Kapitel 29
Ich ging aus dem Schlafsaal, durch die Gänge und Treppenhäuser, bis ich auf der Krankenstation angekommen war. Ich spürte Zecke´s und Smoke´s Anwesenheit und trat in den Raum. „Ah, da bist du ja“, meinte Zecke und drehte sich zu mir um. „Soll ich dir mit den Kontaktlinsen helfen?“, fragte Smoke, doch ich schüttelte den Kopf. Es war zwar schön wieder sehen zu können, aber beim Kämpfen wären sie wohl zu verwirrend und würden mich nur ablenken. Deshalb beschloss ich wie gewohnt im Dunkeln zu kämpfen. Die Beiden akzeptierten meine Entscheidung
und ich folgte Zecke nach draußen und durch Lost District, bis wir in eine große Halle traten. Drinnen befanden sich bereits um die 20 bis 30 Personen, Frauen und Männer gemischt, letztere waren jedoch in der Überzahl. „Hey Leute. Chaos hier wird heute das Training leiten. Er hat ein paar verdammt gute Skills“, erklärte Zecke den Anderen, von denen ein einwilligendes Brummen zurück kam. „Ok, wir beginnen mit einer Aufwärmphase und gehen dann in einen Kraftteil über, damit ich weiß wie weit ihr seid, Dann geht es zu zweit weiter mit dem Technikteil. Gibt es Fragen“, erklärte ich mein weiteres Vorgehen.
Jemand hob die Hand: „ Wenn wir zu zweit arbeiten, sind wir dann an den Pratzen oder am Sandsack?“ „Keins von beiden. Ich gehe davon aus, dass ihr ausgerüstet seid, also kämpft ihr mit 60% eurer Kraft mit eurem Partner. Sonst taugt das ganze nichts“, antwortete ich. Der andere nickte, ein Raunen ging durch die Gruppe. „Wer das nicht will sagt mir das bitte und wir finden ´ne Alternative oder er oder sie muss ein anderes Mal wiederkommen“, ergänzte ich. Kurz nach dieser Aussage verließen einige Wenige die Trainingsfläche. „Wir fangen an mit 10 Minuten Seilspringen. Springt langsam, ihr seid immer hin noch kalt und
versucht nach Möglichkeit durchgehend zu springen. Teilt euch eure Kraft und Ausdauer also gut ein“, erklärte ich.
Ich setzte einen Timer und eine Digitaluhr begann die 10 Minuten herunter zu zählen und wir begannen zu springen. Ich bemerkte, dass einige offenbar nicht zugehört hatten, denn sie sprangen so schnell sie konnten und begannen nach kurzer Zeit zu schwächeln oder hörten ganz auf zu springen. „Nicht aufhören! Springt lieber langsam, aber dafür durchgehend. Ihr sollt hier niemanden etwas beweisen“, wies ich die jeweiligen Personen an. Der Rest schlug sich ganz
gut.
Nach den 10 Minuten stützten sich einige auf ihre Knie, andere schienen konditionell besser zu ein. „Gut, wir machen eine Minute Pause, dann geht es weiter mit dem Kraftteil.“ Sie gingen alle an den Rand, wo die Wasserflaschen standen und Zecke reichte mir eine, von der ich einen Schluck nahm und sie dann wieder zur Seite stellte. „Während ihr trinkt werde ich die nächste Aufgabe erklären: Jeder sucht sich gleich einen Partner, wer keinen hat kommt zu mir. Ihr geht voreinander in Liegestützstellung und führt gleichzeitig einen Liegestütz aus. Wenn ihr beide wieder oben seid klatscht ihr diagonal
ab. Dann wieder ein Liegestütz und mit der anderen Hand abklatschen. Das 2 Minuten lang. Dann 2 Minuten Situps. Dabei könnt ihr die Füße miteinander verhaken oder auch nicht. Wichtig: Ihr streckt euch so weit wie möglich nach hinten, wenn ihr unten seid und kommt dann so weit hoch, dass ihr miteinander abklatschen könnt. Zum Schluss 1 Minute Superman. Heißt: auf dem Bauch liegen, Knie vom Boden, Arme nach vorn und dann von links nach rechts und wieder zurück schwenken und dabei diagonal abklatschen.“ Ich sah in die Runde und stellte fest, dass niemand eine Frage zu haben schien. Jeder fand einen Partner und die erste Aufgabe
begann. Es war durchaus interessant zu sehen, wie unterschiedlich fit diese Menschen waren, aber sie alle hatten den Ehrgeiz die Aufgabe zu beenden.
Nach dieser Aufgabe gab es eine Pause von 2 Minuten. Dabei war auch die Zeit zum Ausrüsten bereits eingeplant.
Ich begann mit einer der Basiskombinationen: ein Jep, eine Rechte und ein linker Harken. Dabei erklärte ich wie wichtig es sei, die Hüfte einzudrehen, denn von dort kam die eigentliche Kraft. Ich zeigte die Technik mit Zecke und dann wie der Partner blocken sollte. Dann ließ ich sie trainieren und ging herum, um den einen oder anderen Tipps zu geben. Dabei fiel
mir auf, dass beinahe niemand die Hüfte eindrehte.
Nach drei Minuten wechselten sie die Aufgaben. Der zuvor geschlagen hatte blocke nun und anders herum. Ich gab wieder Tipps. Dann nach weiteren drei Minuten führte ich die Kombination weiter. „Was passiert, wenn ich nun den Harken schlage, der andere aber ausweicht?“, fragte ich in die Runde. „Man würde reinfallen“, antwortete ein Mädchen. „Genau, aber das darf euch nicht passieren, also müsst ihr reagieren“, erklärte ich und simulierte erst das rein fallen in Slowmotion und dann die richtige Lösung: eine gedrehte Backfist. Dabei nutze man die Kraft des
Harkens um sich weitere 270° zudrehen und den Gegner mit dem Handrücken an der Schläfe zu treffen. Dazu zeigte ich auch den passenden Block. Wieder 6 Minuten Übungszeit und Korrektur.
Danach ging ich über zu den Beintechniken. Um genauer zu sein dem sogenannten Lowkick. Ich erklärte wie das Standbein eingedreht werden musste, um die Gelenke zu schonen und tatsächlich die meiste Kraft beim Gegner zu entladen. Außerdem die Haltung der Hände um Schwung zu holen und das eigene Gesicht zu schützen, den Einsatz der Hüfte und die Schwerpunkt Verlagerung. Danach hatte jeder 5 Minuten Zeit die Theorie in
Praxis um zu setzten, was allerdings nicht jedem gelang. Viele waren nicht in der Lange, das Standbein weitgenug einzudrehen, was auf zu wenig Flexibilität zurück zu führen war. Das konnte aber nicht in 5 Minuten behoben werden.
„Nun gehen wir einen Schritt weiter. Ich ziele mit einem Lowkick auf die Milz meines Gegners, aber er hält mein Bein fest. Das schlimmste, was passieren kann ist, dass er mir das Bein wegzieht und mich aus dem Gleichgewicht bringt“, erklärte ich während ich die Situation gleichzeitig mit Zecke simulierte. „Um das zu vermeiden, müsst ihr wie eben mit dem Harken,
immer einen Plan B haben.“ Ich
Führte wieder einen Tritt in Slowmotion aus und Zecke hielt mein Bein wieder fest. „Jetzt nutzt ihr nämlich die Tatsache, dass er euch festhält. Ihr verlagert euer gesamtes Gewicht auf seinen Hüftknochen und drückt euch vom Boden ab.“ Auch das simulierte ich. Als Resultat schien es, als würde Zecke mich tragen. Ich erklärt, dass sie nun sich so schwer wie möglich machen sollten und einen Ellenbogenstoß von oben nach unten auf den Kopf ausführen sollten. „Führt diese Attacke im Training aber nicht ganz nur, sonst hat Smoke heute so viel zu tun“, meinte ich und hatte die Lacher auf
meiner Seite. Dennoch hatte jeder die Botschaft verstanden und es gab keine Verletzten. „Das Dehnen überlasse ich jedem selbst. Ich kann euch aber nur raten es zu tun, sonst schränkt ihr euch selbst unnötig ein“, erklärte ich am Ende des Trainings. Einige berücksichtigten den Rat, andere nicht. Zecke und ich dehnten uns für ca. 10 Minuten, dann meinte er:“ Sag mal, hast du Lust in einer der Hotsprings zu baden? Das wäre glaube ich echt gut für die Muskeln nach so einem anstrengenden Training.“ Ich nickte: „Klar gerne. Ich war noch nie bei einer Hotspring. Ist das wirklich so ein großes altes Badehaus?“ Zecke grinste und
erzählte mir, wie der alte Mann das Badehaus und den gesamten Bereich darum für psychedelic Anarchy erobert hatte, während wir uns auf den Weg machten.