Forumbattle 63 Erinnerungssplittertorte
Titelbild von Pixabay
Vorgabeworte
- Engelszungen
- Meerjungfrau
- Rätselhaft
- Troll
- Regenbogen
- Lichtgestalt
- bezaubernd
- Seepferdchen
- Herzrasen
- Waldlichtung
- Sternschnuppe
- Sonnenaufgang
Es war wie zu einer anderen Zeit, in einem anderen Leben, als sie noch an den Zauber von Märchen glaubte. Das war lange vorbei.
Doch jetzt, hier, inmitten dieser Waldlichtung, sah sie diese kleinen Lichtgestalten.
Glühwürmchen?
Nein, Feen tanzten in der Luft. Zarte, handgroße Mädchen mit Flügeln, wie von Libellen, umgeben von einem magischen Leuchten.
Sie konnte es kaum glauben.
Sollte tatsächlich doch alles wahr sein?
Gebannt und voller Neugier beobachtete sie das schöne Spiel. Doch sah sie nicht das finstere Funkeln in ihren Augen.
Ein Regenbogen erschien, wie aus dem
Nichts. Sein Ende berührte die Lichtung. Die Feen flatterten ihn hinauf.
»Na los. Komm! Folge uns«, hörte sie eine zarte Stimme.
Es war bezaubernd und rätselhaft zugleich. Entgegen jeden besserem Wissens konnte sie den Regenbogen berühren, darauf laufen. Wie ein Weg in eine andere Welt. Sie stieg den Regenbogen hinauf. Neugierig, was sie auf der anderen Seite erwarten würde, rutschte sie den Bogen hinunter.
Einfach unglaublich. Dann stimmen die Geschichten also.
Dann sollte nun endlich ihr Traum wahr werden. Vor Aufregung und freudiger Erwartung bekam sie Herzrasen.
Hoffnung.
Sie würde endlich die Einhörner sehen. Die Geschichten besagten, dass diese scheuen Wesen auf der anderen Seite des Regebogens lebten und über diesen hinweg ritten, um die unschuldigen Kinder zu besuchen.
Sie hatte immer davon geträumt, ein Einhorn zu sehen. Doch zu ihr war niemals eines gekommen. Und mit dem Verlust an den Glauben von Zauber und Magie, verlor sie auch ihre Unschuld.
Voller Freude betrachtete sie diesen wunderbaren Wald um sich herum. Sog alles in sich auf. Das satte Grün. Den einzigartigen Duft.
Sie blickte umher, in der Hoffnung, die
Einhörner zu finden. Doch sie blieben verborgen.
Enttäuschung.
Doch nur ein Mythos?
Stattdessen erhaschten zwei tiefe, laute Stimmen ihre Aufmerksamkeit. Sie folgte ihnen, versuchte, dem Gespräch zu folgen, in dem es ums Essen ging.
»Aber am besten schmeckt immer noch Mensch.«
Sie blieb stehen. Versteckt in einem Busch sah sie, wer diese Worte von sich gegeben hatte. Ein Wesen, groß, schwer, unförmig und mit einer überaus hässlichen Fratze, von grauer Haut überzogen.
Der Andere war noch größer, jedoch ähnlich
eines bärtigen Mannes: Ein Riese. »Ihr Trolle habt einen seltsamen Geschmack.«
Sie wich zurück. Sie hatte Angst, entdeckt zu werden. Wer wusste schon, was sie alles sehen, hören oder riechen konnten.
Sie lief blind durch den immer dichter werdenden Wald. Zwielicht und bald darauf die Dunkelheit der Nacht, erschwerten ihren Weg, von dem sie nicht wusste, wohin sie ihn fortsetzten, sollte.
Nun war sie hier, auf der anderen Seite des Regenbogens. Ganz allein und weit weg von Zuhause.
Was in ihrer Erinnerung über die Geschichten eine Welt voller heller Magie und zauberhafter Wesen sein sollte, entpuppte sich als sehr
gefährlich .
Sie musste hier weg. Aber wie sollte sie zurück kommen. Regenbögen existieren Nachts nicht.
Was ist das? Vielleicht doch noch etwas Gutes und Schönes, an diesem seltsamen Ort?
Sie hörte erneut Stimmen. Ein Gesang, so Glockenhell und klar, als entstamme er den Engelszungen höchst selbst. Es zog sie magisch an. Sie konnte sich kaum dagegen wehren. Fast willenlos folgte sie.
War sie schließlich schon hier verloren, schlimmer könnte es nicht mehr werden. Und doch huschte der Wunsch, nach einem sicheren Heimweg über ihre Lippen, als
sie eine Sternschnuppe erblickte.
Sie folgte weiter dem schönen Gesang, willenlos, nicht auf den Weg achtend, bis sie den Boden unter den Füßen verlor.
Kalte Nässe umfing sie. Sie rang nach Atem, der ihr unmöglicherweise gewährt wurde.
Hier ist alles anders.
Der Sog zog sie immer tiefer hinunter, bis sie die Quelle des Gesangs erblickte. Eine Meerjungfrau mit wallend rotem Haar und grünlicher Flosse sang, umtanzt von einigen Seepferdchen.
Sie lauschte dem Lied unter dem Meer und freute sich, doch noch ein gutartiges Wesen in dieser Zauberwelt gefunden zu
haben. Aber als die Meerjungfrau sie erblickte, wusste sie, dass sie sich getäuscht hatte. Instinktiv schwamm sie wieder nach oben. Mit schnellen Flossenschlägen kam die Meerjungfrau hinter ihr her, die Reißzähne gebleckt. »Gib mir deine Beine! Ich will ein Mensch sein, damit ich zu meinem Prinzen kann.«
Stechende Schmerzen unterhalb ihrer Hüfte. Blut färbte das Wasser um sie herum. Sie schrie. Der Ohnmacht nahe, erblicke sie ein rot-oranges Licht.
Im Licht des Sonnenaufgangs erwachte sie, wild um sich schlagend, auf der Picknickdecke, inmitten einer Waldlichtung. Sie befühlte ihre Beine - sie
waren noch da. Sie sah sich um.
Ich muss eingeschlafen sein. Das war nur ein Traum.