina natürlich, ob sie vielleicht irgendwann auch so ein Leben führte.

Ein kleines Haus irgendwo. Sie würde im Vorgarten sitzen und Rosen schneiden, während ihr Mann von der Arbeit kam. Zur Begrüßung umarmten und küssten sie sich. War schon ein verlockender Gedanke. Allerdings war jetzt noch nicht die Zeit dafür. Sie hatte noch ihr halbes Leben vor sich. Darüber konnte sie sich später noch genug Gedanken machen. Sie hüpfte aus dem Bus und schwang sich die Laptoptasche über. Prüfend wanderte ihr Blick die Straße entlang, in der Reihe an Reihe kleine Häuser lagen. Meist einstöckige Gebäude mit Vorgarten. Manche liebevoll gepflegt, andere nur mit Gras bewachsen. Dennoch zeigte sich nirgendwo ein Zeichen von

Vernachlässigung. Etwas entfernt war gerade jemand dabei einen Zaun weiß nach zu streichen. Ein wenig erinnerte sie das an zu Hause. Ihre Tante Edna lebte in eine dieser versnobten Gegenden, in denen es eine Art Sport war, wer denn den schönsten Vorgarten hatte. Sie musste darüber Schmunzeln, während sie den Weg zum Haus von Hanna einbog. In der Einfahrt stand ein babyblauer Smart. Er hätte gedacht, dass jemand dieses Auto freiwillig fuhr? An der Frontscheibe hing ein kleiner Stoffteddy über dem Spiegel. Auf dem Armaturenbrett lag noch eine Rechnung irgendeines Supermarktes. Als wäre der

Besitzer gerade nach Hause gekommen. Sie fuhr mit der Hand über die Motorhaube, ehe sie den Vorgarten entlangschritt. Die dortigen Büsche leuchteten in den verschiedensten Farben. Von Lila bis gelb. Kurz beugte sich Tina herunter und strich über die Blätter. Hanna hatte offenbar viel Arbeit in ihren Vorgarten gesteckt. Sie selbst hatte keinen grünen Daumen, geschweige denn eine Ahnung davon, wie man diese Art von Busch überhaupt nannte. ‘Vielleicht buschiger grüner Busch‘, ging es ihr durch den Kopf. War eigentlich auch egal. Sie warf einen Blick zu den kleinen Stufen, die zur Haustür hinaufführten und erhob sich. Das

Absperrband der Polizei war bereits wieder entfernt worden. Anscheinend hatte man den Tatort freigegeben. Aus ihrer Hosentasche holte sie ein kleines Etui hervor, in dem sich ein Dietrich befand. Sie warf einen Blick über ihre Schulter. Als sie sich unbeobachtet fühlte wandte sie sich dem Schloss zu. Innerhalb weniger Sekunden hatte sie sich Zugang verschafft. ‚Abra Kadabra‘, dachte sie scherzhaft bei sich und schob die Tür zur Seite. Im Innern war es vollkommen still. Nur das Zwitschern der Vögel von draußen, war noch zu hören. Bedächtig schritt die Schwarzhaarige voran und kam ins Wohnzimmer. Es war klein. In der Mitte

des Raumes stand ein altes Ledersofa. Daneben ein Beistelltisch. An der Wand gegenüber gab es einen kleinen Fernseher, sowie ein darüber hängendes Regal, auf dem Bücher Platz hatten. Daneben kam man bereits in die Küchennische. Die Wände trugen einen Hauch von Rosa. Der Teppich über den sie schritt, war noch neu. Hanna hatte nicht lange hier gelebt. Christina warf einen Blick auf den Boden, wo sich noch immer die Markierung befand, in der sie gelegen hatte. An der Stelle des Kopfes befand sich ein dunkler getrockneter Fleck. ‚Blut‘, wusste sie sofort. Daneben lagen einzelne winzig kleine

Splitter. Sie hob einen davon auf. Glas. Auf dem Beistelltisch lag ein Foto. Man hatte es aus dem Rahmen gebrochen. Es zeigte ein junges Mädchen mit blonden Pferdezöpfen. Daneben standen die Eltern. Es wurde in einem Garten aufgenommen. Vor einem großen Blaubeerbusch. Das kleine Mädchen war vermutlich Hanna. Stolz hielt sie einen Korb voller Blaubeeren in die Kamera. Christina senkte den Blick. Sie konnte spüren, wie sich die Nässe in ihren Augenrändern sammelte. In diesem Moment wollte sie den Fall umso mehr aufklären. Allein des kleinen Mädchens wegen, das einmal so fröhlich schien und deren Blut jetzt

getrocknet im Teppich klebte. Das war nicht gerecht. Beinahe automatisch hatte die junge Frau die Hand zur Faust geballt und erhob sich. Sie legte das Foto wieder auf den Tisch zurück. „Ich werde herausfinden, wer oder was dir das angetan hat Kleines. Versprochen.“ Sie wanderte zum Fenster und öffnete es, um frische Luft hereinzulassen. Fergus hatte Recht. Nichts deutete auf ein gewaltsames Eindringen hin. Hatte Hanna ihren Mörder vielleicht gekannt? War es der Geist, eines Verstorbenen, der vorher hier gelebt hatte? Das waren Dinge, die sie herausfinden musste, wenn sie diese Geschichte aufdecken wollte.

Hier würde sie wohl nichts mehr finden. Zumindest nicht, wenn sie nicht wusste, wo sie suchen sollte. Sie griff zum Handy, und wählte Fergus Nummer. „Ja?“ „Ich bin gerade im Haus von Hanna Newland. Du hattest Recht: Es gibt wirklich kein Anzeichen dafür, dass sich jemand gewaltsam Eintritt verschafft hat. So wie ich das sehe, wurde auch nichts geklaut. Alles ist unberührt, bis auf ein Foto, das ich gefunden habe.“ „Hm. Ich habe noch mal mit Sherif Amber telefoniert. Im Polizeibericht stand, dass Hanna mit einer Lampe erschlagen

wurde.“ Christina sah sich um. „Die haben sie wahrscheinlich mitgenommen.“ „Außerdem sagte Amber, dass Hanna wohl ihrem Mörder ins Auge gesehen hat. Zumindest lässt das ihre Position erahnen. Sie klang aber am Telefon nicht so, als hätte sie jemandem gegenübergestanden. Allerdings war als die Polizei ankam, die Tür abgeschlossen und die Fenster verriegelt. “ „Also doch etwas Paranormales.“ Eigentlich hätte sie gedacht, sie wäre glücklicher. Immerhin hatte sie jetzt wirklich einen Fall. Dennoch fühlte sie nichts weiter als Beklommenheit.

„Scheint so. Du solltest dich weiter umhören. Hanna hat im örtlichen Gemeindezentrum gearbeitet. Vielleicht kannst du dort noch etwas herausfinden. Ich werde mich umhören, ob es etwas über das Haus gibt, in dem Hanna gewohnt hat. Gewaltverbrechen oder sonstiges. Ich melde mich, wenn ich etwas habe. Pass auf dich auf Liebes.“ Damit war das Gespräch beendet. Immerhin ein erster Anhaltspunkt. Sie seufzte. Es war seltsam. Was steckte dahinter? Das musste sie noch herausfinden. Nachdem Christina sich die Wohnung

angesehen hatte, beschloss sie die Arbeitsstelle der Verstorbenen aufzusuchen. Laut Fergus das Gemeindezentrum. Dort konnte sie mehr über Hanna herausfinden, und ob es jemanden gab, der ihr Schaden wollte. Ein möglicher Geist war eine Option, aber sie musste hierbei alle offenen Fragen klären. Gab es Feinde? Eventuell verschmähte Liebhaber oder eifersüchtige Mädels? Das konnte man nie wissen. So fuhr die Schwarzhaarige mit ihrem VW-Bus auf den Parkplatz des Gemeindezentrums vor. Ein paar vorbeigehende warfen einen skeptischen Blick auf das Fahrzeug. Sicher. Er war zehn Jahre alt. Einst

gehörte er ihrem Onkel Marty. Das alte Ding hatte ewig in seiner Garage gestanden. Als Teenager war Tina auf ihn aufmerksam geworden. Sie reparierte ihn und durfte ihn schlussendlich als eigenes Fahrzeug behalten. Sie fand, dass er einiges hermachte. Der blaue Lack war frisch. Sie hatte ihn erst im Sommer generalüberholen lassen. Der Bus war nicht nur ein einfaches Fahrzeug, sondern stellte auch ihr zu Hause auf ihren Reisen dar. Die junge Frau ließ von dem Fahrzeug ab und begab sich ins Innere des Zentrums. Im Eingangsbereich war niemand anzutreffen. Gegen Nachmittag herrschte anscheinend weniger Verkehr.

Es gab einen kleinen Informationsschalter, der gerade aber nicht besetzt war. An einer Wand hingen Fotos der Mitarbeiter und der Kinder, mit denen sie arbeiteten. Alles in allem war es hier sehr hell und einladend gehalten. Sie ließ ihren Blick einen langen Flur entlang schweifen. Nichts. „Hallo?“ Es dauerte ein paar Sekunden, ehe Schritte am Ende des Ganges zu hören waren. Eine junge Frau kam auf sie zu. Gerstenschlank. Brünett mit Haaren, die ihr bis zur Schulter gingen. Kastanienbraune Augen musterten Christina, ehe die junge Frau ein Lächeln

aufsetzte und ihr die Hand zur Begrüßung schüttelte. „Hallo. Karen Mears. Kann ich ihnen helfen?“ Sie wirkte wirklich sehr nett, auch wenn Tina fand, dass das Blumenkleid, das sie trug, ein wenig zu kitschig war. Nun ja. Jedem das seine. „Mein Name ist Christina Walker. Ich arbeite an dem Artikel für den Guardian über Hanna Newland.“ Eine bessere Lüge war ihr nicht eingefallen. Was hätte sie auch sonst sagen sollen? ‚Hallo ich bin Tina Walker und glaube Hanna Newland wurde von einem Geist getötet‘? Tolle Idee. Manchmal musste man ein wenig die

Wahrheit verdrehen, wenn man weiterkommen wollte. „Oh“, entkam es der Anderen. Sie senkte betroffen den Kopf. „Oh?“ „Sie sind nicht die erste Journalistin Miss Walker. Andere vor ihnen kamen, weil sie dachten sie könnten hier raus eine große Story schlagen.“ Sie klang wütend. Das war nicht gut. Beschwichtigend hob die Schwarzhaarige die Hände. „So ist das nicht. Es geht darum die Leute aufmerksam zu machen. Ich meine, sie sollen ein wenig Anteilnahme zeigen. Immerhin war Hanna ein Mitglied dieser

Gemeinde.“ Karen nickte. Das schien sie ein wenig zur beruhigen. „Entschuldigung. Das Thema nimmt mich etwas mit. Hanna war meine Freundin. Ich finde es einfach ekelhaft, wenn Leute hierherkommen und ihr Leben auseinandernehmen, nur für eine fette Story.“ „Das glaube ich. Wenn es meine Freundin wäre, würde ich nicht anders reagieren. Sowas gehört sich auch nicht, wenn man die Umstände bedenkt.“ Ihr Gegenüber hob fragend die Braue und verschränkte die Arme vor der Brust. „Welche Umstände meinen sie?“ „Naja. Die Polizei sagt, es war kein

Unfall. Ich meine, ich weiß nicht wie viel wissen, aber nach allem was ich herausgefunden habe, hat jemand Hanna getötet.“ Tränen liefen Karen über das Gesicht. Sie ließ sich auf einem Stuhl nieder, der in der Nähe stand. Tina legte ihr eine Hand auf die Schulter. „Das weiß ich schon. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. Ich meine: Hanna war so ein netter Mensch. Wer tut so etwas nur? Sie hat das nicht verdient.“ Ein Kloß bildete sich in Christinas Hals. Das war sehr unangenehm. Sie wusste gar nicht, wie sie mit dieser trauernden jungen Frau umgehen sollte. Das hatte man ihr nicht beigebracht. In all ihrer

Euphorie über den neuen Fall hatte sie die Angehörigen einfach vergessen. Hanna war immer noch ein Mensch. Es gab Leute, die sie mochten und denen sie fehlte. Karen gehörte dazu. Dennoch war sie hier vielleicht die beste Quelle, die sie bekommen konnte. „Manchmal passieren Dinge, die wir nicht kontrollieren können. Wir versuchen zwar, damit umzugehen, aber am Ende sind wir irgendwie immer machtlos“, erklärte Tina ruhig und war überrascht, wie feinfühlig sie sein konnte. Die Brünette musterte sie und wischte sich eine Träne aus dem Augenwinkel. „Sie scheinen wirklich keiner von diesen

Haien zu sein. Wenn Sie möchten kann ich ihnen gerne ein bisschen über Hanna erzählen. Aber nicht hier. Bei mir zu Hause ist es etwas ruhiger. Da können wir ungestört reden. Außerdem könnte ich jetzt einen Drink vertragen!“ Das klang nicht schlecht. Das hier war wirklich nicht die beste Umgebung, um Infos zu bekommen. Wenn Karen sich in einem gewohnten Umfeld befand, würde es ihr sicher leichter fallen, sich zu öffnen. „Gerne. Sie gehen voran!“ „Ist noch was da?“ Mittlerweile lallte Christina mehr, als dass sie einen vernünftigen Satz

herausbrachte. Sie war mit Karen nach Hause gegangen. Allerdings hatte sich die Befragung etwas anders entwickelt als gedacht. Zumindest nicht in diese Richtung: Beide saßen bei Karen auf dem Bett, hörten laute Musik und hatten wahrscheinlich mehr Whiskey verzehrt, als es sich für anständige Damen in ihrem Alter geziemte. In ihrem Kopf drehte sich alles und einen klaren Gedanken zu fassen fiel ihr schwer. Träge wischte sich die Schwarzhaarige eine Haarsträhne aus dem Gesicht und warf einen Blick auf die Flasche, die zu zwei Dritteln geleert war. Karen saß eher schwankend vor ihr und kicherte. „Oh

je.“ „Eigentlich heißt es ja, man soll in Maßen genießen“, lallte die Geisterjägerin. Ihre Nase, sowie große Teile des Gesichts leuchteten hochrot. Sie konnte die Hitze spüren, die das Getränk verursachte. Sie musste an Fergus denken. Was er wohl sagen würde, wenn er sie so sah? Sie musste lachen. Karen konnte nicht anders als einzustimmen. Sie goss den Beiden den Rest aus der Flasche ein und warf sie auf den Boden. Mit einem dumpfen ‚klonk‘ rollte sie davon. „Naja. Besondere Situationen erfordern besondere äh…Wie heißt das noch mal? Ach ja:

Maßnahmen!“ Darauf hoben beide Frauen ihr Glas und stießen an. Christina konnte sich gar nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so viel Spaß hatte. Seitdem sie ihre Karriere als paranormale Aktivistin begonnen hatte, gab es irgendwie keine Zeit mehr dafür. Ständig war sie mit Recherchen beschäftigt und hatte sich selbst darüber ein wenig vergessen. Ein Grund mehr, diesen Augenblick zu genießen. „Jawohl! Darauf trinken wir.“ Sie leerte das Glas in einem Zug. Karen ließ sich nach hinten auf ihr Kopfkissen fallen. „Hanna war nie so trinkfest. Meist hat

sie nur ein Glas getrunken und lag danach lallend in der Ecke.“ „Habt ihr viel Zeit miteinander verbracht?“ „Naja. Wir kannten uns noch nicht so lange. Ich habe kurz nach ihr im Gemeindezentrum angefangen. Wir haben uns aber auf Anhieb verstanden. Naja du weißt schon…Wusch!“ Tina lachte. „Wusch?“ „Ja! Wenn man jemanden trifft und sich denkt: Zack!“ „Ich habe keine Ahnung was du mir sagen willst.“ „Ich auch nicht!“ Beide Frauen lachten. Die

Schwarzhaarige hatte schon Bauchschmerzen und ihre Augen brannten. Morgen würde sie wahrscheinlich einen Kater haben der sich gewaschen hatte, aber das zählte im Moment wenig. Auch die Recherche hatte sie vergessen. Sie wollte einfach die Seele baumeln lassen. Sie hatte später noch genug Zeit, sich weiter auf ihren Fall zu konzentrieren. „Wo kommst du eigentlich her Tina? Ich meine, dein Akzent. Du bist nicht von hier oder?“ Sie schüttelte den Kopf und begab sich in den Schneidersitz. „Nee. Ich komme aus den Staaten.

Detroit um genau zu sein.“ „Oh. Ist es wirklich so schlimm?“ „Es ist eigentlich ziemlich beschissen, aber es hat auch seine guten Seiten. Ich meine, im Fernsehen sieht man immer nur wie abgefuckt alles ist, aber manchmal ist das nur bei den Haaren herbeigezogen.“ „Und warum bist du weggegangen?“ Karen hatte sich wiederaufgerichtet und sah sie fragend an. Einen Moment lang dachte Christina nach. „Ich weiß nicht genau. Ich glaube ich wollte einfach was von der Welt sehen.“ „Und deine Eltern? Was haben die dazu gesagt?“ Autsch. Böse

Frage. „Ich habe lange nicht mit ihnen gesprochen. Ich glaube, sie haben mir das nicht verziehen. Sie denken, ich habe sie im Stich gelassen.“ Es stimmte sie traurig, darüber zu reden. Wieder wurde ihr klar, dass ihr ihre Familie fehlte. Das hatte sie lange nicht wahrhaben wollen. Ewig hatte sie daran festgehalten, dass ihre Eltern sie nur ausbremsten. Sie nicht vorwärtskommen ließen. Jetzt so darüber zu sprechen warf allerdings ein anderes Licht auf die Geschichte. Karen seufzte und senkte den Blick. „Manchmal sind unsere Eltern schwierig. Oft denkt man, dass sie unsere Gefühle

gar nicht interessieren. Sie wollen lieber ihr sauberes und ordentliches Leben führen.“ „Klingt nicht gerade nach einer tollen Kindheit.“ Sie lachte wehmütig. „Wer hat die schon?“ „Wie waren deine Eltern so?“ Karen zuckte mit den Schultern und legte die Hände in den Schoß. „Ich bin nicht sicher. Ich glaube meine Eltern waren auch so. Sie wollten ein sauberes Leben. Ist schwer zu erklären. Reden wir nicht darüber.“ „Entschuldige.“ „Nein. Ist schon gut. Ich meine nur, jeder wünscht sich doch irgendwo eine

gesunde Familie. So wie Hanna zum Beispiel. Ihre Eltern haben sie geliebt und hätten wohl alles für sie getan.“ „Das muss hart für sie sein.“ „Sicher. Sie waren auch auf der Beerdigung. Es war nicht leicht, sie so zu sehen.“ Christina legte den Kopf schief. „Hannas Eltern sind nicht von hier?“ „Nein. Sie kommen aus London. Hanna ist weggezogen und wollte hier wohl etwas Geld für ihr Studium verdienen, soweit ich weiß.“ Das war eine nützliche Information. Es war auf jeden Fall eine Reise wert, um die Eltern zu befragen. Vielleicht konnte sie so noch mehr über Hanna in

Erfahrung bringen. Offene Fragen beantworten. Jetzt allerdings nicht mehr. Das Nachdenken bereitete ihr ohnehin schon genug Kopfschmerzen. Alles drehte sich irgendwie. Verfluchter Whiskey. Karen sah sie an und lächelte. „Noch einen?“ „Aber sicher!“ Karen erhob sich aus dem Bett und torkelte aus dem Schlafzimmer. Ein Wunder, dass sie sich dabei nicht auf die Nase legte. Christina sah ihr kurz nach. Sie war wirklich nett. Das mit Hanna musste schwer für sie sein. Sie selbst konnte sich nicht vorstellen, wie es wohl war eine gute Freundin zu verlieren.

Klar. In den Staaten hatte sie auch ihre Freunde, aber diese Bindungen waren nie so stark gewesen, als dass sie sagen könnte, dass es etwas Besonderes war. Jetzt war das nicht anders. Obwohl. Fergus und Angus waren schon so etwas wie Freunde. Sie konnte sich immer auf die Beiden verlassen, wenn sie Hilfe brauchte. Das war es doch eigentlich auch, was Freundschaft ausmachte. Jemanden zu haben, auf den man sich immer verlassen konnte. „Da bin ich wieder!“, meldete sich Karen schließlich im Türrahmen. In der Hand hielt sie eine weitere Flasche Whiskey. Ehrfürchtig musterte Tina die Flasche. Ob das wirklich eine so gute Idee war?

Ehe sie weiter darüber nachdachte, hatte sie bereits beide Gläser ergriffen und ließ sie von der Brünetten nachfüllen. „Ich werde morgen Tot sein“, scherzte Christina und stieß mit Karen an. Nebenbei lief noch immer Musik und erfüllte den Raum. Gerade in diesem Moment war es der Song ‚Teenage Dirtbag‘ der den Raum erfüllte. Karen begann zu tanzen. Mit der Flasche in der Hand sah das Ganze allerdings ziemlich merkwürdig aus. Schließlich deutete ihr Gegenüber an, sie solle aufstehen. „Nee. Ich kann nicht tanzen“, erklärte die Schwarzhaarige, doch Karen ließ sich nicht abbringen. Sie stellte ihr Getränk ab und ergriff die andere bei den

Händen. „Es ist wirklich ganz einfach.“ Sie legte Christinas Hände an ihre Hüften und ihre eigene auf die Schultern der 26-Jährigen. Langsam begannen beide sich zur Musik zu bewegen. „Siehst du. Du musst nur dem Klang der Musik folgen.“ Es war ein seltsames Gefühl. Karen lächelte. Sie musterte sie mit ihren braunen Augen. Der Atem roch nach Alkohol. Sie selbst fühlte sich mehr als nur beschwipst. Ziemlich betrunken traf es hier eher. Eine Weile tanzten sie nur, lauschten der Musik und ließen sich davon treiben. „Heute war echt ein guter Tag. Du bist

echt cool Tina.“ Sie errötete. Ein leichtes Klopfen machte sich in ihrer Brust bemerkbar. „Danke. Du auch Karen.“ Eine ziemlich seltsame Situation. ‚Man Fergus. Wenn du wüsstest, dass ich mich hier betrinke und mit einer Frau tanze. Ich glaub das haut dich um‘, dachte sie bei sich. Immer wieder schwankte sie, so dass sie sich nach einer Weile wieder auf das Bett fallen ließ. Karen ließ sich neben ihr auf das Bett fallen. „Es ist schön, einfach mal wieder die Seele baumeln zu lassen weißt du? In letzter Zeit habe ich wohl vergessen, was es heißt Spaß zu

haben.“ „Ich weiß genau was du meinst.“ Sie sah zur Seite. Ihre Blicke trafen sich. Das Gefühl von Spaß hatte sie lange nicht mehr gehabt. Alles war irgendwie ernster geworden, seit sie nach Europa gekommen war. Meistens zählte der Job und sie als Mensch wurde vernachlässigt. Das hier war eine willkommene Abwechslung. Karen strich ihr plötzlich über die Wange und nährte sich ihrem Gesicht. Tina rutschte etwas zurück und erhob sich. „Öhm. Ich glaube ich brauch noch einen Drink.“ ‚Scheiße’, ging es ihr durch den Kopf. Was war das denn? In ihrem Kopf drehte

sich alles. Das musste der Whiskey sein. Ganz sicher. Sie leerte den Rest ihres Glases. Karen tat es ihr gleich. Dann trafen sich wieder ihre Blicke. Christina musste zugeben, dass Karen etwas Nettes an sich hatte. Sie war hübsch. Glatte Züge. Ganz anders als sie. Okay, sie war auch schlank, aber durch das ständige reisen auch leicht muskulös. Nicht gerade sehr feminin. Nun. Das hatte sie nie sonderlich gestört. Es war ihr egal, was andere über sie dachten. Wer sie nicht so nahm, wie sie war, konnte sich verziehen. „Was ist das?“ Sie deutete auf eine Narbe, die sich knapp unter der Schulter der

Schwarzhaarigen befand. „Die ist mir gar nicht aufgefallen. Die ist noch nicht alt.“ „Nee. War ein doofer Sportunfall.“ Eigentlich war es der durchgedrehte Geist einer Nonne, aber das konnte sie Karen wohl kaum erzählen. Langsam strich die Brünette darüber und musterte sie. Christina sah sie mittlerweile doppelt. Ihr Magen grummelte unheilverkündend. „Du steckst wirklich voller Geheimnisse oder?“ „Vielleicht. Es ist besser, wenn man nicht so viel von sich preisgibt. Meistens macht dich das nur angreifbar. Schwach.“ Wieder strich Karen ihr über die Wange.

Das Brummen in Tinas Bauch wurde immer lauter. „Ich finde dich überhaupt nicht schwach.“ Die Brünette beugte sich nach vorne, als der Schwall aus Christina herausbrach und sie sich auf dem Bett übergab. „Scheiße. Sorry.“ Sie stand sofort auf und torkelte in Richtung Badezimmer. Karen war sofort bei ihr und hielt ihr die Haare. Super. Das war megapeinlich. Andererseits hatte wohl das Schicksal gerade eingegriffen. Wer wusste schon, was sonst passiert wäre? Sie konnte nicht wirklich über diese absurde Situation nachdenken, da das nächste aufkommende Gefühl von

Übelkeit sie überkam. Lauthals übergab sie sich in die Schüssel. So hatte sie sich den Abend gewiss nicht vorgestellt. „Hey Liebes. Ist alles in Ordnung? Du klingst ziemlich angeschlagen.“ Es war mittlerweile Morgen. Fergus hatte sie angerufen. Zuerst hatte Christina gar nicht gewusst, wo sie überhaupt war. Beim Anblick der halbnackten Karen, die den Arm um sie gelegt hatte und der Tatsache, dass sie selbst nur Unterwäsche trug war ihr schummrig geworden. Vieles von gestern hatte sie vergessen. War wahrscheinlich auch besser so. Ihr Schädel brummte. Die Kopfschmerzen waren die

Hölle. „Ich glaube, ich werde nie wieder trinken.“ Sie konnte hören wie der andere lachte. Sie saß auf dem Bett. Karen schlief noch seelenruhig. „Hast du dir verdient. Du musst mal lockerer werden.“ „Locker? Ferg‘, ich kann mich kaum erinnern und liege hier mit einer Frau im Bett.“ „Oh…“ „Jaha. Karen Mears. Sie ist eine Freundin von Hanna. Ich habe sie im Gemeindezentrum getroffen und befragt.“ Sie stoppte. Ihr war immer noch schlecht. Tina warf der Flasche Whiskey,

die auf dem Nachttisch stand einen bösen Blick zu. „Und hast du etwas herausgefunden? Also bezüglich des Falls.“ „Haha. Naja was soll ich sagen? Hanna und Karen waren ziemlich dicke Freunde. Ich konnte ein bisschen über die Eltern herausfinden. Sie leben in London. So wie Karen sagte, haben sie ihr Kind wohl abgöttisch geliebt.“ „Ah. Ich habe selber noch ein bisschen recherchiert. Ich habe mir Unterlagen über Hannas Wohnung angesehen. Es gibt nichts. Keine Gewaltverbrechen in der Vergangenheit oder sonstige Ereignisse, die einen Geist erklären würden.“ Mist. Also eine Sackgasse. Es wäre auch

zu schön gewesen, wäre es einfach. Sie dachte nach. „Und was wenn der Geist gar nicht von hier kommt? Was wenn er sich an Hanna geheftet hat? Vielleicht kommt er aus dem Haus der Newlands.“ „Falls das so ist, solltest du dir das Haus vielleicht mal ansehen. Nach dem Tod von Hanna würde das nämlich bedeuten, dass er den Ort wieder heimsucht, an den er eigentlich gebunden ist.“ „Mit anderen Worten Mom und Dad könnten die nächsten Opfer auf der Liste sein.“ „Korrekt.“ Das waren keine guten Nachrichten. Wenn das Wesen aus dem Haus der

Newlands in London stammte, bedeutete das, dass Hannas Eltern in höchster Gefahr schwebten. Es war besser, wenn sie keine Zeit verlor. „Ich fahre gleich heute nach London und sehe mir das Haus an. Mal sehen, was ich herausfinde.“ „In Ordnung. Pass auf dich auf Liebes. Melde dich wenn etwas ist.“ Sie legte auf und lehnte sich an ihr Kopfkissen. Einerseits war es ärgerlich, dass Heathfield eine Sackgasse war. Auf der anderen Seite hatte sie aber auch neue Erkenntnisse dazugewonnen. Blieb nur abzuwarten, was sie in London erwartete. „Guten

Morgen.“ Tina zuckte zusammen. Karen war wach geworden. Sie sah wirklich fertig aus. Das brünette Haar war zerzaust und auch sonst wirkte sie ziemlich blass. „Geht es dir besser?“ „Ja. Danke noch mal für deine Hilfe. Man. Whiskey ist ein Teufelszeug.“ Karen setzte sich auf und lachte. „Wir waren aber auch ziemlich betrunken.“ Das stimmte. Christina musste an die Situation denken, in der Karen sie beinahe geküsst hatte. „Äh…ich erinnere mich nicht mehr wirklich an das was danach war…wir haben doch

nicht…“ Karen sah sie an. „Wäre das so schlimm?“ „Was?“ „War nur ein Witz. Du solltest dein Gesicht sehen!“ Puh. Also doch kein Schäferstündchen. Nicht dass sie so etwas verabscheute, aber dennoch. Es war seltsam. Selbst für sie. Vor allem wollte sie sich nicht in irgendeine Beziehung jemandem stürzen. Vermutlich spielten auch einfach nur die Hormone verrückt. Karen war alleine und hatte ihre Freundin verloren. Vielleicht war sie einfach nur durcheinander. Moment… „Sag mal. Du und Hanna…wart

ihr…“ „Ein Paar? Nein, Nein. Hanna und ich waren Freundinnen. Mehr nicht. Sie war wie eine Schwester für mich, weißt du. Wir hatten diesen besonderen Bund.“ „Achso. Naja. Eigentlich geht es mich ja auch nichts an.“ Sie stand auf und suchte ihre Sachen zusammen. Die Brünette musterte sie. „Gehst du schon?“ „Ja. Ich fahre nach London. Ich würde gerne mit Hannas Eltern reden.“ „Oh. Schade.“ „Ich komme auf jeden Fall wieder. Ich muss den Artikel ja noch fertig schreiben. Ich bin wahrscheinlich heute Abend schon

zurück.“ Karen lächelte. „Gut. Ich mach uns Popcorn und dann können wir uns einen Film ansehen, wenn du willst.“ „Gern!“ Damit zog sie sich an, machte sich frisch und verließ die Wohnung. Jetzt war es an der Zeit herauszufinden, was die wahren Umstände für Hannas Tod waren. In London würde sie sicher Antworten finden. Blieb nur abzuwarten, ob sie diese weiterbrachten, damit sie den Fall endgültig aufklären konnte.

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Über den Autor

Thommy
Also, dann will ich auch ein wenig von mir Preisgeben, damit ihr wisst was für ein Mensch eigentlich hinter den Geschichten steht ;)

Ich hab schon geschrieben da war ich gerade mal 12 Jahre alt und ging noch zur Schule. Mich hat es irgendwie immer fasziniert in eigene Welten einzutauchen und diesen Form und Gesicht zu geben. Ob es einfache Fanfictions, oder eigene kleinere Ideen waren. Meine ersten Geschichten waren auch nicht mit Klassikern zu vergleichen, oder hatten einen besonderen Kern. Es war lediglich der Wunsch das zu Papier zu bringen, was mir im Kopf rumspukte. ^^

Eine meiner ersten Geschichten war eine Art Wild-West Adaption und wohl so inspirierend wie der morgendliche Toilettengang, aber das ist es nicht was mich bei so etwas tangiert. Ich bin keiner von den Leuten denen es darum geht, was andere über das denken was er schreibt. Ich will meine Inspirationen, meine Gedanken einfach nur mit den Leuten teilen. Mir ist es wichtig dass die Leute Spaß an dem haben was ich schreibe. Ich will meine Ideen und meine Fantasien mit ihnen teilen. Das ist mir wichtig ;)

Was mich dabei inspiriert? Das kann unterschiedlich sein. Ein guter Song, von Disturbed, den Foo Fighters oder anderen wie zum Beispiel Lifehouse oder Stone Sour.
Andererseits kann es auch nur ein einfacher Gedanke, oder eine Frage sein die mir gerade durch den Kopf geht. Das ist ganz unterschiedlich. Ich bin auch nicht unbedingt derjenige der in seinen Geschichten auf Action achtet, oder dass der Held am Ende das Mädchen bekommt, sondern darauf eine Welt zu zeigen die vielleicht nicht immer perfekt ist und wie die Leute in ihr mit den dortigen Begebenheiten zurecht kommen.
Ich bin auch kein Freund von "Happy End" - Geschichten, wenn ich ehrlich bin, da sie manchmal nicht der Wahrheit entsprechen. Das Leben ist eben nicht immer eine Blumenwiese über die die Leute fröhlich hinwegtänzeln, sondern bietet seine Herausforderungen und Prüfungen an denen man wächst und reift. Das versuche ich auch in meinen Stories zu zeigen und zu verdeutlichen, auch wenn es vielleicht nicht immer ganz gelingt ^^

Ansonsten gibt es eigentlich nicht viel zu sagen^^ Ich wünsche jenen Leuten die über meine Geschichten stolpern viel Spaß mit ihnen und hoffe dass sie vielleicht etwas von den Gedanken übermitteln können, die mich dazu bewogen haben sie zu schreiben.
In diesem Sinne:
Liebe Grüße,
Thommy =)

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