Lieber Hermann
Zuerst möchte ich mich entschuldigen, dass ich so lange Zeit nichts von mir hören ließ!
Es ist immer so eine Sache – entweder ist die Zeit dazu schlecht, oder ich denke erst dran, wenn’s zu spät dafür ist. Vergessen habe ich dich nicht! Schließlich schreibe ich dir nun endlich …
Ja, mir geht’s gut! Danke der Nachfrage!
Zu deinem Wunsch, wieder mal eine nackte Kehrseite zu verhauen …, naja, dann schalte doch eine Anzeige. Internet hast du, vielleicht klappt es ja auf diesem Wege. Schreiben ist für dich schwer – ich könnte dir darin behilflich sein. Aber reden kannst du besser! Schließlich trägst du das EngelszunGEN in dir, durch welches du rein hypothetisch einen schlecht illuminierten, aber gut betreppten Aufgang in einen Sonnenaufgang verwandeln könntest. Rein theoretisch natürlich. Ich denke, diejenige, welche du suchst, wird das erkennen und du hast wieder einmal die Möglichkeit, nicht nur deiner Stimme Nachdruck zu verleihen, sondern auch dem, wonach dir wunschgemäß ist:
Also, beispielsweise, leicht und fluffig wie ein Fliegenwedel, spannend feucht wie die Sehne vom Regenbogen, hart und unnachgiebig wie ein lüsternes Seepferdchen eine Meerjungfrau zu koitieren sucht …
Oder du trollst deinen Hintern vor den Aufgang (Sorry für den Ausdruck) und siehst, ob es real eine Möglichkeit gibt. Ich kann dir da nicht weiterhelfen, das musst du schon allein bewerkstelligen. So, wie du es am besten kannst, denn ich weiß ja inzwischen, dass du dazu zwar in der Lage bist, allerdings nicht so leicht wie manch Normalsterblicher. Nicht verzweifeln, mein Lieber! Ich denke, dass die Welt vor zwölf Jahren noch anders aussah. Weißt du noch?
Du hast mir so schön den Staub aus den Flusen gekloppt, sodass ich meinte, im siebenten Stern zu schweben … (Ja, ich weiß, dir wäre in dem Fall der Sternschnuppe).
Deine Art und Weise – das WIE – das ist entscheidend! Und der Rhythmus. Nicht zu schnell, ab und an mal eine Pause, sporadische Spielzeugwechsel – all das ist es, was dich in der „Bearbeitung“ positiv auszeichnet! Das war damals so und wird es wohl auch heutzutage auch sein. Warum sollte sich etwas ändern?
Ob ich nun lag oder hing – es war immer schön mit dir … schön von dir …
Ach Mist … jetzt bin ich in der Stimmung,
direkt meiner Rätselhaft zu entfliehen und dich zu besuchen. Und nur aus dem Grund, mich von dir wieder mal gehörig durchklopfen zu lassen.
Ja, ja, ich weiß, du suchst eigentlich was anderes. Aber hey – wo man nichts kriegt, nimmt man eben, was kommt. Das ist wie beim Rasenmähen. Du kannst das Gras plattmachen, oder aus einer Laune heraus etwas so stehen lassen, dass es wie ein Herz von oben aussieht. Das wäre dann ein Herzrasen. Du hast immer mehrere Möglichkeiten. Du kannst das Gras nämlich auch so kurz abmähen, dass du den Garten eigentlich auch gleich umpflügen könntest. Das macht nebenan immer der Bezaubernd.
Er wird so genannt, weil bei seinem Rasenmähstil die Luft nicht nach Wiese duftet, sondern vor Staub vibriert. Natürlich könnte der bezaubernde Bernd die Mähstufe des Rasenmähers auch höher stellen, aber – er nutzt eben seine eigene Möglichkeit, eben die – die ihm am besten gefällt. So sieht sein Rasen zwar flach aus, aber er braucht ihn erst wieder in vier Wochen zu mähen, falls vereinzelte Halme sich trauen zu wachsen.
Ach, Hermann, … ich würde dir Klärchen vom Himmel holen und das Lichtgestalten, nur um deine gedrückte Stimmung atmosphärisch aufbessern zu können, aber mitnichten … sitze ich weit entfernt und kann dir nur mit gedachten Gedanken gedanklich gedenken.
Das ist wie auf einer Waldlichtung, wo du umgeben von Dickicht verzweifelt einen Ausweg suchst. Du musst dir schon einen Weg (Achtung – Wortspiel!) durchhauen, damit du dorthin gelangst, wohin dich dein Wunsch zu tragen sucht.
Es ist mir jedenfalls ein Vergnügen, dir diesen Brief zu schreiben und ich hoffe, dass du ebenfalls Genuss daran trägst, ihn zu entziffern, auf dass du weißt, dass ich dich nicht vergesse.
Liebe Grüße von deinem hinten ziemlich angestaubten Freund