Fantasy & Horror
Das Experiment

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"Das Experiment"
Veröffentlicht am 25. September 2017, 412 Seiten
Kategorie Fantasy & Horror
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Über den Autor:

Bin 26 Jahre jung und schreibe sehr gerne Geschichten (Kurz Geschichten). Sehr angetan haben es mir Erotik Geschichten. Bin aber auch ein sehr großer Fan von Horror und Thriller Geschichten.
Das Experiment

Das Experiment

Kapitel 1

Ich war einige Stunden orientierungslos umher gelaufen. Bis ich in eine Gegend kam, die ungewöhnlich fein war. Erst wollte ich wieder umkehren. Die Leute hier würden niemanden wie mich dulden, die kein Zuhause hatten und damit das leuchten ihrer Idylle trübten. Aber ein Gefühl trieb mich voran. Ich konnte es nicht genau bestimmen, aber es war als wartete hier etwas auf mich. Tatsächlich sollte sich einiges ändern, aber das Ausmaß konnte ich mir zu dem Zeitpunkt noch nicht ausmalen. Die reichen Leute schmissen immer noch recht gute Sachen in den Müll, vielleicht war heute mein

Glückstag. Ich war nicht gut im stehlen, die Angst erwischt zu werden war bei mir so stark vertreten, dass sie sogar immer noch größer als mein Hunger war. Ich machte mich gerade an den Mülltonnen zu schaffen, als ein Wagen hinter mir hielt. Ich hatte das ungute Gefühl, dass er wegen mir hielt. Ich würde jeden Moment hier vertrieben werden. Meine Entscheidung fiel auf ignorieren, ich wagte es nicht mich umzudrehen, vielleicht fuhren Sie dann wieder fort. "Hey, Kleine", vernahm ich eine Stimme. Damit musste ich gemeint sein. Ich hatte gehofft, dass ich vielleicht für eine Anwohnerin gehalten wurde, aber da

wurde mir mein Zustand schmerzlich klar. Meine Kleider waren verschlissen. Mager war ich allerdings noch nicht. Eher aufgeschwemmt von allem was ich mir immer so einwarf und konsumierte. Und meine braunen Haare waren verfilzt. Ich drehte mich langsam um. Vor mir hatte eine echte Limousine gehalten, hinten geöffnet, sodass ich den Typ beäugen konnte, der chauffiert wurde. Er musste es sein, der nach mir gerufen hatte. "Hast du Hunger?", fragte er. Ich sah ihn skeptisch an. Er war groß und schwarzhaarig und alles in einem eine sehr angenehme Erscheinung. Das war doch wie in den schlechten Filmen. In

mir stieg die Angst hoch. Jemanden wie mich würde niemand suchen, damit wäre ich doch für jemanden mit welchen Absichten auch immer, ein willkommenes Fressen. Meine Beine wurden so weich, dass ich mich auf die Tonne stützen musste an der ich gerade zu Gange war. "W-was wollen Sie von mir?", stotterte ich, denn an fortlaufen war mit diesen Beinen gerade nicht zu denken. "Ich möchte dir ein Angebot machen", sagte der Kerl freundlich. Ah, so war das also. Ich hatte es in den 8 Monaten auf der Straße, bis jetzt vermeiden können, die Beine breit zu machen. Das lag daran, dass ich vor meinem Verschwinden, das Konto meines Vaters

leer geräumt hatte, nur hatte ich mich für den Stoff entschieden, statt mir davon eine Unterkunft zu leisten, außerdem wäre dann inzwischen nichts mehr übrig, und mir graute auch jetzt vor dem Tag wo alles aufgebraucht war, da die immer stärker werdende Sucht ihren Tribut zollte. Mein Entsetzen muss er mir angesehen haben. Er grinste. "Nicht, dass was du jetzt denkst. Wie wär es wenn du einsteigst, dich ein wenig aufwärmst und dir meinen Vorschlag anhörst. Wenn er dir nicht gefällt, darf du wieder gehen, ich werde dich nicht aufhalten", sagte er und in seiner Stimme lag eine solche Aufrichtigkeit, dass meine Beine wieder

etwas stärker wurden und ohne, dass ich es bemerkte einen Schritt auf ihn zugingen. Er war auf jeden Fall charismatisch. Aber war das nicht ein klassischer Charakterzug von Serienkillern? "Mein Name ist, Jennar, aber alle nennen mich Jen", sagte er stieg langsam aus dem Wagen aus, kam auf mich zu und streckte mir die Hand entgegen. Ich sah ihn mir noch einmal genauer an. Er war so gut aussehend, dass ich es jetzt fast schade fand, dass sein Angebot angeblich nicht so obszön war, wie ich zuerst angenommen hatte. Und schlagartig schoss es mir durch den Kopf, dass ein solcher Kerl niemals jemanden wie mich

reizvoll finden würde. Was sollte also passieren? Es ging mir eigentlich immer nur darum, niemandem zu erlauben zu nah an mich ran zu kommen. Im körperlichen Sinne. Ich ertrug es zwar wenn es sein musste eng neben jemandem zu stehen, aber ich hatte immer an dem Prinzip festgehalten, dass die Straße mich nicht zu körperlichen Diensten zwingen sollte. Ich merkte, dass ich zitterte, nicht vor Kälte, die zwar gerade herrschte, aber die ich inzwischen einigermaßen ab konnte. Auch nicht vor Angst. Es war der Entzug. Ich versuchte so lange wie möglich ohne Stoffe klar zu kommen, aber eigentlich war es nie besonders

lange möglich. Ich verfluchte den Tag, als ich damit angefangen hatte, aber die Gründe, die mich dazu getrieben hatten fortzulaufen, sollten danach vergessen werden, koste es was es wolle. Auch Jen schien das merkt zu haben. Er lächelte nur verständnisvoll. Nun, da mein einziges Prinzip nicht verletzt werden sollte, entschloss ich mich, mir anzuhören was mir gesagt werden sollte. Ich war schließlich zu weit fort von meinen Leuten, dass ich mir neuen Stoff besorgen konnte. Und vielleicht würde die Fahrt die ich nun machen sollte, beschleunigen, dahin zu kommen, sollte ich tatsächlich danach wieder laufen

dürfen. Ich weiß nicht, was mich ritt, diesen Schritt zu wagen, es konnte eigentlich nur von meinem vom Entzug benebelten Hirn kommen, aber in dem Moment hatte ich auch noch so ein Gefühl, dass sich was ändern würde. Und anscheinend zum Besseren. Niemand würde eine schlechte Veränderung willkommen heißen. Aber um ehrlich zu sein, alles war besser als das hier, solange er kein Serienkiller war. Ich stieg also ein und sofort empfand ich wärme. Der Wagen war gut geheizt. Er stieg nach mir ein. Wir fuhren los. Jen reichte mir zwei Stäbchen und eine Pappschachtel Asiafood. Ich machte mich

sofort darüber her. Wunderte mich nicht mal darüber, dass er wissen konnte, dass ich mit Stäbchen essen konnte, und dass ich asiatisches Essen liebte. Wahrscheinlich wusste er es nicht, aber es war merkwürdig, dass er richtig getippt hatte. Das waren die Fragen, die mich später an diesem Moment beschäftigten. Aber nicht jetzt. Jen wartete, bis ich fertig war und begann dann schließlich. Mir fiel erst jetzt sein amerikanischer Akzent auf. "Ich bin Wissenschaftler." Mit irgendwelchen Schlenkern hielt er sich anscheinend wirklich nicht auf. "Ich suche Leute, die eine neue Medizin für mich testen. Wenn du bereit wärst da

mitzumachen, würde dich eine Unterkunft und Verpflegung erwarten." Er nahm mein Zittern erneut wahr. "Und was du noch so brauchst." "Da ist doch sicher ein Haken dran", begann ich. Das Angebot klang verlockend und wenn ich da richtig heraus gehört hatte würde ich sogar meinen Stoff bekommen. "Du bist klug", gab er zu. "Nein ich will ehrlich sein, es ist kein bisschen Legal und darum suche ich auf diese Weise nach Versuchsobjekten." "Warum ist es nicht legal", fragte ich. "Nun die Gesetze sind da nun mal sehr streng. Sie sagen was immer auf den Markt kommen soll muss zuvor zur

Genüge an Tieren ausprobiert werden, aber unser Mittel ist nun mal speziell auf die Humane DNA ausgerichtet und so ergeben Tierversuche, nicht die Ergebnisse, die wir brauchen. Sagen wir das illegale an der Sache ist, dass wir den Teil überspringen wollen." "Wenn es nicht ausreichend getestet wurde, bestehen da doch einige Gefahren." Jen lächelte erneut, er schien es zu genießen, dass er Überzeugungsarbeit leisten musste, so als wollte er es gar nicht zu leicht haben. "Du wärst nicht die Erste, somit musst du dir keine Sorgen machen, wir brauchen halt nur jede Menge

Vergleichsmöglichkeiten." Die Sache war kein bisschen legal und womöglich gefährlich. Aber dieses merkwürdige Gefühl kam wieder. Ich war neugierig. Ich wollte es versuchen. Und so kam es, dass ich mit Jen mitgegangen war. Wir fuhren mit der Limousine durch Klein- Nielieb, die Stadt, die ich hätte besser kennen sollen, da ich schon den ganzen Winter über in ihren Straßen hauste, und erreichten ein riesiges Haus. Es war mit einem schwarzen Gatter und einer stacheligen Hecke umzäunt. Ich wollte gar nicht erst wissen was noch in der Hecke war. Ich war mir nur sicher; hier kam keiner

unbemerkt rein und raus, der es nicht sollte. Und da hätten die Alarmglocken wohl klingen sollen, aber ich war nur noch aufgeregt und gespannt. Eine lange Auffahrt führte zu dem von einem riesigen Rasen umgebenen Haus. Wir stiegen aus. Die riesigen... Tore des Hauses öffneten automatisch. Dies war das reinste Hightech Haus wie mir drinnen auffiel. Jen reichte mir einen flachen Kreis, wie die Dinger die immer für die Einkaufswagen benutzt wurden. "Damit kommst du im Haus in alle Räume für die du autorisiert bist", sagte Jen. Wir stiegen eine lange Treppe hoch, in jedem Stock zweigten Gänge davon ab. Im zweiten Stockwerk folgten wir

einem. "Benutz den Schlüssel", riet mir Jen als wir vor einem verschlossenen Raum angehalten hatten. Ich hielt ihn vor einen weiteren Kreis in der Wand, und augenblicklich fiel ein Lichtstrahl darauf. Es summte kurz, dann schwangen wie bei einem Fahrstuhl die Pforten zu beiden Seiten auf. "Das ist dein Zimmer", sagt Jen. "Und ich hab noch was für dich." Er holte ein wirklich schickes Armband hervor und reichte es mir. "Daran kannst du ihn befestigen." Eigentlich stand ich nicht besonders auf Schmuck aber dieses Band gefiel mir in seiner Schlichtheit. Der einzige

Anhänger war der Kreis. "Frühstück ist um 8, danach wird sich um alles gekümmert. Und nun wünsche ich einen erholsamen Schlaf." Er drehte sich um. Ich traute mich nicht zu fragen, was ich wegen meines Zitterns unternehmen sollte. Für den Moment war ich auch von MEINEM Zimmer überwältigt. Hier gab es jeden Technikschnickschnack den sich ein normaler Teenie nur wünschen würde. In der Mitte des Raumes stand ein schmaler Tisch, darauf ein Schälchen mit Pillen und einem Zettel. "Die sind gegen die Entzugserscheinungen", stand darauf. Ich stürzte sofort eine davon herunter. Als die Wirkung langsam einsetzte

begann ich mich zu fragen, wie diese Pillen und der Zettel hierher gelangt waren. Jen war die ganze Zeit bei mir geblieben, er hatte nichts vorbereiten können und gesprochen hatte er auch niemanden. Das bedeutete er suchte genau solche Leute wie mich. Aber warum? "Weil uns keiner sucht", schoss es mir durch den Kopf. Dann überwältigte mich der Schlaf, oder der Rausch, eins von beidem auf jeden Fall.

Kapitel 2

Das Frühstück verschlief ich. Aber kam dann gegen Mittag gewaschen und mit frischen Klamotten, die ich in meinem Zimmer in einem Schrank gefunden hatte, und wovon sogar recht viel in meiner Größe vorhanden war, in den Essraum zu dem mich Schilder geführt hatten und zu dem mir der Chip auch Zutritt verschaffte. "Na da ist sie ja", begrüßte mich Jen. "Das hier ist mein Assistent Marius." Er deutete auf einen Kerl in meiner Größe mit braunen Haaren und offensichtlich schlechter Laune. Er hatte einen Kittel an mit Ansteckschildchen auf dem

Marius S. stand. Ich streckte ihm die Hand entgegen, aber dies blieb unerwidert. Dann viel mir auf, dass ich die einzige hier war, die hier nicht angestellt war. Ich hatte es gestern so verstanden, dass das Mittel noch an anderen ausprobiert wurde. "Wo sind die anderen?", fragte ich. "Marius wird dir alle Fragen beantworten, ich muss noch einiges Vorbereiten", sagt Jen und verschwand. "Setz dich doch bitte", sagte Marius, aber unabhängig von der freundlichen Floskel schwang nur kälte in seiner Stimme mit. Ich setzte mich. Das zittern kam langsam wieder ich hatte mich nicht

getraut noch eine Pille zu nehmen, denn erstens wollte ich jetzt einen klaren Verstand haben, und zweitens hatte ich Angst davor, dass es sich nicht mit dem Mittel vertrug, dass ich testen sollte. Marius machte keine langen Umschweife und begann meine Frage zu beantworten, während ich mich an die Gemüsesuppe machte, die ich eigentlich nicht mochte, aber mein Hunger schaffte es, dass ich diese Tatsache ignorierte. "Wir haben immer nur eine Person zum Testen hier. Selten auch zwei", sagte er. "Damit können wir der jeweiligen Testperson die Aufmerksamkeit widmen die sie braucht." "Verträgt sich das Mittel mit den Pillen,

aus meinen Zimmer", fragte ich. "Wann hast du die letzte genommen?", antwortete er mit einer Gegenfrage. "Gestern." "Gut, dann können wir heute Anfangen, die Dinger sind recht schnell aus dem Organismus raus, es verträgt sich wohl, aber es wäre ein unnötiges Risiko." "Was kann mir passieren?", wollte ich wissen. "Mach dir darüber keine Gedanken, es wurde vorher zu genüge Getestet." Das war nicht wirklich eine Antwort auf meine Frage, eher als solle ich vertröstet werden, aber ich war noch ein wenig benebelt, sodass ich nicht richtig ausdrücken konnte, was ich denn genau

befürchtete. "Wogegen ist das Mittel denn?", fragte ich stattdessen. "Es verändert die DNA minimal, es kann somit vielen Krankheiten vorbeugen, es ist sozusagen die Impfung von Morgen." Auch das sagte mir wieder nicht genug, aber wenn wir jetzt anfangen würden über DNA zu diskutieren würde ich eh nicht mehr hinterher kommen. "Was ist mit den vorherigen Testern passiert", platzte es aus mit heraus. "Die holen wir noch manchmal zur Überprüfung zurück", sagte Marius, aber es klang nicht aufrichtig. "Hast du noch Fragen?" Ich hatte viele aber ich bekam nichts zu

fassen in meinem Kopf. Ich wurde nur aufgeregter. Erst jetzt wurde mir richtig klar, dass mich womöglich doch etwas gefährlicheres erwartete als es den Anschein hatte. Würde es mir gesagt werden wenn diese Sache gefährlich war? Als ich aufgegessen hatte bat mich Marius ihm zu folgen. Wir gingen in eine Art Keller, der noch Technischer ausgeschmückt war, die meisten Geräte wusste ich nicht einmal zu benennen. Aber neben vielen Computern, war auch viel Medizinisches dabei. Hier wurden also die Versuche durchgeführt. Marius hatte auch so einen Chip, damit öffnete er einen Raum der mit vielen

Geräten ausgestattet war, aber in der Mitte stach ein Stuhl hervor, der mich ein bisschen an den von Gynäkologen erinnerte. Nur diese Dinger führ die Beine fehlten. Außerdem war an der einen Seite eine große Glasplatte zum beobachten von außen eingerichtet. Jen kam zu uns. Er hatte einen Kittel an und schien ganz versessen darauf zu sein anzufangen. "Mach es dir bitte bequem", sagte Jen und deutete auf den Stuhl. Ich setzte mich. "Wir werden deine Arme und Beine mit einer Eisenmanschette festkitten, das dient aber deiner Sicherheit, da du krampfen könntest." Auch das klang

wieder nicht ganz schlüssig, aber zum weglaufen war es zu spät. Im nächsten Moment schossen aus den Armlehnen besagte Eisenmanschetten. An den Beinen das Selbe. Ich war vor Angst gelähmt. Doch Jen lächelte immer noch vertrauenerweckend. "Wir werden alles von außen beobachten." "Wieso von außen?", schrie ich. Aber da waren beide längst aus dem Raum verschwunden und ich sah die beiden auf der anderen Seite der Glasplatte. Ein vollautomatischer Arm, neben meinem Stuhl, den ich vorher gar nicht wahrgenommen hatte, injizierte mir den Inhalt einer Spritze. Dann geschah alles gleichzeitig. Ich spürte diesen

Schmerz. Er schlich durch meinen ganzen Körper. Aber es war ein merkwürdiger schmerz. Irgendwie auch angenehm. So musste es sich bei denen anfühlen, die SM genießen. Nichts desto trotz begann mein Körper tatsächlich zu krampfen. Ich schrie. Ich hätte mich gern mehr bewegen können, meine Position verändert, vielleicht konnte das den Schmerz lindern, aber ich war festgebunden. Das Nächste was ich spürte war, dass meine Sinne besser wurden. Das Neonlicht blendete auf einmal schrecklich. Und ich verstand was Jen und Marius im anderen Raum sagten. Ich konzentrierte mich aber auch stark darauf, um mich von den Schmerzen

abzulenken. "Du hattest freundlicher zu ihr sein können", rügte Jen Marius mit einem Lachen in der Stimme. "Wieso, sie ist doch nur die nächste die es nicht packen wird", sagte Marius ernst. Was meinte er damit? Hieß das etwa, das hier war doch nicht so eine sichere Sache? Klar war es das nicht, dass hatte ich die ganze Zeit gespürt, aber irgendwas hatte mich ja schließlich dazu getrieben mit zu machen. "Das arme Ding hatte keine andere Wahl als da mitzumachen und sein wir ehrlich so ein schwaches zierliches ding, wer weiß von wie viel Substanzen zerstört,

hat doch noch weniger Chancen als die anderen." "Ach, Marius, dein Problem ist es, dass du das zu sehr an dich heran lässt. Du magst unsere Patienten. Aber es wäre doch eine Verschwendung nach all den gescheiterten Versuchen eine gesunde, starke Person zu nehmen, außerdem haben diese Leute angehörige, die nach ihnen suchen. Und bei ihr war es so leicht, mit dem Versprechen auf Substanzen, wie du sagen würdest, sie anzulocken." Ich erschrak. Sie hatten also wirklich meine Naivität und die Lage für sich genutzt. Und dann kam die Wut. Eine, wie ich sie noch nie gespürt hatte, eine

die sogar den Grund vergessen machte und nur in mir tobte und raus wollte. Ich krampfte doller, bis ich die Lehne des Stuhls an dem ich saß abriss da ich das Metall nicht durchtrennen konnte. Mit dem anderen Arm das Selbe und auch an den Beinen. Da stand ich nun mit gepolsterten Arm und Beinlehnen an mir aber dafür fast frei. Ich begann alles zu zertrümmern, was mir vors Gesicht kam. Und dann fiel mir der Grund meiner Wut wieder ein. Ich stürzte auf das Glas zu. Mit Sicherheit Panzerglas. Aber das konnte mich indem Moment weder aufhalten, noch hatte ich dafür Platz in meinem Kopf. Ich sah die beiden entsetzt einen Schritt zurück machen. Aber noch

fühlten sie sich sicher hinter dem Glas. Ich begann darauf einzuschlagen, und es begann tatsächlich zu knacken. Noch war kein Riss zu sehn, aber das war eine Frage der Zeit. Beide stürzten aus dem Keller und verriegelten das Eisenportal hinter sich. Gegen Eisen würde ich nicht ankommen, aber da hatte ich das Glas bereits zertrümmert. Und dann stürzte ich ihnen hinterher. Ich schlug auf die Eisenpforte ein wieder und wieder, ich schaffte es, dass ich sie leicht verformen konnte, aber so leicht wie das Panzerglas konnte ich hier nicht durchdringen. Im Nachhinein, wusste ich von diesem Moment nicht mehr viel. Ich kann mich nur an die Wut erinnern. Den Rest

erzählte mir Jen später. Ich nahm den ganzen Raum auseinander. Die teuren Geräte. Alles. Und das nicht mal mit dem Antrieb ihnen zu schaden, die beiden hatte ich gerade zu vergessen. Nur diese Wut brauchte ihr Ventil. Nach Stunden kam ich wieder zu mir. Ich betrachtete das Ausmaß der Zerstörung und war mir anfangs gar nicht klar, dass ich dazu im Stande gewesen war. So langsam kehrte aber die Erinnerung an alles vor unmittelbar dem Wutausbruch zurück. Das Gespräch von Jen und Marius. Und mir wurde klar; ich lebte noch. Ich fühlte mich lebendiger als jeh zuvor. Mein nächster Gedanke war, ich steckte in ziemlichen Schwierigkeiten,

wenn ich alle die Geräte ersetzten musste, aber das wäre ja Blödsinn, immerhin machten die hier was illegales, da konnten sie mich schlecht in einen Prozess verwickeln. Und mein dritter Gedanke war, warum hatte ich nicht zuerst an den Stoff gedacht? Und dann fiel mir auf, das Zittern war fort. Ich hatte nicht mal das kleinste Bedürfnis, nach etwas. Was immer sie mir da gegeben hatten, es war besser, als alles, was ich zuvor genommen hatte. Mein Atem wurde flacher. Ich kam immer mehr zu mir selbst. Bis ich wegen einer Stimme aus dem Lautsprecher an der Decke zusammen zuckte. Die Kamera und den Lautsprecher hatte ich nicht

zerstört, da sie recht weit oben hingen. Ich war mir sicher ich hätte auch sie erreichen können, aber sie waren mir wohl nicht aufgefallen. "Bist du wieder du selbst?", hörte ich. "Da ist so ein roter Knopf neben dir drück ihn, dann können wir deine Antwort hören." Die Stimme war die von Jen und sie Klang triumphierend. Ich hatte wohl keine Schwierigkeiten wegen der Zerstörung, die ich angerichtet hatte. "Ich glaube ja", sagte ich zittrig. "Wir kommen jetzt rein, ich hoffen du hast nicht mehr das Bedürfnis uns zu Kleinholz zu zerreißen, nur damit dus weißt, wir haben zur Sicherheit

Betäubungspfeile." "Ok, ich werd mich wohl beherrschen können, im Moment bin ich nur erleichtert." Jen betrat den Keller als erstes, Marius folgte ihm zögerlich. Er schien nicht so sehr an Jens Zeug zu glauben. Jen trennte mich von den Stuhlpolstern. "Unser Glückskind", jauchzte er. Marius zielte mit dem Pfeilgewehr immer noch auf mich. "Marius bleib locker, das Mittel wirkt in Schüben, wir sind sicher", sagte Jen. "Und wenn der nächste Schub jetzt kommt?", fragte Marius. "Der kommt mit der nächsten Spritzte", sagte

Jen. Noch eine Spritze? Ich erschrak, und war zugleich erleichtert, nicht, dass die nächste Spritze nicht auch ein Risiko wäre, aber dieses Gefühl von Stärke wollte ich wieder haben. Aber nicht wenn hier so falsche Spielchen gespielt wurden. "Ich hab euch gehört", sagte ich vorwurfsvoll. "Als ich die Spritze bekommen habe." "Nun, das erklärt deinen Ausraster", lachte Jen. Doch Marius hob augenblicklich wieder das Pfeilgewehr. "Du lebst, das ist alles was nun zählt", flötete Jen. "Und wenn es dir damit besser geht, werden wir dir von nun an

etwas mehr erzählen." Das klang gut, aber würde vorerst nichts mehr an der Sache ändern, dass ich Jen nicht traute. Aber ich wollte Antworten. Wir saßen zum Abendbrot im selben Raum wie zum Frühstück. Jen setzte zu einer langen Erklärung an: "Wir arbeiten seit etwa zwei Jahren an diesem Projekt. Bis jetzt haben wir jeden unserer Testpersonen verloren, obwohl ich mir der Wirkung sicher war. Du hast selbst mitbekommen, zu was du in der Lage warst. Nun ich muss zugeben, es war nicht wirklich zu erwarten, dass es gerade bei dir wirkt wie es soll, aber dem werden wir

nachgehen." "Ihr wolltet mich opfern", schob ich dazwischen. Aber ich hegte gar keinen Groll. Es war nichts persönliches, sie hatten mich nicht gekannt. Außerdem ging es mir nun wesentlich besser als vorher. "Das tut uns leid, aber diese Forschung ist sehr wichtig." Mir war ehrlich gesagt egal wie wichtig es war, aber ich war immer noch nicht sauer, ich war zu sehr damit beschäftigt mich über das servierte Fleisch her zu machen. Ich hatte einen riesen Hunger, besonders auf Fleisch. "Du wirst weiterhin solche Spritzen kriegen", setzte Jen wieder

an. "Könnte mir da etwas passieren? Ich meine vielleicht hatte ich beim ersten Mal nur Glück", fragte ich. Ich hatte immer noch gemischte Gefühle, was den Fortgang des Experiments anging. "Nein du bist anscheinend Immun. Das erste Mal ist das gefährlichste, jetzt ist es eher gefährlich wenn wir damit aufhören." "Ist das wie eine Sucht?", wollte ich wissen. Das musste ich nicht nochmal haben. "Nein, nur was du da bekommen hast ist instabil, daran ist es bei den Anderen gescheitert. Aber bei dir hat es nicht zur Organzerstörung beigetragen. Es ist als

könnte dein Körper neben dem Mittel existieren." "Kriege ich dann jedes Mal so einen Wutanfall, oder war es nur, weil ich dazu einen Grund hatte." "Nein, es regt in der Tat die Produktion von Adrenalin an, aber ich gehe davon aus, dass du damit irgendwann umgehen kannst." Die Diskussion ging noch lange weiter, aber es kam nichts Gutes mehr dabei herum, einerseits, weil ich die ganzen Biologischen Faktoren nicht kannte, andererseits, weil das Gespräch immer um die Moral kreiste. Es war nicht richtig was sie da taten, aber ich war außer Stande mich darüber zu ärgern. Es

war als hätte ich in den paar Stunden alles raushauen können was mich bis dahin verfolgt hatte.

Kapitel 3

Ich stieg die Treppe hinauf. Jen hatte angekündigt, die nächsten Tage nicht da zu sein. Er musste sich um Inverstoren kümmern, was wie er mir erklärte, um einiges schwieriger war, wenn es um inoffizielle Sachen ging. Und es galt nun die Geräte zu ersetzten. Ich wäre in diesem riesigen Haus mit nur einer weiteren Person : Marius. Die Vorstellung war mir unangenehm, ohne den Wissenschaftler zu sein, der als einziger wusste, was jetzt in mir vorging. Und die Gesellschaft von Marius schätzte ich nicht sehr. Er war so düster. Womöglich war ihm ehr zu trauen als

Jen, dem nach was ich von dem Vorspritzengespräch noch wusste, aber Jen war trotzallem eine freundlichere Erscheinung und verstand es, mich in Sicherheit zu wiegen, auch wenn diese falsch sein musste. Ich spürte immer noch die überschüssige Energie, die ich irgendwie kanalisieren musste. Zugleich war ich auch zum Umfallen müde. Wir hatten noch angestoßen, nur ich mit Saft, da mögliche Nebenwirkungen ausgeschlossen werden mussten. Und es machte mir nicht mal was aus. Aber wie ich bald merken sollte hatte das Mittel auch noch einen zusätzlichen Effekt. Als ich am nächsten Tag

aufwachte spürte ich meine Libido. Liebe und Nähe waren bis jetzt Themen, die ich gut ausgrenzen konnte, aber jetzt trieb mich ein fast unstillbares Verlangen an. Ich versuchte es so gut es ging zu ignorieren. Dann schlich ich mich in den Essraum, extra spät um niemandem begegnen zu müssen. Marius hatte wohl die Selbe Idee. Ich hatte riesigen Hunger, so als hinge das mit dem Mittel zusammen, und anscheinend brauchte ich ja auch was, was die Energieschübe antrieb. Ich wollte auch nicht unhöflich sein und setzte mich darum zu ihm an den Tisch. Es gab noch genug andere und so wie er guckte hätte er es angenehmer gefunden, wenn ich mich woanders hin

gesetzt hätte. Aber nun war es zu spät. Still aß ich, doch dann guckte er mich an. "Wie heißt du? Tut mir leid, aber bis jetzt hatte ich keine Gelegenheit zu fragen. " Hattest du wohl! Du hast sie nur nicht genutzt. "Ich heiße Kristie", sagte ich nur. "OK, Kristie, wenn irgendwas ist, ich bin in alles hier eingeweiht, wenn dir etwas auffällt, kannst du zu mir kommen." Das war sicher nett gemeint, aber er schaffte es immer wieder mir das Gefühl zu geben minderwertig zu sein. Was ich wohl auch war, da sie mich ja von der Straße aufgesammelt hatten. Und das

schlimmste: Ich stand auf solche Typen, die mich nicht mochten, die ich nicht haben konnte. Bei denen ich sicher sein konnte, dass sie mir nicht zu nahe kamen. Und das bei meiner wachsenden Libido. Eigentlich war er nicht wirklich gut aussehend, aber eben auch nicht schlecht. Eigentlich der Typus der mir hinterher rannte, aber wenn das dann mal nicht der Fall war, reizte es mich umso mehr. Aber mal ehrlich was würde er auch von einer wollen, die kürzlich einen ganzen Raum zerlegt hatte. Ich wollte, dass mir etwas Schlaues einfiel, aber das war nicht der Fall. "Danke", flüsterte ich nur heiser. Denn

ich würde bestimmt nicht mit ihm über meine Libido sprechen. "Sag mal, darf ich eigentlich auch raus?", fragte ich. Er überlegte kurz. "Ja, wenn wir dich hier festhallten würden, würdest du doch nur eher fort wollen, und aufhalten könnte ich dich im Moment wohl eher nicht." "Doch mit einem deiner Pfeile", sagte ich. "Wenn wir davon Gebrauch machen müssten wäre es doch nur noch schlimmer." Er zögerte. "Aber hättest du was dagegen wenn ich dich begleite?" Ich lächelte. Mir war klar, dass er das

nur wollte um mich im Auge zu behalten, aber das reichte mir völlig, ich war längst von ihm begeistert. Ich wollte nun mal nur Nähe von Leuten, von denen ich sie nicht bekommen könnte, wohl ein Selbstschutz um gar keine Nähe ertragen zu müssen. Das erste was mir draußen auffiel, war, dass ich alles riechen konnte. Mein Geruchssinn war plötzlich viel stärker geworden. Das Gelände des Hauses war wirklich sehr geschmackvoll mit kleinen Brunnen und vielen Pflanzen. Jeder Passant würde denken, dass hier ganz gewöhnliche Spießer hausten. Zuvor musste es einen regelrechten Wolkenbruch gegeben haben. Überall

waren Pfützen. Ich betrachtete mich in einer davon. Ich sah anders aus, wenn ich auch nicht gleich wusste warum. Doch dann fiel es mir auf: Meine Züge waren feiner, das aufgeschwemmte war fort. Ich schien insgesamt schmaler. Marius versuchte ein Lächeln, mit dem er zeigen wollte, dass ihm die Veränderung auch aufgefallen war, und sie wohl auch zum Besseren war. Ich verstand auch, dass es schwer war dazu was zu sagen. Nachdem wir ein bisschen rumgewandert waren, war auch das letzte bisschen erschöpft von dem, was wir uns zu sagen hatten. Ich spürte, das Verlangen nach den Rauschmitteln

zurückkehren. Jen blieb tatsächlich länger weg. Ich bekam die Spritze trotzdem von Marius. Aber es stimmte nicht was Jen gesagt hatte. Ich war nicht ich selbst nach der Spritze. Nahm alles auseinander was mir in die Finger kam. Ich lernte nicht damit umzugehen. Was sich aber veränderte waren meine Gefühle für Marius. Ich sah ihn plötzlich in einem anderen Licht. Ich hatte mich ein bisschen in ihn verliebt. Er war ja auch der einzige Kerl in meiner Nähe. Und mit meinem wachsenden Verlangen wurde er zum Objekt meiner

Begierde und Fantasie. Er jedoch war mir gegenüber verhalten wie eh und je. Hatte Jen nicht gesagt er mochte die Patienten? Oder besser gesagt Versuchsobjekte? Nun bei mir schien das nicht der Fall zu sein. War es nur Selbstschutz? Eine leise Hoffnung keimte in mir auf. Ich saß oft im Garten, so wie gerade jetzt. Ich hatte es mir auf einer Liege bequem gemacht und dachte nach. Ob meine Freunde, mit denen mich die Straße zusammengeschweißt hatte, mich suchten? Als ich von „Zuhause“ fort war hatte auch niemand nach mir gesucht, zumindest nicht von den Leuten, von denen ich dachte, dass ich ihnen was

bedeutete, kurz gesagt den Freunden, die sich sowieso abgewandt hatten je mehr Probleme es zu Hause gegeben hatte. Nein, mich würde niemand vermissen, deswegen war ich ausgewählt worden. Und ich musste zugeben, ich vermisste auch niemanden, mein altes Leben schien hinter mir zu liegen, und, ja, es gefiel mir sogar hier. Ich konnte relativ oft in Marius´ nähe sein, ich wurde versorgt und hatte gleichzeitig meine Ruhe. Ich erschrak etwas als Marius zu mir hinaus trat. Als er mich sah, merkte ich an seinem Gesicht, dass er mit sich rang. Er wollte eigentlich umkehren, er ging mir meistens aus dem Weg, worunter ich halb litt, und zur anderen Hälfte, keusch

ausgedrückt, noch mehr angesprochen wurde. Ich hätte ihn eigentlich mit Blicken ausgezogen, wäre ich nicht noch bedrückt von meinen Gedanken gewesen, dass ich so austauschbar war. Und das musste er mir angesehen haben, denn er setzte sich doch zu mir. „Alles Okay?“, fragte er. „Ja“, log ich, denn ich wollte ihn weder vollheulen, noch irgendwie sein Mitleid erregen, auch wenn genau das wohl der Grund war, wieso er gerade hier saß. Und damit war auch schon wieder erschöpft, was wir uns zu sagen hatten. Ich schickte ein Stoßgebiet zum Himmel, er möge meine Hand nehmen oder sonst irgendetwas tun. Ein bisschen

Hautkontakt, nur ein Bisschen. Nein, eigentlich wollte ich mehr, viel mehr, aber ich war auch realistisch und in mir kribbelte etwas, was um Berührung flehte sein es auch um nur eine Kleine. Ich hab, als ich noch halbwegs regelmäßig zur Schule ging, mal was von Pheromonen gehört. Ich musste gerade Unmengen davon verströmen, wenn ich das Prinzip richtig verstanden habe. Oder zumindest einen äußerst fruchtbaren Geruch aussenden, den er unterbewusst wahrnahm. Für einen Moment war da dieser magische Moment, in dem ich fast sicher war, er würde etwas tun, in irgendeiner Form auf mich zukommen, aber dann wandte er sich nur ab

räusperte sich und machte Anstalten wieder zu gehen. „Warte“, rief ich, und wurde mir sofort bewusst, wie hysterisch und klischeehaft das klang. Entsetzt blickte ich zu meiner Hand hinab, die wie in einem schlechten Film versuchte nach seiner zu greifen. Und das allerschlimmste war, dass er seine Hand blitzschnell zurück gezogen hatte. Sein Gesicht zeigte Erschrockenheit, sogar Angst. Ich hatte befürchtet darin ekel zu sehen. Aber davon war keine Spur und doch schob ich es darauf, es konnte nur Ekel sein den er vor mir empfand, dem dreckigen Straßenmädchen. Jen hatte sicher in allen Einzelheiten

erzählt, in was für einem Zustand er mich aufgefunden hatte. Ich könnte nicht mal darauf schwören, dass keine Kotze in meinem Haar gewesen war. Nun Marius hatte mich ja erst später und gepflegter zu Gesicht bekommen, aber bei den anderen Versuchsobjekten, hatte er den einen oder anderen sicher im Originalzustand gesehen und konnte sich lebhaft vorstellen, wie es um mich gestanden hatte. Ich schämte mich dafür. Ich wollte bei all diesen Gedanken seinen Abscheu sehen. Ich verzog das Gesicht und nickte kurz. Das Signal hatte er verstanden. „Entschuldigung“, flüsterte er kaum hörbar und stand auf. Ich lehnte mich

zurück und hing nun noch düsteren Gedanken nach.

Kapitel 4

Abends ging ich wieder in den Essraum. Marius hatte den Auftrag bekommen, darauf zu achten, dass ich genug aß. Unnötig fanden wohl wir beide. Ich haute immer ordentlich rein und er wollte wohl nicht, dass es feste Zeiten gab, an denen er mich sehen musste. Stumm setzte ich mich an einen anderen Tisch als er, ich hatte dazu gelernt. „Hey“, er lächelte, kam an meinen Tisch und setzte sich mit genügend Abstand dazu. So als würde er mich nicht mal mit der Kneifzange anfassen wollen. Ich starrte auf den

Boden. Na toll, was sollte das denn wieder. Ich wurde wütend. „Was soll das?“, fragte ich. „Was habe ich dir getan?“ „Nichts“, sagte er ruhig. „Komm wieder runter.“ Ich ärgerte mich. Über mich und über ihn. Ich wollte, dass dieser Kerl mich wollte. Wäre ich nicht so in meinen Ärger vertieft gewesen hätte ich wohl gemerkt, dass er etwas sagen wollte, nur nicht wusste wie. „Ich will dir das von heute Nachmittag erklären“, setzte er an. Und dann griff er endlich nach meiner

Hand. Ich sah nur in sein Gesicht, dass er meine Hand hielt übermittelte mir nur mein Tastsinn. Aber irgendetwas stimmte nicht. Ich hatte so lange auf diese Berührung gewartet, ich spürte wie Energie zu der Stelle floss an der die Berührung stattfand, meinen Körper verlassen wollte und in ihn fließen wollte, aber da war eine Sperre. Ich blickte hinab. Handschuhe. Das war ja wohl die Höhe. Ich entriss ihm die Hand, und verfluchte mich selber für den dämlich, seligen Blick mit dem ich ihn angesehen haben musste. Die Wut stieg in mir hoch und gleichzeitig eine erregte Besessenheit von dem Typen. Ich sah in sein sorgenvolles Gesicht,

und, dass er den Kopf schüttelte als wolle er sagen: „Es ist nicht so wie du denkst.“ Ich knallte ihm eine, aber es geschah wie in Zeitlupe. Ich spürte, wie sich die seit Tagen angestaute Energie und Erregtheit in mir sammelte, und bereit war meinen Körper zu verlassen und in seinen zu dringen. Aber ich schlug so schnell und doll zu, dass ich ihm eigentlich mit der Backpfeife den Kiefer oder die Wangenknochen hätte brechen müssen. Doch ein Teil von mir der die Konsequenzen schneller berechnete, als der Rest, hielt im letzten Moment inne. Jedoch konnte ich den Schwung nicht ganz bremsen. Ich berührte ihn an der

Wange, und, das so schnell, dass er nicht mehr ausweichen konnte. Er zuckte zusammen, ich sah eine Sekunde Entsetzen aufflammen, dann glitt die Energie in ihn hinein. Es war unsere erste Berührung. Ich spürte die Spannung und merkte wie sich meine Begierde auf ihn übertrug. Ich sah in seinen Augen, dass sich sein Blick mir gegenüber veränderte. Es war als hätte ich ihn verhext. Eine Ewigkeit starrten wir uns an. Und gleichzeitig verstrichen nur wenige Sekunden bevor wir übereinander her fielen. Es war mein erster Kuss und unglaublich. Ich spürte eine Energie wie nach der Spritze und wollte mehr davon. Es war mit Hunger zu

vergleichen. Ich wollte ihn nicht los lassen. Ich hatte Angst, dass der Zauber dann verflog. Irgendwas war mit meiner Berührung, dass ihn in Bann hielt. Und, dann als wollte die Natur etwas ausgleichen, spürte ich wie die Energie die in ihn hineingeflossen war, in dem Kuss um ein vielfaches durch seine Lippen und seine Zunge zurück floss. Ich dachte mir nichts dabei, nur, dass ich mehr wollte. Nun ich sollte noch herausfinden was da vor sich ging, aber die Folgen davon waren äußerst unangenehm. Meine Verliebtheit wuchs ins Unermessliche. Doch dann hörte ich ihn

sagen. "Es tut mir leid, ich weiß nicht was mich da geritten hat, ich habe eine Freundin." In mir zerbrach etwas. Ich fiel in eine Art Trance bis es Zeit war für die nächste Spitze. Ich war wieder in dem kleinen Labor alles war wie immer. Nur der Schmerz in mir war unerträglich. Und dann kamen die Schmerzen hinzu die das Mittel verursachte. Das erste Mal spürte ich sie. Und ich war froh drüber. Es lenkte mich von meiner Seelenpein ab. Und dann kam die Wut. Diesmal mit Grund. Wie konnte dieser Kerl es

wagen... Ein Teil meines Verstandes der noch wach war fixierte die Stahltür. Dahinter war er. Ich würde ihn erwischen. Es war das erste Mal, dass sogar die Stahltür fast nachgegeben hätte. Und dann ließ der Rausch nach. Und tiefe unschöne Traurigkeit erfüllte mich. Ich ging auf mein Zimmer und schlief, wie ich es immer nach jeder Spritze tat, denn die Wutausbrüche kosteten kraft.

Kapitel 5

Als ich wieder ausgeschlafen war stieg ich die Treppe hinab. Von Weitem hörte ich die Stimmen der beiden Männer. "Sie wird stärker, wir müssen die Sicherheitsvorkehrungen verstärken", sagte Marius. "Hast du in ihre Augen gesehen? Sie hat alles mitbekommen", meinte er. "Bist du sicher?", fragte sein Gegenüber. "Ziemlich, es war anders als der sonst so weggetretene Blick." Ich witterte, dass Marius verschämt und ängstlich war. Ich war mir sicher, dass es Regeln gab. Z.B. nichts mit Testobjekten anzufangen. Und er musste gemerkt

haben, dass meine Wut ihm gegolten hat. Mehr wollte ich nicht hören, ich wollte mich wieder umdrehen, als plötzlich der Alarm los ging. Jen und Marius stürzten aus dem Büro in dem gerade ihre kleine Besprechung stattgefunden hatte. Jen erspähte mich. "Jemand muss unbefugt das Gebäude betreten haben", erklärte er. Und da stand eine wunderschöne, mit einer Pistole bewaffnete Frau in der Eingangshalle. Sie war schlank, hatte aber an den richtigen Stellen ausladende Kurven. Und sie war so elegant in ein schwarzes T-Shirt und einen gleichfarbigen Rock gekleidet, dass ich mir in den von Jen gestellten

Schlabberklamotten noch unscheinbarer als sowieso schon neben ihr fühlte. Selbst die Ballerinas passten hervorragend dazu auch wenn ich, würde ich bewaffnet irgendwo herumlaufen auf Schuhe bedacht wäre, in den man im Notfall schnell laufen könnte. Als einzige kleine Dissonanz stach ein silbernes, leicht angelaufenes Medallion heraus, das aussah wie aus dem tiefsten Mittelalter und nicht ganz zu ihrem Outfit passte. Ihre Haare waren so dunkelblond, dass sie schon fast hellbraun waren. Außerdem war es bestimmt geglättet, so lag einfach kein normales Haar. Außerdem waren ihre Augen dezent geschminkt, als hätte sie

sich vorher lange für ihren Überfall gestylt. Das Gesicht war schmaler als meins, und die bernsteinfarbenden Augen fixierten den Wissenschaftler. "Hallo Jen", sagte sie mit der schönsten Stimme die ich je gehört hatte. "Hallo Belle", erwiderte Jen mit unverhohlener Verachtung. "Du hättest auch einfach fragen können. Wir hätten dich rein gelassen." "So war es lustiger", spottete Belle zurück. "Du hast etwas das mir gehört." Sie machte ein paar Schritte auf Jen zu. Dieser wich zurück. Die Frau musste gefährlich sein. "Komm nicht näher. Ich kenne deine Tricks", rief

Jen. "Weißt du was das Schöne an meinen Tricks ist?" Sie sprintete auf den Treppenabsatz zu auf dem er stand. Und berührte ihn. "Sie wirken trotzdem." Ein leuchtender Fleck glitt über ihre Hände auf Jen über. Ich spürte die Selbe Spannung wie bei der ersten Berührung mit Marius. "Sag mir, was hast du mit meinem Blut gemacht", fragte sie und ihre Stimme klang noch betörender, falls das überhaupt möglich war. Jen war auf einmal ganz redselig: "Wir haben es ihr verabreicht, in der neuesten Spritze." "Dann hast du wohl nichts dagegen wenn

ich mir nehme was mir gehört." Jen schüttelte mit dem Kopf. "Braver Junge." Marius und ich hatten alles stumm mit angesehen. "Mädchen, wie heißt du?", rief Belle. Ich stotterte: "Kristie." "Kristie, du kommst mit mir", befahl sie. Da sie ihre Waffe auf mich richtete traute ich mich nicht zu wieder sprechen. Jen rührte sich nicht als wir das Gebäude verließen. Wir stiegen in einen unscheinbaren, dunklen Wagen. Aber zuvor fesselte mir Belle die Hände. "Ich nehme mal an du kannst nicht fahren, nein dazu bist du noch zu jung", mutmaßte

sie. Wir fuhren los, raus aus Klein- Nielieb. Fieberhaft überlegte ich was ich tun könnte. "Es tut mir Leid, dass es so laufen musste, aber glaub mir, dass ich dich daraus geholt habe ist das Beste für dich." Auf einmal packte mich die Angst. "Ich muss zurück, dass Mittel ist instabil", rief ich aus. "So, hat Jen dir das erzählt?", fragte Belle und fuhr fort ohne meine Antwort abzuwarten: "Ich bin keine Wissenschaftlerin, aber du musst wissen, es liegt nicht in meinem Interesse, dass du Schaden

nimmst." So gefesselt wie ich war, war das schwer zu glauben. "Wo fahren wir hin?", fragte ich. "An einen sicheren Ort." Wir hielten an einem heruntergekommenen Häuschen. Belle schnitt mir die Fesseln ab, als wir drin waren. Innen sah es wesentlich weniger heruntergekommen aus als Draußen. "Warum lässt du mich frei", fragte ich und rieb meine Handgelenke. "Weil ich dich mit Worten überzeugen will", sagte Belle. Sie wies mit der Hand an einen Tisch mit Stühlen dran. "Setzt dich. Ich glaube, ich muss dir was

erklären. Was Jen da macht ist höchst illegal. Das an sich ist mir noch relativ egal, aber nun hat er mich ausgetrickst. Er hat mich betäubt und mein Blut gestohlen, nicht alles natürlich aber..." Ich unterbrach: "Was ist das besondere an deinem Blut." "Ich bin ein Sukkubus, Schätzchen. Wir ernähren uns von Lebensenergie und der Lust. Und können Lust bei anderen durch Berührung erzeugen. Die ist dann so stark, dass die Leute uns eine Zeit lang hörig sind. Ich habe die Vermutung, dass du wenn du tatsächlich mein Blut in dir hast, ähnliche Fähigkeiten vorrübergehend hast." Ich dachte an Marius. Deswegen hatte er

mit mir geschlafen. Und dann fiel mir Jen ein, wie er mich einfach hergegeben hatte. Und ich glaubte ihr, da sie meinen Arm hielt und damit auch mich beeinflusste. "Was hast du jetzt vor?", fragte ich. "Ich werde Jen vernichten", kam die kühle Antwort. "Warum", wollte ich wissen. "Niemand bestiehlt einen Sukkubus Schätzchen, und wir sind außerdem sehr darauf erpicht, dass keine Experimente damit betrieben werden. Wir wollen nicht, dass es zu viele von uns gibt, dass macht die Konkurrenz größer." "Wozu brauchst du mich?", fragte ich. "Du solltest dich mir eigentlich

bereitwillig anschließen, nachdem, was er dir angetan hat", meinte Belle und ließ meine Frage außer Acht setzte dann aber doch hinzu: "Du kennst dich da aus und du bist mein Druckmittel." "Und warum sollte ich freiwillig hier bleiben und ihm schaden? Im Zweifelsfall ist er derjenige, der mich medizinisch versorgen kann." Belle packte wieder zärtlich meinen Arm. "Weil du ihn hasst." Und ab dem Moment hasste ich ihn. Ich musste ihn hassen, wenn dieses wunderbare Wesen ihn hasste.

Kapitel 6

In den folgenden Stunden erzählte ich Belle alles was ich wusste. Hatte aber die Befürchtung, dass es ihr nicht viel nutzen würde. "Ich frage mich, was sie dir noch gegeben haben, dass du solche Kräfte entwickeln konntest", sagte Belle. „Aber eins steht fest, das Sukkubusblut was dir gegeben wurde hat dich zu einer von uns gemacht. Das ist seltsam.“ „Wieso?“ „Na du wirst ja auch nicht zu jedem x-beliebigen Tier wenn man dir das Blut davon gibt.“ Das leuchtete

ein. Und in dem Moment spuckte ich Blut. Belle war sofort an meiner Seite. „Verdammt was ist los?“, schrie sie. „Jen hat gesagt das Mittel ist instabil“, fiel mir ein. „Ich kenne seine Forschungen zum Teil. Wenn es bei dir nicht gewirkt hätte, hätte es sich früher bemerkbar gemacht… Es sei denn… Kristie hast du deine Sukkubusfähigkeiten eingesetzt?“ Ich wusste nicht mal welche das waren, noch wusste ich, dass ich welche hatte. „Was…“, weiter kam ich nicht. Der nächste Schwall Blut kam aus meinem Mund. Ich sank langsam zu Boden. Belle

versuchte den Sturz so gut es ging aufzuhalten. Als ich unten lag stürzte sie ins Nebenzimmer und kam sofort mit einer Spritze zurück. Darin war eine rote Flüssigkeit. Blut vermutete ich. Und dann wurde alles nebelig. Ich kam langsam wieder zu mir. Belle saß an meinem Bett. Sie strich mir über das Gesicht. „Was war los mit mir?“, fragte ich ängstlich. Nach allem was ich wusste hatten Jens andere Experimente es nicht geschafft. Und endlich kam die Wut, dass er mich genauso dem Risiko ausgesetzt

hatte. „Ich hab da so meine Vermutung“, sagte Belle. „Dann erklär sie mir. Es wird Zeit, dass mir gesagt wird, was hier los ist.“ Belle seufzte. Sie sah wie die Gefühle mich aufwühlten und das obwohl ich mich immer noch sehr schwach fühlte. „Du musst deine Sukkubuskräfte benutzt haben“, begann sie. „Wie soll ich das gemacht haben? Ich wusste nicht mal, dass ich welche habe.“ Ich hätte geschrien wenn ich die Kraft dazu gehabt hätte. „Unsere Kraft ist, dass wir uns nicht nur von Lust sondern auch von der Lebensenergie unserer Opfer ernähren.

Wir saugen sie aus, und nehmen unsere Kraft daraus. Hast du jemanden geküsst oder mit jemandem geschlafen?“ Ich wurde blass. „Marius“, hauchte ich. „Wusste ich es doch. Es ist so: Das Mittel das du bekommen hast ist bei dir nicht instabil, aber deine Kräfte sind es. Hättest du sie nicht gebraucht wäre wohl nichts passiert, aber jetzt hast du fremde Energien in dir. Die schwächer werden und du mit ihnen. Das bedeutet du brauchst neue Energien. Ich hab es erst mit Sukkubusblut bei dir versucht. Aber das hat nicht gewirkt, du musst jetzt jemandem seine Kraft stehlen. Glückwunsch: Jen hat aus dir einen

echten Sukkubus gemacht. Und dir damit unsere Probleme aufgehalst.“ „Was bedeutet das für Marius?“, fragte ich. „Was soll mit ihm sein?“ Belle war perplex. „Ich habe mit ihm geschlafen. Ich habe ihm Energie geraubt.“ „Ach Schätzchen, ausgerechnet mit dem? Der hat doch mit jeder was.“ Das versetzte mir einen Stich. „Mir hat er gesagt, er hat eine Freundin.“ „Ja, damit du danach nicht irgendwelche Ansprüche stellst. Der hat es verdient.“ Mit einem Seitenblick auf mich fügte sie hinzu: „Du wirst ihm nicht zu viel Energie abgezapft haben, da du nur ein

halber Sukkubus bist. Du wurdest gezüchtet und nicht geboren. Und du wusstest nicht wie du es anstellen solltest.“ Nicht wirklich erleichtert, da es nur eine Vermutung war, fragte ich: „Und was muss ich jetzt tun?“ Belle stützte mich als sie mich eine Treppe runter führte. Unten angekommen fiel mein Blick auf einen gefesselten Mann. „Der ist dein Frühstück“, sagte Belle. Mir war klar, dass es hier nicht besonders moralisch zu ging. „Ich kann doch nicht…“ Belle berührte mich und dort wo sie mich

berührt hatte machte sich ein warmes Gefühl breit. „Doch du kannst. Dieser Mann ist ein Verbrecher. Ich hab ihn früher zu fassen bekommen als die Bullen.“ Von der Sukkubusberührung betäubt fragte ich: „Was muss ich tun?“ „Küss ihn“, hauchte Belle. Im Nachhinein ärgerte ich mich, dass ich Belle so blind vertraut hatte, was den Mann anging, aber ich sollte noch lernen, dass man einer Sukkubusbeeinflussung nicht so leicht wiederstehen konnte. Ich küsste ihn und spürte ein Kribbeln auf den Lippen. Der Mann war nicht besonders attraktiv, es konnte also nicht von überschwänglichem Gefühl kommen.

Ich fühlte mich elektrisiert und voller Energie. Als ich so eine Art Sättigungsgefühl hatte drehte ich mich zu Belle um. „Warum hat er sich nicht gewehrt?“, fragte ich. Schlechtes Gewissen machte sich in mir breit. „Er ist süchtig nach der Sukkubusberührung.“ Sie erriet mein Gefühl. „Du hast ihm einen Gefallen getan.“ Ich erinnerte mich an ihre Berührung und konnte durchaus den Suchtfaktor verstehen, aber tat man einem Süchtigen wirklich einen Gefallen damit ihm das zu geben, was ihn kaputt macht? „Na, wie war es?“, fragte

Belle. „Irgendwie gut“, gestand ich. Und wirklich. Es ging mir sofort besser. Ich würde sogar soweit gehen zu sagen, ich war regelrecht berauscht. „Du bist jetzt eine von uns, auch wenn mir Neuzuwachs nicht gefällt, wir sind füreinander verantwortlich“, sagte Belle. Und diesmal verspürte ich ein warmes Gefühl, ohne, dass sie mich berührt hatte. Zusammenhalt! Das erste Mal, dass ich sowas hatte. Doch überschätzte ich den Zusammenhalt der Sukkuben stark, nach ihren Worten. „Wie lange hält die Sättigung vor?“, wollte ich wissen. „Je nachdem wie viel du dir genommen

hast. Ich vermute jetzt bist du voll aufgeladen, das hält ein paar Tage.“ „Das mit Marius ist noch nicht so lange her“, stellte ich fest. „Da wusstest du noch nichts davon. Ich nehme außerdem an, dass deine Kräfte wachsen, wenn, und dass ist das schlimme, du weiter mit Sukkubusblut versorgt wirst. Jen hatte möglicherweise recht es ist instabil. Du musst nachversorgt werden. Wärst du noch bei ihm, dann würden seine Vorräte an Blut bald nachlassen. Soweit ich weiß hatte er nur mein Blut. Zumindest vermute ich es so.“ „Was passiert, wenn ich kein Sukkubusblut

nehme?“ Belle zögerte. „Das würdest du nicht lange aushalten. Du hast keine Wahl.“ „Und du würdest mir von deinem abgeben?“, fragte ich. „Nein, das würde mich zu sehr schwächen. Ich muss bereit sein, um gegen Jen zu kämpfen. Wir werden Sukkuben jagen.“ Ich staunte. „Was ist mit – wir sind füreinander verantwortlich-?“ „Ich bin bereit jeden Preis zu zahlen, um es Jen heimzuzahlen.“ Langsam schwante mir, dass er ihr mehr angetan haben musste als ihr Blut zu stehlen.

Kapitel 7

Wir mussten Stunden gefahren sein. Mein Energierausch, den ich nach dem Kuss gehabt hatte ließ langsam nach. Belle meinte das wäre normal. Das hieße nicht, dass ich neuen Hunger bekommen würde, sondern nur, dass das Hochgefühl nachließe. „Am Anfang ist es schlimm“, sagte sie. „Es ist wie eine Droge. Du willst den Rausch zurück, aber du gewöhnst dich daran, und dir reicht das Sättigungsgefühl.“ Das fand ich, klang widersprüchlich, hoffte aber, dass es stimmte. Ich hatte genug mit Drogen zu tun

gehabt. Plötzlich wechselte Belle kokett das Thema. „So, Marius also“, grinste sie. Ich schämte mich etwas dafür, dass ich mein Herz so schnell verschenkt hatte. Weil ich nichts dazu sagte fuhr sie fort: „Er ist ein Mistkerl, aber ich weiß was, das dich aufheitern wird. Der Sex mit Sukkuben ist nicht zu vergleichen mit Normalem. Er macht in gewisser Weise süchtig. Wenn ich es nicht bräuchte, würde ich jedem davon abraten. Denn danach ist der normale Sex nur noch langweilig.“ Ich war mir nicht sicher ob mich das tröstete, ich wollte, dass Marius mich

mochte, und das nicht nur wegen abartig gutem Sex. Langsam wurde mir auch klar, warum Marius sich zuerst von mir fern halten wollte und mir dann nicht wiederstehen konnte. Er wollte keine Energie geraubt bekommen, aber war dann tatsächlich von meinen Sukkubuskräften betört gewesen. Wir fuhren in der Düsternis eine nur spärlich beleuchtete Landstraße entlang. „Wir müssten gleich da sein“, sagte Belle. Doch dann spürte ich etwas. Es war das Selbe was ich gefühlt hatte, bevor Belle zu Jens Forschungseinrichtung gekommen

war. „Halt mal an“, bat ich. „Was ist?“, fragte Belle. „Ich spüre etwas. Es ist wie wittern. Als wenn hier jemand… jemand wie du wäre.“ „Sie haben dir also tierische Sinne verpasst.“ Belle pfiff anerkennend. „Bitte was?“, fragte ich entgeistert. „Du sprachst gerade von Wittern und du hast ganz Recht hier wohnt eine… Freundin von mir.“ Der Plan war einfach, ich sollte den neuen Sukkubus zu unserem Auto locken, das angeblich liegen geblieben war, und Belle würde dann einen Betäubungspfeil auf sie schießen. Wichtig war, dass sie

nicht erkannt würde. Es war sicher unangenehm einen Haufen wütender Sukkuben hinter sich her zu haben, sollte einem von ihnen was passieren. Aber genau aus dem Grund wollte ich es auch nicht machen. „Du musst. Außerdem, dich kennt sie nicht“, beruhigte mich Belle. Ich klingelte. Eine sehr schöne Frau öffnete. „Entschuldigen Sie, mein Auto ist liegen geblieben. Können Sie mir Starthilfe geben?“ Es war das einzige Haus in der abgelegenen Gegend. Sie strahlte mich an als wäre ich was zu

Essen. „Sicher“, sagte sie mit einer Stimme, die Belles sehr ähnlich klang, bevor sie eine ihrer beeinflussenden Berührungen machte. Sie ließ mich in ihr Auto steigen und ich delegierte sie zu der Stelle, wo unser Auto stand. Unterwegs spürte ich ihre anzüglichen Blicke auf mir. Wir stiegen beide aus und da schlug Belle zu. Der Betäubungspfeil tat seine Wirkung. „Schnell“, rief Belle. Ich holte alles aus dem Auto, was wir brauchten, um möglichst viel Blut mitzunehmen. Wir nahmen nicht alles, auch wenn die

gefüllten Beutel alles andere als das aussahen. „Und nun zum nächsten“, sagte Belle und legte den anderen Sukkubus auf die Wiese neben der Straße. „Willst du sie hier liegen lassen? Und was heißt zum nächsten, wir haben doch jetzt genug.“ „Das reicht nicht. Außerdem können wir nicht riskieren, dass sie Überwachungskameras hat, sollten wir sie zurück bringen. Die Wirkung lässt in ein paar Stunden nach, und hier kommt eh keine Sau lang.“ „Wenn es so gefährlich ist, warum tust du das alles für mich?“ „Weil Jen dich

braucht.“ „Und da bist du dir sicher?“, fragte ich. „Natürlich, du bist sein erster gelungener Versuch.“ Ein plötzliches Knacken, wie als wenn jemand auf einen Ast trat, ließ uns aufschrecken. Der neue Sukkubus lag nicht mehr an seiner Stelle. „Scheiße“, entfuhr es Belle. „Scheiße“, entfuhr es mir ebenfalls. „Sollte sie nicht ein paar Stunden außer Gefecht gesetzt sein?“, fragte ich. Belle sah beschämt zu Boden. „Ich hab nicht in Betracht gezogen, dass sie sich gerade aufgeladen hat. Damit sind ihre Selbstheilungskräfte

stärker.“ „Du meinst sie hat jemandem gerade erst seine Energie geraubt?“ „Ja, diese Nachlässigkeit darf mir im Kampf gegen Jen nicht passieren. Aber jetzt müssen wir sie einfangen, bevor sie andere Sukkuben hinzuziehen kann.“ Sie spiele nervös an dem Medallion, das sie nach wie vor an einer langen Kette um den Hals trug. „Was hast du mit ihr dann vor?“ „Ich weiß es nicht. Die Betäubung war ideal, dein Gesicht kannte sie nicht und meins hätte sie gar nicht erst gesehen. Wenn sie entkommt, dann machen die anderen Sukkuben Jagt auf mich.“ Während wir sprachen schlichen wir

dorthin wo wir das Geräusch gehört hatten. „Versuch sie zu Wittern“, flüsterte Belle mir zu. Ich konzentrierte mich. „Es klappt nicht“, sagte ich. „Wie, es klappt nicht?“, fragte Belle. „Vorhin war das Gefühl plötzlich da, ich weiß nicht wie ich es gemacht habe.“ „Auch das noch. Das üben wir aber!“ „Wie denn? Wenn ich es recht verstanden habe, kannst du das als Sukkubus eh nicht.“ „Ich weiß noch nicht wie, aber wir müssen alle deine Kräfte nutzen können.“ „Lass mich raten: Wegen

Jen.“ Belle zeigte mir den Daumen hoch. Doch plötzlich hörte ich ein weiteres Geräusch. Es klang nach rennen im Unterholz. „Hörst du das?“, fragte ich. „Nein, was denn?“, fragte Belle, die prüfend in jede Richtung guckte. „Echt nicht? Es ist ganz laut?“ „Das werden deine geschärften Sinne sein, Jen hat also auch mal was richtig gemacht. Schnell führ mich hin.“ Ich rannte voraus, Belle hinterher. Es stellte sich schnell heraus, dass Belle nicht mithalten konnte. Sie war nicht gerade langsam, aber meine neuen Kräfte gaben mir einen großen

Vorsprung, sie machten mich schneller. Langsam dämmerte mir, dass der zweite Sukkubus zurück in Richtung Haus war. Ein logisches Ziel. Dort könnte sie Hilfe rufen. Das musste ich verhindern, nur machte ich mir Sorgen, was Belle dann mit ihr vorhatte. Vielleicht konnten wir sie überzeugen, dass es für den Kampf gegen Jen nötig war, schließlich hatte er einem Sukkubus das Selbe angetan, wie wir jetzt ihr. Wobei Gleiches mit Gleichem vergelten war nie ein gutes Argument. Es wurde heller. Auf der Lichtung auf die ich zu rannte war das Haus. Ich sah die Flüchtende gerade die paar Stufen hochhasten. Ich folgte

ihr. Sie verbarrikadierte die Tür hinter sich. Es wäre ein leichtes für mich dieses Hindernis zu überwinden, aber was dann? Wenn ich mir mit Gewalt Zutritt verschaffte kam es nicht gerade überzeugend an wenn man sagte: Ich will dir nichts tun. Belle kam hinter mir auf die Lichtung gehastet. Und dann kam der andere Sukkubus mit einer Schusswaffe wieder heraus. „Keinen Schritt näher, Belle!“, schrie sie. „Tessa, nicht“, rief Belle. „Was sollte das, verdammt?“, fragte

Tessa. Belle hielt sich nicht mit Erklärungen auf. Sie schubste mich in ihre Richtung. „Hab keine Angst“, flüsterte sie mir zu. „Selbst wenn sie schießt. Unsere Selbstheilungskräfte sind stärker.“ Ich war mir da nicht so sicher. Und dann schoss Tessa. Sie traf Belle, die sofort zusammen klappte. Ich war so erschrocken, dass ich nicht mehr auf Tessa achtete. Ich hastete zu Belle. Soviel zu den Selbstheilungskräften. Ich suchte Belle nach der Schusswunde ab. Bis ich schließlich an ihrer Schulter einen kleinen Pfeil entdeckte. Tessa hatte also auch ein Betäubungsgewehr. Ich zog ihn heraus. Aber Belle war nicht

aufgeladen, wie sie es nannte. Die Wirkung konnte eine Weile anhalten. Ich hörte wie ein Auto startete. Unser eigenes stand im Wald und so schnell, dass ich ein Auto einholen konnte war ich dann doch nicht. Und ich musste mich um Belle kümmern. Ich schleppte sie, ihren Arm um meine Schulter gestützt, zurück zum Auto. „Na komm schon“, murmelte ich. Mein Blick fiel auf eine Flasche Wasser. Ich übergoss Belle damit. Sie stöhnte und schmatzte. Aber es dauerte trotzdem eine Stunde, bis sie plötzlich hochschreckte. „Wo ist Tessa?“, rief sie. „Mit dem Auto weggefahren“, antwortete

ich. „Warum bist du ihr nicht nach?“ „Ich musste mich um dich kümmern, und wie soll ich bitte ein Auto einholen?“, fragte ich. „Du hättest dich nicht um mich kümmern brauchen…“ „Selbstheilungskräfte! Ich weiß“, murrte ich. Wir durchsuchten Tessas Haus. Belle hoffte, dass wir einen Hinweis darauf fanden, wohin sie gefahren sein konnte um sie dann abzufangen, bevor sie ihr Ziel erreichte. Ich fand schließlich ein kleines Adressbüchlein und reichte es

ihr. Belle überflog es. Sie nahm sich einen Stift und kreiste drei Namen ein. „Die kenne ich“, sagte sie. „Ebenfalls Sukkuben.“ „Die wohnen alle in unterschiedlichen Richtungen“, bemerkte ich. „Wie sollen wir sie da schnell genug abfangen?“, fragte ich. Belle zuckte mit den Schultern. „Such dir einen aus. Wir brauchen weiteres Blut. Wir haben keine Möglichkeit Tessa einzuholen, deswegen schlage ich vor, wir machen mit unserer ersteren Mission weiter, nur vorsichtiger.“ Ich seufzte und fügte mich ihrem

Entschluss. Belle war noch sehr angeschlagen also sollte ich fahren. Sie zeigte mir wie es ging und unter einer sehr stockenden Fahrweise, fuhren wir in Richtung der Adresse die ich gewählt hatte. Wir fuhren auf eine Hauptstraße, die zu dieser Zeit zwar nur rar befahren war, aber meine Art das Auto zu steuern blieb nicht lange unbemerkt. Ein Polizeiwagen tauchte hinter uns auf und wir mussten rechts ran fahren. Belle bemerkte meine Angst. „Mach dir keine Sorgen, ich regle das.“ Ein Polizist tauchte neben uns auf und bat uns um unsere

Papiere. Belle stieg aus. „Es tut mir Leid. Die kleine hat noch keine Fahrerlaubnis, ich wollte ihr mal das Fahren beibringen. Um diese Zeit ist auf den Straßen ja nichts los.“ „Das ist verboten“, sagte der Polizist und zog seinen Block, um uns zu vermerken. Belle war um den Wagen herumgegangen und berührte ihn ganz sanft. Ich merkte wie erschöpft sie war, die Selbstheilung hatte sie geschwächt. Die Berührung hatte aber ihre übliche Wirkung. Der Polizist war wie in Trance. Es sah fast aus als ob er sabberte. Belle strich über seine Wange. „Sie werden doch wohl nicht so streng

sein.“ Man sah dem Mann geradezu an, wie sein Widerstand schmolz. Und dann küsste Belle ihn. Ich konnte fast leicht bläuliche Nebelschwaden erkennen, die Belle ihm aussog. Seine Energie. Ihr Mund war nun wenige Zentimeter von seinem entfernt. Sie verweilte so lange, bis der Mann zusammenbrach. Ich konnte ihr förmlich ansehen, wie sie an Stärke gewann. „Ist er…“, begann ich. „Nein, er lebt. Aber er wird etwas Zeit brauchen um sich zu erholen. Lass uns schnell weiter ziehen. Soll ich wieder fahren?“, fragte

sie. „Es begann mir gerade Spaß zu machen.“

Kapitel 8

Ich war die ganze Nacht durchgefahren und war immer besser geworden. Aber als der Morgen graute war ich sehr erschöpft. Wir waren zu Belles Versteck zurück gefahren, von dem angeblich niemand wusste und wo wir erst mal sicher sein sollten. „Schlaf dich erst mal aus. Und heute Abend gehen wir jagen“, sagte sie. „Jagen?“ „Wir reißen dir jemanden auf. Du brauchst Sex damit du dich vollständig aufladen kannst“, erklärte Belle. „Ich will aber nicht mit irgendwem schlafen“, jammerte

ich. „Du bist nun ein Sukkubus. Es wird dir gefallen.“ „Und was passiert mit dem, dem ich die Energie nehme?“ „Dem nimmst du etwas Lebenszeit. Aber ich kenne eine Bar in der genug Verbrecherabschaum rumhängt, der dir dein Gewissen etwas leichter macht. Du hast sowieso keine Wahl, du brauchst die Energie.“ Ich war damit nicht einverstanden, aber hatte genug Angst, um das Risiko nicht eingehen zu wollen. Am Abend stand Belle verzweifelt vor ihrem Kleiderschrank. So sah sie fast wie eine normale Frau aus. Nur ihre

Verzweiflung galt mir. Es ging darum, etwas Kleidung für mich zu finden. Doch da ich kleiner war als sie, und auch weniger weibliche Rundungen hatte war es gar nicht so leicht, aus ihren Klamotten, die alle eng anliegend sein sollten, etwas für mich zu finden. Schließlich gab sie mir ein wallendes graues Kleid, das sie mit Sicherheitsnadeln feststeckte. Es hatte einen tiefen Ausschnitt und bedeckte nur knapp den Po. Sie selber hatte sich ein rosa Kleid ausgewählt, ähnlich freizügig nur wesentlich knalliger. „Ich hab noch nie wen aufgerissen“, gab ich

zu. „Doch, Marius“, antwortete Belle. „Der hat eher mich aufgerissen“, meinte ich. „Du weißt doch, was die Sukkubusberührung kann. Jeder Kerl wird dir sofort verfallen, was du außerdem nicht mal nötig hast. Du bist auch so natürlich schön.“ Nun das fand ich nicht so, aber ich lächelte geschmeichelt. Belle hatte mir die Haare hochgesteckt. Und selbst wenn ich schön sein sollte, hatte sie uns beide so herausgeputzt, dass wir eher billig wirkten, als natürlich. Ich fragte mich warum wir das nötig

hatten, wenn wir doch mit der Sukkubusberührung alle willenlos machen konnten. Schließlich betraten wir die Bar, die mehr eine Discothek war. Die Leute tanzten, Kellner gingen mit bepackten Tabletts umher und an der Theke herrschte großes Gedränge. Ausgerechnet jetzt bewies mein Geruchssinn, wie er sich verbessert hatte. Ich roch Alkohol und Drogen. Hier ging es tatsächlich nicht legal zu. Belle zog mich auf die Tanzfläche. Sie tanzte beherzt, warf ihr Haar zurück und sah so sexy aus, dass ich neidisch wurde. Ich bewegte mich eher zögerlich zu der

Musik. Plötzlich spürte ich eine Hand auf meinem Hintern. Ich wirbelte herum. Halb empört, halb geschmeichelt. Der Typ grinste mich unverschämt an. Er sah nicht schlecht aus. Er warf einen Blick auf meinen zerstochenen Arm. Dieser war noch nicht geheilt, weil er vor der Verwandlung schon so war, hatte mir Belle erklärt. Ich hatte mich etwas gewehrt ein armfreies Kleid anzuziehen. Aber Belle hatte darauf bestanden und gemeint, die Narben fielen gar nicht auf. In seiner Miene sah ich, wie er mit dem Gedanken spielte, den Flirt doch sein zu

lassen. Diesen Rückschlag hätte mein Ego aber nicht verkraftet. Ich packte seine Hand. Wie hatte ich das bei Marius gemacht? Da war Gefühl mit im Spiel. Das traf auf den jetzigen Kerl nicht zu. Was mich an ihn Band war mein Ego. Mein Gefühl für mich selber. Das musste reichen. Und es reichte. Ich sah wie der Ausdruck des Kerls sanfter wurde. Belle hatte sich in eine Richtung getanzt in der ich sie sehen konnte. Sie zwinkerte mir zu. Ich griff erneut seine Hand und zog ihn aus dem Gewimmel nach draußen. „Gefalle ich dir?“, flötete ich, überrascht über mich

selber. „Ja sehr“, war die Antwort. Und dann küsste ich ihn. Dann unterbrach ich den Kuss. Mein Gesicht war etwas entfernt von seinem, unsere Münder noch geöffnet. Und dann saugte ich. Ich spürte seine Energie in mir. Es war wie ein Rausch, nur besser als alle Räusche die ich bis jetzt hatte. Inklusive dem Beischlaf mit Marius. Ich wollte mit diesem Typen schlafen, nur um mehr Energie zu bekommen. Dabei wusste ich nicht mal seinen Namen. Aber es war mir auch egal. Das Gefühl leitete mich. Belle hatte mir für diesen Fall einen zweiten Autoschlüssel

gegeben. Ich zerrte ihn in Richtung des Wagens. Öffnete die Hintertür, und schubste ihn grob auf die Rückbank. Anschließend kroch ich auf ihn und befreite mich von meinem Slip. Mein Kleid wollte ich anlassen. Ich wusste zwar, dass ich ihm sowieso gefallen würde aber ich hatte keine Lust von möglichen Passanten gesehen zu werden. Auch seine Hose zog ich nur das Nötigste zurück. Mein Ritt auf ihm dauerte nicht lange, denn die Energie die ich bekam heizte mich so an, dass meine Lust sich schlagartig verstärkte. Und hinzu kam, dass so ein Akt auf dem Rücksitz eines

Autos nicht gerade bequem war. Der Typ war weggetreten als ich von ihm abstieg. Ich griff nach dem Handy in meiner Handtasche, das ich von Belle hatte. Ich rief sie an. „Belle? Bist du noch in der Bar?“, fragte ich. „Nein ich bin mit jemandem nach Hause gegangen. Aber ich komme gleich. Haha, im doppelten Sinne. Mach nichts ohne mich, so schnell wird dein Süßer nicht aufwachen.“ Ich wartete eine Viertelstunde. Mir war nicht langweilig dabei. Ich genoss die neue Energie, die in mir wallte. Und ich versuchte das aufkeimende, schlechte Gewissen in mir zu unterdrücken. Außer

mir respektlos an den Po zu fassen, hatte dieser Typ mir nichts getan. Hatte er verdient was ich ihm angetan hatte? Belle erlöste mich schließlich. Sie lachte: „Den kenne ich, mit dem hatte ich auch mal was. Ein kleiner Dealer ohne Achtung vor Frauen.“ Schlagartig ging es mir besser. Belle und ich legten uns jeweils einen Arm von ihm über die Schulter und trugen ihn in eine Gasse. Dort lehnten wir ihn gegen eine Hausmauer. Belle durchsuchte seine Tasche und fand ein Päckchen mit weißem Pulver darin. Sie spuckte auf ihre Finger und rieb damit an seiner Nase. Anschließend gab

sie das Pulver auf die nassen Stellen. „So denkt jeder es läge an den Drogen“, grinste Belle. „Ich nehme an du willst fahren.“ Ich hätte noch stundenlang tanzen können, so aufgedreht wie ich war. Aber Belle riet davon ab, bevor die Typen aufwachten oder ein anderer Sukkubus auftauchte. Wir fuhren zum Versteck zurück. Ich fuhr den Wagen in die Garage und wir betraten das Haus. Grinsend ging Belle voran, öffnete das Fach eines Schrankes und holte eine Flasche heraus. „Jetzt geht die Party weiter“, meinte sie

und reichte mir das hochprozentige Getränk. „Eigentlich darfst du das ja noch nicht, aber wir Sukkuben scheißen auf Regeln.“ Ich grinste: „Wäre nicht das erste Mal.“ Belle drehte die Musik lauter. Sie nippte an der Flasche und gab sie dann an mich weiter. Wir tanzten und ich hoffte, dass Belle nicht merkte, wie ich ihre Bewegungen imitierte. Sie merkte es. Und zeigte mir, wie die Bewegungen gingen. „Sei nicht so unsicher. Du kannst das selber auch ganz gut, du musst dich nur trauen“, versuchte sie mich zu bestärken. Am nächsten Morgen weckte Belle mich

früh. Ich wunderte mich zuerst, dass ich überhaupt keinen Kater hatte. Musste mit den Selbstheilungskräften zu tun haben. Aber geschlafen hätte ich trotzdem gerne ein Bisschen länger. Ich schritt die Treppe herab. Belle war bereits geschäftig. Sie packte. „Was wird das?“, fragte ich. „Ich packe. Jetzt wo wir ein paar Sukkuben hinter uns haben könnten ist es sicherer das Versteck zu wechseln, außerdem liegt unser Ziel sowieso so weit weg, dass wir was einpacken sollten.“ Ich sah ihr zu, wie sie die Pfeile des Betäubungsgewehrs mit stärkeren Mitteln

bestückte. „Und wo verstecken wir uns dann?“, fragte ich. „Außerdem kann man ein Haus nicht wirklich als Versteck bezeichnen.“ „Natürlich. Wenn es ein leer stehendes Haus ist weiß doch niemand, wer drin sein könnte. Dumm wäre es nur, wenn es das eigene Haus ist.“ „Das heißt du hast ein eigenes Haus?“ „Ja, aber da werden sowohl Tessa als auch Jen bereits nach mir gesucht haben.“ Sie stellte die gepackten Koffer vor mich. „Du bist stärker, du trägst sie ins Auto.“ Ich zuckte mit den

Schultern. Draußen wuchtete ich die Koffer ins Auto. Und plötzlich witterte ich Tessa. Nur ganz schwach. Sie musste noch etwas weiter weg sein. Ich rannte ins Haus und sagte Belle bescheid. „Was? Das kann nicht sein, wie hat sie uns gefunden?“ Sie raste durch die Zimmer, kam sofort wieder, mit den Blutbeuteln. „Hier, die sind wichtig.“ „Was ist mit deinem Gefangenen?“, fragte ich. „Den lassen wir jetzt frei, der war eh nur für dich zum üben bestimmt.“ Wir hasteten die Treppe hinab. Belle löste die

Fesseln. „So mein lieber, du bist frei.“ Der Gefangene guckte bedrückt. Er war wohl lange Belles Sklave und es hatte ihm gefallen. In dem Moment hörten wir über uns die Tür. Wir zuckten zusammen. Belles Sklave schritt an uns vorbei die Treppe hoch. „Entschuldigen Sie, was machen Sie in meinem Haus?“, fragte er. „Es tut mir sehr leid, es war offen. Mein Auto ist liegen geblieben.“ Ich schnaubte. Es war Tessas Stimme und sie benutzte unseren Trick. Und ihre Stimme klang so verführerisch, dass ich sicher war, dass sie die

Sukkubusberührung durchführte. „Was machen wir jetzt?“, fragte ich. Belle entsicherte als Antwort das Betäubungsgewehr. „Nein“, sie wird Verstärkung dabei haben. „Ja und die hockt in dem liegen gebliebenen Auto. Zur Sicherheit etwas weiter weg geparkt, damit es glaubhaft aussieht. Sie ist nur der Köder. Wir können nur hoffen, dass unser Freund jetzt keinen Fehler macht.“ Mir fiel etwas ein. „Wir haben die Autoschlüssel. Er kann keine Starthilfe geben.“ „Das Auto steht in der Garage, die können also nicht wissen ob da eins drin

ist. Er muss sie nur weglocken und wir schleichen uns zum Auto und verschwinden.“ „Mein Auto ist in der Werkstatt aber ich gucke mir das gerne Mal an“, hörten wir ihn sagen. „Ach noch was“, sagte Belle. „Er wird uns verraten wenn er merkt dass wir abhauen, um deren Sklave zu werden.“ Ich schüttelte den Kopf vor lauter Unverständnis. Tessas Stimme klang unsicher herunter. „Wohnt hier noch jemand?“ „Nein nur ich.“ In dem Moment schlich sich Belle soweit die Treppe herauf, um auf Tessa schießen zu

können. Sie jagte ihr die verstärkte Ladung in den Hals. Tessa klappte zusammen. „Schnell! Hast du die Blutbeutel?“ Ich griff sie mir und wir stürzten zum Auto. „Danke mein Lieber“, rief Belle über die Schulter. Wir stiegen ins Auto und fuhren mit quietschenden Reifen davon. Hinter uns setzte sich ein Wagen ebenfalls in Bewegung.






Die Fahrt war der Horror gewesen. Belle fuhr echt wie eine Wahnsinnige. Auch wenn ich vermutete, dass sie noch nicht lange in dem Versteck wohnte, kannte sie die Gegend gut genug, um die Verfolger durch ein Labyrinth aus Straßen zu führen. Als wir einen Vorsprung hatten hielt Belle plötzlich an. Ich sah sie verwundert an. „Steig aus“, befahl sie. Ich gehorchte. Sie tat es mir nach. Wir hasteten in eine Seitenstraße. Wir nahmen unsere Sachen, jeder eine Tasche. Wir hatten Glück. Dort wollte ein Mann gerade in sein Auto

steigen. Belle rannte auf ihn zu und fasste ihn bei der Hand. „Ich biete ihnen an die Autos zu tauschen, hier ist der Schlüssel. Mein Wagen steht in der Straße aus der wir gerade gekommen sind. Und er ist definitiv der bessere.“ Bereitwillig gab er ihr die Schlüssel. Wir stiegen ein und sausten davon. „Was geschieht mit ihm, wenn sie ihn in deinem Wagen finden?“, fragte ich. „Vermutlich befragen sie ihn. Und er wird ihnen alles erzählen, also sollten wir dieses Auto nicht zu lange fahren, sie werden das Kennzeichen wissen. Sie werden ihm wohl auch Energie rauben

wenn es sich anbietet. Also mach dir keine Sorgen.“ „Das ist leicht gesagt. Aber sie rauben ihm die Energie, das ist nicht richtig.“ „Du machst das doch auch.“ Damit hatte sie mir den Wind aus den Segeln genommen. Um mich selber besser zu fühlen versuchte ich vom Thema abzulenken. Belle ging Glücklicherweise darauf ein. „Was hast du vor um Jen zu erledigen?“, fragte ich. Von nun an waren wir verfolgt, aber Belle kannte trotzdem nur ein einziges Ziel. „Ich will noch andere von uns anheuern, und dann stürmen wir die Villa.“ „Du vergisst, dass die Anderen uns

jagen“, meinte ich. „Nicht alle. Wir müssen eben schneller sein.“ Mir behagte es nicht, wie leichtsinnig Belle an die Sache heran ging. Ich wusste von meiner Zeit bei Jen, dass es nicht so leicht war in das Haus rein zu kommen und es war mir ein Rätsel, wie sie es geschafft hatte. „Jetzt erst mal fahren wir zum Nächsten auf der Liste“, sagte Belle.

Kapitel 9

Wir fuhren die Nacht durch. Beim Fahren wechselten wir uns ab. Ich hatte keine Angst erwischt zu werden. Jedem der sich uns in den Weg stellte würden wir es zeigen. Ich fühlte mich sehr frei und mächtig. Wir kamen in einer Kleinstadt an. „Ich habe einen neuen Plan. Da vorne ist die Adresse. Wir warten bis unser Opfer das Haus verlässt und verfolgen es. Wir warten auf den richtigen Moment und greifen dann an.“ „Was meinst du mit angreifen?“, fragte ich. „Ich schätze ein k.o. Schlag ist diesmal

sicherer. Nur muss der Sukkubus in eine einsame Gegend.“ „Das wird schwierig, wir sind hier nicht in der Pampa wie bei Tessa. Und ich vermute mal ich soll den Schlag verpassen“, riet ich. „Genau, du bist stärker und wenn die Warnung vor mir raus ist, dann wäre es besser man bekäme mich nicht zu Gesicht. Ich bin aber mit den Betäubungspfeilen in der Nähe.“ Wir parkten. „Mit wem haben wir es zu tun?“ Ich war nicht begeistert darüber, dass ich die ganze Arbeit wieder machen sollte, wusste aber, dass diskutieren keinen Zweck hatte. Von der Stärke her würde

ich meinem Schlag auch mehr vertrauen, als dem von Belle. Und so fragte ich nur, auf was ich mich vorbereiten musste. „Shila. Eine hinterhältige kleine Zicke. Nicht besonders attraktiv aber hat es Faust dick hinter den Ohren“, antwortete Belle. „Sind nicht alle Sukkuben schön? Wie du und Tessa?“, fragte ich. „Nein, wir haben das durch unsere Kräfte gar nicht nötig. Klar sind wir wegen unserer Nahrungsart auf Verführung ausgelegt, aber Schönheit zeigt sich nicht bei jedem von uns, oder hast du dich äußerlich verändert?“, wollte Belle wissen. „Ein bisschen“, gab ich

zu. „Das ist interessant“, meinte Belle. In diesem Moment kam Shila aus der Haustür. Sie war wirklich nicht besonders schön. Nun auch nicht hässlich, aber sie war klein mit schlechter Haltung und einem verkniffenen Gesicht. Würde sie nicht so grimmig gucken wäre sie gar nicht mal unattraktiv. Ich vermutete Belles Äußerung, dass Shila nicht so schön sei, kam eher von persönlichen Streitigkeiten. Wir stiegen aus, als Sie etwas weiter entfernt war. Shila lief in eine schmale Gasse zwischen zwei Geschäften, das eine war zum Verkauf angeboten, das

Andere war wohl schon seit einiger Zeit geschlossen. „Kaum zu fassen, was für ein Glück wir haben“, meinte Belle. Die ganze Gegend schien so heruntergekommen. Hier musste einst eine Einkaufsgegend gewesen sein, aber bis auf wenige Läden hatten die meisten pleite gemacht, und die Anderen hatten noch nicht geöffnet. Mich erschloss ein ungutes Gefühl. Das war zu einfach. Belle winkte mich in die Gasse. Ich folgte ihrem Willen und gewöhnte mich an die Dunkelheit. Shila war fast an der anderen Seite der Gasse angekommen. Ich beeilte mich ihr hinterher zu kommen. Da ich mich nicht gerade lautlos

bewegte, war es nicht erstaunlich, dass sie herumwirbelte. Aber, die Art wie sie es machte, machte mich für einen Moment stutzig. Sie hatte mich erwartet. Sie war gewarnt worden. Mir blieb nichts Anderes übrig als ein offensiver Angriff. Ich stürmte auf sie zu, aber sie tat das Selbe. Sie versuchte zuzuschlagen, ich parierte den Schlag indem ich meinen Arm quer hielt und holte gleichzeitig mit dem Anderen aus. Ich traf die auch nur an ihrem Arm, der laut knackte. Sie stöhnte, gab aber nicht nach. Ein hagel aus Schlägen ging auf mich herab. Ich hatte Mühe sie zu parieren. Einige bekam ich sogar ab, aber ich spürte sie nicht in der

Aufregung. Und dann sprang ein Typ hervor. Er versuchte mich zu packen. Ich schlug seine Hände hart beiseite, bekam aber dadurch noch mehr von Shila ab. „Pass auf Rico“, rief Shila. „Sie muss irgendwo in der Nähe sein.“ Ich erschrak. Sie wussten von Belle. Wo war die überhaupt? Wollte sie sich nicht der Pfeile bedienen, wenn etwas schief ging? Oder war sie abgehauen, als sie merkte, dass es gefährlich wurde. Dann sank Shila zusammen. Belle stand hinter ihr, mit erhobenen Betäubungsgewehr. Für einen Moment schämte ich mich, dass ich so schlecht über sie gedacht hatte. Dann fiel mir ein,

dass sie Jen zu sehr hasste, als dass sie wegrennen würde, wenn es schwierig wurde. Der Typ packte mich am Arm und ich zielte einen Schlag unter sein Kinn. Er wankte benommen nach hinten und ließ mich los. Belle erhob ihre Waffe. „Nicht“, rief ich. Ich hatte ein altes Seil entdeckt, griff danach und schlang es um ihn. „Was tust du?“, fragte Belle erschrocken. „Jetzt machen wir es auf meine Weise“, sagte ich. „Sie haben dich gesehen, das heißt, es sind noch mehr die uns jagen.“ „Sie haben uns schon gejagt. Es wäre mir egal“, war Belles sture

Antwort. „Vertrau mir“, sagte ich. „Nimm du Shila.“ Ich zog den sich gefesselt windenden Typen hinter mir her. „Aber halt ihn gut fest“, seufzte Belle. „Verrätst du mir, wo du hinwillst?“ „Wir gehen in Shilas Haus. Da sind wir in Sicherheit vor fremden Blicken.“ „Und wenn da weitere Sukkubi warten?“ „Das wohl eher nicht“, meinte ich. „Sonst hätten sie eben mehr Verstärkung gehabt.“ Das Haus war tatsächlich sicher. Belle nahm Shila den Schlüssel aus der Hosentasche und machte auf. Drinnen fesselten wir auch die langsam wieder zu sich kommende Shila an einen

Stuhl. „Du heißt Rico, nicht wahr?“, fragte ich behutsam. Doch bevor er antworten konnte, was er anscheinend eh nicht vor hatte, kam Belle dazwischen: „Nein, der berüchtigte Rico? Ich fass es nicht.“ Dabei holte sie das Spritzbesteck hervor. „Lass ihn“, warnte ich. „Wir müssen sie nicht noch zusätzlich gegen uns aufbringen.“ „Ich hatte nicht vor, ihm Blut abzunehmen. Er ist ein Inkubus“, antwortete Belle. Sie ging auf Shila zu. Die begann zu zappeln und zu schreien. „Ein was?“, fragte ich. „Ein Inkubus. Das ist das Selbe wie wir

in männlich“, antwortete Belle schnell. Sie ging auf Shila zu. „Sie rührst du auch nicht an“, befahl ich. Belle zog sich schmollend zurück. Aber immerhin hörte sie auf mich. „Rico, ich habe ein paar Fragen. Und wir hauen auch wieder ab sobald wir wissen was wir wollen.“ „Was soll das ganze“, fragte er nur. „Ich werde es dir erklären“, meinte ich, und das tat ich dann auch. „Woher weiß ich, dass es stimmt, was du sagst?“, fragte er schließlich. „Warum sollten wir sonst Blut stehlen. Wäre ich ein normaler Sukkubus, bräuchte ich das doch nicht“, meinte ich. „Kannst du mir die Fesseln etwas

lockerer machen“, rief Shila dazwischen. Sie meinte wohl, dass ich indem ich versuchte nett zu sein, nachlässig war. „Es tut mir leid, ich kann kein unnötiges Risiko eingehen“, sagte ich. „Dann fragt euren Scheiß, damit ihr verschwindet“, keifte Shila. „Woher wusstet ihr von uns?“, fragte ich prompt. „Wir haben von dem Angriff auf Tessa gehört. Die Nachricht ging an alle Sukkuben“, antwortete Shila. „Was macht dann Rico hier?“, fragte Belle dazwischen. Er rollte mit den Augen. „Ich wohne in der Selben Stadt wie Shila, und sie hat mich um Hilfe gebeten. Sie hat euren

Wagen bemerkt und mir Bescheid gesagt. Wir hatten die Idee euch in die Gasse zu locken.“ Belle lachte höhnisch: „Aber ihr habt nicht damit gerechnet, dass Kristie so stark ist.“ „Ich verstehe immer noch nicht, wieso du das machst, Belle. Du hättest doch andere Sukkuben zu deiner Unterstützung holen können“, meinte Rico. „Hätten die mir Blut gegeben?“, kam die Gegenfrage schnell. „Nein, aber wir hätten gegen diesen Jennar gekämpft“, sagte Rico. Ich begann zu ahnen, dass Belles Zusammenarbeit mit Jennar verbotener war, als sie zugeben wollte. Sonst hätte

sie sich wirklich leichter mit Anderen zusammentun können. Ich verstand so wie so nicht, wozu sie gerade mich brauchte. Nur weil Jen mich brauchte, reichte mir nicht als Antwort. Rico versuchte es mit Vernunft: „Belle, dir muss doch klar sein, dass dieses Experiment, tut mir leid, wenn ich das so sage, nicht im Sinne der Sukkuben ist. Du wirst sie hergeben müssen, und der Rat entscheidet dann über sie.“ „Aber wir können doch ihre Kräfte für uns nutzen“, warf Belle ein. „Aber zu dem Preis? Für das Blut anderer Sukkuben?“, fragte Rico. „Genau, weil wir wissen nicht, was Jen plant. Wir brauchen sie“, rief Belle

überzeugt aus. „Hast du jetzt alles was du wolltest? Diese Aktion war doch völlig unnötig.“ „Doch wir wissen jetzt, dass wir von sämtlichen Sukkuben verfolgt werden“, antwortete ich gereizt. „Und was ist mit Shilas Blut? Für die bist du nur ein Experiment, dass zur Seite geschafft werden soll.“ Ich rang mit mir. „Nimm nur ein Bisschen, ich habe immerhin versprochen, dass wir sie gehen lassen, wenn sie alles sagen.“ Wir saßen im Auto und fuhren zum nächsten Sukkubus, den Belle kannte. Den beiden Anderen hatten wir ein

Messer gegeben, mit dem sie sich befreien konnten, sobald wir fort waren. „Wer ist dieser Rico? Du hast gesagt er sei berüchtigt“, fragte ich. „Na, er hat Eindruck bei dir hinterlassen, was?“, grinste Belle. Ich guckte sie groß an. „Darauf habe ich gar nicht geachtet.“ „Worauf? Dass er gut aussieht?“ „Er ist nicht mein Typ, ich fand höchstens seine Art recht ansprechend“, gab ich zu. „Ach ich vergaß, jemand wie Marius ist dein Typ“, scherzte Belle. „Jetzt wirst du albern. Sag mir, was es mit ihm auf sich hat.“ „Na gut, er war mal im Rat der Inkuben.

War aber nicht einverstanden, mit dem was die da gemacht haben, er soll ein ziemlicher Idealist sein. Er hat sich vom Rat abgewandt. Du musst wissen, dass macht normaler Weise keiner, wer im Rat ist hat Macht und Reichtum.“ Ich nickte beeindruckt. „Was anderes“, lenkte ich schnell ab, ich wollte nicht, dass Belle mir weiter unterstellte, von ihm hingerissen zu sein. „Wann brauche ich das nächste Sukkubusblut?“ „Spätestens, wenn du wieder Blut spuckst“, scherzte Belle. „Ne, geht es dir denn schlecht?“ „Bis jetzt nicht“, meinte ich. „Aber ich könnte eine Aufladung

gebrauchen.“ „Nein, das fühlt sich nur so an, du brauchst noch nichts“, sagte Belle. „Bist du sicher?“, fragte ich. „Es könnte doch sein, dass das bei mir anders ist.“ „Bis jetzt bist du mit äußerst wenig ausgekommen. Das ist jetzt mehr so etwas wie Appetit. Aber vielleicht willst du was Essen, ich könnte jetzt einen Happen vertragen.“ „Dann nehme ich mal an, dass ihr euch nicht nur von Energie ernährt“, vermutete ich. „Nein, und du dich ja auch nicht.“ Wir hielten an einem Fastfood Laden. Ich aß sehr viel, und bekam ein schlechtes Gewissen, da Belle zahlte.

Belle sah meinen Gesichtsausdruck. „Keine Angst. Ich hab genug mit“, sagte sie. „Woher hast du das?“, fragte ich. „Ich hatte mal was mit einem Banker“, grinste sie verschmitzt. So langsam konnte ich mir Vorstellen, was Rico so verwerflich am Rat fand, wenn der genauso seine Kräfte missbrauchte wie Belle. Ich traute mich nicht zu fragen, was mit dem Banker passiert war, nachdem er ihr das Geld gegeben hatte. Daraufhin wechselte ich das Thema: „Ich möchte nicht, dass wir weiter versuchen, Blut zu bekommen, wenn wir die Vorräte noch nicht mal brauchen, bis

jetzt.“ „Wir haben aber nur ein paar Liter“, gab Belle zu bedenken. „Du musst stark sein, wenn wir gegen Jen antreten.“ „Dann kümmern wir uns darum, meine anderen Kräfte auszubilden. Das wollten wir auch noch tun“, erinnerte ich sie. „Ich kann nicht Riskieren, dass wir nicht stark genug sind, was hällst du davon, einmal holen wir uns noch Blut und dann hören wir auf?“, schlug Belle vor. „Nein, außerdem birgt das, das größere Risiko. Alle sind gewarnt. Diesmal hatten wir Glück, dass es nur zwei waren.“ „Dann wollen wir hoffen, dass du nur wenig Blut

brauchst.“ „Wo fahren wir jetzt hin?“, fragte ich. „Zu einer Freundin“, sagte Belle. „Sukkubus?“ „Ja ein Sukkubus“, gestand Belle. „Wird der nicht auch glauben, wir haben vor ihn zu überfallen?“, wollte ich wissen. „Das werden wir dann herausfinden.“

Kapitel 10

Wir fuhren auf eine Hauseinfahrt. Als wir ausgestiegen waren öffnete sich bereits die Tür. Belle bekam voll eins ab, an Betäubungspfeilen. „Sag mal hat die jeder von euch?“, schimpfte ich entsetzt. Hob dann aber die Hände zum Zeichen, dass ich unbewaffnet war. „Was wollt ihr hier?“, fragte eine etwas ältere Frau. „Das weiß ich nicht“, piepte ich. Es war die Wahrheit. Belle hatte mich nicht eingeweiht. „Da müssen Sie warten, bis Belle

aufwacht.“ Es dauerte etwas, bis Belle zu sich kam, da sie tatsächlich nicht mehr ganz so aufgeladen war. „Scheiße, Anna, was sollte das“, fragte Belle gleich. Immer noch das Gewehr auf sie gerichtet meinte Anna: „Sie haben gesagt, du überfällst andere Sukkuben. Was soll das, was machst du für Unsinn?“ „Ich würde doch nicht dich überfallen“, sagte Belle sanft. „Warum sollte ich dir glauben?“, fragte Anna. „Lass uns rein, dann erzählen wir dir alles“, bot Belle an. „Wenn wir dich

überfallen wollten hätten wir das längst getan.“ Anna zögerte. Sie war sich durchaus klar, dass eine Pattsituation herrschte. Sie hatte die Waffe, wir waren zu zweit. „Na gut, kommt rein, aber keine Dummheiten“, sie trat einen Schritt zur Seite, um uns durchzulassen. Hielt aber weiter das Betäubungsgewehr auf uns gerichtet. Drinnen setzten wir uns um einen rechteckigen Tisch. „Dann erzählt mal“, sagte Anna. Belle erzählte tatsächlich. So viel Ehrlichkeit hatte ich ihr gar nicht zugetraut. Als sie fertig war schoss Anna wieder.

Diesmal eine stärkere Ladung. Dann richtete sie das Gewehr auch auf mich. „Ich weiß , dass du stärker bist, es macht wohl weder Sinn dich zu fesseln, noch auf dich zu schießen“, stelle sie fest. „Aber ich bitte dich mich mit einem Inkubus zu Rate zu ziehen.“ „Warum sollte ich zulassen, dass sie die anderen zu uns locken?“, fragte ich. „Ich will mich mit einem zu Rate ziehen. Nicht euch ausliefern. Es ist so, ich erhielt einen Anruf, wo mir besagter Inkubus das Selbe erzählte wie ihr mir. Und er bat mich, mich umgehend zu melden, wenn ihr auftauchen würdet.“ „Das war Rico, oder? Und woher wusstet ihr, dass wir hierher kommen würden?“,

fragte ich. „Ja, der war es. Und wir wussten es nicht. Er hat die Anweisungen vielen gegeben.“ Der musste ja Einfluss haben. „Warum sollte ich Ihnen glauben?“, rief ich. „Weil ich für Belle nur das Beste will. Ich würde sie nicht ausliefern“, antwortete sie. „Das überzeugt mich nicht“, meinte ich. „Aber wenn du Rico kennst, weißt du, dass er nicht mit dem Rat zusammen arbeitet?“, sagte Anna. „Es ist ja auch nicht der Rat der hinter uns her ist, sondern alle Sukkuben“, rief

ich. „Deswegen solltest du erst recht zulassen, dass ich mit Rico spreche“, meinte Anna. Ich rang mit mir. „Na gut“, sagte ich. Sie hatte mich nicht berührt, also war es wirklich meine eigene Entscheidung. Mein Nachgeben mit einem bloßen Gefühl zu begründen, wäre falsch, aber viel mehr war es nicht, was mich davon abhielt Anna davon abzuhalten. „Geh zu Belle und guck wie es ihr geht“, bat Anna mich. Ich sah sie finster an. Sollte ich nicht hören was sie sagte? Wusste sie nicht, dass mein gehör gut genug war, um sie

im ganzen Haus zu hören? Ich ging trotzdem zu Belle. Sie brauchte mich wenn sie wieder zu sich kam, und das war gerade der Fall als ich ins Zimmer kam. „Wo ist Anna?“, fragte sie schwach. „Sie spricht mit Rico“, sagte ich. Plötzlich bekam Belle wieder Kraft, auch wenn es nur durch das Entsetzen zu kommen schien. „Wie konntest du das zulassen?“, fragte sie erschrocken. „Sie hat gesagt, sie würde nur das Beste für dich wollen“, erklärte ich. „Ich hatte den Eindruck, dass sie die Wahrheit sagt.“ „Wenn du gegen Jen kämpfst kannst du

nicht nur nach Eindrücken gehen“, schnauzte Belle. „Na, wenn mein Eindruck falsch war, dann kommen wir eh nicht dazu Jen zu bekämpfen“, entgegnete ich spöttisch. Mir fiel auf, dass ich mich nicht darauf konzentriert hatte zu hören, was Anna zu Rico sagte. „Er muss nicht falsch gewesen sein, Anna ist meine Tante, ich hoffe, dass sie mich wirklich nicht ausliefern würde“, sagte Belle plötzlich. Anna stand in der Tür. „Das werde ich auch nicht, aber Rico hat vor euch zu schützen“, sagte sie. „Hat er nicht“, rief Belle. „Wir haben gegen ihn gekämpft, warum sollte er das

tun?“ „Ich kenne Rico, wir können ihm vertrauen.“ Anna war sich sicher. „Ihr müsst jetzt warten bis er kommt.“ „Wie wäre es, wenn erst mal das Auto aus der Einfahrt verschwindet?“, fragte ich. „Immerhin wissen unsere Verfolger wahrscheinlich das Kennzeichen.“ „Du hast recht, komm wir parken uns wo anders“, sagte Belle. „Halt“, rief Anna. „Es geht nur eine von euch. Ich kann nicht zulassen, dass ihr verschwindet.“ Belle zuckte die Schultern. Dann ging sie um das Auto wo anders zu parken. „Wird sie abhauen?“, fragte Anna. „Nein“, sagte ich überzeugt. „Aber sie

könnte, wieso lässt du das zu?“ „Weil es Rico um dich geht. Außerdem könntest du mir jetzt glauben. Wenn das ein Hinterhalt wäre, bräuchtet ihr das Auto gar nicht erst zu verstecken.“ „Oder du wiegst uns damit in falscher Sicherheit“, meinte ich. Nach einer Weile kam Belle zurück. „Und du willst wirklich warten“, fragte sie mich. „Ich traue der Sache nicht.“ „Ich will nicht mehr auf der Flucht sein“, sagte ich. „Ich hoffe, dass er uns wirklich beschützen kann.“ „Hat sie das gesagt? Ihr Urteilsvermögen ist nicht das Beste. Dieser Rico könnte alles Mögliche behaupten um uns zu kriegen“, meinte

Belle. „Deins auch nicht“, ging Anna dazwischen. „Wie konntest du dich nur gegen andere Sukkuben wenden, sie berauben.“ „Ich habe meine Gründe.“ Sie versuchte nicht mal sich zu verteidigen. „Ich bin enttäuscht von dir.“ „Wer geht denn das Risiko ein, seine eigene Nichte auszuliefern“, entgegnete Belle. „Ich vertraue Rico, er hat immer sehr weise Entscheidungen getroffen“, antwortete Anna. „Du kannst auch gehen, er will nur das Mädchen.“ „Und dann wird er wer weiß was mit ihr

anstellen?“, rief Belle. „Nein ich bleibe bei ihr.“ Komischerweise hatte ich keine Angst. Ich wusste, dass ich mit ihm fertig werden würde. Es sei denn er nahm noch viele andere Sukkuben mit. „Wann kommt er denn?“, fragte ich. „Na, er wird seine Zeit brauchen. Ihr seid doch sicher auch etwas länger her gefahren?“, fragte Anna. „Wollt ihr was essen?“ Wir nickten. Anna wandte sich um, um was zu zubereiten. „Was machen wir, wenn es eine Falle ist?“, flüsterte Belle. „Anna war so naiv und hat das Gewehr liegen lassen“, antwortete ich. „Du

schnappst es dir und ich versuche es im Nahkampf gegen die, die du nicht schnell genug erwischt hast.“ „Mit wie vielen rechnest du denn?“ „Ich weiß nicht“, gab ich zu. „Würde er denn mit dem ganzen Rat kommen.“ „Ach was, dazu lassen die sich nicht herab.“ „Dann so zehn“, nahm ich an. „Wir sind ja nur zu zweit. Aber mit denen werden wir fertig.“ „Aber Rico weiß von deiner Stärke. Sie werden nicht unvorbereitet sein.“ Langsam bekam ich das Gefühl wir hätten doch abhauen sollen. Anna kam zurück mit Schnittchen. Wir fielen darüber

her. „Belle muss sich aufladen“, sagte ich. „Durch dein Gewehr musste sie ihre Selbstheilungskräfte viel gebrauchen.“ „Das könnt ihr machen, wenn Rico da ist“, sagte Anna unbarmherzig. „Netter Versuch“, spottete Belle. Ich funkelte sie an. „Mach dich jetzt nicht lustig.“ „Du hast Recht, ich hab wirklich Hunger.“ In dem Moment hörte ich ein Auto vorfahren. Belle und ich guckten uns erschrocken an. Ich hörte Schritte. „Es sind nur zwei“, berichtete ich Belle. „Wer weiß wie viele in der Nähe sind“,

meinte Belle grimmig. Anna ging um ihnen aufzumachen. Und kam tatsächlich nur mit Rico und, ich staunte, Shila rein. Ich sah Belles suchenden Blick. Sie wollte das Betäubungsgewehr. Shila guckte verkniffen wie immer. Und Rico machte keine langen Umschweife: „Hallo Belle, hallo Kristie. Ich habe mich entschlossen euch zu helfen. Ich finde es nicht richtig, was der Rat mit dir machen würde, oder besser gesagt inzwischen mit euch beiden, Belle du hast dich falsch verhalten, aber was man mit deiner Freundin gemacht hat ist nicht ihre Schuld. Und deswegen sollte sie nicht dafür bestraft werden. Ich verstehe

auch, dass wir Jen aus dem Weg räumen müssen. Ich biete euch an, euch zu unterrichten. Vorausgesetzt wir finden einen Weg, nicht mehr das Blut andere Sukkuben stehlen zu müssen.“ „Wie sollen wir das anstellen?“, fragte Belle. Wir waren beide skeptisch. „Das weiß ich noch nicht“, gab Rico zu. Belle warf mir einen Blick zu, der besagte, zur Not gebe ich dir meins. Rico bedachte sie weniger freundlich. „Na da hat aber wer nicht weit voraus gedacht“, meinte sie. „Würdet ihr mich trotzdem begleiten?“, fragte Rico. Belle und ich sahen uns an. „Ja“, sagte

ich. „Nein“, sagte Belle. „Kristie, du willst da nicht wirklich mit?“, schimpfte sie. „Belle, mir reicht auch Kristie, um dich geht es mir hier nicht“, sagte Rico. Sie schien ein bisschen beleidigt. „Was, wenn das eine Falle ist?“, fragte sie. „Dann hätten sie nicht diesen Aufwand betrieben“, meinte ich. „Was meinst du mit unterrichten?“, fügte ich hinzu. „Kämpfen und lernen mit deinen Kräften umzugehen“, antwortete Rico. Das klang doch gut. „Wozu?“ Belle war noch nicht

überzeugt. „Wer weiß, wozu wir mit ihr in der Lage sind. Ich glaube sie kann den Sukkuben noch recht nützlich sein.“ „Sieh an, der rechtschaffende Rico verfolgt eigene Ziele“, spottete Belle. „So wie du“, antwortete er barsch. „Okay, wir gehen mit, aber du hilfst uns im Kampf gegen Jen“, meinte Belle. „Abgemacht“, meinte Rico. Obwohl ich anfangs zugestimmt hatte fühlte ich mich übergangen. Beide verfolgten eigene Ziele mit mir, aber waren das auch meine Ziele? Rico wand sich uns mit dem Rücken zu um in Richtung Auto zu gehen. „Danke Anna“, sagte er

noch. Wir folgten ihm. Und dann griff Belle das Betäubungsgewehr das an der Wand lehnte. Doch bevor sie schießen konnte drehte Rico sich blitzartig um. Er griff nach dem Lauf des Gewehres und verbog es. Einen winzigen Moment später stand er hinter Belle und hielt sie am Hals fest. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Ich wollte Rico so gern glauben, dass er uns beschützte. Aber danach sah das nicht aus. „Lass sie los“, schrie ich. Ich ging auf ihn los. Shila ging dazwischen. Er nahm Belle das Gewehr aus der Hand.

Vermied es aber es auf mich zu richten. „Ich will euch nichts tun“, beteuerte er. Ich zögerte. Belle hatte ihn angergriffen, nicht umgekehrt. „Belle“, sagte ich. „Wir müssen es versuchen.“ Rico lockerte seinen Griff. Belle keuchte. „Beruhigt?“, fragte Rico. Belle sah ihn finster an. Ich nahm sie behutsam am Arm und wir folgten ihm. „Warum tust du nichts, das muss ein Hinterhalt sein“, raunte Belle und entzog mir ihren Arm. „Ich will ihm glauben.“

Kapitel 11

Wir waren lange gefahren. Belle hatte keinen weiteren Versuch gestartet Rico anzugreifen. Und schließlich kamen wir in dem kleinen Dorf an und fuhren auf ein kleines Häuschen zu. Es war mit Efeu bedeckt. Und so allerhand anderem Schnickschnack. Dies hier war ein Haus, das auf Energiesparen ausgelegt war. Irgendwie ironisch, bei einem Inkubus. „Wir müssen uns aufladen“, sagte Belle schließlich. Rico sah gequält aus aber er sagte: „Hier in der Nähe gibt es einen Club. Da gehen

wir später hin.“ Wir betraten das Haus. Es war schön, wenn auch auf niedliche Weise klein. Es hatte aber auf der Rückseite einen riesigen mit Hecken umsäumten Garten. Wir setzen uns alle an einen Tisch und Shila stellte uns was zum Essen hin. Dabei hatte sie ein grimmigeres Gesicht als sonst. Wahrscheinlich widerstrebte es ihr uns zu bedienen. Keiner aß, keiner sagte ein Wort. Dann nahm Shila uns Blut ab, was sie etwas freudiger aussehen ließ. Schließlich bot Rico uns an uns unsere Zimmer anzugucken. Oder besser gesagt unser Zimmer. „Es tut mir leid, das Haus gibt nicht so

viel her“, sagte er entschuldigend. Nun gut es war nicht wie bei Jen aber ich kannte schlimmeres. Es war gemütlich eingerichtet. Und auf reizvolle Weise unaufgeräumt. Das machte aber erst die Gemütlichkeit aus. „Nicht mal ein ordentliches Einzelzimmer hat der für uns“, beschwerte sich Belle. „Im Versteck war es besser.“ „Das mussten wir aufgeben“, erinnerte ich sie. Dann kam Rico, in einem ärmellosen Oberteil. Ich konnte einen Moment nur auf seine Muskeln starren. „Bevor wir in den Club gehen, würde ich gerne schon mal ein Wenig mit dir

trainieren“, sagte er. Ich rang um Fassung. „Okay“, sagte ich nur und folgte ihm in den Garten, konnte aber nicht umhin Belle anzusehen, an der sein Erscheinungsbild komplett vorüber gegangen war. Aber ich bemerkte, wie sie leicht grinste, während sie weder Rico noch mich angesehen hatte. Er zeigte mir ein paar Nahkampftechniken. Ich konnte mir keine einzige merken. Erstens, weil er mich irgendwie ablenkte, zweitens weil ich mir noch nie Bewegungsabläufe merken konnte. „Warum machst du das?“, fragte ich. Ich war erstaunt das ich nicht keuchte, meine

Kondition war eigentlich nicht vorhanden, aber das Sukkubusdasein hatte wohl einen weiteren Vorteil. „Was denn?“, fragte Rico. „Mich ausbilden“, erklärte ich. „Ich bereite dich darauf vor, dem Rat entgegen zu treten“, meinte er. „Wenn sie dich finden wird es nicht angenehm für dich, du musst lernen dich zu verteidigen.“ „Das glaube ich dir nur zum Teil“, sagte ich. „Weißt du was ich glaube? Du willst dem Rat selber gegenüber treten und brauchst jemanden mit außergewöhnlichen Kräften, aber da bist du bei mir falsch, ich kann auch nicht mehr als

ihr.“ „Gut zusammengereimt“, sagte er. „Du gibst es also zu?“, fragte ich. „Ich gebe gar nichts zu. Wenn du das meinst, wie kann ich dich vom Gegenteil überzeugen?“ „Indem du wenigstens versuchst es zu leugnen“, meinte ich. „Das wäre doch genauso verdächtig“, rief er lachend aus. „Stimmt auch wieder“, gab ich zu. Mich beeindruckte seine Geduld mit mir. Ich kriegte bis zum Abend keine der Übungen hin, die er mir gab. Aber er schimpfte nicht. Er war nicht mal besonders enttäuscht. „Okay, für heute ist erst mal gut“,

beschloss er dann. „In einer Stunde gehen wir los.“ Ich ging hoch zu Belle. Die empfing mich grinsend. „Na wie war´s?“, fragte sie. „Grausam“, gab ich zu. „Echt? Ich hätte wetten können, dass es dir gefallen hat.“ „Ich habe keine einzige Übung richtig hinbekommen.“ „Du könntest es doch trotzdem genossen haben“, fand Belle. „Nein, es war peinlich. Und jetzt entschuldige mich, ich bin vollgeschwitzt.“ Mit den Worten nahm ich mir ein Handtuch und verschwand im

Bad. Als ich wieder zurück kam empfing mich Belle mit den Worten: „Ich hab dir ein Kleid von mir rausgesucht.“ „Es erstaunt mich, dass du nicht weiter spottest“, meinte ich was eigentlich zur Folge haben müsste, dass sie damit wieder anfing, keine Ahnung, warum ich es darauf ankommen ließ. „Tja, du hast dich entschieden die Spaßbremse zu spielen. Da komme ich nicht gegen an. Und wenn ich dir einen Tipp geben darf, nimm dir zum Aufladen keinen Inkubus. Ich würdet euch nur gegenseitig aussaugen.“ Ich verdrehte die Augen, da war es

wieder. Das Kleid was sie mir rausgesucht hatte war rosa und passte zu meinen dunklen Haaren. Dann rief Rico nach uns. Wie Königinnen stiegen wir die Treppe herab, Belle hat kosmetisch bei uns beiden wieder ihr Bestes gegeben. Rico sah uns etwas abfällig an, ich hatte aber das Gefühl sein Blick verweilte bei mir. „Etwas natürlicher hätte auch gereicht“, schmunzelte er dann. Ich wurde rot. Ich mochte es wenn Männer mich ungeschminkt besser fanden. Was hatte ich da gerade gedacht? Ich

mochte es? Am Ende hatte Belle noch recht und er gefiel mir. Und was war dann mit Marius? Wir gingen los. „Wo ist Shila?“, fragte Belle. „Die bleibt beim Haus“, antwortete Rico. „Wie schade“, höhnte Belle. Wir kamen im Club an. Belle warf sich trotz der komischen Situation gleich ins Getümmel. Mir fiel es schwer auf Knopfdruck zu feiern. Rico lächelte mir aufmunternd zu. Ich wippte leicht hin und her. Zu mehr war ich nicht fähig. Auch Rico schien es da leichter zu haben. Er wurde sogleich von ein paar Mädchen belagert. Mit einer davon sah ich ihn etwas später

knutschen. Darauf bedacht so auffällig wie möglich jemanden zu suchen, der es gleichzeitig verdient hatte und mir gefiel, stiefelte ich durch den Club. Und plötzlich stand Rico hinter mir. „Ich sehe, du traust dich nicht so recht“, sagte er. „Nein, ich weiß ja, dass mir bei der Berührung keiner widerstehen kann, aber ich suche jemanden der es verdient“, gestand ich. „Da wirst du nicht immer wen finden“, gab Rico zu. „Aber sieh mal, der Typ da hat den Mädchen was in den Drink geworfen.“ Er nahm mein Kinn in ruppigen Griff in die Hand. „Glaub mir, das ist schlimm

genug.“ Rico blickte düster drein, als ich kehrt machte und an die Bar ging. „Hey“, sagte ich. „Gibst du mir auch einen aus?“ Der Typ grinste. „Aber hallo. Wie heißt du? Bitte einen Cocktail für die Dame.“ „Keine Namen, ich will nur meinen Spaß.“ Ich war von mir selber beeindruckt. Das klang sexy. Aber vor allem wollte ich nicht zulassen, dass mein Opfer eine Persönlichkeit bekam. Das machte es mir nur schwerer. Der Typ war auch beeindruckt. Ich guckte ihn mir genauer an. Er war nicht hässlich, zumindest nicht so, dass er es nötig hatte etwas in Drinks zu schütten.

Wahrscheinlich stand er auf so etwas. Ich drückte ihm mein Glas in die Hand. „Passt du eben darauf auf?“, fragte ich. Ich steuerte die Toiletten an. Dort blickte ich lange mein Spiegelbild an. Was tat ich hier? Das war nicht richtig. Und dann floss mir ein Tropfen Blut aus der Nase. Ich wischte ihn mir schnell ab. Ich fühlte mich gut. Ich war noch elektrisiert von Ricos Berührung, und da war noch etwas anderes. Wut. Worauf wusste ich nicht. Ich ging zurück. Der Typ hatte brav gewartet, und gab mir den Drink. Ich roch daran. Ja da war jetzt definitiv etwas in meinem Cocktail, was da nicht rein gehörte. Und da kanalisierte sich plötzlich meine

Wut auf diesen Typen. Ich strich ihm über die Wange, als kleine Vorwarnung, was gleich passieren würde. Ich küsste ihn. Er war alles andere als Abgeneigt. Ich zog ihn nach draußen. Aber ich wusste ich würde nicht mit ihm schlafen, dafür war meine Wut zu groß. Ich hatte aber darauf geachtet, dass Rico mich und mein Opfer noch sah. Ich wollte ihm zeigen, guck mal, der hat es verdient, du hattest recht. Später fiel mir auf, dass die Wut durch seine Berührung kam. Dass er mich beeinflusst hatte. Ich hatte nur nicht gewusst, dass so viel Wut über die Berührung eingeflößt werden konnte. Ich küsste und saugte, bis der Typ vor

mir zusammenklappte, wir waren inzwischen auf den Parkplätzen und kaum jemand war zu sehen. Die Leute, die von den Autos kamen, waren weiter weg und kümmerten sich nur um sich selbst. Ich versuchte den Sturz des Typen so gut es ging abzufangen. Nicht um seinetwillen, sondern um niemanden auf uns aufmerksam zu machen. Ich fühlte mich prächtig. Dieser Rausch berechtigte fast die Opfer. Und das Nasenbluten hatte auch aufgehört, wahrscheinlich hatte ich nur welches bekommen, weil mir die Energie gefehlt hatte. Ich ging wieder hinein um die anderen zu

suchen. Rico lehnte lässig an der Bar. „Dein Drink“, grinste er. „Den kannst du selber haben“, meinte ich. „Wo ist Belle“, fragte ich. „Ich hab sie nicht gesehen“, sagte Rico. „Wir sollten langsam verschwinden. Dein Typ wacht sicher bald auf.“ „Das ist nicht mein Typ“, entgegnete ich. „Wie lange dauert das denn so, bis die Opfer aufwachen.“ „Das kann von Sukkubus zu Sukkubus variieren. Aber ich hab den Verdacht, dass du nicht viel Kraft raubst. Deswegen kann es schnell gehen.“ „Dann sollten wir abhauen“, fand ich. „Okay, unterwegs rufst du Belle an.“

Kapitel 12

Ich rief unterwegs Belle an, hatte aber keinen erreicht. Dafür fing das Nasenbluten wieder an. „Was ist los?“, fragte Rico. „Ach das ist schon okay. Hatte ich vorhin auch“, versuchte ich ihn zu beruhigen. „Normalerweise würde ich da zu stimmen, aber bei dir liegt der Fall etwas anders.“ Die Sorge um mich ging mir auf die Nerven. Wäre ich nicht allem Anschein nach in ihre Pläne verwickelt wäre ich denen doch egal. Ihm und Belle. „Nein ist wirklich okay, ich fühle mich gut. Beim vorherigen Mal war das nur,

weil ich keine Energie hatte, und die habe ich ja jetzt.“ Er war fast überzeugt, doch dann kam ein Schwall Blut aus meinem Mund, genau in dem Moment, als wir vorm Haus, oder besser Häuschen hielten. Rico stütze mich bis wir drinnen waren. „Verdammt, woher kommt das“, schrie ich. „Das haben wir gleich“, meinte Rico und versuchte mich per Berührung zu beruhigen. Es klappte etwas, aber ich griff nach seiner Hand und versuchte das Selbe. „Beeinflusse mich nicht“, sagte ich. „Oh doch wenn es gut für dich ist. Und vergiss es, das wirkt bei mir

nicht.“ „Wie das denn?“, fragte ich und vergaß für einen Moment das Blut. „Das erkläre ich, wenn ich mich um dich gekümmert habe“, versprach Rico. Er griff nach meinem Handy und versuchte Belle zu erreichen. Er sprach ihr auf die Mailbox. „Die Blutbeutel“, keuchte ich. „Du musst mir einen geben.“ Shila kam angerannt. „Ihr seid ja früh zurück.“ Dann bemerkte sie mich. „Scheiße, was ist denn mit der passiert?“ „Bring sie rauf in ihr Zimmer“, befahl Rico. „Ich gehe ins Labor und gucke mir die Testergebnisse an. Ich habe da so eine

Idee.“ „Haben denn alle, die mit mir zu tun haben ein Labor?“, rief ich. „Dumme Sprüche hast du aber noch drauf“, fauchte Shila. Als wir am Bett ankamen, war auch Rico wieder da. Mit einem Blutbeutel. Er spritzte mir den Inhalt. „Ruh dich etwas aus“, sagte er. Etwas später hörte ich, wie Belle zurück kam. „Wo ist sie“, brüllte sie. „Beruhige dich“, begann Rico. „Was habt ihr mit ihr gemacht?“, platze Belle dazwischen. „Das Selbe, was du gemacht hättest“,

meinte Rico. „Und das wäre?“, fragte Belle. „Ihr Blut gegeben“, erklärte Rico. „Hat es geholfen?“, wollte Belle wissen. „Das werden wir sehen.“ Belle kam an mein Bett. „Na wie geht es dir“, fragte sie. „Ganz gut“, sagte ich wahrheitsgemäß. „Etwas müde vielleicht.“ Belle seufzte erleichtert. Und dann begann Rico selbstgefällig zu grinsen. „Was?“, schnarrte Belle. „Es kann sein, dass du von nun an gar kein neues Sukkubusblut mehr brauchst“, meinte er. Ich horchte auf. „Wie das?“ „Mir kam da so eine Idee. Ich habe dir

mein Blut gegeben, Inkubusblut. Ich dachte, wenn du beides Blut in dir hast, ist es wie die Zusammensetzung, wie bei zwei Eltern. Mit nur einem Elternteil funktioniert es nicht.“ „Das ist Unsinn“, mischte sich Belle ein. „Die meisten Sukkuben und Inkubeni, haben nur einen Elternteil, der ihrer Art entspricht. Der andere Teil ist meist Menschlich.“ „Das stimmt, und das geht auch, weil es natürlich ist, aber unsere kleine Freundin hier, ist sowas wie ein synthetischer Sukkubus. Um zu festigen, was sie ist, benötigt man vielleicht das Gegenstück.“ „Aber was auch immer mir Jen gegeben hat, es war nicht nur Blut, es war auch

etwas darin, um es zu festigen, dass es aus mir etwas macht. Blut allein macht einen ja nicht zu was anderem, hat Belle gesagt“, sagte ich. „Weißt du etwas über seine Forschung?“, fragte Rico. „Nein, das habe ich mir so zusammen gereimt“, antwortete ich. „Schade, naja, wir werden sehen, ob es dir von nun an besser geht“, meinte Rico. Am nächsten Tag fühlte ich mich tatsächlich prächtig. Ich war zudem die Angst los jeden Moment zusammen zu brechen und von etwas abhängig zu sein, was wir stehlen

mussten. Nach dem Frühstück trainierte ich wieder mit Rico. Selbst die Bewegungsabläufe zu merken klappte besser. Doch dann kam Belle plötzlich angerannt. „Tessa ist hier“, rief sie. „Shila hat geöffnet, sie hat mich nicht gesehen.“ Rico fluchte. Dann sagte er: „Ihr versteckt euch.“ Er gab mir einen kleinen Dolch. „Ich glaube, dafür bist du bereit.“ Er ließ uns in den Keller gehen. Um sich dann von Shila holen zu lassen. „Wie hat sie uns gefunden“, fragte Belle. Ich hatte da so eine Ahnung. Ich hatte den Mann, dessen Auto wir gestohlen hatten, kontaktiert und ihm gesagt wo es

war. Da wir mit Rico fuhren brauchten wir es ja nicht mehr. Und Tessa musste ihn immer noch in ihrer Gewalt gehabt haben. Und ganz in der Nähe des Autos wohnte Anna. Ich wollte nicht wissen, wie sie die Information aus ihr rausbekommen hatten. Ich gestand es Belle. Die schüttelte nur missmutig den Kopf. „Hörst du was?“, fragte sie dann. Ich spitzte die Ohren. Rico empfing Tessa freundlich. „Was kann ich für dich tun?“, fragte er. „Tu nicht so“, zischte Tessa. „Wo ist sie?“ „Außerhalb deiner Reichweite.“ Guter

Bluff. „Ich hab das Recht sie zu bekommen“, keifte sie weiter. „Sie hat mein Blut gestohlen. Ich kann die Sache auch vor den Rat bringen.“ „Soweit wirst du es hoffentlich nicht kommen lassen. Ich denke wir werden zu einer Einigung kommen“, sagte Rico. Dann führte er sie ins obere Stockwerk. Ab da konnte ich sie nicht mehr hören. „Na toll“, nörgelte Belle. „Selbst da hat Jen gefuscht.“ Wir warteten recht lange, und langweilten uns. Wir hatten nicht wirklich etwas worüber wir uns unterhalten konnten. Schließlich hörte ich ein Auto wegfahren. Und da stand

auch schon Rico an der Tür am oberen Treppenabsatz. „Es ist alles geregelt“, sagte er mit unverhohlenem Stolz in der Stimme. „Wie hast du das gemacht?“, fragte Belle skeptisch. „Kommt erst mal hoch“, meinte Rico. „Ich habe ihr, ihr Blut wiedergegeben und eine großzügige Summe“, erklärte Rico. Jetzt war ich skeptisch. „Wir haben ihr Blut längst verbraucht. Außerdem was bedeutet einem Sukkubus schon Geld, wenn er jederzeit an welches ran kommt?“ „Ich habe ihr einen Blutbeutel gegeben,

wenn man es genau nimmt. Ob es ihrs war wusste ich nicht. Aber ich nehme an sie wird es sich sowieso nicht zurück spritzen. Und Tessa gehört eigentlich zu den rechtschaffenden Sukkubi, sie beeinflusst niemanden für Geld.“ Das eigentlich jagte mir einen Schauer über den Rücken. Belle dachte ähnlich wie ich. „Das ging zu einfach.“ Rico grinste. „Selbst wenn, sie wird es kaum wagen sich mir zu wiedersetzen.“ Wir waren nicht wirklich überzeugt aber fügten uns Rico und machten weiter, wie bisher. Rico und ich übten weiter kämpfen. Mein Hochgefühl hatte einen kleinen Dämpfer bekommen, aber Rico tat alles um mich

aufzuheitern. Es war geradezu niedlich. Ich spürte die Wirkung des Inkubusblutes, je mehr ich mich beim Training auspowerte. Immer wieder kamen neue Energieschübe und als ich wirklich langsam anfing zu schwächeln, merkte ich auch noch eine andere Wirkung. Es war wie damals mit Marius. Meine Libido war angefacht. Ich fing an zu schwitzen. Ich wusste, dass es nur eine Art Hunger war und trotzdem war es mir peinlich. Ich hatte nicht vor Rico davon zu erzählen, auch wenn ich ihn hätte anspringen können. Wie gut er aussah. Es fiel mir erst jetzt richtig auf. Er hatte eine so selbstsichere Aura. Ganz anders als Marius, aber trotzdem

anziehend. Warum hatte er eigentlich keine Freundin. Oder wusste ich einfach nicht von ihr? Wahrscheinlich wollte er keine. So ein Typ konnte jeden Tag eine Andere haben. Und plötzlich fühlte ich Eifersucht. Ich schimpfte mit mir selber. Wie konnte ich ein guter Sukkubus werden, wenn ich mich je nach Hunger gleich auf jeden Typen Besitzansprüche stellte. Und wie schnell ich Marius losließ störte mich auch. Wie war das eigentlich, konnte ein Sukkubus mit einem Inkubus schlafen? Raubten sie sich nicht gegenseitig die Kräfte und hatten dann nichts davon? Ja, Belle hatte sowas in der Art gesagt. Ein Teil von mir merkte wie egal mir das

war. Ich wollte seine Energie im Austausch für meine. Wie war das eigentlich? Wenn ein Sukkubus und ein Inkubus zusammen waren, dann konnten sie sich ja gar nicht wirklich treu sein. Gab es deshalb so viele Mischlinge, wie Belle sagte? Und wieder schalt ich mich. Wer sprach hier eigentlich von Zusammensein? Bildete ich mir wirklich ein so einen Typen haben zu können? „Was ist mit dir?“, fragte Rico. Er hatte bemerkt, dass ich inne gehalten hatte. „Ich bin für heute erschöpft“, sagte ich schnell. „Du hast Hunger“, bemerkte er. Ich wurde schrecklich

rot. „Willst du was essen?“, erkundigte er sich. Oh nein, das meinte er. Und er hatte gesehen, wie ich errötete. „Ja, klar“, sagte ich unsicher. Er schien ganz Gentleman und tat als wenn er es nicht gemerkt hätte. Jedoch als wir aßen, nahm er das Thema doch auf. Ich war gerade dabei mein Sandwich hinunter zu würgen, denn die Art von Hunger hatte ich wirklich nicht. „Ich werde eine Party geben“, sagte Rico. „Von Partys habe ich eigentlich genug“, gestand ich. „Ja, aber du musst dich ernähren. Es ist auch nur eine ganz kleine, ich kenne

genug Sukkubussexjunkies. Es ist schlimm, dass mehrere davon gibt. Aber hier gibt es einfach zu viele Sukkuben und zu wenige, die Energieraub verdient hätten.“ „Ich weiß, es geht nicht anders, aber ich mag es eigentlich gar nicht, immer mit Fremden zu schlafen“, gestand ich. „Das verstehe ich“, sagte er und sein Gesichtsausdruck nahm etwas Düsteres an. Doch das überspielte er schnell. „Aber wie du sagtest, es geht nicht anders.“ „Stört es dich?“, wollte ich wissen. Ich wusste, dass war eine fiese Frage. Wenn er nein sagte, wirkte er wie ein Aufreißer. Sagte er ja würde ich es ihm

wohl nicht glauben. Ja ich gebe zu nach der Sache mit Marius habe ich nicht die beste Meinung von Männern. Er schien ähnlich zu denken. „Es hat mich mal gestört, aber ich habe gelernt es zu genießen, denn wir müssen uns immer vorhalten, dass es für die Leute gesünder ist, wen wir mit einzelnen nicht öfter schlafen.“ Das war eine gute Antwort. Hätte ich nicht erwartet. „Und wenn wir es zu oft mit einer Person tun, hat für diese normaler Sex keine Bedeutung mehr, richtig?“, fragte ich. „Genau. Ein Sukkubus, oder in meinem Fall Inkubus, weiß mit seinen Kräften seine Opfer, mit Genuss an sich zu fesseln. Einen solchen Genuss kann

jemand Normales nicht verursachen.“ Dann fiel mir etwas auf. „Du sagtest, hier gibt es viele Sukkuben, wie kommt es, dass die nicht auch gegen uns angestachelt wurden und hier noch nicht hergekommen sind?“, fragte ich. „Es sind meine Anhänger. Ich habe dir doch gesagt, hier bist du sicher.“ Ich staunte, er hatte sogar Anhänger. Macht ist doch eine sexy Sache. Ich atmete tief durch. Was sollte das? Ich wollte nicht so von ihm denken. Rico machte ein paar Anrufe und Shila war losgeschickt worden, um Alkohol zu besorgen. Sie schleppte einen schweren Karton die Eingangstreppe hoch, ich nahm ihn ihr

ab. Ich wäre gerne mitgekommen zum Einkaufen, doch Rico hatte es verboten. Er wollte nicht, dass wir das Haus verließen. So viel zum Thema Sicherheit. Außerdem wäre ich zu jung, um Alkohol zu kaufen. Als wenn das wen kümmerte. Shila wäre ja dabei gewesen. Er würde mir aber nicht verbieten können, welchen zu trinken. Tat er dann auch nicht. Ich hoffte mit Alkohol meine Gedanken von Rico abzulenken. So langsam trafen die Gäste ein. Unter ihnen sollten auch andere Sukkuben und Inkuben sein, aber ich konnte nicht auseinanderhalten, wer normal war und wer nicht. Äußerlich sah

man den Junkies, wie Rico sie nannte, es nicht an. Belle machte natürlich einen großen Auftritt und schritt die Treppe hinab, und das erst als alle da waren, während ich in der Küche war und Shila half. Belle sah umwerfend aus, sie hatte ein schwarzes Kleid gewählt, für ihre Verhältnisse noch recht lang, und auch recht hochgeschlossen. Dazu Silberschmuck. Sie sah so elegant aus. Ich vermutete, sie wollte die anderen Sukkuben beeindrucken. Ich hingegen hatte mir nur einen schwarzen Rock und ein weißes, hochgeschlossenes Spitzentop übergeworfen. Auf hohe Schuhe verzichtete ich

auch. „Passt zu dir, dass sieht niedlich und unschuldig aus“, meinte Shila. Mir war nicht klar, ob das positiv war. Aber auch Rico sah mich lange an und sagte dann: „Das steht dir.“ Das stachelte mich etwas auf. Ich wollte beweisen, dass ich nicht die brave war. Dadurch, dass Belle manche begrüßte, konnte ich ein paar Sukkuben ausmachen. Und bald fiel mir ein Muster auf. Die Junkies schienen Sukkuben zu erkennen. Und so waren immer kleine Grüppchen um einzelne Sukkuben geschart. Um mich hatte sich noch niemand versammelt. Das ärgerte mich

etwas. Doch schließlich schlendert ein dunkelhaariger Kerl auf mich zu. „Hi“, sagte er nur. „Hi“, erwiderte ich. „Du bist auch eine von denen?“, fragte er. „Ja, sowas in der Art“, stammelte ich. Er reichte mir einen Drink. Ich sah zu Rico. Der zog eine Augenbraue hoch. Ich kippte das Getränk in einem Zug herunter. Der hielt mich doch wohl nicht für ein Kind? Ich spürte, wie ich lockerer wurde. „Sag mal“, begann ich. „Stört es dich nicht, dass dir Energie geraubt wird?“ „Das ist es mir wert“, sagte der Typ.

„Meine erste Freundin war ein Sukkubus. Alle anderen waren im Vergleich dazu lahm. Soll ich jetzt etwa auf Sex deswegen verzichten?“ Ich staunte, dass jemandem Sex so wichtig sein konnte. Auch wenn mein eigenes Verlangen im Moment sehr stark war. Ich riss mich zusammen. „Naja, ich könnte mir Vorstellen, dass es wie mit einem Entzug funktioniert. Man wartet eine längere Zeit, bis man den Sukkubussex etwas vergessen hat und versucht es dann mit normalem.“ „Ja klar, das geht. Aber wie lange soll ich da warten?“, fragte der Typ. „Du machst nicht gerade Werbung für dich, indem du solche Fragen

stellst.“ Ich sah wieder zu Rico rüber. Eine Frau stand neben ihm und warf lachend den Kopf in den Nacken. Grimmig wand ich mich wieder dem Typen entgegen. War mir doch egal was Rico machte, ich wollte doch eh nur Marius, und dieser Kerl hatte so viel von ihm. „Ich heiße übrigens Miles“, sagte er, um die peinliche Sprechpause zu überbrücken. Ich vergaß meinen Vorsatz, nicht zu viel über meine Opfer zu wissen, damit sie für mich keine Persönlichkeit bekamen, ich wollte mehr von Miles wissen, vielleicht gab es ja

Gemeinsamkeiten. „Kristie“, sagte ich und schüttelte ihm die Hand. Wie sich herausstellte waren die Gemeinsamkeiten mit Marius dann doch recht rar gesät. Aber ich erfuhr, dass sich Miles nichts zu Schulden hatte kommen lassen. Er war Musikstudent und hatte nur den Fehler gemacht, mit einem Sukkubus zusammen zu kommen. Ich sah noch mal zu Rico. Er hatte den Arm um die immer noch lachende Frau gelegt. Ob sich mein Verlangen beruhigte, wenn ich meinem Hunger nachgab? Bestimmt. Und Miles wollte es doch nicht anders, versuchte ich mein Gewissen zu

beruhigen. „Und du bist dir sicher, dass du einen Sukkubus willst?“, fragte ich. Er nickte. Ich nahm seine Hand und führte ihn hinauf. Ich hoffte nur unser Zimmer war frei. Wobei ich mir auch gut Vorstellen könnte, dass Belle es auf dem Klo tat. Unser Zimmer war tatsächlich frei. „Eine Frage hätte ich aber noch“, sagte ich. „Warum standest du nicht wie alle anderen um die begehrteren Sukkuben herum?“ „Es hat doch auch so geklappt. Außerdem bekommt meistens nur jeweils einer der Umstehenden dann den Sukkubus ab. Du wirkst zwar nicht direkt wie ein Sukkubus, aber man muss manchmal

genauerer hinsehen, und das machen die wenigsten, wenn sie die Chance auf Sex wittern. Und jetzt keine Fragen mehr.“ Ich war etwas böse darüber. Ich war doch hier der Sukkubus, ich sollte begehrt werden, was bildete sich der Kerl ein, das Tempo zu bestimmen. Doch mein Ärger schien nur noch anregender zu sein. Er begann mich überall zu Küssen. Ich zog mein Top aus und tat es ihm gleich.

Kapitel 13

Ich war erstaunt darüber, dass Miles der erste war, der mir begegnete, der nach dem Akt bei Bewusstsein war. Er schien echt geübt im Umgang mit Sukkubi zu sein. Gemeinsam gingen wir runter. Ich hörte stöhnen vom Klo aus. Wenn mich nicht alles irrte, war es Belles Stimme. Ich grinste. Da hatte ich wohl gar nicht so falsch gelegen. Ich sah Rico gerade mit der Frau verschwinden. Da bekam ich Atemnot. Mein Verlangen was ihn betraf hatte sich kein Bisschen gebessert, auch wenn ich mich aufgeladen

fühlte. „Geh du vor“, sagte ich zu Miles, der sowieso nach dem was wir geteilt hatten das Interesse an mir verloren zu haben schien. Und dann stürzte ich zur Haustür hinaus. Ich brauchte frische Luft. Nachdem ich eine Zeit gelaufen war, fiel mir auf, dass ich die Gegend ja gar nicht kannte und mich verlaufen hatte. Mein Handy hatte ich natürlich auch nicht mit. Und dann hörte ich Schritte. Vielleicht konnte ich nach dem Weg fragen. Das Geräusch kam geradewegs aus einer Gasse. Ich ging darauf zu und erschrak. Vor mir stand Tessa. Und hinter mir plötzlich auch zwei Typen. „Du hattest Recht Greg“, höhnte Tessa.

„Alle sind auf der Party und keiner guckt nach unserer Kleinen hier. Und die ist auch noch so nett und rennt uns direkt in die Arme.“ Ich wusste nicht, wie sie es geschafft hatten mich gefangen zu nehmen. Als ich an einen Stuhl gefesselt aufwachte, hatte ich Kopfschmerzen. Eigentlich war ich zu stark für die Angreifer, das wusste ich. Das heißt es war alles sehr schnell gegangen. Sie mussten mir eins übergezogen und mich dann gefesselt haben. Die Kopfschmerzen ließen bereits nach. Es wunderte mich, dass sie es geschafft hatten. Ich war aufgeladen, wie Belle sagen würde. Und jede Verletzung

würde super schnell heilen. Das heißt, schloss ich, wir waren ganz in der Nähe von Rico und den anderen. Und wäre ich nicht so blöd gewesen ihnen entgegen zu kommen, hätten sie es vielleicht auch nicht geschafft. Der Zeit wegen. Das ganze wurde mir schnell bewusst, nicht so schnell wie ich merkte, dass meine Hände auf dem Rücken mit Stacheldraht gefesselt waren. Schlau, normale Fesseln hätte ich womöglich aufgekriegt, aber bei diesen würde ich es nicht schaffen, ohne mich zu verletzen, was an sich nicht schlimm war, aber auf die Schmerzen konnte ich verzichten. „Sie ist wach“, hörte ich eine

Männerstimme. Greg vermutete ich. „Keine Sekunde zu früh“, meinte Tessa nur. Okay, ich hatte also Recht. Ich überlegte ob ich mich schlafend stellen sollte. Wobei dafür war es wohl zu spät. Und woher wussten sie überhaupt, dass ich wach war, ich war allein in diesem Keller. Er war beleuchtet und im Stillen war ich dankbar dafür, die Dunkelheit war für mich unangenehm genug. Gefangen zu sein und dann noch nicht sehen, was um einen herum passiert; Horror. Wobei ich merkte, dass ich keine Angst hatte. Nicht direkt. Ich hatte immer noch das Hochgefühl von der „Aufladung“ und

ich wusste um meine Stärke. Naja okay, mein Hände waren gefesselt, das war natürlich nicht so gut. Tessa betrat den Raum. Sie sah grimmig aus. An ihrer Stelle hätte ich Genugtuung erwartet. Jetzt erst bemerkte ich das Messer in ihrer Hand. Drei Typen kamen ebenfalls rein. Und mit ihrem schrecklichen Grinsen kam mir ein grausamer Verdacht. Was wenn die geklaute Energie eines Sukkubus aufgebraucht war? Sie konnten mich so lange verletzen bis meine Selbstheilungskräfte nachließen. Ich machte mich auf Schmerzen gefasst und war bereit ihnen alles zu verraten. Wobei

was wusste ich eigentlich? Nur, dass ich für jeden ein Werkzeug zu sein schien. Aber Tessa machte keine Anstalten Fragen zu stellen. Sie zückte das Messer. Ich schloss die Augen. Und wartete. Nach einer Weile traute ich mich die Augen wieder auf zu machen. Tessa stand vor mir und zögerte. „Was ist?“, fragte der, den ich für Greg hielt. Sie wandte sich zu ihm um und zog ihn mit sich aus dem Raum. Wahrscheinlich war es ungewollt, aber ich konnte sie noch immer hören. „Ich kann das nicht“, sagte Tessa. „Ich bin nicht wie die.“ Greg lachte. „Hast du vergessen, was wir sind? Wir tun dauernd Leuten was zu

leide.“ „Dann mach du es doch“, fauchte Tessa. Ich hörte sie durchatmen. Ruhiger setzte sie hinzu: „Wir verletzen aber nicht in dem Sinne. Wir rauben Energie weil wir es müssen. Aber verletzt habe ich auf die Weise noch nie jemanden. Du etwa?“ Greg war ein ziemlicher Koloss. Gewalt konnte er durchaus ausüben, aber ich merkte wie er zögerlich zugab: „Nein.“ Sie kamen zurück. Ich war etwas mutiger geworden. „Worum geht es euch eigentlich?“, wollte ich wissen. Ich versuchte meine Stimme ruhig zu halten. Rache wegen ein Bisschen Blut? Tessa war in dem Sinne nichts passiert und Greg und Co. hatten

nichts mit mir zu tun. „Es geht darum, dass ein Sukkubus sich nichts gefallen lassen darf. Und schon gar nicht von so einer Abscheulichkeit wie dir.“ Das hatte gesessen. Vor allem, weil es nicht das erste Mal war, dass mich jemand so nannte und ich mich auch so fühlte. „Es tut mir Leid, dass wir dein Blut gestohlen haben“, rief ich aus. „ Es war nicht meine…“, ich stockte. Ich wollte auch nicht Belle die alleinige Schuld geben. Ich war ihr wie ein Hündchen gefolgt. „Denkst du wirklich, es geht darum?“, höhnte Tessa. „Nein, es geht darum was

du bist. Du bist nicht natürlich. Und es ist eine Sache ob du auf die selbe Weise wie wir an Energie kommst, aber eine Andere, dass du dafür unsere Gemeinschaft ausbeuten musst.“ Also ging es doch um das Blut, nur allgemeiner. „Rico hat mich geheilt“, gestand ich. „Er hat mir zusätzlich Inkubusblut gegeben. Ich bin jetzt ein normaler Sukkubus.“ Tessa lachte gequält. „Das glaubst auch nur du. Warum sollte das funktionieren. Und selbst wenn, du könntest es ja auch einfach nur so behaupten.“ Ich sah Tessa an, dass sie sich in Rage geredet hatte und, dass sie ein zweites

Mal nicht zögern würde. „Warum überlasst ihr mich nicht einfach dem Rat. Dann müsst ihr euch nicht die Hände schmutzig machen?“ „Weißt du, was das Problem mit dir ist? Der Rat wird nichts gegen dich tun solange Rico ein Interesse an dir hat. Und wie ich diese korrupten Ärsche kenne werden sie dich auch für sich nutzen wollen. Man sagt sich du hast ungeheure Fähigkeiten. Langsam verstand ich. Es war so etwas wie eine Sektenangelegenheit, oder gar eine Frage der Reinheit der Rasse. Oh weh, mit solchen Leuten ging es immer grausam aus. Sie hielten sich wohl für auserkoren die

zu sein, die das etwas Andere vernichten mussten, weil es sonst keiner tat. Jetzt würde sich zeigen ob sie grausam genug dafür waren. Mein Hochgefühl war lange verschwunden. Angst machte sich breit. Aber ich konnte nicht anderes ich musste sagen, was mir durch den Kopf ging. „Haltet ihr euch für sowas wie Rassenwächter?“ „Vergleichst du mich etwa mit…“ In Tessa entflammte Zorn, hielt sie sich doch für die Gute. Und dann schlug sie zu. Voll auf die Nase. Der Schmerz war unbeschreiblich. Das Knacken wahnsinnig laut und das Blut spritzte. Der Schmerz nahm nur umso mehr zu, als

ich spürte, wie die Heilung einsetzte. Und dann kam die Wut. Diese blinde Wut. Ich spürte, wie das Adrenalin durch meine Adern schoss. Der Wut sah ich wie von außen beim Wachsen zu. Es war nicht meine Wut. Es war das, was mich damals im Labor von Jen übernommen hatte. Als ich alles zerkleinert hatte. Ich sah mir dabei zu, wie ich mir die Hände am Stacheldraht aufriss, aber das störte mich gar nicht. Die wunden waren verheilt, kaum da meine Faust auf Tessa losging. Nur das Blut blieb kleben. Mein eigenes und das von Tessa. Greg und die Anderen versuchten mich aufzuhalten, doch das bekam ihnen auch nicht gut. An beiden Armen hatten sie mich gepackt,

aber ich zertrümmerte dem Kerl links von mir das Schienenbein. Der sank vor Schmerzen zusammen. Mein linker Arm war nun frei und damit malträtierte ich Greg. Scherge Nummer Drei kam dazu geeilt aber da Greg gerade zu Boden gegangen war, war es ein Leichtes für mich auch ihn auszuschalten. Und weil ich gerade so in Fahrt war zertrümmerte ich die Tür des kleinen Kellers in dem ich mich befand. Ich schätze mal, Tessa hatte sie sowieso aufgelassen, aber ein Teil von mir rechnete nun mal immer mit Widerstand. Ich hastete die Treppe hinauf und zur Haustür heraus. Sie war nicht verschlossen, und ich wieder soweit bei klarem Verstand, dass ich in

Erwägung zog die Klinke zu benutzen. Ich stürzte hinaus und drehte mich nicht mal mehr um. Nur fort, sagte ich mir. Als ich einige Straßen zurück gelegt hatte hielt ich abrupt an. Ich wusste immer noch nicht wo ich war. Normalerweise hätte ich weiter rennen können, mit meinen Kräften kam ich so schnell nicht aus der Puste, aber es bahnte sich ein Lachkrampf an, der mir die Luft zum Laufen nahm. Ich hatte es geschafft, ich hatte mich selbst befreit. Niemand hatte mir geholfen, nicht Belle, nicht Rico. Aber auf welche Weise hatte ich es geschafft? Ich hatte wieder so einen Anfall, es konnte jeder Zeit passieren,

ich musste nur wütende werden. Oh mein Gott, ich war wie Hulk. Eine schreckliche Vorstellung und zugleich lachhaft. Ich begann zu weinen. Klar hatte Tessa mich verletzt, aber es war nicht richtig sie zusammen zu schlagen. Und machte mich so eine Aktion nicht genau zu der Abscheulichkeit, als die sie mich bezeichnet hatte? Ich sackte zusammen. Der Bürgersteig war angenehm kühl und ich legte meine blutverkrusteten Hände darauf. Das Weinen hatte mir eine ordentliche Migräne beschert die das Denken erschwerte. Ich versuchte meine Stirn ebenfalls mit den Pflastersteinen zu kühlen. Ich musste über die Frage

Nachdenken, aber es gelang mir nicht. Die Stunden die ich da lag quälte ich mich nur indem ich die Frage wieder und wieder wiederholte. Aber ich kam zu keiner Lösung die mir gefiel. Ach was, ich kam zu gar keiner Lösung. War ich ein Monster? Was war ich? Dann hörte ich Schritte. Tessas Leute mussten sich aufgeteilt haben um mich zu suchen. Ich hörte das leichte Humpeln. Da war wohl jemand nicht ganz aufgeladen, und das Bein noch nicht ganz verheilt. Ich sprang auf und rannte los. Migräne ist eine nervliche Sache, und entzog sich deshalb den Selbstheilungskräften. Ich versuchte sie so gut wie es ging zu

ignorieren. Ein zweites Mal ließ ich mich nicht erwischen. In der nächsten Gasse hielt ich inne. Ich hörte ein Handy. Der Humpler war nur eine Kreuzung entfernt. „Ja?“, bellte er ins Telefon. „Nein ich hab sie noch nicht. Wer sagt und denn, dass sie nicht längst zurück ist? Ich will mich nicht mit Rico messen müssen.“ „Das hättest du dir vorher überlegen müssen. Ich bin beim Haus und die Party ist in vollem Gang. Sie kann noch nicht zurück sein. Aber sie wird hierher kommen, dass heißt wir müssen sie abfangen und die Wege absuchen, die hierher führen“, erklang die Stimme von

Tessa, durchs Handy metallisch verzerrt. Sie hatten nicht mal bemerkt, dass ich weg war? Ich zwang mich ruhig zu atmen, denn die Wut kehrte wieder und diesmal war es meine ganz eigene Wut, voller Enttäuschung. Ich folgte Humpler, mit einigem Abstand und tatsächlich nach einer Weile waren wir in einer Gegend die mir bekannt vorkam. Jetzt war die Frage, wie kam ich an dem Quartett vorbei? Ich sah eine Telefonzelle, aber hatte weder Kleingeld noch die Nummer im Kopf. Irgendwo nach einem Telefon fragen konnte ich auch nicht, so blutverschmiert wie ich war. Schließlich trafen sich die Vier eine

Straße vor Ricos Haus und Tessa teilte Betäubungsgewehre aus. Zumindest hoffte ich auf die Vorsilbe: Betäubungs. Zu Rico führte nur die Straße auf der sie gerade standen. Zumindest war es der einzige Weg den ich kannte. Ich beschloss über die Dächer an ihnen vorbei zu kommen. Ich kletterte über den Zaun eines Hauses mit Garten. Dort war eine Efeuranke, aber das Rascheln der Blätter hätte zu viel Krach gemacht. Ich musste den schweren Weg nehmen. Fenster und dann Regenrinne. Ich hoffte inständig, dass sie halten würde, aber dank eines kleinen Vorsprungs, an dem ich mich zusätzlich abstützte, klappte es. Und dann ging es übers Dach auf die

Garage von Ricos Haus. Jedoch war hinter mir, im ersten Garten der Bewegungsmelder angesprungen. Ich hechtete weiter. Blickte nicht zurück. Ich hörte zwei Fußpaare, die angerannt kamen. Die anderen Beiden fixierte sicher noch die Tür, um loszuballern, sobald ich versuchte zu klingeln. Also musste ich über den Garten hinein. Ich sprang von der Garage und hastete los. Hinter mir kletterte jemand die Efeuranke hoch was natürlich schneller war, als mein weg. Und dann stand ich am Kellerfenster ich riss etwas von meinem Rock ab, band es mir um die Hand und schlug es ein, öffnete mit einem Griff nach innen und zwängte

mich hindurch, als ein Betäubungspfeil knapp an mir vorbei rauschte. Ich kam die Kellertreppe hoch und mitten in das Gewühl der Partygäste. Die leichten Unterhaltungen hörten abrupt auf. Alle starrten mich an. Ein etwas alberner Effekt, wenn die Stille dann doch nicht so still ist, weil sich keiner aus seiner Erstarrung löst um die Musik abzuschalten. Rico kam auf mich zu. „Was ist passiert?“, wollte er wissen. „Frag Tessa, sie wartet draußen“, fauchte ich schon auf halben Weg die Treppe hoch. Er riss die Tür auf und hastete hinaus. Ich machte mir keine großen Sorgen um

ihn. Das Haus war voller Sukkuben, die auf seiner Seite waren, oder zumindest nicht gegen ihn. So viele Betäubungspfeile hatte Tessa sicher nicht. Ich erreichte mein Zimmer, knallte die Tür zu und schmiss mich aufs Bett. Von Draußen hörte ich Rico brüllen. Tessa brüllte wieder was von Abscheulichkeit. Den Rest wollte ich nicht hören. Ich nahm mein Handy vom Nachttisch, es schien als hätte es hier die ganze Zeit auf mich gewartet, nahm die Kopfhörer und ließ die Musik auf höchster Lautstärke laufen. Mein Gesicht war versteinert. Ich weinte nicht und wollte es auch auf keinen Fall,

wenn wer rein kam sollte er nicht sehen was los war. Ich starrte nur an die Decke. Meine Wut galt nicht Greg oder Tessa, sie galt Rico. Er hatte nicht gemerkt, dass ich weg war und er wollte mich für irgendwas und hätte er sich nicht wie eine männliche Schlampe verhalten, wäre ich nicht hinaus gegangen. Ich weiß der Gedanke war nun echt unfair. Immerhin war er ein Inkubus und hatte eigentlich nur gemacht, was ich auch machen musste, aber in dem Moment half nichts. Meine Gedanken flogen zurück zu Marius. Er hatte sich mir gegenüber auch nicht richtig verhalten, aber ich konnte ihn nicht vergessen. Wo war der Unterschied zu

Rico? Ich musste eingeschlafen sein. Irgendwann setzte sich Belle zu mir ans Bett. Ich schreckte hoch und zog einen Kopfhörer heraus. Belle hatte den Anstand nicht zu fragen was passiert war, auch wenn ich ihr die besorgte Neugier ansehen konnte. „Wir müssen zurück zu Jen“, begann ich. Sie sah mich nur verwirrt an. „Er soll rückgängig machen, was er mir angetan hat. Ich will das nicht mehr. Ich wollte nie in diese Sache verwickelt werden.“ „Wir werden zu ihm gehen. Und er wird auch dafür Büßen, das verspreche ich dir“, meinte

Belle. „Nein, das will ich gar nicht, ich will nur wieder ich sein. Und ich will nicht von euch für irgendetwas gebraucht werden.“ „Okay“, hauchte Belle. Ich wusste, dass es ihr nicht leicht viel das zu sagen, aber sie sagte es. Die nächsten Tage übte ich verbissen mit Rico. Mit Belle hatte ich die stumme Übereinkunft, dass sie mich zu nichts zwingen würde, solange ich freiwillig mitmachte. Und in der Sicherheit wollte ich Beide wiegen. Ich hatte meinen eigenen Plan. Das Problem war nur, dass Rico mich nicht mehr aus den Augen ließ. Nach dem Gespräch mit Tessa oder besser

gesagt nach dem Angebrülle mit Tessa war er zu mir gekommen, hatte Belle fort geschickt und sich wieder und wieder entschuldigt. Aber ich konnte ihn nicht mal mehr richtig ansehen in dem Moment. „Du brauchst keine Angst haben, Tessa wird dir nichts mehr antun“, versprach er. „Ich hab keine Angst“, knurrte ich. „Ich bin es nur leid benutzt zu werden.“ „Bis jetzt haben wir dich nur beschützt. Niemand hat dich benutzt.“ „Genau, bis jetzt. Wir bereiten uns auf einen Kampf vor, schon vergessen. Und ab jetzt ist es mein Ziel, wieder ich selbst zu werden. Ich werde Jen

gegenüber treten, aber ohne euch“, sagte ich im Brustton der Überzeugung. „Er wird nicht sein geglücktes Forschungsobjekt aufgeben“, meinte Rico. Ich sah ihn finster an. „Und genau das will ich nicht mehr sein: Ein Forschungsobjekt.“ Er nickte verständnisvoll und ging. Umso erstaunter war er, als ich am nächsten Morgen in voller Sportbekleidung im Garten auf ihn zu kam. Und mit meiner Entschlossenheit machte ich sogar Fortschritte. Ich lernte in erster Linie Verteidigung. Schläge abblocken und so.

Schreib mir was!

Kapitel 14

„Belle?“, fragte ich eines Abends. „Ja?“ „Du bist die beste Freundin, die ich je hatte.“ „Okay, was willst du?“ Es ärgerte mich etwas, dass sie nichts dazu sagte, aber da sie wahrscheinlich wesentlich älter war als ich, hatte sie wohl schon viele beste Freundinnen gehabt. Und natürlich hatte sie mich gleich durchschaut. Aber ich wollte sie als verbündete. Die Sache konnte gewaltig nach hinten los gehen. Vor allem, da sie noch immer ihre eigenen Ziele verfolgte. „Ich muss hier raus. Ich komme wieder,

aber ich muss etwas versuchen.“ „Du willst zu Jen und das auf eigene Faust.“ Ich wollte sie in dem Glauben lassen, da sie mich für die Wahrheit verurteilen würde. Andererseits war es nicht mal ganz gelogen, vielleicht führte mich mein Weg auch zu Jen im Idealfall. Und ich genoss es, dass sie mich für mutig genug hielt, so eine Art Plan zu haben und ihn im Alleingang auszuführen. „Er wird mir nichts tun, ich bin sein erster gelungener Versuch“, meinte ich und war so geschickt um eine richtige Antwort herumgekommen. „Rico wird das nicht zulassen. Und wenn

du mit Jen telefonierst?“ „Damit er uns Orten kann?“, fragte ich. „Und was Rico angeht, dafür brauche ich dich.“ Ich wusste, dass sie sich hinter Ricos Ablehnung versteckte. Er war das Problem, nicht sie. Solange konnte sie ja sagen, ohne in Aktion treten zu müssen. „Ich bin seiner Gnade ausgeliefert, er beschützt mich nur, solange du hier bist. Er könnte mich an den Rat ausliefern.“ „Dann hilfst du ihm, mich zurück zu holen. Bitte ich brauche nur eins, zwei Tage. Du lockst ihn auf eine falsche Fährte und sorgst dafür, dass ich unentdeckt hier weg komme“, schlug ich

vor. „Was genau hast du vor?“, fragte Belle. „Das sage ich dir, wenn ich sicher sein kann, dass du mich nicht verrätst.“ „Ich würde nie…“, begann Belle. „Spars dir“, meinte ich. Belle biss sich auf die Lippe. „Was wäre ich für eine Freundin, wenn ich dich der Gefahr aussetze?“ „Eine Gute. Das würde zeigen, dass du mir und meinem Plan vertraust.“ Wir schwiegen. Sie war tatsächlich versucht mir zu helfen. Ich spiele meinen letzten Trumpf aus. „Bitte wenn du mir dabei hilfst, werde ich dir auch bei Jen helfen.“ „Vielleicht kannst du das dann nicht

mehr“, warf Belle ein. „Selbst wenn ich nicht mehr Stark bin, er wird immer noch Interesse an mir haben, zu irgendwas werde ich gut sein.“ „Das meinte ich nicht“, tadelte mich Belle. „Aber okay, versprich mir nur eins, klau alles was dir in Jens Hütte unter die Finger kommt. Alles könnte uns helfen. Natürlich sollt du nicht alles klauen, aber ich denke du kannst was Nützliches von etwas Unnützem unterscheiden.“ Ich hatte das Gefühl, dass sie was Bestimmtes meinte und nickte. Sagen konnte ich nichts, ich wollte nicht lügen, aber womöglich würde ich nicht mal in seine Nähe

kommen. „Also, was hast du vor?“ Wir brauchten eine neue Aufladung. So langsam wurde mir komisch. Und ich wollte bei Kräften sein, wenn ich abhaute. In einem Nachbarort sollte ein Festival mit lokalen Rock und Metallbands stattfinden. Eine super Gelegenheit meinten alle. Rico lud einige zusätzliche Freunde ein. Aber mich ließ das Gefühl nicht los, dass sie mich zu meinem Schutz oder zu meiner Aufsicht herbestellte. Er stellte Pläne auf. Alle sollten sich amüsieren, aber auch auf mich

aufpassen. Wir fuhren mit zwei Familienautos los. Ich gab mir Mühe mir die Namen der Anderen zu merken. Die Fahrt war nicht lang und schon bald schlugen wir unsere Zelte auf. Belle und ich teilten uns eins. Sie drängte mich, mich anzupassen und so zog ich mir wiederwillig ein enganliegendes, schwarzes T-Shirt mit den Logos der hier spielenden Bands an. Einen kurzen schwarzen Rock, schwarze Leggins und schwarze Stiefel. Nun eigentlich gefiel es mir. Ungefähr so war ich in meinen Straßenzeiten auch rumgerannt nur waren die Sachen verschlissener und

billiger. Wir schlenderten zusammen über das Gelände. Immer gefolgt von einem oder zwei der Anderen. Aber in gebührendem Abstand. „Hier gibt es einen Bahnhof“, flüsterte Belle mir zu. „Du musst zweimal umsteigen.“ Sie hatte recherchiert. Keiner hatte auf sie geachtet wenn sie mal das Haus verließ. Nur ich kam mir wie eine Gefangene vor. Auch hatte sie Geld für mich besorgt. Ich wollte gar nicht wissen woher. Die Musik war gut. Es gab mehrere Bühnen. Es musste schnell gehen die erste Wache auf uns übernahmen Shila

und noch einer, den ich nicht kannte. Sie hatten noch keine Gelegenheit sich aufzuladen. Ich lächelte einigen Jungs zu, die in der Menge mit wogten. Ob unschuldig oder nicht, ich musste schnell an einen rankommen, ich musste aufgeladen sein, oder zumindest einen Grund haben in meinem Zelt zu verschwinden. Und dann erspähte ich einen Einzelgänger. Zumindest konnte ich nicht erkennen, ob er einer Gruppe angehörte. Er ging auf mich zu beziehungsweise steuerte den Weg an mir vorbei an. Als er fast hinter mir angelangt war streifte ich absichtlich seinen Arm. „Oh, Entschuldigung“, meinte der Typ

und noch im selben Moment nahm er mich erst wahr. Ich sah ihm an, dass er wie elektrisiert war. Und ich ihm gefiel, zumindest das, was er von der Berührung umnebelt von mir wahrnahm. Es tat mir Leid, ihm Energie zu rauben. Er schien schüchtern und hatte sich entschuldigt. Was ich über Männer zu wissen glaubte war zum Beispiel, dass sie manchmal allen Mut zusammen nehmen und alles auf eine Karte setzen, besonders wenn die Lage verzweifelt war. Und ich sah dem Typen an, dass er sich unter normalen Umständen nichts getraut hätte, aber die Berührung gab ihm genug Verzweiflung es zu versuchen. „Hey, Lust mit in mein Zelt zu gehen?“,

fragte er. Na, das ging doch schnell und ganz nach Plan. „Wie wäre es, wenn wir in meins gehen.“ Ich zwinkerte Shila zu. Griff seine Hand und zog ihn hinter mir her. Wie ein willenloses Hündchen folgte er mir. „Geh schon mal rein“, befahl ich und ließ ihn los. Ich rannte zu Shila. „Sei doch so gut und sei nicht ganz so nah am Zelt, es… es ist mir peinlich.“ Sie nickte verständnisvoll. Ich betrat das Zelt. Der Typ hatte sich umgesehen und strahlte mich nun an. Ich schickte Belle eine SMS, dass es losging und begann ihn zu Küssen. Jedoch war ich nicht ganz bei der Sache,

ich konnte nur an die bevorstehende Begegnung mit Marius denken. Der Typ war dabei sein T-Shirt auszuziehen. Und das schlechte Gewissen übermannte mich. Nein, dieser hier hatte es nicht verdient. „Heute ist dein Glückstag“, raunte ich ihm zu. „Willst du mich vernaschen?“, fragte er strahlend. Ich gab ihm einen Schlag unters Kinn. „Eben nicht“, sagte ich grimmig. Ich versuchte seinen Fall abzufangen und ließ ihn langsam und leise zu Boden gleiten. Dann schnappte ich mir meine vorbereitete Tasche, mit Geld, Messer und- Belle hatte ganze Arbeit geleistet-

kleiner, handlicher Betäubungswaffe. Mit dem Messer schnitt ich die Rückwand vom Zelt auf und sprintete hindurch. Hier konnte mich Shila nicht sehen wenn ich mich hinter die Mauer aus Zelten bückte. Und kaum war ich außer Sichtweite rannte ich los. Es war unvorsichtig ich weiß, jemand hätte mich sehen können, aber während ich das Gelände verließ begegnete ich tatsächlich keinem aus unserer Gruppe.

Kapitel 15

Erst am Bahnhof machte ich halt wo ich eine viertel Stunde auf den Zug warten musste. Ich konnte nur hoffen, dass mein verschwinden noch nicht bemerkt wurde. Ich hatte genug Zeit, mir ein Ticket zu ziehen. Klar hätte ich als Sukkubus auch den Schaffner beeinflussen können, aber das hätte zu viel Aufsehen erregt. Belle hatte ich instruiert, dass sie anmerken sollte, dass ich bei ihr fahren gelernt hatte. Sie würden auf der Straße nach mir suchen. Nicht am Bahnhof. Oder? Ich stieg in den wartenden Zug ein. Er war recht leer. Und gerade als sich der Zug in Bewegung setzte, sah ich Rico auf

den Wartebereich zustürmen. Ich presste mich weit in den Sitz um nicht durchs Fenster gesehen zu werden. Sie mussten sich aufgeteilt haben. Es waren ja auch genug Leute. Wie hatten sie nur so schnell mein Fehlen bemerkt. Hatte der Typ mich verpfiffen? War er schnell aufgewacht? Aber er konnte eigentlich nicht wissen an wen er sich wenden sollte. Jetzt konnte ich nur hoffen, dass sie mit Auto nicht schneller da waren, als ich. Mein Ziel konnten sie sich wahrscheinlich denken und im schlimmsten Falle hatten sie es aus Belle herausgequetscht. Zum Glück hatte ich ihr nicht die Wahrheit gesagt. Ich hatte

fast den Bahnhof verschlafen, an dem ich umsteigen musste. Die Fahrt war lang und ich musste mich erholen. Auch im zweiten Zug schlief ich relativ schnell ein. Ich überlegte, ob ich eine Station weiter Fahren sollte. Stieg dann eine vorher aus, um mit der Stadtbahn weiter zu fahren. Ich durfte nicht in die Nähe des Instituts. Dort konnte ich also Marius nicht abfangen. Durch Zufall wusste ich aber, welche S-Bahn er nahm. Die Nummer 13. Ich war nicht abergläubisch, aber die Zahl vergisst man nicht so leicht. Es war Samstag. Da war er normalerweise immer bis Mittag bei Jen. Es war sieben Uhr morgens. Es wurde bereits hell und ich hatte genug

Zeit. Ich musste eigentlich noch rausfinden, welche 13 er nahm. Die in Richtung Innenstadt oder davon weg. Ich kaufte mir einen Kaffee und setzte mich bis die ersten Geschäfte öffneten in eine Bäckerei. Trotz meines Schlafens war ich ziemlich fertig. Ich war immer wieder aufgewacht und so war ich um die Tiefschlafphase herumgekommen. Um acht Uhr kaufte ich mir ein Telefonbuch beim Postamt und durchsuchte alles nach einem Marius. Marius S. hatte auf seinem Namensschild gestanden, dass am Kittel befestigt war. Davon gab es drei. Schmidt, Schüle und Scholl. Ich kaufte mir auch noch einen Stadtplan um zu gucken, an welcher der

angegebenen Straßen im Telefonbuch die 13 vorbei fuhr. Eigentlich kam da nur dann Schmidt in Frage. Okay, das Rätsel hatte ich schnell gelöst, ich hatte Angst ihn gar nicht zu finden, aber noch stand nichts fest. Ich fuhr zu der Haltestelle, die am nächsten zu seiner Straße lag. Ich hatte Hunger. Setzte mich in ein Café und wartete. Zwölf Uhr. Ich trieb mich an einem Zeitungsstand herum, blätterte in einigen Heften und hätte ihn dabei fast übersehen. Er kam über eine Ampel hierher. Ich hatte noch gar nicht mit Marius gerechnet. Er hastete am Kiosk vorbei ohne mich zu bemerken. Es fing

an zu regnen und ich war noch in meinen dünnen Festivalklamotten. Ich wünschte mir eine Jacke herbei, nicht zuletzt, um detektivisch den Kragen hochzuschlagen und die Verfolgung gewärmt aufzunehmen. Es war kurz vor seiner Wohnung als ich ihn einholte. Natürlich hatte ich mir die im Telefonbuch angegebene Adresse schon vorher mal angeschaut. Es war schön hier. Man musste einen kleinen Park durchqueren um dahin zu gelangen. Der Park bot genug Übersicht um zu merken, wenn wer kam, aber auch genug Bäume um in Deckung zu gehen. Ich sprintete zu Marius, wollte ihn am Arm packen, doch da wirbelte er herum.

Die Arme in Verteidigungshaltung. Ich hob beschwichtigend die Hände. Er ließ seine sinken. „Du?“, fragte er erstaunt. Er bat mich zwar herein, aber ich bestand darauf, dass wir woanders hingingen. Ebenso bestand ich darauf, dass er mir sein Handy gab. Im Hinblick darauf, dass ich sowieso da ran kam, gab er es mir. Wir gingen in ein Café, wo es sehr voll war. Ich hatte es genau aus dem Grund ausgesucht. Man verstand nichts vom Nebentisch, aber leider auch kaum sich selber, geschweige denn sein Gegenüber. Wir flüstern außerdem noch, weswegen wir oft noch mal nach fragen mussten.

Ich verriet nichts darüber wie es mir ergangen war, ich hielt es für meinen Trumpf. Jen sollte außerdem um Belles Willen nichts erreichen. „Wie konntest du das überleben?“, flüsterte Marius. „Du brauchst immer nachschlag von dem Mittel.“ „Irre ich mich, oder wusste Belle viel über die Forschung von Jen?“, stellte ich eine Gegenfrage. „Die beiden haben zusammen geforscht“, gestand Marius. Das irritierte mich. „Auch an Menschen?“ „Soweit ich weiß.“ Das hieß im Prinzip hätte sie zugelassen, dass mit mir experimentiert wird, wenn

sie da noch dabei gewesen wäre. „Warum haben sich die beiden zerstritten?“, wollte ich wissen. „Ich weiß es nicht.“ „Vielleicht hatte sie Skrupel bekommen?“ „Glaubst du das wirklich?“ „…Nein.“ Wir zahlten und gingen hinaus. Unterwegs wurde mir schwindelig. Verdammt, ich hätte mich doch aufladen sollen. „Was brauchst du?“, fragte Marius besorgt, als ich mich an das Geländer der Brücke klammerte. „Geht gleich wieder“, hauchte ich schwach. Ich wollte vor ihm nicht

zugeben, dass ich mich wahrscheinlich an ihn oder wen anders ranschmeißen musste damit es mir besser ging. Und ihm wollte ich auf keinen Fall Energie rauben. Schließlich wollte ich mit ihm viel Lebenszeit verbringen, das konnte er nicht wenn er keine hatte. Und ich freute mich wahnsinnig, dass er mir wirklich helfen wollte, anstatt auf meine Ohnmacht zu warten und mich zurück ins Labor zu bringen. „Komm mit“, wies er mich an. Er ging vor, vermied es aber mich in meinem Zustand zu stützen. Er vermied überhaupt jede Berührung mit mir. Er stürzte voran und ich wankte so gut es ging hinterher. Wir kamen zu einer

schäbig aussehenden Kneipe und er stieß mich durch die Tür. Ich starrte auf Rocker mit Vollbart und Lederjacke. Meine eigene Kluft wurde mir bewusst. Ich passte hier gut herein. Es war noch nicht spät und immer noch hell, aber die meisten hatten schon einen sitzen. Und sofort wusste ich warum Marius mich hierher geführt hatte. Er wusste, dass ich Energie brauchte und so wie die Männer mich hier ansahen, hätten sie sich sofort über mich gestürzt, wenn es keine Zeugen gegeben hätte, also würdige Opfer, die mein Gewissen nicht allzu schwer belasteten. Es tat mir weh, das vor Marius zu tun

aber ich hatte keine Wahl. Ich spürte ein Kribbeln in der Nase, das baldiges Bluten ankündigte. Ich schätze der Grund warum mein Körper mich vorwarnte war der, dass er genau wusste, dass Nasenbluten nicht gerade attraktiv war und meiner baldigen Aufladung im Wege stand. Ich zwinkerte einem Typen an der Bar zu, das elektrisierte auch gleichzeitig alle Anderen. Da war ein Mädchen allem Anschein nach bereit und willig. Ich wollte Marius zuflüstern er solle gehen, aber das erste was er tun würde wäre zu Jen gehen. Das konnte ich nicht zulassen. Und so musste ich die Sache unter seinen Augen durchziehen. Einen Vorteil hatte es. Marius sah somit

wie ich auf andere Männer wirkte, vielleicht wurde ich dadurch für ihn attraktiver. Nein, ich verbat mir den Gedanken. Er hatte mich dereinst verletzt und ich durfte mich nicht daran hindern lassen mehr rauszufinden. Mein Hunger wurde größer denn je. War es weil Marius den ich eigentlich mehr wollte als alles andere, das in der Nähe war? Auf jeden Fall veranlasste mich das Verlangen etwas auszuprobieren. Ich roch den Geruch den ich verströmte, dieses Anziehende, was Normalos nur unterbewusst wahrnahmen. Ich merkte wie ich den ganzen Raum damit füllte. Alle Blicke waren auf mich gerichtet. Nur Marius, der wusste wie ihm geschah,

wandte seinen Blick krampfhaft ab. Ich hörte ihn durch den Mund atmen. Wäre es nicht so auffällig hätte er sich wohl sogar die Nase zu gehalten. Ich weiß, das war reiner Selbstschutz, aber es machte mich wütend. Ich fixierte den Typen an der Bar mit dem Blick, ihn musste, allein durch mein Starren, meine Energie noch stärker einnehmen, als die Anderen. Mir kam ein Gedanke. War ich womöglich dazu im Stande, die Menschen zu kontrollieren, ohne sie zu berühren? Und wenn, half mir das bei Marius weiter? Ich hasste mich im selben Moment für den Gedanken. Ich wollte doch nicht, dass er mir verfiel, weil er willenlos war. Aber genau das befürchtete er doch.

Warum sonst diese Angst mir nahe zu kommen? „Bleib hier“, riet ich Marius, während ich den Hinterausgang verließ, in dem sicheren Wissen, dass der Bartyp mir folgen würde. Für den Biergarten war es noch zu kalt. Niemand war draußen und die Fenster waren schmutzig genug um den Neugierigen innen drin die Sicht zu versperren. Die Tür schwang erneut auf als mein Verfolger hinaustrat. Er stank nach Bier und baute sich grinsend vor mir auf. Wie mich dieses Imponiergehabe nervte. Und es kostete so viel Zeit, das Rumgeplänkel brauchte ich gerade nicht. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und nahm sein

Gesicht in meine Hände. Er war wohl betrunken genug, mein sich näherndes Gesicht und den folgendes Kuss fraglos hinzunehmen, aber was dann kam verblüffte mich. „Hey, Kleines, willst du mich nicht erst mal kennen lernen?“, fragte er. Oh nein! Versagten meine Kräfte oder… „Mach jetzt nicht die anständigen Nummer“, zischte ich und presste meine Lippen auf seine. Seine Energie durchströmte mich mehr denn je. Au weia, wie viel zapfte ich diesem Kerl gerade ab. Hatte Belle nicht gesagt, dass wir meistens „nur“ zwei Tage nahmen. Er sackte noch während des Kusses

zusammen. Ich ahnte Schreckliches… Und dann spürte ich, dass Marius meinen Witterungskreis verließ. Er würde doch nicht abhauen? Ich rannte durch die Bar und auf die Straße. Nirgendwo etwas von ihm zu sehen. Aber meine Instinkte waren besser denn je. Sein Deogeruch hing in der Luft und eins war klar, ich war schneller als er. Also folgte ich seiner Spur. Ich hastete die Straße herunter. Nein bitte nicht… Mein Weg führte mich zu dem Telefonhäuschen. „Sie ist hier“, hörte ich ihn von weitem sagen, er sprach leise, aber meine Gehör war besser denn

je. Er erschrak fürchterlich als ich plötzlich neben ihm stand, und für ihn auflegte. Dass es doch tatsächlich noch Telefonzellen gab, wo doch jeder ein Handy hatte, gut seins hatte ich ihm abgenommen. Ich ärgerte mich, dass ich so unvorsichtig war, und darüber, dass er mich verraten hatte. Aber das war nicht das Vorrangige. „Hör mal, ich musste das tun. Es ist zu deiner eigenen Sicherheit. Ich hab gesehen, wozu du im Stande bist“, begann er. „Ach ja? Du hast keine Ahnung, ich…“, mir stiegen die Tränen in die Augen,

denn das eben erlebte drang erst jetzt zu mir durch, aber mit einer Gewissheit, die mich fast zu Boden drückte. „… ich habe vermutlich gerade einen Mann getötet. Verrat mir was mit mir los ist.“ „Ich weiß es nicht. Du wirst stärker, aber ich kann mir nicht erklären wieso“, gestand er, ebenso entsetzt wie ich. „Dann verrat mir nur noch eins. Wieso machen du und Jen das? Und gerade du. Du weißt, dass ich eine hohe Meinung von dir habe, aber ich frage mich, ob du die verdienst.“ „Er machte das fürs Militär, hat er zumindest mal erwähnt und ich wollte einfach nur in die Forschung. Ich wollte das alles nicht, aber ich hänge zu tief mit

drin.“ „Du hättest gleich zu Anfang aussteigen können, aber vermutlich ist auch bei dir die Gier größer als die Moral. Wir sind gar nicht so verschieden“, sagte ich schniefend während ich mich abwand und davon lief. Ich wünschte mir nichts mehr als mit Belle zu reden. Nein, das stimmte nicht, ich wünschte mir immer noch mehr, dass Marius ein Anderer wäre, am besten der, den ich in ihm gesehen hatte. Aber das ging nicht. Allerdings hatte ich auch noch nicht vor meinen Vorteil aufzugeben und Belle geschweige denn Rico anzurufen. Und ich war her

gekommen um Antworten zu bekommen. Und die bekam ich am besten von Jen, oder in seiner Villa. Nun, das wäre wohl sehr gefährlich, aber ich stand noch in Belles Schuld, sie hatte mir zur Flucht verholfen, aber sie hatte mir auch verschwiegen, dass sie mit Jen zusammen geforscht hatte. Und darüber war ich wütend. Dass Jen bereit war mich zu opfern, war eine Sache, aber das Belle im Prinzip das Selbe getan hätte, eine ganz Andere. Und doch zog es mich zu Jen. Nach der Sache mit dem Mann aus der Bar, war er wohl der einzige, der sagen konnte, was mich da getrieben hatte. Aber er war gewarnt, und ich hatte kein Druckmittel. Doch während ich so

überlegte hatten mich meine Füße schon in die Gegend der Villa getragen. Ich suchte die Hecken am Haupteingang ab und auch die Rückseite von der nächsten Straße aus. Nichts. Jen hatte gewusst was er tat. Und dann hörte ich eine Stimme. Sie war so alt und trocken wie Pergament: „Hallo Fräulein Deboer.“

Kapitel 16

Mir lief der Angstschweiß die Stirn hinab. Seit Monaten hatte ich meinen Nachnamen nicht mehr gehört. Von den Leuten auf der Straße wusste ihn niemand. Jen hatte nie danach gefragt. Eigentlich komisch, dass ich bei ihm nicht mal einen Vertrag hatte unterschreiben müssen. Und Belle und Rico kannten meine Vergangenheit, wenn man das bisschen Zeit so nennen konnte auch erst ab dem Punkt seit dem ich Jen getroffen hatte. Ich sah in das Gesicht eines attraktiven, älteren Herren mit ergrautem Haar, aber irritierend glatter

Haut. So einer machte normalerweise Werbung für Haftcreme. „Wer sind sie?“, fragte ich und starrte in eine runde Sonnenbrille. „Woher kennen Sie mich?“ „Oh Verzeihung, erlauben Sie mir mich vorzustellen, Carl ist mein Name. Und alles zu seiner Zeit. Ich vermute ich störe Sie gerade dabei einen Einbruch zu verüben.“ „Carl und weiter?“, fragte ich um mich irgendwie von der unheimlichen Tatsache abzulenken, dass er so viel wusste. Ich hatte diesen Mann noch nie gesehen und ich nahm an ihm einen merkwürdigen Geruch war. Nicht etwa unangenehm,

nein sogar eher angenehm. Ich kannte den Geruch in abgeschwächter Form. „Sie sind ein Inkubus“, presste ich hervor. Tessas Schergen hatten so gerochen, aber so schwach, dass es mir kaum aufgefallen war. Das ließ die Frage offen, warum Rico nicht so roch. „Sehr richtig. Nenn mich einfach nur Carl, denn glaub mir, wenn du deinen Freunden von mir erzählst wird es reichen. Und nun, erlaube mir, dir zu helfen. Was hällst du von einem Stromausfall? Der würde die Sicherheitsvorkehrungen ausschalten. Oder noch besser, wir, wie heißt das noch? …Hacken das Sicherheitssystem.“ Das war doch Blödsinn. Ich hatte es hier

mit einem Verrückten zu tun, oder er nahm mich auf den Arm. „Ich an Ihrer Stelle würde meine Hilfe annehmen.“ „Warum wollen Sie mir helfen?“, wollte ich wissen, ich suchte nach einem Hinweis, dass es sich hierbei um eine Falle handelte. „Zu gegebener Zeit bräuchte ich vielleicht Hilfe von dir“, war die Antwort. Mir entging nicht, dass er einfach so aufs Duzen übergegangen war. „Und warum sollte ich das tun?“, fragte ich. „Oh, das wirst du“, war sich Carl sicher. „Und nun zeige ich dir, dass ich dir helfe, wir wollen doch eine

Vertrauensbasis aufbauen.“ Ich hatte Angst vor dem Kerl und warum sollte er die Wahrheit sagen? Andererseits würde doch kein Inkubus oder Sukkubus Jen helfen, außer vielleicht Belle dereinst. Carl nahm mit spitzen Fingern ein Handy in beide Hände und wählte, die Technik schien ihm nicht ganz klar zu sein, und sein Mund der plötzlich so schmallippig war, als hätte er auf eine Zitrone gebissen, deutete an, dass er das Handy für ein Teufelswerkzeug hielt. Dabei war es sogar ein älteres Model. Ich wusste, dass Inkuben alt werden konnten, wie alt mochte dieser sein, und vor allem, warum sah er alt aus? Ich

hatte bis jetzt nur relativ junge Exemplare gesehen. Ich musste fast lachen, als er in das Handy brüllte, wie es die Leute tun, die in Filmen zum ersten Mal mit Telefonen zu tun bekommen. Das Gebrülle kam ungewöhnlich laut an meine Ohren und somit verstand ich kaum was, im Großen und Ganzen kriegte ich aber mit, dass er in seiner hochgestochenen Ausdrucksweise sagte, dass „Es“ losgehen könnte. Jemand Hackte tatsächlich Jens Sicherheitssystem. „Ich will Ihre Hilfe aber nicht“, rief ich. Ja vielleicht war es dumm, diese Chance nicht zu nutzen, aber ich wollte in

niemandes Schuld stehen. „Das tut mir Leid zu hören“, sagte er traurig. „Dann muss ich es wohl anders angehen.“ Er hob die Hand und machte ein Zeichen. Die Tür des Lieferwagens hinter ihm öffnete sich, und heraus kamen zwei kräftige Männer. Das kannte ich schon, die konnten gegen mich nichts ausrichten. Ich ließ sie kommen und nahm eine Verteidigungshaltung ein. Sie wollten mich packen, aber mir kamen inzwischen doch die ein der andere Kampftechnik in den Sinn, die mir Rico gezeigt hatte. Gut ich hatte die Typen unterschätzt. Sie hatten mehr drauf als Tessas Schergen.

Sie kannten Kampftechniken und ich kassierte ein paar harte Schläge. Aber ich war schneller und trotz allem Stärker. Ich konnte meistens ausweichen und schaffte es bei dem einen durch die Verteidigung durch und verpasste ihm einen Kinnhaken, der ihn ausknockte. Der Andere hielt erschrocken inne und diesen Moment nutze ich um davon zu rennen. Ich hörte Carl noch Beleidigungen und Befehle brüllen. Aber wusste auch, dass ich nicht eingeholt wurde. Ich rannte und rannte. Bis ich ihre Witterung verlor und mich in einer Gegend wiederfand, die ich nicht kannte. Mir blieb nichts anderes übrig als Rico anzurufen und zu hoffen, dass er mich

hier weg schaffte. „Kristie?“, fragte eine Stimme plötzlich. „Laura?“, fragte ich. Ein dürres Mädchen mit vielen Piercings und roten Rastalocken stand vor mir. Um sie herum zwei Mischlingshunde, die bedrohend knurrten, als witterten sie Gefahr für ihr Frauchen. Laura hatte mit mir auf der Straße gelebt. Ich starrte sie mit offenem Mund an. „Verzeihung, ich habe Sie wohl verwechselt“, sagte sie und wollte sich abwenden. „Laura“, rief ich ihr hinterher. Jetzt war sie es, die mich ungläubig

anstarrte. „Bist du´s wirklich?“, fragte Laura. „Du siehst verändert aus.“ Ich lief auf sie zu und ignorierte das hysterischer werdende Gebell. „Ja, aber wir müssen weg hier. Ich muss untertauchen. Kannst du mir helfen?“, bat ich. Laura reagierte cool. Es war nicht das erste Mal, dass jemand aus meiner ehemaligen Truppe diesen Satz sagte. Bei uns waren alle Ausgestoßenen aufgenommen worden und bei jedem Problem suchten wir gemeinschaftlich nach einer Lösung. Ich hatte mich das erste Mal dazugehörig gefühlt. Außerdem war Laura schon etwas blau.

Sie kannte viele Schleichwege. Und bugsierte mich durch das Villenviertel, bis wir auch schon im Nu in einer schmuddeligen Gegend nahe des Bahnhofes waren. Die von der Gruppe hatten nahe einer Brücke am Fluss ein paar Zelte aufgeschlagen. Die Brücke war dann der letzte Zufluchtsort, wenn Gewitter kam. Früher waren wir immer im Bahnhof, aber Laura hatte mir erklärt, dass da die Kontrollen nun stärker waren und das „Gesindel“, wie sie uns selbst bezeichnet hatte, ferngehalten wurde. Mir war das ganz Recht. Der Bahnhof würde sicher mit als erstes nach mir abgesucht werden. „Hey, seht mal wen ich gefunden habe“,

rief sie. Sie war nicht die einzige mit Hund. Und überall war auf mich gerichtetes Geknurre und Gebell zu hören, das uns schon von weitem angekündigt hatte. „Das gibt’s nicht“, begrüßte mich Mike, ein Junge mit Irokesenschnitt. „Was ist denn mit dir passiert? Bist ja richtig hübsch geworden.“ Mike wieder mit seiner nicht gerade sensiblen Art. Ich weiß, ich habe abgenommen, bin nicht mehr verquollen, und meine Haare sind in einem wesentlich besseren Zustand, ganz zu schweigen von meinen Klamotten, die zwar gewollt zerrissen waren, eben wie es sich für ein Festival gehörte, aber

eben doch etwas teurer waren, aber trotzdem war ich etwas beleidigt, dass mein früheres ich anscheinend so viele Mängel aufgewiesen hatte. Ich bemerkte die Blicke der Jungs, und auch einiger Mädchen, die an mir zu kleben schienen. Nicht aus Neugier oder Erstaunen, sondern, ich spürte es ganz deutlich, wegen meiner Sukkubuskräfte. Ich übte einfach einen Reiz auf sie aus, und das war mir dann auch wieder unangenehm. Immerhin waren es mal einfach nur Freunde gewesen, die auch nichts anderes als eine Freundin in mir sahen. Andererseits musste ich mich glücklich schätzen fiel mir ein. Immerhin war ich einfach so verschwunden. Sie hatten sich

sorgen gemacht, und müssten sauer sein. „Du hast in den Eimer am Ende des Regenbogens gefasst, oder?“ Basti löste sich als einer der ersten wieder aus der hypnotischen Starre. Er zerrte an meinem teuren T-Shirt. Ich musste wohl einiges erklären, aber die Wahrheit konnte ich unmöglich sagen. „Sie ist auf der Flucht“, erklärte Laura. Verständiges Nicken. Ich atmete erleichtert aus. Die Gruppe schien es sich von selber zu erklären. Fast konnte ich ihre Gedanken an den Gesichtern ablesen: So, so. Sie ist bestimmt bei einer reichen Familie untergekommen, wie auch immer. Verdammt hat die ein Glück. Und dann gab es Stress und sie

haut wieder ab, nur, dass sie noch ordentlich was mitnimmt… Vielleicht hat sie ja was für uns.

Kapitel 17

Wir saßen ganz klassisch um ein Feuer herum. Es dämmerte. Eine Flasche Wodka wurde rumgereicht. Ich sorgte aber Mals für erstaunen, als ich sie ablehnte. „Sei mir nicht böse, aber sag bloß, deine Bonzen haben dich auf Entzug geschickt“, sagte Laura mitleidig. Warum sollte ich ihr bei der Frage böse sein? Aber nein, sie sprach noch weiter. „Du warst schließlich eine der Fertigsten von uns.“ „Doch haben sie“, log ich und war leicht sauer. Ja es stimmte, ich hatte nie nein zu Alkohol gesagt, es gab zu viel, dass

ich vergessen wollte, aber das schien mir jetzt wie aus einem anderen Leben. Ich hatte mich zu Hause ungeliebt gefühlt, und naja da war noch einiges Anderes, aber es war, als hätte ich die Pubertät hinter mir gelassen. Das Leben davor schien mir in einem nebeligen Dunst. Naja dafür hatte ich ja auch alles getan. Und gerade deswegen wunderte es die Anderen so. „Das stelle ich mir hart vor“, murmelte Basti hinter seinen langen, schwarzen Haaren hervor. „War es auch“, meinte ich. Ich konnte ja schlecht sagen, dass es eine Spritze gab, die normalerweise niemand überlebte, aber die einen so veränderte, dass alles,

was vorher normal für einen war, auf den Kopf stellte. Das klang sogar gerade für mich zu abgefahren. Immerhin saß ich wieder hier. Vielleicht war ich nur auf einem Mega-Trip gewesen. „Aber wieso hast du das Bonzenleben wieder aufgegeben?“, mischte sich Mira ein, ein kleines Mädchen mit bunten Haaren. „Ich hab es nicht aufgegeben, ich kann wieder zurück, aber ich musste was erledigen, und hab mich dadurch in einige Probleme reingeritten, über die ich hier jetzt nicht reden will.“ Die anderen nickten verständnisvoll. Nur Mike grummelte: „Zum Beispiel uns mal sagen, dass es dir gut geht. Mann,

wir wussten ja gar nicht was los war.“ Ich sah ihn schuldbewusst an. „Es tut mir so Leid. Ich hatte keine Gelegenheit.“ „Es ist doch immer das gleiche“, schimpfte er. „Sobald man mal zu Geld kommt, vergisst man die, die einem geholfen haben, als es nicht so lief.“ „Basti!“, schimpfte Laura, aber er schien den allgemeinen Nerv getroffen zu haben. Ich hingegen war ziemlich abgelenkt, denn ich versuchte nicht zu kotzen, die Fahne die alle hatten, stank fürchterlich und meine übernatürlich feine Nase litt sehr darunter und es wurde nicht besser. Alle warteten mit grimmigem Interesse, dass ich etwas

aufklärte. „Ich kann es euch wirklich nicht sagen“, flüsterte ich. Ich vermutete zudem, dass ein gewisser Neid die Stimmung noch zusätzlich hochkochen ließ, weil ich dem Alkohol einfach so entsagen konnte. Okay niemand behelligte mich wirklich, aber die Stimmung war mies. Die meisten waren eingenickt, kein Wunder bei den Mengen an Alkohol, der noch nach der Wodkaflasche rumgegangen war. Ich gab vor, mal in die Büsche zu müssen. Ich holte mein Handy hervor, nicht auszudenken, was die anderen gesagt hätten, hätten sie gesehen, dass ich sowas besaß. Zum

Glück hatte ich es auf lautlos. Der Akkustand war niedrig. Ich tippte schnell eine SMS an Belle ein, wo ich war, und dass ich mich außerdem jetzt gerne finden lassen würde, damit Jen es nicht tat. Wieder bei den Anderen legte ich mich auf ein Tuch und versuchte zu schlafen, die Tasche, nur für den Fall, fest umklammert. Am nächsten Morgen wachte ich von Gemurmel auf. Ich war noch ziemlich müde, denn ich hatte unbequem gelegen, ich war das einfach nicht mehr gewohnt. Ich spürte Blicke auf mir, aber wollte noch nicht die Augen öffnen. Doch der

nebelige Schlafdunst verflog zu schnell. Ich schlug die Augen auf und richtete mich auf. Die Anderen waren etwas von mir abgerückt und flüsterten leise. Unverkennbar über mich. Hätte ich gewollt hätte ich es trotzdem verstanden, aber sie hörten auch in dem Moment damit auf, als sie merkten, dass ich wach war. Es tat weh, dass es nun diese Kluft zwischen mir und meinen ehemaligen Leuten gab. Laura kam auf mich zu. „Warum musstest du untertauchen?“, wollte sie wissen. Ich schwieg. Was hätte ich ihr sagen sollen? „Basti war am Bahnhof. Da war ein Mann

der nach dir gefragt hat.“ Ich blickte sie erschrocken an. „Was für ein Mann?“ „Ein Kommissar, glaube ich“, sagte sie. „Du musst hier verschwinden.“ „Wieso? Wir waren hier immer sicher.“ „Die Gruppe will nicht in Schwierigkeiten geraten.“ Sie sah geknickt zu Boden. Ich nickte. So war das also. Ich gehörte wirklich nicht mehr dazu. Ich hatte sie im Stich gelassen, und nun kam die Rechnung dafür. Normalerweise verschmähte unsere Gruppe keinen Außenseiter. Jeder war willkommen. Jeder der dazu kam machte die Gruppe

stärker. Ich stand auf und brachte es irgendwie über mich der Gruppe verzeihend zu zulächeln. Wortlos schlenderte ich in Richtung des Waldes der direkt an unserem Lager war. Auf dem Weg dahin richteten sich mir die Nackenhaare auf. Ich nahm fremde Gerüche wahr. Ein Auto hielt mit quietschenden Reifen in der Nähe, nein es waren mehrere. Kaum hatte mich der Wald verschluckt rannte ich. Wer auch immer da nach mir suchte, es verhieß nichts Gutes. Das Knacken der Äste unter mir und das Pochen meines Herzens verhinderten, dass ich hören konnte, was hinter mir vor sich

ging. Irgendwann kam ich an der Stadtgrenze wieder aus dem Wäldchen heraus. Niemand hatte mich im Wald verfolgt. Ich war ja auch schwer einzuholen. Ich stieg in die nächste Bahn. Hatte ich einen Plan? Nein, aber ich spürte deutlich die Enttäuschung darüber, dass Rico und die anderen nicht gekommen waren. Und so führte es mich an den einzigen weiteren Ort den ich kannte. Jens Institut. Ich wollte Marius sehen. Er war Heilung und Gift zugleich. Heilung wenn es darum ging nicht an Rico zu denken, und Gift weil es mich immer wieder neu

verletzte, wie er auf mich herab sah. Vor mir ragte das Gatter herauf, dass das Institut schütze. Es hielt mich nicht auf. Die drei Meter Höhe waren kein Hindernis. Mir war klar, dass auf der Wiese, die zum Eingangsportal führte Bewegungssensoren waren, aber Alarm vernahm ich keinen. Ich flog fast über den Rasen, so schnell war ich. Ich gelangte auf den Balkon im zweiten Stock, wo ein Fenster geöffnet war. Inzwischen vernahm ich leises Sirenengeheul. Mein Eindringen war also nicht unentdeckt geblieben. Ich erreichte das Haus, schlug ein Fenster ein und sorgte dafür möglichst schnell woanders hin zu kommen. Gerade schlich ich den

Gang zur Haupttreppe entlang. Ich hörte Stimmen hitzig diskutieren. Marius und Jen. „Sie hat überlebt. Das musst du mir glauben. Sie ist hier.“ „Nun, Belle ist gut, in allem was sie tut, das habe ich dir immer gesagt“, meinte Jen. Und irrte ich mich, oder klang das sogar etwas anzüglich. „Wir müssen sie suchen. Sie ist stärker als jemals zuvor. Sie verletzt Menschen.“ Das sah Marius also in mir? „Dann sollten wir los, ich habe genug Leute in der Stadt, aber ich will auf keinen Fall das Gesicht verpassen, wenn sie sich in der Falle sieht.“ Jen war ein

Sadist, wusste ich es doch. „Nein, ich wette sie hat den Alarm ausgelöst. Du darfst jetzt nicht gehen.“ „Dafür bist du hier“, Jen drückte ihm eine Pistole in die Hand. „Du schießt auf alles was sich bewegt. Du weißt was ich erledigen muss.“ „Werden Betäubungspfeile reichen?“, fragte Marius. „Nein, aber diesmal ist da was Besonderes drin.“ Okay, das Zeug musste gefährlich sein, wenn Jen damit Marius zutraute mich zu schnappen. Oder eine Falle. Man war ich inzwischen paranoid. Jen eilte hinaus und Marius zog seine

Streife. Ich zückte mein Handy, denn ich hatte keine Ahnung wonach ich suchen sollte und deshalb war es an der Zeit Belle anzurufen. „Kristie wo steckst du verdammt?“ „Ich bin bei Jen. Habe aber keine Ahnung was ich jetzt tun soll.“ „Zerstör seinen Computer, damit machen wir alles zu Nichte, was er aufgebaut hat.“ „Ich wette er hat Kopien von seiner Forschung und selbst wenn nicht, ich zerstöre nicht das, wo drin steht, was mit mir los ist und wie man mir, wenn es Komplikationen gibt helfen

kann.“ Sie stieß wütend die Luft aus ihren Lungen. „Da kommt Shila.“ Es tutete nur noch. Ich hörte Schritte. Ich raste auf einen Gang zu und blieb abrupt stehen. Vor mir stand Marius mit dem Rücken zu mir gewandt. Er drehte sich wie in Zeitlupe zu mir um. Und da sah ich, dass er ein kleines Tablett mit einer Spritze drauf in Händen hielt. Ich schwöre ich wollte das nicht. Es machte seine Meinung von mir sicher nicht besser, ich stürmte auf ihn zu und griff nach der Spritze noch ehe er reagieren konnte. Dann packte ich ihn so, dass ich ihn von hinten unsanft an mich presste und ihm die Spritze an die

Halsschlagader hielt. Es tat mir sehr Leid ihm zu drohen, aber genauso tat es gut nachdem er mich verraten hatte und der Sache mit der Freundin, die laut Belle gar nicht existierte. „Wo ist Jen hin?“, brüllte ich. „Hier“, erklang es hinter mir. Marius mit mir reißend, drehte ich mich um. Er kam auf mich zu. „Keinen Schritt näher“, brüllte ich. Jen schien die Nadel am Hals seines Assistenten erst jetzt wahr zu nehmen. Ich konnte seine Gedanken förmlich erahnen. Für den Bruchteil einer Sekunde nahm er eine Haltung ein als wolle er sich auf uns zu bewegen, denn im Endeffekt war ihm sicher sogar Marius egal.

Aber was ihm nicht egal wäre, wäre wenn ich Bluffen würde und sein Assistent erkennen müsste, dass er nur ein zu opfernder Bauer in einem Spiel war. Und wenn wir uns dann verbrüderten und ich ihn hier raus schaffte, könnte einiges ans Licht kommen, was Jen nicht gefallen würde. Und das war auch der einzige Grund warum er inne hielt. Wir blufften beide und wir wussten es. „Wer sucht alles nach mir?“, schrie ich. Denn eigentlich hatte ich zu wenig Fragen um Antworten zu verlangen. „Die Polizei. Das konnte ich leider nicht verhindern. Aber du hast jemanden

getötet.“ „Wie ist das möglich? Ich denke als Sukkubus entzieht man nur wenige Tage des Lebens.“ „Du bist kein gewöhnlicher Sukkubus. Du bist die nächste Stufe.“ Mir lief es kalt den Rücken runter. So redeten doch nur Wahnsinnige. „Aber jetzt ist auch die Öffentlichkeit hinter dir her und ich kann nicht zulassen, dass du alles was ich erreicht habe zerstörst.“ Und mit einer Schnelligkeit, die sogar meine Reflexe übertraf zog er eine Pistole und drückte ab. Aus ihr kam keine Kugel sondern eine Art Spritze. Und obwohl nur mein Arm das einzige

war, dass nicht hinter Marius schutz gefunden hatte, traf er. Ich taumelte nach hinten und ließ ihn los. Ich spürte die Schmerzen. Dann Müdigkeit, dann Wut.

Kapitel 18 (Ab hier aus belles sicht)

Belle Als Kristie mich fragte, ob ich etwas für sie tun würde war mir schon mulmig zu mute. „Du bist die beste Freundin, die ich je hatte“, hatte sie begonnen. Ja, wir hatten uns in der kurzen Zeit, die wir miteinander verbracht hatten gut kennen gelernt, aber ich wusste nach 300 Jahren, was ich von Freundschaft zu halten hatte. Seit Tagen hatte ich bemerkt, dass Kristie unruhig und hampelig war. Ihre Augen verrieten mir, da sie entweder gedankenverloren vor sich hin starrten,

oder sehnsüchtig in weite Ferne, dass sie nur weg wollte. Aber ich brauchte sie. „Ich muss hier raus. Ich komme wieder, aber ich muss etwas versuchen.“ „Du willst zu Jen und das auf eigene Faust.“ Die Kleine hatte etwas vor. Ich hoffte, dass sie wusste was sie da tat. Aber so dumm war sie nicht, um einfach gegen Jen los zu ziehen, ohne einen konkreten Plan, oder? War ich selber besser gewesen, als ich sie da raus geholt hatte? Gut ich kannte mich aus, und, vor allem, das Sicherheitssystem. „Er wird mir nichts tun, ich bin sein erster gelungener Versuch.“ Ich zog eine Augenbraue hoch. Dachte

sie das wirklich? Doch darüber wollte ich jetzt nicht nachdenken. Stattdessen schoss mir ein anderer Gedanke durch den Kopf. „Rico wird das nicht zulassen. Und wenn du mit Jen telefonierst?“ „Damit er uns Orten kann? Und was Rico angeht, dafür brauche ich dich.“ Na, das war ja mal wieder klar. Aber gut, solange Rico das Hindernis war, konnte ich ja so tun, als wollte ich im Prinzip gerne, aber mir waren ja die Hände gebunden. „Ich bin seiner Gnade ausgeliefert, er beschützt mich nur, solange du hier bist. Er könnte mich an den Rat ausliefern.“ „Dann hilfst du ihm, mich zurück zu

holen. Bitte ich brauche nur ein-, zwei Tage. Du lockst ihn auf eine falsche Fährte und sorgst dafür, dass ich unentdeckt hier weg komme“, schlug Kristie vor. „Was genau hast du vor?“, fragte ich skeptisch. „Das sage ich dir, wenn ich sicher sein kann, dass du mich nicht verrätst.“ „Ich würde nie…“, begann ich. „Spars dir!“ Ich biss mir auf die Lippe. Ja, ich hielt aus Erfahrung nicht gerade große Stücke auf Freundschaft, aber ich wünschte mir sowas irgendwie schon. Und irgendwie hatte ich auch gehofft, in Kristie so etwas zu finden, auch wenn ich sie

zugegeben, nicht ganz für voll nahm. Sie war so zerbrechlich und naiv, und erinnerte mich an mich. Alles was ich schon durch hatte, hatte sie noch vor sich. Ihr letzter Satz tat mir trotzdem weh. Hatte sie etwas von meinen Gedanken gemerkt? Immerhin brauchte ich sie mehr als alle anderen, um mich an Jen zu rächen. „Was wäre ich für eine Freundin, wenn ich dich der Gefahr aussetze?“, sagte ich also. „Eine Gute. Das würde zeigen, dass du mir und meinem Plan vertraust.“ Schweigen. Puh, so ich hatte sie wieder in meinem emotionalen Bann. „Bitte wenn du mir dabei hilfst, werde

ich dir auch bei Jen helfen.“ „Vielleicht kannst du das dann nicht mehr“, warf ich ein. „Selbst wenn ich nicht mehr Stark bin, er wird immer noch Interesse an mir haben, zu irgendwas werde ich gut sein.“ „Das meinte ich nicht“, tadelte ich sie. Nun vielleicht konnte ihr Alleingang mir auch schon nutzen. Ich erinnerte mich an etwas. „Aber okay, versprich mir nur eins, klau alles was dir in Jens Hütte unter die Finger kommt. Alles könnte uns helfen. Natürlich sollt du nicht alles klauen, aber ich denke du kannst was Nützliches von etwas Unnützem unterscheiden. Also, was hast du

vor?“ Und dann war da noch dieses Festival. Die perfekte Gelegenheit. Aber Rico schien etwas zu Ahnen. Es war fast albern, wie er zu verdecken versuchte, dass er uns überwachte. Ich merkte ja, dass da was zwischen ihm und meiner Kleinen abging, aber klar kriegten die es nicht geschissen und zugegeben unter Sukkuben und Inkuben war es immer kompliziert, weil Polygamie nicht aus blieb, aber dachte er wirklich, dass das die Sache besser machte? Klar es ging nicht darum, was zwischen ihnen lief. Seine kleine Rebellion gegen den Rat war ihm wohl wichtiger.

Idiot! Naja mir konnte es nur recht sein, wenn da nichts lief. Kristie war wie ich früher, sie würde sich für ihn verlieren und dann nütze sie mir nicht mehr viel. Unser Unterfangen würde schwierig werden, denn Rico hatte viele Aufpasser angeheuert, natürlich unter dem Vorwand, dass sich alle auf dem Festival amüsieren sollten. Ich machte mir gar nicht erst die Mühe, mir ihre Namen zu merken. Und, da auch Frauen dazu gehörten, war ich ehrlich gesagt ziemlich mies drauf. Ich habe da ein ausgeprägtes Konkurrenzdenken. Ich weiß zwar, dass mir diese großbusigen Blondinen nicht das Wasser reichen konnten, aber sie

waren Hindernisse im Hinblick auf meine Beute. Und ich wollte ihnen gar nicht erst die Genugtuung geben, dass sie mich verunsicherten. Ich war mir sicher, dass das bei Kristie der Fall wäre, aber sie schien sie gar nicht wahr zu nehmen. Hätte eine von diesen Tussen sich an Rico rangeschmissen, sähe die Sache vielleicht anders aus, aber auf den hatte sie seit der Entführung eh einen riesen Brasst, was mich, so leid es mir auch für sie tat, ziemlich amüsierte. Ich sah Rico aus irgendeinem Grund gerne scheitern, auch wenn er im Moment das einzige war, was mich vor dem Rat schützte. Wie war ich nur in diese Lage

gekommen? Jen hatte mir alles Versprochen, und nichts gehalten. Er hatte für seine Experimente mein Blut genommen, was ich eigentlich verschmerzen konnte, ich dumme Kuh hatte es ihm freiwillig gegeben, aber für seine Lügen würde ich ihm alles nehmen. Das blonde Busenwunder, und hey, das sage ich mit meinen üppigen Kurven, also kann hier von Neid nicht die Rede sein, stieß mich an. Wir waren da. Ich beeilte mich zu Kristie zu gelangen um mir das Zelt mit ihr teilen zu können. Heute ließen mich die Gedanken an Jen und seine Versprechen nicht los. Ich musste mich irgendwie ablenken. Ich stierte Kristie an, und dann wusste ich

was ich tun konnte, nämlich was ich am Besten konnte: Stylen. „Maus, du fällst hier auf wie ein bunter Hund in deinem süßen Kleidchen, da müssen wir was machen“, sagte ich kurzentschlossen. Ich kramte in meiner Tasche, und fand recht schnell das Richtige. Ich rechnete damit, dass draußen mindestens ein Bewacher wartete, dass wir in Aktion treten würden und so ließ ich ihn extra lange warten, während ich Kristies Augen dramatisch betonte. Doch schließlich war es so weit. Wir gingen nach draußen, da Kristie es kaum noch abwarten konnte. Ich hatte meine Hausaufgaben gemacht. „Hier gibt es einen Bahnhof“, flüsterte

ich und lugte misstrauisch über die Schulter zu einem unserer Verfolger, der allerdings durch die laute Musik nicht in Hörweite war. „Du musst ein Mal umsteigen.“ Ich steckte ihr etwas Geld zu. Es war nicht leicht welches aufzutreiben. Nun mein Konto ist voll davon, das ist der Vorteil, wenn man ein Sukkubus ist, und schon lange lebe. Aber unsere Kontobewegungen durften im Moment nicht verfolgt werden, und Rico kam für alles Wichtige auf, wobei ein schönes Kleid für Kristie wichtiger war, als wenn ich mal was wollte. Ich konnte froh sein, wenn ich meine Schokoriegel bekam. Und die Pfeife merkte es nicht einmal.

Okay, ich will nicht so über sie sprechen, immerhin war sie gerade mein Hoffnungsträger. Letztendlich hatte ich mal wieder einen Banker beglückt und mir im Austausch dafür, etwas Geld geben lassen. Das klingt schlampig? Verhurt? Moralisch falsch? Mag sein, aber im Angesicht der Lage schien mir das durchaus angebracht. Immerhin hatte er die wohl beste Nacht seines Lebens mit mir gehabt, dass zusätzlich dank mir, noch etwas kürzer war. Shila und noch so einer, hatten jetzt das Babysitten übernommen. Kristie lächelte gerade einigen Jungen aus der Menge zu. Na gut, sie lernt dazu. Und dann

rempelte sie dieser Typ an. Ich hatte fast einen guten Eindruck von ihm, bis er einen sehr direkten Anmachversuch startete, der aber mit Kristies immer stärker werdender Anziehung zu tun hatte. Die Kleine war inzwischen wirklich gut im Umgang mit ihren Kräften. Das störte mich fast etwas, aber ich versuchte mich davon zu überzeugen, dass ich den Typen eh uninteressant fand. Was auch gestimmt hatte, bis er in ihre Fänge geriet. Kristie ging mit ihm in Richtung Zelt. Man sah, wie es ihr Selbstbewusstsein stärkte, denn sie zwinkerte Shila provozierend zu, die ihr grimmig in einigem Abstand

folgte. Mich beobachtete keiner. Nun gut, ich hätte mich amüsieren können, aber danach war mir gar nicht. Denn so langsam stieg auch die Anspannung in mir hoch. Mein Handy piepte. Es war eine SMS von Kristie. Es ging los. Na, die hatte sich ja schnell aufgeladen. Einen Moment lang überlegte ich abzuhauen und unterzutauchen. So war ich vielleicht sicherer vor dem Rat, aber dann verlor ich Kristie und meine Chance auf Rache. Und vielleicht taugte Ricos Schutz ja doch etwas. Zudem hätte ich meine ganzen, schönen Klamotten zurück lassen müssen. Ich schlenderte etwas umher um einen

unschuldigen Eindruck zu erwecken. Wann sie wohl merken würden, dass Kristie weg war? Sie waren schneller, als ich angenommen hatte. Bald kam Rico auf mich zu. „Wo ist Kristie?“, sagte er in etwas unhöflichem Ton zu mir. Vor ihr riss er sich mir gegenüber zusammen, aber war sie mal weg dann aber Oho. „Ich weiß es nicht genau. Frag doch einen deiner Wachhunde“, gab ich ebenso unhöflich zurück. Ich wusste, dass er mich als den Parasiten sah, den alle in Kristie sehen wollten. Ach ja, ihre Unschuldstour war auch ein guter Jagdtrick. Bei ihm hatte

sie gewirkt, dem mächtigen Rico von dem keiner wusste, was ihn so mächtig machte. Aber ich hatte den Eindruck, dass er irgendwem die Schuld geben musste, an dem Aufruhr der gerade herrschte, wegen des gestohlenen Blutes. Nun unschuldig war ich wirklich nicht, aber ich fühlte mich ungerecht behandelt. „Und warum ist sie nicht bei dir?“, fragte er, ohne auf meine Provokation einzugehen. „Sie hat einen aufgerissen.“ Es bereitete mir Vergnügen zu sehen, wie ihn das traf. Natürlich wusste er, dass es sein musste, schließlich hatte er diesen Trip eigens dafür angeordnet, aber gegen

Eifersucht waren auch wir eben nicht gefeit. Er zückte sein Handy und rief Shila an. Eine Mischung aus Verärgerung und Erleichterung zeigte sich in seinem Gesicht. Verärgerung darüber, dass sie sich offensichtlich mit einem Anderen amüsierte und Erleichterung, dass sie noch auf dem Festival war. Wenn du wüsstest, dachte ich grimmig. Bald ist sie wieder bei Jen und sieht Marius wieder. Warum auch immer, aber ihr bedeutet der Idiot mehr als du. Das hatte sie mir nicht sagen müssen, ich glaube sie wusste selbst nicht einmal wie sie zu Rico stand, aber bei Marius war sie immer sehr sicher gewesen. Ich

stöhnte auf. Dieses dumme Stück. War es ihr am Ende nur darum gegangen? Fuck! Ich überlegte, ob ich Rico was sagen sollte, dass er sie aufhielte. Aber dazu war ich mir nicht sicher genug. Außerdem würde es dann erst recht auf mich zurück fallen, weil sie dann wussten, dass ich eingeweiht war. Rico verlangte von Shila sofort zurück zu rufen, sobald Kristie wieder aus dem Zelt kam. Und ihre Wirkung auf ihn sollte ihr zum Verhängnis werden, denn mit jeder verstreichenden Minute wurde er unruhiger. „Wie lange dauert das denn?“, murmelte er. Und dann wandte er sich an mich. Sei Kopf wurde bei dem was er sagte immer

röter. „Wie… wie lange braucht sie normaler Weise?“ Meine Güte, du bist ein Inkubus, das Thema Sex sollte für dich eben kein Thema sein. Aber es schien ihm wirklich unangenehm, so in ihre Privatsphäre einzudringen, wobei das nicht lange der Fall sein würde, ich ahnte nämlich schon, dass er bald Shila ins Zelt schicken würde. „Was weiß ich. Sie ist ein Neuling was das angeht. Sie kann mit ihrer Erregung noch nicht so umgehen, wenn du mich fragst ist sie schneller fertig, als unsereins, die inzwischen wissen, das zu genießen“, sagte ich kokett lächelnd. Nicht um ihn zu beeindrucken, mehr weil

ich meine Aussage so treffend fand. Aber dann fiel mir auf, dass ich seine Unruhe damit nur geschürt hatte. Warum hatte ich das gesagt? Jetzt würde er ihr Verschwinden schneller bemerken. Oder wollte ich das sogar? War mein Unterbewusstsein mir einen Schritt voraus und war sich darüber im Klaren, dass es Kristie nicht darum ging, Jen zu schaden, sondern nur Marius wieder zu sehen? Und ich hatte es nicht sehen wollen, weil ich davon ausging, dass mein Rachegedanke ihrer war? „Wo ist euer Zelt?“, fragte er mich grob. Ich führte ihn hin. Bedacht darauf schön langsam zu gehen obwohl er mich um Eile ermahnte. Das tat ich nicht, um

Kristies Vorhaben zu schützen, sonder um ihn zu Ärgern. Obwohl es auch für mich besser wäre, wenn wir sie aufhielten, wenn sie wirklich gar nicht zu Jen wollte. Ich war beeindruckt, als Rico selber den Zelteingang öffnete, anstatt Shila das machen zu lassen, und sich den Anblick zu ersparen. Aber er fand nur den Ohnmächtigen Knaben vor. „Scheiße“, brüllte er. „Shila kümmer dich um ihn.“ Er wandte sich mir zu. „Wo ist sie? Was hat sie vor?“ „Meine Güte. Vielleicht ist sie pinkeln. Und das ist nicht der erste Typ, den sie bewusstlos Vögelt.“ Ich hoffte, dass das gesessen hatte, aber

er war viel zu aufgebracht, um die Stichelei zu bemerken. „Das hätte Shila doch mitbekommen“, zischte er. Ich wusste, dass ich es mir durch den nächsten Kommentar mit Shila noch mehr verderben würde, als so wie so schon, aber das war mir egal. „Vielleicht kriegt deine Shila nicht alles mit.“ Wie erwartet, ein böser Blick ihrerseits. Schnell stellte sich raus, dass niemand Kristie gesehen hatte und dabei hatten wir extra noch mal auf den Toiletten nachgeguckt. Rico nahm mich an die Seite. Er versuchte ganz ruhig zu sein, aber ich

bemerkte die pochende Ader an seiner Stirn. „Wo ist sie? Was hat sie vor?“, wiederholte er seine Worte. Jetzt hieß es stark bleiben, sie durften nicht merken, dass ich da mit drin hing. „Ich weiß es wirklich nicht“, sagte ich und hielt seinem Blick stand. „Wo könnte sie sein?“, versuchte er ruhig zu sagen, aber seine Anspannung ließ seine Stimme leise und drohend werden. „Was weißt du über ihre Vergangenheit.“ „Ich kenne ihre Vergangenheit nur bis zu dem Punkt, an dem sie auf Jen traf. Ich glaube alles davor versucht sie selber zu vergessen, warum sollte sie es dann mit mir teilen. Aber wenn ich raten dürfte,

dann führt es sie bestimmt wieder zu ihm“, sagte ich. Je schneller wir das dumme Küken wieder einfingen desto besser.

Kapitel 19

Rico ließ uns aufteilen. Er raste mit dem einen Wagen Richtung Bahnhof und der andere Wagen sollte Jens Labor als Ziel haben. Eins musste man ihm lassen, dass er auf den Bahnhof gekommen war, war nicht ganz blöd. Zwar hatte ich ihm, wie Kristie mir geraten hatte, gesagt, dass sie inzwischen das Fahren beherrschte, aber er wollte auf Nummer sicher gehen. Ich ärgerte mich etwas, weil ich noch keine Zeit hatte, mich aufzuladen und Shila fuhr wie eine bekloppte die Autobahn nach Klein- Nielieb entlang. Sollte ich eigentlich nichts gegen haben, aber meine Selbstheilungskräfte

funktionierten aufgeladen besser, würde jetzt was passieren, liefe das nicht ganz so cool für mich ab. Aber ich kannte Shila gut genug, um zu wissen, dass sie das alles nur tat, um es Rico recht zu machen, ihn zu beeindrucken. Shila, Megabrust und ich wechselten uns mit der Wache vor Jens Forschungsvilla ab. Doch auch bis zum nächsten Morgen war Kristie nicht aufgetaucht. Wenn ich dran war mit Wache schieben, dann weckte ich, trotz Müdigkeit, meine Wachablösung extra spät. Ich googlete wie lange die Bahnfahrt hierher dauerte. Als der Morgen graute, hätte sie längst da sein müssen. War sie aber nicht.

Verdammt sie hatte uns alle getäuscht und ich konnte nicht umhin, zum ersten Mal Anerkennung für sie zu empfinden. Ich bekam mit, wie Marius morgens das Institut betrat. Und dann war Shila wieder dran. Laut ihr hatte auch nur er das Institut am Mittag wieder verlassen. Ich konnte schlecht sagen, dass wir ihn eigentlich verfolgen müssten. Sonst käme raus, dass ich mehr wusste und ich nahm Kristie die Chance mit Marius wieder her zu kommen und Jen zu schaden. Irgendwann rief Rico an und sagte, er wäre jetzt auch in der Stadt und hätte den Bahnhof abgeklappert. Wenn sie noch nicht am Institut aufgetaucht sei, können wir unseren Posten verlassen, für

eine Lagebesprechung. Wahrscheinlich sei sie ganz woanders hin abgehauen, denn schließlich kannte keiner ihre Vergangenheit, und was für Rechnungen sie noch offen hatte. Als man noch nichts von den Gefahren des Rauchens wusste, habe ich geraucht. Damals war das eine coole Sache als die ganzen Hollywood Diven noch an den Zigarettenspitzen saugten, es sah beeindruckend aus und jeder wollte es nachmachen. Inzwischen behandle ich meinen Körper wie einen Tempel, ich rauche nicht, trinke nicht, und achte auf eine ausgewogene Ernährung. Aber jetzt brauchte ich eine Ausrede, um einmal

aus dem Auto heraus zu kommen, und von der Gruppe weg. Ich kaufte mir im Bahnhof eine Schachtel, während wir auf Rico warteten. Anschließend ging ich ganz brav nach draußen, aber schon beim ersten Zug bekam ich ein schlechtes Gewissen. Nun ich hatte keinen Grund dazu. Leider war mein Körper im Moment nur mein eigener. Aber für meinen größten Wunsch wollte ich ihn mir in Bestform halten. Ich drückte die Zigarette nach zwei Zügen aus, blieb aber noch eine Weile draußen stehen. Ich tippte gelangweilt auf meinem Handy herum. Unter anderem ging ich mein Adressbuch durch und hielt bei Marius inne. Und wenn ich da mal einfach

anrufen sollte? Ne, sicher nicht. Ich erschrak fürchterlich als mir ein spitzer Finger, mit einem langen rosa Kunstnagel oder besser gesagt Kralle, auf die Schulter tippte. Es war Megabrust. Sie glotze auf mein Handy und ich hoffte nur, dass sie den Namen darauf gar nicht wahrgenommen hatte. Oder zumindest hätte ich das bei klarem Verstand gehofft, aber ich war sowas von genervt von diesem Weib, dass mich nur ärger überflutete. Eine Kaugummiblase aufpustend holte sie ihr Handy hervor und tippte darauf herum. Konnte diese Tussi denn nichts anderes? Ich sah sie nie ohne das Teil vor dem Gesicht. Mit wem konnte man so viel schreiben? In

meiner Jugend war man auch ohne Whats App ausgekommen. „Rico wartet“, näselte sie und das erklärte auch, warum sie mich hier behelligte. „Und ej, hast du auch eine für mich?“, fragte sie und deutete auf die Schachtel, die noch in meiner Hand lag. Ich funkelte sie düster an, ich wusste, dass sie noch jung war, sonst würde sie nicht so übertrieben mit der heutigen Mode gehen. Wenn man so lange lebte wie ich, sah man Mode zwar als etwas Praktisches und Schönes, aber auch als etwas was kam und ging. Man entwickelte Stiel, denn der war Zeitlos. Klar warf ich mich zum Aufladen auch in

enge Nettigkeiten, aber irgendwie sah ich das mehr als Berufskleidung an, auch wenn ich einen Faible für Knappes hatte, das konnte ich nicht leugnen, aber, das lag daran, dass ich noch Zeiten kannte, in dem das meiste verhüllt werden musste. Aber ihre Jugend ermöglichte ihr doch so viel, und dann war sie bereit, sich so zu schaden? Trotz allem drückte ich ihr die Schachtel in die Hand. „Erfreu dich dran“, sagte ich zuckersüß und sie blinzelte mich verwirrt an. Wir kamen zurück zu den Anderen. „Was dauert, das so lange?“, zischte

Rico. „Schätzchen, hast du etwa Angst, dass Kristie uns davon läuft? Ach nein, das ist sie ja schon“, sagte ich gespielt fröhlich zurück, als wäre es nur eine Stichelei unter Freunden. Und dann fing die Diskussion an, was man machen könne. Jeder hatte dazu eine Meinung, aber keinen wirklich guten Vorschlag, der uns weiter brachte. Ich hielt mich zurück und Megabrust auch, aber das lag daran, dass ihr IQ wahrscheinlich nicht für konstruktive Ideen reichte, geschweige denn, dass sie wirklich verstand was hier los war. Nun, das war wohl bei den meisten so, denn sie wussten nur von den Gerüchten, was

an Kristie so besonders war, sie wussten, dass wir gesucht wurden, wegen dem geklauten Blut, aber Rico hatte niemanden eingeweiht, außer Shila. Die Leute, die er als Aufpasser geholt hatte, waren nur über ihre Aufgabe aufgeklärt worden. Irgendwann ruhten alle Blicke fragend auf mir. Mir wurde klar, dass ich gerade nach meiner Meinung gefragt worden war, und ich wusste, dass ich etwas beisteuern musste. Mir war klar, dass Rico schon recherchiert hatte aber ich stellte mich dumm: „Ich würde sagen, wir gehen in die Bibliothek wegen Internet oder ins Stadtarchiv, für das Namensverzeichnis und gucken, ob wir

da was rausfinden.“ Ich wurde leicht belächelt, weil das mit der Bibliothek unnötig war, jeder hatte ein Smartphone. Aber Rico nickte. Vermutlich wollte er nicht durchblicken lassen, dass er bereits alles wusste, was man rausfinden konnte. Zumindest mit den normalen Mitteln, die einem zur Verfügung standen. Seit er sich vom Rat distanziert hatte, hatte er natürlich keinen Zugriff mehr auf Regierungs- oder Polizeicomputer. Aber ich glaube er hatte Angst, was übersehen zu haben. „Okay Shila, Molly, Belle: Ihr guckt noch mal im Internet nach, wir klappern weiter die Stadt ab“, beschloss er. Ach, Molly hieß der pinke Paradiesvogel.

Naja, gut, bei mir blieb sie Megabrust. Wir gingen tatsächlich in die Bücherei, da diese in der Nähe vom Stadtarchiv war, und Molly ihr Datenvolumen schonen wollte. Ich musste grinsen, als sie bei der Menge der Bücher staunte. Sie hatte wohl noch nie eine Bibliothek von innen gesehen. Ich weiß nicht, wonach Shila suchte, ich hatte sowieso mehr den Eindruck sie war nur da, um mich zu überwachen. Ich jedenfalls suchte die sozialen Netzwerke ab, aber fand nichts. Und einen Nachnamen hatten wir nicht. Ich ärgerte mich, sie nie danach gefragt zu haben. Ich guckte auf den Seiten der städtischen Schulen nach und sogar auf das-Örtliche.

Nichts. Shila ging es, ihrem frustrierten Blick nach zu urteilen, ähnlich. Sie ging mehrmals raus zum telefonieren, auch wenn ich es verdammt naiv fand, dass dann nur noch Blondie als Aufpasser für mich zurück blieb. Aber ich war eh inzwischen richtig versessen auf meine Computerarbeit, wenn man sich etwas rein fuchste machte es richtig Spaß. Klar kannte ich mich in Sozialen Netzwerken und Chatrooms aus, aber ansonsten mied ich die moderne Elektronik eher. Wenn zwei Drittel des Lebens ohne Elektronik stattfanden, dann hat man eine gewisse Skepsis, wenn es auf einmal jedes Jahr etwas Neueres gab.

Technische Errungenschaften waren früher wenigstens etwas seltener. Und wenn die Forschung trotz allem nicht so weit war, einem den größten Wunsch zu erfüllen, dann bewunderte man sie auch irgendwann nicht mehr. Gerade war Shila wieder draußen Telefonieren, als mir auffiel, dass ich auch mal wieder frische Luft gebrauchen könne. Ich trat vor die Tür der Bibliothek und hörte, obwohl Shila um die Ecke stand, ihr hysterisches Kreischen. „Ich habe es dir schon gesagt, von mir erfährst du nichts.“ Oh, das war interessant. Da gab es anscheinend noch Konflikte von denen

ich nichts wusste. Rico, wie ich vorher angenommen hatte, konnte es ja nicht sein, dem hätte sie alles verraten. Ich grinste und holte mein Handy hervor und ließ das Tonband laufen. Das konnte nicht schaden. Es war zwar nur ein Gefühl, aber es war ja immer gut, möglicherweise, was gegen jemanden aus der Gruppe in der Hand zu haben. Lange passierte nichts Spannendes. Sie hörte eine Weile zu und sagte dann bestimmend nein. Und dann sagte sie etwas, was mir sehr zu Pass kam. „Karl, ich weiß nichts über einen Marius. Und zu dem Mädchen fehlt uns jede Spur.“ Karl, der alte Stiefellecker des Rates?

Der Laufbursche für alle angenehmen und unangenehmen Aufgaben? Und nun ein Dorn in Ricos Augen? Ich wusste nicht was genau im Rat vorgefallen war, aber, dass Rico und Karl sich nicht besonders mochten, war allgemein bekannt. Und ich hatte das Gespräch auf Band und das konnte man sehr zu ihrem Nachteil nutzen. Ich überlegte noch was nun zu tun sei, als Shila um die Ecke bog und mich sah. Für den Hauch einer Sekunde hielt sie erschrocken inne, bis sie sich wieder fasste. „Ich muss auflegen“, sagte sie kühl. „Musst du mich jetzt schon belauschen?“, fragte sie dann an mich

gewandt. Schlechte Taktik um heraus zu finden, was ich alles mitbekommen hatte. Ich wollte gerade hämisch grinsen und einen Kommentar abgeben, der sich gewaschen hatte, als sie schneller als ich begreifen konnte, nach unten auf mein Handy sah, das die Tonaufnahme noch verräterisch anzeigte. Sie riss es mir aus der Hand, als ich noch dabei war, zu begreifen, was das für die nahe Zukunft bedeutete. Zum Beispiel, dass sie Fragen stellen würde und es Streit gäbe. Aber, das sah ich nicht kommen: Das Handy flog gegen die nächste Mauer und zerschellte. Ich war einem Ausraster nahe. Immerhin war da viel Wichtiges drauf, nicht zuletzt

die Aufnahme die ich gerade gemacht habe, aber auch schöne Fotos von mir, oder auch von Kristie, die uns bei der Suche bestimmt behilflich waren, und ich bezweifelte, dass wer von den anderen ein Foto von ihr hatte. Und natürlich war da meine Musik drauf. Ich bin nicht sonderlich musikalisch, aber ich brauche sie manchmal, und es hat ewig gedauert, mir all die Lieder zusammen zu suchen, die mich auch noch in der Moderne ansprachen. In meiner Wut fiel mir nichts Besseres ein, als ihr mächtig auf den Fuß zu treten.

Ich habe meistens irgendeine Erwiderung auf der Zunge, aber nicht,

wenn bei mir das Fass am überlaufen ist. Sie hingegen schien sich noch ausdrücken zu können. „Bist du bescheuert?“, keifte sie und zog mir an den Haaren, worauf hin ich sie ebenfalls am Schopf griff und mich da hinein krallte. Wir traten, kratzten und hauten uns eine Weile. Es war Megabrust, die schließlich zwischen uns ging. Beziehungsweise, sie stand plötzlich da und säuselte: „Na na, wir Schwestern müssen doch zusammenhalten.“ Dieser Satz war so doof und klischeehaft, dass wir beide Innehielten. Ich kam tatsächlich wieder etwas zu Verstand und bemerkte, dass Shila die

Sprechende verächtlich ansah. Nun Shila war nicht die Hübscheste und Megabrust sah mit ihrer Künstlichkeit auch irgendwo ansprechend aus, aber ich glaube der Satz gab Shila den Rest in ihrem Neid und in ihrem Unverständnis darüber, dass Megabrust in dieser Operation einen kaum niedrigeren Rang hatte, als sie selber. Das dumme Blondchen sah unser Innehalten anscheinend als Sieg an. „Nichts sollte schlimm genug sein, Freundinnen zu entzweien“, legte sie noch einen drauf. Ich glaub ich hör nicht richtig, dachte ich. Die hat aber gewaltig was nicht mitbekommen. Freundinnen? Und

natürlich gab es genug was auch gute Freundinnen entzweien konnte, das dumme Huhn war echt noch so jung, dass sie an Freundschaft glaubte. Aber trotz allem merkte ich, dass ich und Shila uns so hingestellt hatten, dass sie nicht aufs zerschmetterte Handy gucken konnte. Das war unsere Sache. Megabrust ging wieder hinein, selbstgefällig grinsend, versteht sich. Ich und Shila guckten uns verstohlen an. Ich schlenderte langsam zu den Resten meines Handys und sammelte Speicherkarte und Sim ein. Beides war heile geblieben. Shila schien nicht genug Ahnung zu haben, um zu wissen, dass damit die Daten Gesichert waren. Aber wie ich die

Scheißdinger kannte, war die Aufnahme trotzdem weg, weil das Handy mittendrin kaputt gegangen war.

Kapitel 20

Wir wechselten ins Stadtarchiv. Das war zum Glück digitalisiert worden und so gaben wir einfach Kristie ein. Auch da kam nichts Passendes. Eine ältere Frau hieß hier so. „Vielleicht ist es die Mutter oder eine Verwandte, nach der Kristie benannt wurde“, dachte ich laut. Doch auch unter ihren Kindern, alle Samt längst selber Eltern, wurden wir nicht fündig. Was, wenn sie gar nicht Kristie hieß, überlegte ich düster, wenn alles was sie uns erzählt hatte nicht der Wahrheit entsprach. Wir wussten ja nicht, in wie weit Jen sie manipuliert hatte. Vielleicht

hatte sie nicht mal gelogen, aber selbst geglaubt, dass sie ein Straßenmädchen namens Kristie war, und nichts davon stimmte. Ich hoffte so sehr, dass dieser Gedanke nicht der Wahrheit entsprach. Einerseits verletzte es mich, von ihr belogen worden zu sein, keine Ahnung warum, und andererseits fand ich auch den Gedanken schrecklich, dass sie Opfer einer so großen Manipulation geworden wäre, was dann letztendlich auch mit meine Schuld wäre. Wir verließen das Archiv wieder und schlossen zu Rico auf, der sich schon eine ganze Ecke vorgearbeitet hatte. Ich machte keine langen Umschweife, Shila sah mich zwar warnend an, und ich

wäre die größte Petze aller Zeiten, aber das war mir egal. „Shila hat mein Handy zerstört“, klagte ich an, während sie sich sofort lautstark verteidigte. Es war ungefähr so, wie wenn zwei kleine Kinder Streit hatten, und zur Mutter wegen Schlichtung rannten, und die gar nicht schlichten konnte, weil sie nur zwei sich übertönende Kinder vor sich hatte. Nur im Gegensatz dazu musste Rico nur einmal kurz um Ruhe bitten da verstummte Shila auch schon. Ich zeigte ihm Stumm die Reste des Handys. „Sein wir mal ehrlich, Kristie würde sich am ehesten bei mir melden“, sagte ich

ruhig und wusste, dass ich damit Shila so richtig in die Scheiße ritt. „Warum hast du das gemacht?“, fragte Rico bedrohlich ruhig. „Ich… Ich“, stotterte sie. Da war wem wohl noch keine Ausrede eingefallen. Ich grinste hämisch: „Ja, Shila, warum hast du das gemacht?“ „Ich bin einfach aus der Haut gefahren, es tut mir Leid“, meinte sie. Rico wurde nun lauter, er schien ihr zu glauben, da auch er wohl meine ganzen Gehässigkeiten gegen sie mitbekommen hatte, aber war doch sehr ärgerlich, weil er wusste, dass ich Recht hatte. „Hättest du das nicht irgendwie wie eine Erwachsene klären können? Wie alt bist

du? Ist dir klar, dass wir es dadurch nur schwerer haben Kristie zu finden?“ Shila starrte zu Boden. Rico brüllte noch eine Weile und als er merkte, dass ihn das nicht weiter bringen würde, ließ er von ihr ab und ignorierte sie erst mal. Wenn er fragen hatte, zu dem was wir rausgefunden hatten, und wie wir vorgegangen waren, wendete er sich sogar an mich. Megabrust traute er wohl nicht wirklich zu, dass sie was dazu sagen konnte. Irgendwie war sie nur zur Zierde dabei. Wir fuhren durch die Straßen und waren schließlich in einem Stadtteil, der mir äußerst bekannt vorkam. Ich musste eine

Weile überlegen wieso. Hier wohnte Marius, fiel es mir schließlich wie Schuppen von den Augen. Und dann sah ich die Polizeiwagen. Ich befürchtete das Schlimmste. Was wenn Kristie etwas passiert war? „Halt“, rief ich, obwohl Rico schon langsamer fuhr und neugierig guckte. Er sah mich fragend an. „Ich finde wir sollten das überprüfen.“ Rico nickte, er hatte wohl ähnlich gedacht. Wir stiegen aus und fanden uns in einer Menge von Gaffern vor einer Bar wieder. Der Bereich vor der Bar war abgesperrt. Ich war mir meines Outfits bewusst, aber ich trat trotzdem aus der Menge. Ich

streckte dem Typen der an der Absperrrung darauf aufpasste, dass auch wirklich nur Leute hinein kamen, die die Befugnis dafür hatten meine Hand hin. Perplex ergriff er sie. „Kripo“, sagte ich kurz weil mir die Fachausdrücke fehlten. „Dana Dückers von der Kripo. Sagen sie mir bitte, was hier vorgefallen ist.“ Ich ließ meine Beeinflussungsküste spielen. Er beäugte mich erst mal lange von oben bis unten. Ihm schien zu gefallen, was er sah. Dümmlich grinsend warf er sich in Pose und machte einen auf „Ich habe die Lage im Griff“. „Hier ist ein Mann umgekommen. Vermutlich was mit dem Herzen. Kurz

vorher hat ihn so ein junges Ding geküsst und ist dann abgehauen. An sich nichts Besonderes. Wir sind nur zur Überprüfung hier. Wir müssen aber die Obduktion abwarten. Wenn du mich fragst, liegt hier kein Verbrechen vor, nur das Verhalten des jungen Mädchens war verdächtig.“ „Danke“, sagte ich, lächelte ihn an und wollte mich abwenden. „Wollen Sie nicht den Tatort besichtigen?“, fragte er verwirrt. Ich drehte mich stocksteif wieder zu ihm um. Na toll, jetzt musste ich wohl noch ein ganzes Team davon überzeugen, dass ich zur Kripo gehörte, aber okay, das würde ich wohl hinkriegen. Die

Schwierigkeit war nur, dass ich aus Krimis immer diese Typen in weißen Overalls kenne, und wo sollte ich die bitte unauffällig berühren, sodass sie mir ohne zu fragen gehorchten? „Ich werde das erst einmal weiter geben“, sagte ich und tastete nach meinem Handy, das ja, oh Schreck, kaputt war. Rico tauchte hinter mir auf und reichte mir seins. „Darf ich vorstellen, mein Assistent R… Robert Schulz“, sagte ich und war stolz auf mich, weil ich so Rico einen niedrigeren Rang verpasst hatte und mir gleichzeitig auch noch für ihn schnell ein Deckname eingefallen war. Meinen hatte ich schon öfter benutzt, aber bei wem

anders musste ich doch etwas überlegen. Der Wachmann beäugte ihn misstrauisch. Man muss sich die Kontrolle über jemanden so vorstellen, dass er einen so geil findet, dass er alles tun würde und nichts in Frage stellt. Bei Konkurrenz allerdings, suchen sie dann umso mehr nach Fehlern, und Rico war so eine Konkurrenz. Und er sah in seiner Festivalkleidung nicht gerade nach Kripo aus. Ich nahm das Smartphone entgegen und wir entfernten uns etwas. Ich hielt das Handy ans Ohr und flüsterte Rico zu: „Und jetzt.“ „Lass dir was einfallen, du hast so vorschnell gehandelt“, erwiderte Rico

ärgerlich aber leise. „Ich meinte eher, wegen Kristie. Wenn sie das Mädchen war, von dem die Rede war, dann hat sie jemanden getötet.“ „Erstens, das steht nicht fest, dass sie es war und zweitens, wer weiß vielleicht hatte der Mann nur noch sehr wenig Lebensenergie.“ „Erstens“, äffte ich ihn nach, „natürlich war sie es. Zweitens, wie wahrscheinlich ist das? In solchen Bars sind eher weniger Rentner und warum sollte sie ausgerechnet einen erwischen, der nicht mehr lange hat? Und warum sollte der sich gerade dann noch in Bars rumtreiben? Und drittes, überleg mal, wie sie sich fühlen muss. Man die läuft

wahrscheinlich gerade Amok!“ Er sah besorgt und betreten zu Boden. „Umso wichtiger, dass wir sie schnell wieder finden und uns nicht mit diesen Idioten aufhalten“, meinte Rico. „Ohne den „Idioten“ wüssten wir das gerade nicht. Und für dich sind wohl alle Menschen Idioten.“ Ich hielt inne. Ich wurde sentimental. Warum musste gerade jetzt Sympathie für Menschen hoch kommen. Ich glaube es war eine Mischung aus meiner Vorgeschichte, und Opposition zu Rico. Der ging gar nicht darauf ein. Ich drehte mich um, schlenderte gelassen auf den Wachposten zu und sagte: „Mir wurde gerade gemeldet, dass man ein Mädchen

gefunden hat, auf das die Beschreibung zutrifft. Wir werden das überprüfen.“ Jetzt konnte ich nur hoffen, dass schon eine Fahndung raus war. Klar, jetzt würde er noch hinnehmen, wenn ich mir widersprach, aber die Beeinflussung hielt nicht lange an. Spätestens Morgen würde er sich fragen, warum er die Kripotante gar nicht kannte und das einzige was mich dann vor einer Fahndung bewahrte, war, dass er mir ja so bereitwillig erzählt hatte was hier los war, was er wahrscheinlich gar nicht durfte. Und da die Leute allgemein nicht gerne Fehler zugaben, weder vor sich, noch vor anderen, würde er sich einreden, dass es schon einen Grund gegeben haben wird,

warum er mir geglaubt hat. Die Gaffer schirmten zum Glück den Blick auf das Auto ab, was offensichtlich nicht zur Kripo gehörte. Darin warteten Megabrust und ein Begleiter von Rico. Shila war mit uns ausgestiegen. Im Auto wandte sich Rico noch mal an mich. „Überleg bitte, wo könnte sie sein, es ist jetzt sehr wichtig, dass wir sie wiederfinden“, zischte er. „Sie hat auf der Straße gelebt und dann bei Jen, das ist alles was ich weiß“, sagte ich ihm zum wiederholten Male. „Gut, dann horchen wir uns mal ein bisschen bei den jugendlichen Bahnhofsbewohnern um“, entschied Rico.

Er ging im Bahnhof auf Befragungskurs. Wir drei Mädchen verfolgten ein paar von den jugendlichen, die so aussahen, als hätten sie kein Zuhause, aber wir stellten uns dabei wohl ziemlich doof an, denn entweder führten sie uns ohne Ziel durch die halbe Stadt, oder hängten uns recht schnell in dem Gewirr aus Häusern und Straßen ab. Meine Gedanken drehten sich allerdings eh nur darum, wie ich an ein neues Telefon kam. Ich war mir sicher, dass sich Kristie bei mir melden würde, wenn sie verzweifelt genug wäre. „Und was, wenn sie gar nicht verzweifelt war?“, meldete sich eine böse kleine Stimme in meinem Kopf zu Wort. „Wenn

sie gelogen hat, und so durchtrieben wie Jen ist?“ Nein! Inzwischen irrte ich mich ja wohl nicht mehr in den Leuten. Okay bei Jen war mir das passiert, aber das würde nicht mehr vorkommen.

Kapitel 21

Da man unsere Verfolgungsversuche bemerkt hatte, war ich mir ziemlich sicher, dass Kristie gewarnt worden war, wenn sie denn bei den Streunern war. Wir hatten an diesem Tag nichts erreicht. Rico mietete die Gruppe in ein Motel ein, widerwillig zwar, aber wir waren alle erschöpft. Natürlich bekam ich ein Doppelzimmer mit Molly, damit jemand ein Auge auf mich hatte. Shila traute er wohl nicht zu, dass sie diese Aufgabe ohne weitere Unfälle übernehmen konnte. Oder es war seine Form sie zu bestrafen, indem er ihr Aufträge entzog. An sich nichts

schlimmes, aber sie verzog das Gesicht noch verbitterter als sonst und tat mir fast Leid. Und Rico traute ich zu, dass er eine sadistische Ader hatte, und wusste, wie er jemandem Schaden konnte. Zuerst konnte ich nicht schlafen, weil Molly die ganze Zeit an ihrem Handy rumtippte, und der Raum dadurch in grässliches, blaues Licht getaucht war. Ganz abzusehen von dem Klappern ihrer Nägel auf dem Display, was mich wahnsinnig machte. Als sie dann tatsächlich irgendwann schlief, die Glückliche war binnen weniger Minuten selig eingenickt, war ich so in meine Wut auf sie gesteigert, dass ich nicht zur Ruhe kam, und dann noch meine Sorge

um Kristie. Ich konnte ihren Schmerz fühlen, wenn sie denn welchen hatte, schließlich kannte ich das Gefühl, seinen ersten Menschen umzubringen. Um vier Uhr morgens duschte ich. Es hatte keinen Zweck mehr, zu versuchen zu schlafen. Ich kam gerade aus dem Bad, trocknete mir die Haare mit einem Handtuch, als ich bemerkte, dass Molly sich schnell umgedreht hatte, um sich schlafend zu stellen. In mir stieg Wut hoch. Rico beleidigte mich, indem er mir so eine Amateurin an die Seite stellte. So skeptisch ich den Dingern auch gegenüber stehe, in mir war plötzlich der Drang mein Handy zu checken, aber das lag ja in Bruchstücken vor der Bücherei.

Also setzte ich mich auf das Bett und hing noch eine Weile meinen Gedanken nach. Ich hatte nicht das Bedürfnis Molly zu „wecken“, nur weil ich Gesellschaft wollte, und Sorgen hatte. Da wäre mir Kristie viel lieber, fiel mir auf. Mit ihr, hatte ich mich nicht so einsam Gefühlt, selbst, wenn wir nachts auch nicht viel geredet hatten. Das Mädchen hatte trotz allem immer einen guten Schlaf. Ungeduldig wartete ich ab, bis Mollys Handywecker um halb sechs klingelte. Um sechs sollten wir alle wieder bei Rico auf der Matte stehen und die Suche fortsetzen. „Ich brauche ein Handy“, sagte ich drängend. „Ich bin mir sicher, dass sie

versuchen wird mich zu kontaktieren.“ „Ja, ist ja gut“, keifte Rico. Ich sah ihm an, dass er genauso wenig geschlafen hatte wie ich. Aber ob nun aus Sorge um Kristie oder nur Sorge um seine Pläne, konnte ich nicht sagen. Vermutlich war es genau so eine Mischung aus Beidem, wie bei mir. Er drückte mir ein paar Scheine in die Hand. Ich zog eine Augenbraue in die Höhe. „Was für eins soll ich mir bitte davon kaufen?“ Er sah mich wütend an, nach dem Motto: „Jetzt auch noch wählerisch werden.“ Aber ich erinnerte ihn daran, dass es seine Freundin war, die es mir kaputt

gemacht hatte. Er gab mir weitere Scheine. Gut, das Neuste vom Neusten, war jetzt nicht drin, aber es reichte für ein passables Smartphone. Problem war nur, dass die Technikgeschäfte erst um 10 Uhr öffneten. Und bis dahin sollten wir uns zumindest noch etwas nützlich machen. Ich hätte lieber gemütlich einen Kaffee getrunken, denn ich wusste ehrlich gesagt nicht was wir noch tun könnten, außer Marius zu beschatten, aber das durfte ich ja nicht sagen, um meiner eigenen Sicherheit willen. Wir fuhren motivationslos umher und hielten einfach die Augen offen. Unser Dreiergespannt war nicht mehr das Selbe,

denn Shila wurde durch einen Schrank namens Angus ersetzt. Ich genoss den Gedanken, dass sie unter Ricos Aufsicht bleiben musste, wie eine nicht Zurechnungsfähige. Diese Demütigung und seine Launen hatte sie mehr als verdient. Natürlich fanden wir nichts, aber, gegen 10 Uhr waren wir leider irgendwo gelandet, wo es keine Technikläden gab. So kam ich erst um 11 Uhr zu meinem Handy. Ich legte sofort die Sim ein, und tatsächlich ging alsbald eine SMS von meiner Kleinen ein. Ich überlegte einen Moment, sagte dann aber triumphierend: „Ich weiß, wo Kristie

ist.“ Hastig rief Molly Rico an. Dieser war nicht weit weg von uns. Und so fuhren wir als geschlossene Kolonne in die Richtung, die Kristie mir beschrieben hatte. Das heißt, mit der Beschreibung „bei der Brücke am Wald“ konnte keiner so richtig was Anfangen. Ich war die einzige die sich etwas Auskannte, aber eher im städtischen Bereich. Laut Karte gab es zwei Brücken, die an einen Wald Grenzten. Wir fuhren erst zu der einen, natürlich die Falsche. Weit und breit niemand zu sehen, bis auf ein paar Rehe, über deren Anblick ich mich normalerweise gefreut hätte. Auf dem Weg zur zweiten Brücke

bemerkten wir, wie ein Polizeiwagen in die selbe Richtung fuhr. Der Verdacht lag nahe, dass er das gleiche Ziel hatte, wie wir. Ich lachte bitter auf. Die hatten Kristie im Gegensatz zu uns ohne Wegbeschreibung gefunden. Wir parkten also etwas weiter weg und gingen zu Fuß zur Brücke um uns im Hintergrund halten zu können. Tatsächlich war niemand von uns besonders scharf darauf, näheren Kontakt zu den Bullen zu haben. Jeder hatte seine Vorgeschichte, und das Gestern war ja eher aus reiner Not heraus gewesen. Wir konnten die Stelle, an der nun sowohl Polizei als auch Streuner versammelt waren von der anderen Seite

der Brücke aus einsehen. Ich teilte den anderen mit, dass ich mich als Spaziergängerin ausgeben und einfach mal Freundlich fragen, oder dezent im Vorbeigehen, lauschen würde. Rico schüttelte den Kopf, doch bevor er was sagen konnte sagte ich auch schon: „Ich werde schon nicht abhauen. Außerdem, wenn Kristie da ist, wird sie mich am ehesten sehen wollen. Und wenn wir Hilfe brauchen werde ich euch rüber winken.“ „Okay“, meinte Rico störrisch. „Versuch dein Glück.“ Ich überquerte die Brücke und näherte mich vorsichtig dem Geschehen. Von

weitem konnte ich sehen, dass der Kerl von gestern schon mal nicht dabei war. Zumindest etwas Glück. Ich denke mal normale Passanten würden nicht direkt hingehen und nachfragen. Sie blieben höchstens stehen um zu gaffen. Ich versuchte als möglichst auffällig, aber gespielt unauffällig vorbei zu gehen. Die Rechnung ging auf. „Hey, Sie!“, rief mir ein Polizist hinterher. Ich drehte mich um und versuchte ein unsicheres Lächeln. „Kann ich helfen“, fragte ich. „Ich hoffe doch, alles ist in Ordnung, wissen sie ich gehe hier jeden Morgen lang und…“ Mein geplappert sollte unsicher wirken. Väterlich beruhigend sagte der Kerl:

„Sehr gut, dann können Sie uns doch sicher sagen, ob sie diese Person hier, schon mal gesehen haben.“ Er zeigte mir eine schwarz-weiß Aufnahme, ausgeschnitten aus dem Video einer Überwachungskamera vermutlich. Es zeigte Kristie. Ich schluckte. „Bedaure“, sagte ich knapp und fast eine Spur zu kühl, dafür, dass ich hier die Unsichere mimte. Resigniert schaute der Polizist das Bild selber an, er schien es nicht bemerkt zu haben. „Wenn Ihnen dazu doch was einfällt, melden Sie sich bitte bei uns.“ Ich nickte und ging weiter meines Weges, denn direkt umkehren wäre

auffällig gewesen. Als ich hinter ein paar Bäumen verschwunden war, rief ich Rico an. „Sie ist nicht hier. Sie muss Wind bekommen haben, dass man sie hier sucht.“ „Verdammt“, sagte er nur. Ich musste einen weiten Umweg gehen, um wieder zu den Anderen zu gelangen. „Was machen wir nun“, fragte Rico betrübt. Seine Stimme klang so resigniert, dass ich befürchtete er wolle aufgeben. Ich packte ihn am Kragen. „Hör mal, wir wissen jetzt, dass sie wirklich hier ist. Und, dass wir schnell sein müssen, weil nicht nur wir sie suchen. Und ich wette, sie ist auf dem

Weg zu… zu Jen. Und das bedeutet sie ist in Gefahr. Also los!“

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Über den Autor

Zeilenwurm
Bin 26 Jahre jung und schreibe sehr gerne Geschichten (Kurz Geschichten).
Sehr angetan haben es mir Erotik Geschichten.
Bin aber auch ein sehr großer Fan von Horror und Thriller Geschichten.

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sugarlady Gefällt mir sehr gut.
Macht Spaß, dein Buch zu lesen.
L.G. Andrea
Vor langer Zeit - Antworten
currywurschT Ich habe zwar erst 2 Kapitel gelesen, aber die fand ich sehr gut. Die Geschichte verspricht spannend zu sein und zu bleiben. Dein Stil gefällt mir auch gut, fand aber den Einstieg insgesamt sehr rasch. Hat mich ein wenig überrumpelt so schnell voranzuschreiten.
Vor langer Zeit - Antworten
Zeilenwurm Vielen lieben dank für dein Kommentar CurrywurschT,
vielen dank für dein positives feedback und auch deine Kritik nehme ich mir gerne zu herzen
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