Kapitel 1
Juna Livell saß auf ihrem Bett in ihrem Zimmer und betrachtete die kleine Dose in ihrer rechten Hand. Sie sah noch einmal, um Bestätigung zu erhalten, auf ihr Handy in der linken Hand. Auf dem Display leuchtete eine Nachricht auf:
‚Komm schon, Junchen! Es ist ganz einfach! Nimm einfach die Dose mit den Schlaftabletten deiner Mutter! Wenn du genügend einnimmst, dann tilgst du deine hässliche Visage innerhalb weniger Stunden vom Angesicht dieser Erde!‘
Es machte Juna traurig. In der Schule und auch im Internet triezte man sie, beleidigte sie und Sachen wie ‚Hure‘ und ‚Bitch‘ waren da noch die harmloseren.
Seit zwei Jahren ging dies nun schon so und Juna verzweifelte immer mehr. Zuhause konnte sie sich nie ausruhen; sie hielt es vor ihrer Familie versteckt.
Juna wollte niemanden mit ihren kleinen, in ihren Augen, unwichtigen Problemen belästigen und hielt alles zurück.
Wenn sie mit zerrissenen Klamotten nach Hause kam, sagte sie jederzeit, sie wäre auf dem Schulhof unglücklich gestürzt und wenn ihre Klamotten ihr ganz weggenommen wurden, lachte sie nur nervös und tat so, als hätte sie ihre Kleidung einfach nach und nach verloren.
Falls sie mit nassen Klamotten nach Hause kam, weil Ashley und ihre Clique sie nach dem Sport unter die Dusche gezwängt hatten, mit angezogenen Klamotten, sagte sie, ein spontaner und kurzer Regenschauer hätte sie erwischt.
Ashley. Mit Ashley war Juna vor zwei Jahren noch befreundet gewesen, doch dann - ganz plötzlich und von einem Tag auf den anderen - hatte Ashley angefangen sie zu mobben.
Sie hatte Juna auf einer Party betrunken gemacht und Nacktfotos von ihr geschossen, die sie dann ganz öffentlich gemacht hatte. Im Internet und das Internet vergaß nie.
Sie hatte nie Freunde außer Ashley gehabt, hatte es nie als unbedingt nötig angesehen und jetzt bereute sie es zutiefst.
All diese Gedanken und noch viele mehr schossen in ihrem Kopf herum, bis sie die Dose aufdrehte und den Inhalt auf ihre Handfläche schüttete. Sie atmete einmal tief durch und schüttete den gesamten Inhalt in ihren Mund. Sie trank einen Schluck Wasser aus dem Glas, welches sie sich bereitgestellt hatte und legte sich auf das Bett.
Wartete auf das Unvermeidliche!