stör die hühner nicht
Eine Freundin ist für mich immer eine Freundin. Eine meiner Freundinnen hat einen Bauern geheiratet und lebt seitdem glücklich mit ihm auf einem Bauernhof.
Ich bewundere sie deshalb sehr. Ich als Stadtkind könnte das nicht. Sie schon - und es macht ihr Freude. Besser geht es nicht.
Wenn es die Zeit erlaubt, treffen wir uns und reden gern über vergangene Zeiten. Wir haben uns in der Ausbildung kennengelernt. Eine wunderbare Zeit. Wir wohnten in der Ausbildungsstätte.
Unsere Zimmer lagen nebeneinander und so unternahmen wir natürlich vieles gemeinsam. Zwei 16-Jährige lebenshungrige Teenager. Die beste Zeit. Sage ich heute noch. Die unbeschwerteste Zeit. Was kostet die Welt?
Es war wieder soweit. Wir trafen uns bei mir. Mädeabend. Nach zwei Glas Sekt fiel meiner zarten, nur 1,60 m großen Freundin die Sache mit den Hühnern ein.
"Hab ich dir von meinen Hühnern erzählt?"
"Ne, noch nicht", antwortete ich.
"Wenn man die Eier aus den Hühnernestern holt, muss man ganz leise sein und sich vorsichtig bewegen. Wusstest du das?"
"Ich bin Stadtkind. Ich weiß das nicht."
"Ist so. Jedenfalls bin ich in den Stall geschlichen mit meinem Körbchen und hab die Eier vorsichtig aus den Nestern genommen. Plötzlich packte mich jemand am Hosenbund und zog mich hoch. Ich hab einen solchen Schrecken bekommen und laut geschrien. Hühner mögen das nicht. Mein Korb flog durch die Luft und die aufgeschreckten Hühner dann auch.
Ein lautes Geschnatter war das".
"Ja, und dann? Was war los?", fragte ich erschrocken?"
"Das Fenster zum Stall stand offen und eines unserer Pferde hatte mich durch das Fenster am Hosenbund hochgezogen. Durch mein Schreien hat es mich wieder fallenlassen und war angstvoll über die Weide gerast. Mein Mann musste das aufgescheuchte Pferd mühselig einfangen und beruhigen."
"Na, das ist ja dann noch mal gutgegangen".
"Ja,eigentlich schon. Nur Eier gab es an dem Tag nicht. Hühner mögen so einen Lärm einfach nicht. Mein Eindruck."
"Dein Mann war ja Held an dem Tag. Ein durchgegangenes Pferd einzufangen ist bestimmt nicht so leicht".
"Mein Mann kann das. Er ist immer mein Held". Mit glitzernden Augen sah mich meine liebe Freundin an.
"Das begießen wir jetzt mal mit einem Glas Sekt". Gutgelaunt goß ich den Sekt in meine besten Gläser.
"Ich kann auch ohne Alkohol gute Laune haben".
"Süße, darum geht es doch gar nicht. Das kann ich auch. Aber - man kann auch mal auf Nummer Sicher gehen".
Lachend tranken wir unser Glas Sekt. Auf den Ehemann meiner Freundin. Nach 30 Jahren immer noch ihr Held.
"Ich habe gerade Jemanden kennengelernt", erzählte ich meiner Freundin und in meinen Augen war bestimmt in diesem Mometn ein ganz besonderer Glanz.
"Oh, wolltest du nicht Single bleiben, frei sein bis in alle Ewigkeiten?" Lachend sah mich meine Freundin an.
"Manchmal haut einem das Schicksal einfach von den Socken", erwiderte ich schmunzelnd.
"Auf die Männer, die wir lieben".
"Auf die Männer, die uns lieben. Prost auf meine Freundin".
Lächelnd sah sie mich an. "Haben wir nicht Glück?"
Ich nickte. Das haben wir wirklich. Das
Glück kommt oft einfach so zur Tür herein. In meinem Fall durch die Tür eines Tanzsalon. Im Fall meiner Freundin durch die Tür auf einer Feier bei gemeinsamen Freunden.
Was lehrt das? Man muss vor die Tür gehen. Kann gut sein, dass das Glück dann einfach so auf dich wartet.
>